Die Analyse der Subjektwerdung oder auch Subjektivation, die im Anton Reiser auf Grund seiner besonderen Erzählstruktur auf mehreren Ebenen vollzogen wird, soll in zwei Schritten erfolgen: Zuerst soll durch die Verwendung psychoanalytischer Theorien und Begriffen von Sigmund Freud und Jaques Lacan die Bildung der Psyche sowie die Entfremdung des Körpers verdeutlicht werden, um dann im zweiten Schritt zeigen zu können, wie auf der Basis psychischer Mechanismen der Körper in den Dienst bestimmter politischer, ökonomischer und sozialer Machtstrukturen gestellt wird - eine sozialhistorische Perspektive also, die sich an diverse Schriften und Termini des französischen Denkers Michel Foucault anlehnt.
Absicht ist es ebenfalls, aufzuzeigen, inwiefern bestimmte psychische und physische Funktionsweisen von Anton nicht etwa pathologisch sind, sondern Effekt einer sowohl psychischen als auch kulturellen Notwendigkeit. Auch wenn die Psychoanalyse und ein eher diskursanalytischer, sozialhistorischer Zugriff für gewöhnlich als konträr und unvereinbar gelten, so wird sich am Ende dieser Hausarbeit herausstellen, dass beide durch gewisse Parallelen miteinander verbunden sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Psyche - psychische Subjektivation
- 2.1. Das Spiegelstadium und das Ideal-Ich
- 2.2. Das Symbolische und das Über-Ich
- 2.3. Die Melancholie
- 3. Der Körper - physische Subjektivation
- 3.1. Der arbeitende Körper
- 3.2. Der disziplinierte Körper
- 3.3. Der zivilisierte Körper
- 3.4. Der gesunde Körper
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Subjektivation im Roman "Anton Reiser" von Karl Philipp Moritz. Ziel ist es, die Entstehung des Subjekts im Kontext des 18. Jahrhunderts anhand psychoanalytischer und sozialhistorischer Perspektiven zu beleuchten. Dabei wird der Prozess der Subjektwerdung sowohl auf der psychischen als auch auf der physischen Ebene analysiert.
- Die Entstehung der Psyche und die Rolle des Spiegelstadiums
- Die Entfremdung des Körpers und seine Instrumentalisierung durch Machtstrukturen
- Der Einfluss sozialer, ökonomischer und politischer Faktoren auf die Subjektivation
- Die Verbindung von psychoanalytischen und sozialhistorischen Perspektiven
- Die zeitlose Aktualität von "Anton Reiser" im Hinblick auf die Subjektwerdung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Subjektivation ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Entstehung des Subjekts im Roman "Anton Reiser" vor. Sie beleuchtet den ambivalenten Begriff des Subjekts, der sowohl „Zugrundeliegendes“ als auch „Unterworfenes“ bedeutet, und setzt ihn in Beziehung zu den Begriffen Individuum und Identität. Die Arbeit wird als eine Auseinandersetzung mit dem individuellen Dasein Antons Reiser vorgestellt und die methodische Herangehensweise, die psychoanalytische und sozialhistorische Perspektiven verbindet, skizziert. Die Herausforderung, Theorien des 20. Jahrhunderts auf einen Text des 18. Jahrhunderts anzuwenden, wird angesprochen.
2. Die Psyche - psychische Subjektivation: Dieses Kapitel widmet sich der psychischen Dimension der Subjektivation in "Anton Reiser". Es untersucht die Herausbildung der Psyche anhand psychoanalytischer Theorien von Freud und Lacan, wobei der Fokus auf dem Spiegelstadium und der Entstehung des Ich liegt. Die Analyse beleuchtet die Bedeutung des Spiegelbildes für die Überwindung der frühkindlichen Hilflosigkeit und die Konstitution des imaginären Ichs. Die damit verbundene Entfremdung des Körpers und das Bewusstsein des eigenen Körpers als beobachteter Körper werden diskutiert.
