Die Epen Homers geben uns Kunde von einer Zeit, die sonst nur spärlich beschrieben wird. Die Dunklen Jahrhunderte sind äußerst quellenarm, da im Zuge der großen Katastrophe, die zum Untergang der mykenischen Kultur führte, die Kenntnisse der Schrift großflächig verloren gegangen waren. In seinen Epen stellte Homer eine gesellschaftliche Gruppe klar in den Mittelpunkt, den Adel. Diese Arbeit soll dazu dienen, diesen Teil der Gesellschaft etwas näher zu beleuchten. Aus wem setzte sich der Adel zusammen? Wer gehörte zum Adel und warum? Welche Vorstellungen zum Thema Tugend, Ehre und Moral bestimmten sein Denken und auch Handeln? Ferner werde ich auf das System der Gefolgsleute, der „Therapontes“ eingehen. Die Charakteristika dieses Systems werden erst ganz allgemein aufgezeigt und dann im speziellen am Beispiel des „Achilleus“ und des „Patroklos“ noch einmal in Homers Werk nachgewiesen.
Ferner werde ich kurz auf die Authentizität der Epen des Homer eingehen. Dabei werde ich untersuchen, ob und wenn ja, unter welcher Einschränkung, sie als Quellen für die Dunklen Jahrhunderte genutzt werden können.
Bei der Sichtung der Literatur bemerkte ich, daß die Dunklen Jahrhunderte bisher nur spärlich bearbeitet wurden. Neben den beiden Epen des Homer, die als Quellen jener Zeit kritisch bewertet werden müssen, existieren keine weiteren Quellen. Auch auf dem Gebiet der Sekundärliteratur ist dieser Bereich der griechischen Geschichte, im Gegensatz zu späteren Epochen z.B. dem Hellenismus, nur mäßig abgedeckt. Die vorhandene Literatur ist ferner nicht neuestem Datums.
Zwei Arbeiten waren mir von großem Nutzen, zum einen das Werk des Briten Oswyn Murray „ Das Frühe Griechenland“ und zum anderen die Arbeit des österreichischen Historikers Fritz Gschnitzer „Griechische Sozialgeschichte von der mykenischen bis zum Ausgang der klassischen Zeit“.
Diese beiden, wie ich finde, sehr gelungenen Werke wurden zur Grundlage meiner Arbeit.
Abschließend möchte ich noch erwähnen, daß diese Arbeit nach den Regeln der alten Rechtschreibung verfaßt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Homer als Quelle
- III. Der Adel in den Dunklen Jahrhunderten
- 1. Tugend-, Ehr- und Moralvorstellungen
- 2. Herkunft des Adels und seine Zusammensetzung
- 3. Die Macht des Adels
- 4. Der Begriff „Basileus“
- IV. Das „Therapontes“ System
- 1. Der Begriff „Therapontes“
- 2. Vergleich mit dem Pagensystem
- V. „Achilleus“ und „Patroklos“
- 1. Herkunft des „Patroklos“
- 2. Herkunft des „Achilleus“
- 3. Achilleus“ und „Patroklos“ vor Troja
- VI. Zusammenfassung
- VII. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Adel im frühen Griechenland während der Dunklen Jahrhunderte, basierend auf den Epen Homers. Ziel ist es, die Zusammensetzung des Adels, seine Machtstrukturen, seine moralischen und ethischen Vorstellungen sowie das Gefolgschaftssystem der „Therapontes“ zu untersuchen. Die Arbeit analysiert die historische Authentizität von Homers Epen als Quelle für diese Epoche.
- Der Adel im frühen Griechenland
- Tugend-, Ehr- und Moralvorstellungen des Adels
- Das „Therapontes“-System und seine Charakteristika
- Homer als historische Quelle: Authentizität und Grenzen
- Analyse von Achilleus und Patroklos im Kontext des Adels
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und benennt die Forschungslücke bezüglich der Dunklen Jahrhunderte, die durch den Verlust schriftlicher Quellen gekennzeichnet sind. Die Arbeit konzentriert sich auf den Adel als die in den Epen Homers prominent dargestellte gesellschaftliche Gruppe. Sie kündigt die Untersuchung der Zusammensetzung des Adels, seiner Wertevorstellungen und des „Therapontes“-Systems an, wobei die Epen Homers als (kritisch zu beurteilende) Quellen herangezogen werden. Die begrenzte Quellenlage wird hervorgehoben, und die verwendeten Hauptwerke von Murray und Gschnitzer werden genannt.
II. Homer als Quelle: Dieses Kapitel diskutiert die historische Authentizität der Epen Homers als Quelle für die Dunklen Jahrhunderte. Es wird die Problematik mündlicher Überlieferung und der zeitlichen Distanz zwischen der beschriebenen Epoche und der Entstehung der Epen angesprochen. Die Arbeit verweist auf die von Murray und Gschnitzer vertretenen unterschiedlichen Positionen zur Brauchbarkeit der Epen als Quelle; Murray sieht eine gewisse historische Authentizität, jedoch vor allem für die Zeit der Epenentstehung, während Gschnitzer sie als unbrauchbar für das Dunkle Zeitalter ansieht. Die begrenzte Perspektive der Epen, die sich hauptsächlich auf den Adel konzentriert, und die heroisierende Darstellung der Charaktere werden als weitere Einschränkungen diskutiert. Trotz der Kritik wird die Notwendigkeit betont, die Epen als einzige verfügbare Quelle zu verwenden.
