Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung Fordismus
1.1 Henry Ford
1.2 Was ist Fordismus?
2. Einfluss auf die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer
2.1 Generelle Arbeitsbedingungen – Fließbandarbeit
2.1.1 Vor- und Nachteile für den Arbeitnehmer
2.2 Klassenstruktur im Fordismus
3. Einfluss auf die Lebendbedingungen den Arbeitnehmer
3.1 Generelle Lebensbedingungen des Arbeitnehmers
3.2 Geschlechterordnung
3.3 Gesamtgesellschaftliche Veränderung
4. Fazit
Literaturquellen
Internetquellen
1. Einführung Fordismus
1.1 Henry Ford
Henry Ford kam im Jahr 1863 in Dearborn, Michigan auf der Farm seiner Eltern zur Welt. Im Alter von 17 Jahren verließ Ford die Kleinstadt und zog nach Detroit, um eine Lehre als Maschinist zu beginnen. Diese beendete er 1882 und wurde daraufhin engagiert, in der Sommersaison Dampfmaschinen Farmern vorzustellen und zu verkaufen. Im Winter arbeitete er mit seinem Vater an der Entwicklung einer eigenen Dampfmaschine.
Mit seiner Frau Clara Bryant zog er 1891 nach Detroit. Dort arbeitete er für die Edison Illuminating Company und war eines Tages in der Lage, einen elektrizitätszündenden Benzin-Motor zu entwickeln. Am 4. Juni 1896 vollendete Ford seine Arbeit an seinem eigenen vierrädrigen Fahrzeug. Er war davon überzeugt, seine Fahrzeuge verkaufen zu können und gründete mit Investoren mehrere Firmen, welche sich aber nach kurzer Zeit wieder aufgelöst haben. Nebenher baute Ford seinen ersten Rennwagen, wodurch sein Name schlagartig an Bekanntheit gewann. 1908 entwarf Ford nach mehreren Prototypen das „Model T“, welches für die Massenproduktion geeignet war und sich schnell und gut verkaufte. Im Jahr 1913 fügte er die erste motorisierte Fließbandanlage ein. Somit erhöhte Ford die Produktionsgeschwindigkeit und senkte die Preise. Von 1908 bis 1925 verkaufte die Ford Motor Company ca. 15 Millionen T-Models. „ Es ist nicht der Unternehmer, der die Löhne zahlt - er übergibt nur das Geld. Es ist das Produkt, das die Löhne zahlt.“ [1] ist zu diesem Zeitpunkt bereits ein weit verbreitetes Zitat von Ford selber. Es war in jeglicher Hinsicht in Fords Interesse, ein Produkt zu erschaffen, welches von Preis und Qualität überzeugt. Durch die wachsende Nachfrage baute Ford eine der größten Automobilfabriken der Welt „Rouge Plant“ in Dearborn.
Mit dem Antritt als Demokrat aus Michigan für den Senat der Vereinigten Staaten 1918 übergab Ford seinem einzigen Sohn Edsel Ford den Vorsitz des Unternehmens, blieb aber im Besitz der Entscheidungsvollmacht. Nach immer wieder aufkommenden strittigen Situationen zwischen Vater und Sohn erschufen sie das „Model A“, das im Dezember 1927 eingeführt wurde. Dieses verkaufte sich in den ersten 3 Jahren über 4 Millionen Mal.
Die Ford Motor Company hatte einen großen Einfluss auf den Sieg der Alliierten im ersten und zweiten Weltkrieg. Dort wurde der Großteil der Alliierten-Bomber hergestellt.
1943 starb Fords einziger Sohn Edsel, was ihn dazu zwang, die Führung seines Unternehmens wiederaufzunehmen. Aufgrund seines hohen Alters gab er den Vorsitz 1945 an seinen ältesten Enkel Henry Ford II ab und setzte sich zur Ruhe. Ford starb am 7. April 1947 auf seinem Anwesen und wurde auf dem nach ihm benannten Friedhof in Detroit begraben.
„Jeder lebende Mensch ist hier, um Erfahrungen zu sammeln. Das ist alles, was wir vom Leben bekommen können.“[2] Dies ist nur eines seiner bekanntesten Zitate, bei dem klar wird, wie vielfältig und motiviert er sein Leben, sowohl privat, als auch geschäftlich erfüllte.
