'Robinson Crusoe' und 'Die bewohnte Insel' im Vergleich


Hausarbeit, 2003

18 Seiten, Note: 2+


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Inselmodelle

II. Basissituation und Grundbedingungen
1. Robinson Crusoe - erster Einblick
2. Die bewohnte Insel im Vergleich

III. Selbstfindung bzw. Neubestimmung _ Überlebensstrategien _ Natur und Zivilisation _ Beziehung zu Gott und Robinsons Religiosität in Robinson Crusoe
1. Prozess der Selbstfindung bzw. Neubestimmung des gestrandeten Ich
2. Entwicklung von Überlebensstrategien
3. Verhältnis zu Natur und Zivilisation
4. Beziehung zu Gott und Robinsons Religiosität

IV. Die bewohnte Insel im Vergleich
1. Verhältnis zu Natur und Zivilisation
2. Prozess der Selbstfindung bzw. Neubestimmung des gestrandeten Ich

Abschließende Betrachtung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Inhalt dieser Arbeit soll eine Auseinandersetzung mit der Gattung Robinsonade auf der Grundlage von Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe sein . Zunächst werden die kennzeichnendsten Merkmale dieser Gattung anhand von Primär- und Sekundärliteratur herausgearbeitet und umrissen. Parallel wird ein weiteres Werk: „ Die bewohnte Insel “ der Gebrüder Arkadi und Boris Strugatzki auf die selben Kriterien hin untersucht und die Frage erörtert, ob und in wiefern dieser Roman Merkmale einer Robinsonade aufweist.

Weiterführende Faktoren wie Robinsonadengeschichte und -entwicklung, die politische Romandimension sowie eine Form- oder Stilanalyse der beiden Romane können im Rahmen dieser Arbeit leider nicht ausführlich behandelt werden.

I. Inselmodelle

Die Insel wird im Rahmen der Stoff- bzw. Motivgeschichte der Robinsonade von zwei gegensätzlichen Seiten dargestellt: als Asyl und Exil.

Das Modell Insel als Asyl bzw. Paradies zeichnet sich vor allem durch drei Kriterien aus: die Aufhebung der Zwänge, die Rückkehr zu einer natürlichen Lebensform (Natur versus Zivilisation) und schließlich ermöglicht der passende Rahmen unbegrenzte Reflexionsmöglichkeiten zum Zwecke der Umorientierung im individuell-privaten, sozialen, gesellschaftlichen und politischen Bereich.

Folglich beinhaltet dieses literarische Inselmodell Züge eines eskapistischen Ansatzes in Form der Flucht vor den Anforderungen der Realität in eine Illusionswelt bzw. Scheinwirklichkeit, oder anders ausgedrückt eine Utopie.

Das entgegen gesetzte Modell Insel als Exil weist vor allem die folgenden Merkmale auf: zum einen die Isolation und die daraus resultierende stark begrenzte Kommunikationsmöglichkeit, ferner das Ausgeliefertsein an Gott bzw. die Naturgewalten und schließlich die Funktion der Insel als geographisches sowie psychologisches Gefängnis, welche zu einer psycho-sozialen Destruktion des gestrandeten Individuums führen kann.[1]

Es folgt eine weiterführende Analyse auf der Basis der hier umrissenen Modelle und der ihnen zugeordneten Merkmale.

II. Basissituation und Grundbedingungen

1. Robinson Crusoe - erster Einblick

Als einziger der eingebürgerten Gattungsbegriffe ist der der "Robinsonade" von einem Eigennamen abgeleitet. Defoes Robinson Crusoe (1718) ist der Ausgangspunkt der Bezeichnung und enthält bereits die wesentliche Problematik dieses Begriffes in sich: die Überkreuzung mit anderen Romangattungen.

Der Schwerpunkt dieser ersten Robinsonade fällt auf das Insel-Dasein und auf die Spannung, die in der Bemühung, es zu meistern, liegt. Gleichzeitig kann Defoes Werk als die Geschichte vom verlorenen Sohn in Abenteuerform verstanden werden. Daher besitzt Defoes Robinsonade zunächst Züge eines Bekehrungsromans. Sie entspricht zweitens einem Abenteuer- und Reiseroman und ist mit Spannungsmomenten durchsetzt. Und schließlich ist sie eine Utopie und doch noch mehr; denn sie stellt eine besondere Art der Utopie des Von-vorne-Anfangens außerhalb der Kulturwelt dar. Außerdem spielt hier noch ein vorrousseauischer utopisch-pädagogischer Anteil mit rein.[2]

Aus alledem resultiert die Schwierigkeit, die Robinsonade von den eben genannten Romantypen sauber abzugrenzen. Bereits in der Form in der sie durch Defoe etabliert wird, enthält die Robinsonade Elemente aller dieser Gattungen.[3] Seit Defoe sind selbstverständlich neue Motive und Elemente Bestandteil der Robinsonaden-Gattung geworden. Diese Arbeit konzentriert sich dennoch auf die unmittelbar Defoes Roman entstammenden charakteristischen Gattungsmerkmale.