3. Der Körper - physische Subjektivation: Dieses Kapitel untersucht die physische Subjektivation in "Anton Reiser". Es analysiert, wie Antons Körper in den Dienst verschiedener Machtstrukturen gestellt wird. Der Ansatz stützt sich auf die sozialhistorische Perspektive Michel Foucaults und beleuchtet den arbeitenden, disziplinierten, zivilisierten und gesunden Körper. Das Kapitel untersucht, inwieweit Antons psychische und physische Funktionsweisen nicht als pathologisch, sondern als Effekt einer psychischen und kulturellen Notwendigkeit betrachtet werden können. Die Verbindung zwischen den psychoanalytischen und sozialhistorischen Perspektiven wird thematisiert.
Schlüsselwörter
Subjektivation, Anton Reiser, Karl Philipp Moritz, Psychoanalyse, Spiegelstadium, Körper, Machtstrukturen, Sozialgeschichte, Michel Foucault, Identität, Individuum, Selbstentfremdung.
Häufig gestellte Fragen zu "Anton Reiser" - Subjektivation im 18. Jahrhundert
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Entstehung des Subjekts im Roman "Anton Reiser" von Karl Philipp Moritz. Sie untersucht die Subjektivationsprozesse sowohl auf psychischer als auch auf physischer Ebene, indem sie psychoanalytische und sozialhistorische Perspektiven kombiniert.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verbindet psychoanalytische Theorien (Freud, Lacan) mit sozialhistorischen Ansätzen (Foucault), um die Subjektivation in "Anton Reiser" zu beleuchten. Die Herausforderung, Theorien des 20. Jahrhunderts auf einen Text des 18. Jahrhunderts anzuwenden, wird explizit thematisiert.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entstehung der Psyche (Spiegelstadium, Ideal-Ich, Über-Ich, Melancholie), die Entfremdung des Körpers und dessen Instrumentalisierung durch Machtstrukturen (arbeitender, disziplinierter, zivilisierter, gesunder Körper), den Einfluss sozialer, ökonomischer und politischer Faktoren auf die Subjektivation, sowie die Verbindung von psychoanalytischen und sozialhistorischen Perspektiven und die zeitlose Aktualität von "Anton Reiser" im Hinblick auf die Subjektwerdung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur psychischen Subjektivation (mit Unterkapiteln zum Spiegelstadium, dem Symbolischen und dem Über-Ich sowie zur Melancholie), ein Kapitel zur physischen Subjektivation (mit Unterkapiteln zum arbeitenden, disziplinierten, zivilisierten und gesunden Körper) und ein Fazit. Die Kapitelzusammenfassungen liefern einen detaillierten Überblick über den jeweiligen Inhalt.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind Subjektivation, Anton Reiser, Karl Philipp Moritz, Psychoanalyse, Spiegelstadium, Körper, Machtstrukturen, Sozialgeschichte, Michel Foucault, Identität, Individuum und Selbstentfremdung.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die Entstehung des Subjekts im Kontext des 18. Jahrhunderts anhand von "Anton Reiser" zu beleuchten und die ambivalenten Bedeutungen des Subjekts (zugrundeliegend und unterworfen) im Verhältnis zu Individuum und Identität zu diskutieren.
Welche Rolle spielt der Körper in der Analyse?
Der Körper wird als zentraler Aspekt der Subjektivation betrachtet. Die Analyse untersucht, wie Antons Körper in den Dienst verschiedener Machtstrukturen gestellt wird und wie seine psychischen und physischen Funktionsweisen als Effekt einer psychischen und kulturellen Notwendigkeit verstanden werden können.
Welche Rolle spielt die Psychoanalyse?
Die Psychoanalyse, insbesondere die Theorien von Freud und Lacan (Spiegelstadium, Ich-Entwicklung), dient als methodisches Werkzeug zur Analyse der psychischen Subjektivation in "Anton Reiser".
Welche Rolle spielt die Sozialgeschichte?
Die sozialhistorische Perspektive, insbesondere die Theorien von Michel Foucault (Machtstrukturen, Disziplinierung des Körpers), wird verwendet, um die physische Subjektivation und den Einfluss sozialer Faktoren auf die Subjektwerdung zu analysieren.
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- Maria Dschaak (Author), 2010, Psychische und physische Subjektivation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/433613