III. Der Adel in den Dunklen Jahrhunderten: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Adel während der Dunklen Jahrhunderte. Es untersucht die vorherrschenden Tugend-, Ehr- und Moralvorstellungen dieser Gruppe, ihre Herkunft und Zusammensetzung, sowie ihre Machtposition. Der Begriff „Basileus“ wird in seinem Kontext erläutert. Der Fokus liegt auf der Rekonstruktion der gesellschaftlichen Struktur und den Werten des Adels basierend auf den (eingeschränkt brauchbaren) Informationen der homerischen Epen. Es werden die sozialen Hierarchien und Machtverhältnisse innerhalb dieser gesellschaftlichen Schicht untersucht.
IV. Das „Therapontes“ System: Dieses Kapitel analysiert das „Therapontes“-System, eine Form der Gefolgschaft im frühen Griechenland. Es wird der Begriff „Therapontes“ definiert und mit anderen, vergleichbaren Systemen, wie dem Pagensystem, verglichen. Die Funktion und Bedeutung dieses Systems innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung des frühen Griechenland und im Besonderen seine Rolle im Kontext des Adels werden ausführlich betrachtet. Die Analyse untersucht die sozialen und politischen Implikationen dieser Gefolgschaftsbeziehungen und ihren Beitrag zum Verständnis der Machtstrukturen.
V. „Achilleus“ und „Patroklos“: Dieses Kapitel verwendet die Figuren Achilleus und Patroklos aus Homers Epen als Fallbeispiele zur Illustration der zuvor dargestellten Themen. Die Herkünfte der beiden Helden werden untersucht und ihre Beziehungen im Kontext des Adels und des „Therapontes“-Systems analysiert. Der Fokus liegt auf der Interpretation ihrer Handlungen und Beziehungen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Strukturen und der vorherrschenden Werte des frühen Griechenland.
Schlüsselwörter
Dunkle Jahrhunderte, Homer, Epen, griechischer Adel, „Therapontes“, Tugend, Ehre, Moral, Basileus, Gefolgschaftssystem, historische Quellenkritik, frühes Griechenland.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Der Adel im frühen Griechenland
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht den Adel im frühen Griechenland während der Dunklen Jahrhunderte, basierend auf den Epen Homers. Im Fokus stehen die Zusammensetzung des Adels, seine Machtstrukturen, moralischen und ethischen Vorstellungen sowie das Gefolgschaftssystem der „Therapontes“. Die Arbeit analysiert kritisch die historische Authentizität der homerischen Epen als Quelle für diese Epoche.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Der Adel im frühen Griechenland, die Tugend-, Ehr- und Moralvorstellungen des Adels, das „Therapontes“-System und seine Charakteristika, Homer als historische Quelle (Authentizität und Grenzen) und die Analyse von Achilleus und Patroklos im Kontext des Adels.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Hauptquelle der Arbeit sind die Epen Homers. Die Arbeit diskutiert explizit die Problematik der Verwendung dieser Epen als Quelle für die Dunklen Jahrhunderte, berücksichtigt die Problematik der mündlichen Überlieferung und der zeitlichen Distanz zur beschriebenen Epoche. Die unterschiedlichen Positionen von Murray und Gschnitzer zur Brauchbarkeit der Epen werden berücksichtigt. Trotz der kritischen Auseinandersetzung mit der Quellenlage werden die Epen als einzige verfügbare Quelle für die Untersuchung genutzt.
Wie ist die Seminararbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Homer als Quelle, Der Adel in den Dunklen Jahrhunderten, Das „Therapontes“ System, „Achilleus“ und „Patroklos“, Zusammenfassung und Literaturverzeichnis. Jedes Kapitel behandelt einen Aspekt des Themas, beginnend mit einer Einführung in die Thematik und der Diskussion der Quellenlage, gefolgt von der Analyse des Adels, des „Therapontes“-Systems und einer Fallstudie zu Achilleus und Patroklos. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einem Literaturverzeichnis.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit?
Die Arbeit rekonstruiert die gesellschaftliche Struktur und die Werte des Adels im frühen Griechenland basierend auf den homerischen Epen. Sie analysiert das „Therapontes“-System und seine Rolle in der gesellschaftlichen Ordnung. Die kritische Auseinandersetzung mit der Quellenlage betont die Grenzen der homerischen Epen als historische Quelle für die Dunklen Jahrhunderte. Die Fallstudie zu Achilleus und Patroklos illustriert die im Kontext des Adels und des „Therapontes“-Systems vorherrschenden Werte und sozialen Strukturen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Seminararbeit?
Schlüsselwörter sind: Dunkle Jahrhunderte, Homer, Epen, griechischer Adel, „Therapontes“, Tugend, Ehre, Moral, Basileus, Gefolgschaftssystem, historische Quellenkritik, frühes Griechenland.
Welche Kapitelzusammenfassungen bietet die Arbeit?
Die Arbeit bietet detaillierte Zusammenfassungen jedes Kapitels. Die Einleitung führt in das Thema ein und benennt die Forschungslücke. Kapitel II diskutiert die historische Authentizität der homerischen Epen. Kapitel III befasst sich mit dem Adel während der Dunklen Jahrhunderte, Kapitel IV analysiert das „Therapontes“-System. Kapitel V verwendet Achilleus und Patroklos als Fallbeispiele. Die Zusammenfassung fasst die Ergebnisse zusammen.
- Arbeit zitieren
- Patrick Schweitzer (Autor:in), 2002, Aristokratie: Hohe Herren und vornehme Gefolgsleute, Krieg-, Ehr und Tugendvorstellungen, Rolle und Stellung der Therapontes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4339