Manche Werkstatt für Behinderte (WfB) scheint sich immer mehr zu einer Kopie des nach Gewinn strebenden industriellen Betriebes zu entwickeln. Ist die sozialpädagogische Förderung dabei noch gewährleistet? Behinderteninstitutionen befinden sich ja aufgrund der immer spärlicher fliessenden Subventionen in einem echten Dilemma; sollen sie doch einerseits einen immer grösser werdenden Teil ihrer Kosten selber tragen, andererseits sind sie gezwungen, ein aufwändiges und professionelles Qualitätsystem in der Betreuung zu gewährleisten. Der grosse wirtschafts- und sozialpolitische Wandel der Gesellschaft wirkt direkt und indirekt auf Arbeitschancen und Lebensqualität behinderter Menschen. Wie soll nun eine WfB mit ihren begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen diese neuen Ansprüche auf einen gemeinsamen Nenner bringen? Wie kann man pädagogische Überlegungen mit dem Streben nach mehr Rentabilität in Einklang bringen? Brauchen Menschen mit einer Behinderung vielleicht gar keine so intensive Begleitung und Förderung? Sind sie gar zufrieden mit ihrer einfachen, oft monotonen Arbeit? Mit der vorliegenden Arbeit wird versucht, anhand von Erkenntnissen aus Psychologie, Sozialpädagogik und Werkstattpraxis die Frage des Förderungsanspruches auszuleuchten. Es wird aufgezeigt, mit welchen Mitteln es möglich ist, Menschen am geschützten Arbeitsplatz trotz Produktions- und Termindruck zu motivieren und zu fördern, um damit sowohl die sozialpädagogischen, als auch die unumgänglichen wirtschaftlichen Ansprüche im eng gesteckten Handlungsrahmen der leistungsorientierten Werkstatt abdecken zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Meine Motivation zu diesem Thema
- 1.2 Fragestellung dieser Arbeit
- 1.3 Das Ziel dieser Arbeit
- 1.4 Angewendete Mittel und Methoden
- 1.5 Vorstellung von Institution und eigenem Arbeitsplatz
- 2. Die Werkstatt für Behinderte – Definition und Geschichte
- 2.1 Definition und Aufgabe der WFB
- 2.2 Geschichtliche Entwicklung
- 2.3 Die WFB - 1950 bis heute
- 3. Die Bedeutung der Arbeit
- 3.1 Ökonomische Aspekte
- 3.2 Sozialpsychologische Aspekte
- 3.3 Was bedeutet Arbeit konkret für die Mitarbeiter meiner Gruppe?
- 3.4 Fazit
- 4. Theorie
- 4.1 Ein Blick auf die rechtliche Situation
- 4.2 Die Persönlichkeitstheorie von Carl Rogers
- 4.2.1 Die Selbstaktualisierung
- 4.2.2 Das Selbstkonzept
- 4.2.3 Die Wirkung des Selbstkonzeptes
- 4.2.4 Empathie, Wertschätzung, und Kongruenz
- 4.2.5 Persönliche Stellungnahme
- 4.3 Motivation
- 4.3.1 Die Motivationstheorie nach Abraham Maslow
- 4.3.2 Die Zweifaktorentheorie der Arbeitsmotivation von Frederick Herzberg
- 4.3.3 Vergleich und persönliche Stellungnahme zur Theorie von Maslow und Herzberg
- 4.3.4 Die Bedeutung der intrinsischen und extrinsischen Motivation
- 4.3.5 Handlungskompetenz
- 4.3.6 Schlussbemerkung
- 5. Die Praxis
- 5.1 Probleme und Chancen
- 5.2 Konkrete Fördermöglichkeiten am Beispiel unserer Werkstatt
- 5.2.1 Die Arbeitsplatzgestaltung
- 5.2.2 Die wertschätzende Haltung
- 5.2.3 Vom Fokus des Teilschrittes zur Gesamtübersicht
- 5.2.4 Selbst- und Mitbestimmung
- 5.2.5 Freiräume für Projekte nutzen
- 5.2.6 Zulassen und Fördern sozialer Interaktionen
- 5.2.7 Belohnungssystem
- 5.2.8 Förderplanung
- 5.2.9 Auftragswechsel
- 5.2.10 Persönliche Gespräche und Feedback
- 5.3 Heutiger Stand der Gruppe
- Der Stellenwert von Motivation und Handlungskompetenz für die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung
- Die Rolle der Werkstatt für Behinderte im Integrationsprozess und die Herausforderungen der Arbeitsintegration
- Die Anwendung verschiedener Motivationstheorien und ihre Relevanz für die Praxis
- Die Bedeutung von Selbstbestimmung, Wertschätzung und sozialer Interaktion in der Arbeitsumgebung
- Konkrete Fördermöglichkeiten zur Steigerung der Motivation und Handlungskompetenz in der Werkstatt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit beleuchtet die Bedeutung von Motivation und Handlungskompetenz bei Menschen mit Behinderung in einer produktionsorientierten Werkstatt für Behinderte. Sie setzt sich zum Ziel, das Bewusstsein für den sozialpädagogischen Förderanspruch dieser Menschen zu sensibilisieren und konkrete Möglichkeiten zur Steigerung von Arbeits- und Lebensqualität aufzuzeigen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Motivation und die Fragestellung der Arbeit. Das zweite Kapitel definiert die Werkstatt für Behinderte und beleuchtet deren historische Entwicklung. Im dritten Kapitel wird die Bedeutung der Arbeit für Menschen mit Behinderung aus ökonomischer und sozialpsychologischer Sicht betrachtet.
Kapitel 4 stellt verschiedene Theorien zur Persönlichkeit und Motivation vor. Das fünfte Kapitel widmet sich der Praxis und analysiert die Probleme und Chancen der Motivationssteigerung in der Werkstatt. Es werden konkrete Fördermöglichkeiten wie Arbeitsplatzgestaltung, wertschätzende Haltung und Selbstbestimmung vorgestellt.
Schlüsselwörter
Motivation, Handlungskompetenz, Werkstatt für Behinderte, Integration, Sozialpädagogik, Arbeitsintegration, Lebensqualität, Persönlichkeitstheorie, Motivationstheorie, Selbstbestimmung, Wertschätzung, sozialer Interaktion, Fördermöglichkeiten, Arbeitsplatzgestaltung.
- Quote paper
- Bertram Meisinger (Author), 2001, Möglichkeiten der Motivationsförderung bei Menschen mit Behinderung in der produktionsorientierten, geschützten Werkstatt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43356