Als Schiffbrüchiger gelangt Robinson Crusoe auf „seine“ Insel, so wird der entscheidenden Robinsonadenteils -Inseldasein eines Schiffbrüchigen- eingeleitet. Das Motiv Schiffbruch ist der Auslöser sowie notwendige Voraussetzung für die weitere Inselsituation sowie diverse weitere Entwicklungen des Geschehens. Das hieraus resultierende Gefangensein auf der Insel ist ein wichtiger Baustein der Robinsonaden-Gattung.

Auf der symbolischen Ebene entspricht Schiffbruch einem Bruch mit allen überindividuellen und überempirischen Wirklichkeiten[4], sowie dem Bruch mit allen bisher gültigen gesellschaftlichen Normen. So hat beispielsweise Geld und Reichtum keine Bedeutung mehr für Robinson. „I had, as I hinted before, a parcel of money, as well gold as silver, about thixty-six pounds sterling. Alas! There the nasty, sorry, useless stuff lay; I had no manner of business for it” (RC 129)

Eine wichtige Voraussetzung für eine Robinsonade ist außerdem die „ insularische Abgeschlossenheit[5], d. h. Abgetrenntheit der „Insel-Welt“ von der Außenwelt. Die aus dieser insularischen Abgeschlossenheit resultierende Isolation ist ein bedeutender Robinsonaden-Motiv und stets relevant für die Geschehensentwicklung. Wie Robinson in seinen Niederschriften beschreibt, leidet er stark aufgrund seiner Isolation und Einsamkeit. „I have no soul to speak to, or relieve me.“ (RC 69) Diese Einsamkeit ist zunächst (kurz nach dem Beginn seines Insellebens) genau das Problem, mit dem er am wenigsten zurechtkommt. Auch in seiner „good-evil-list“ gelingt es Robinson nicht wirklich diesem einen entsprechenden mildernden Umstand gegenüberzustellen. Später hilft ihm die Entfaltung seiner Religiosität dieses Problem zu bewältigen.

2. Die bewohnte Insel im Vergleich

Nach dieser Einstiegsbetrachtung der robinsonadeneigenen Ausgangssituation in Robinson Crusoe, ist das zweite im Lichte der angeführten Kriterien zu untersuchende Werk einzubeziehen.

„Die bewohnte Insel“ der Gebrüder Strugatzki (1968) steht in der Gattungsreihe der modernen Sciencefiction Romane. Mitte 20 Jh. in Russland geschrieben, hat sie natürlich völlig andere sprachliche und kulturelle Hintergründe in sich aufgenommen als Defoes Robinson Crusoe. Dennoch wird hier der Robinson-Stoff thematisiert, wenn auch auf eine vollkommen eigene Art. Was ist also den beiden Büchern gemeinsam? Kann „Die bewohnte Insel“ in Anbetracht der zahlreichen Unterschiede überhaupt als Robinsonade betrachtet werden? Diese Fragestellungen sollen im Zentrum meiner weiteren Untersuchung stehen.[6]

[...]


[1] Vgl. http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_motiv/robinsonade/robin_3_2.htm

[2] Seit Rousseau findet sich das pädagogische Element in der Literatur verstärkt wieder, in Analogie zu dessen Erziehungsromanen. Aber auch bei Defoe ist die pädagogische Seite (Erziehung durch Vernunft und Natur) bereits vorhanden.

[3] Vgl. http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_motiv/robinsonade/robin_litwis_txt_1.htm

[4] (vgl. IV): Rittersberger, Der Schiffbruch, S. 36

[5] (vgl. 4.2): Fohrmann, Robinsonaden und Pseudorobinsonaden, S. 48

[6] Ich beziehe mich in meiner Arbeit vor allem den ersten Romanteil der bewohnten INsel „Robinson“, denn v.a. dieser besitzt schwerpunktmäßig Büzüge zu Robinson Crusoe.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
'Robinson Crusoe' und 'Die bewohnte Insel' im Vergleich
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Note
2+
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V43378
ISBN (eBook)
9783638411943
Dateigröße
594 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Robinson, Crusoe, Insel, Vergleich
Arbeit zitieren
Anna Perlina (Autor:in), 2003, 'Robinson Crusoe' und 'Die bewohnte Insel' im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43378

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