1.2 Was ist Fordismus?
Wenn von Fordismus die Rede ist, wird auf Henry Ford und die von ihm 1914 eingeführte Fließbandproduktion zurückgegangen. Die Grundbausteine des Fordismus wurden geprägt von der Studie „Scientific Management“. Diese ist ein Managementkonzept, das von Frederick Winslow Taylor 1911 dargelegt wurde. Man spricht daher meist vom Taylorismus, welcher also dem Fordismus historisch vorangegangen war. Hierbei versuchte Taylor ab 1882 mit Hilfe von Studien in Bezug auf Zeit, Lohn, Bewegungs- und Arbeitsabläufe eine Leistungsoptimierung zu entwickeln und umzusetzen. Ziel war es also, die besten Bewegungsabläufe der Menschen in Verbindung mit den zu bedienenden Maschinen zu erschaffen. Taylor unterschied in konzeptionelle und ausführende Tätigkeiten. Der normale Arbeitnehmer kann also mit der Maschine arbeiten, allerdings kann er im Fall einer Störung diese nicht beheben.
Ford verband dieses System mit der industriellen Massenproduktion im Zusammenhang mit dem maschinellen Fließbandprozess. Durch die Fließbandproduktion war der Arbeiter an die Maschine gebunden und hatte keinen Einfluss auf das Arbeitstempo. „Die Taylorisierung der Arbeitsprozesse bewirkte insbesondere in der Frühphase des Fordismus eine Homogenisierungstendenz“.[3] Mit diesem Zitat ist die Vielfalt bzw. die Vermischung von qualifizierten und weniger qualifizierten Angestellten gemeint. Es wurde mit Hilfe von Produktions- und Arbeitsteilung die Möglichkeit Teile zu tauschen erschaffen. Somit konnten auch ungelernte Arbeiter angestellt werden, was sich wiederum bei den Lohnkosten positiv für den Arbeitgeber wiederspiegelt hat. Um eine hohe Fluktuation in der Belegschaft zu meiden, wurden die Gehälter regelmäßig angehoben und somit auch der Konsum der Produkte gesteigert. Mit der wachsenden Nachfrage aufgrund geringer Produktionskosten stieg auch das Bedürfnis nach Arbeitskräften. Der Arbeitgeber bot soziale Sicherungssysteme, lebenslange Anstellungen und vorübergehend Vollzeitbeschäftigung. Sowohl Taylorismus als auch Fordismus sind nicht nur entwickelte Businesssysteme für Arbeitgeber, sondern ein leitender Teil in Bezug auf die weltweiten Arbeitsverhältnisse der neunziger und zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
2. Einfluss auf die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer
2.1 Generelle Arbeitsbedingungen – Fließbandarbeit
Wie bereits erwähnt, hat Henry Ford mit der Fließbandarbeit ungelernten Arbeitskräften gutbezahlte Arbeit geben können, da es bei den Aufgaben nicht die Komplexität, sondern eine möglichst produktive Arbeit im Vordergrund stand. „Infolge des taktmäßigen Arbeitsablaufes der Fertigung ist Akkordarbeit nicht mehr notwendig; denn der Arbeiter muss seine Leistung so einrichten, wie der Takt dies erfordert. Man entlohnt im Stundenlohn.“[4] Das Tempo wird also von der Maschine vorgegeben, sodass jeder Arbeitnehmer die gleiche Quantität in der gleichen Zeit liefern musste. Aus diesem Grund war es möglich, auf eine Entlohnung nach Stückzahlen zu verzichten. Mit einem Tageslohn von 5 Dollar und einer 5 Tage Woche mit jeweils 8 Stunden Schichten, gehörten die Arbeitnehmer zur Mittelschicht und hatten neben der guten Bezahlung auch genug Freizeit neben dem Beruf.[5] Bei der Arbeit am Fließband ging es hauptsächlich um standardisierte Produkte und Produktionsmethoden im Zusammenhang mit hochspezialisierten Maschinen. Es herrschte klare hierarchische Über- und Unterordnung, was auch zur Unterstützung der jeweiligen festgelegten Zustandsbereiche diente. Die Arbeitsbeziehungen waren formalisiert, da durch die Arbeit am Fließband keine wirkliche Zusammenarbeit, sprich Teamarbeit, erforderlich ist.[6] Ford wertete die Arbeitsumstände seiner Arbeiter vor allem in Bezug auf die Zeit. Für ihn stand im Vordergrund, seinen Angestellten ein faires Arbeitsverhältnis zu bieten; sowohl bei den Arbeitszeiten als auch in finanzieller Hinsicht. Neben seinen, im Vergleich zu anderen Arbeitgebern hohen Löhnen, war es für Ford wichtig, dass seine Arbeiter keine Überstunden machen mussten. Da die Maschinen den Arbeitstakt vorgeben und die Maschinen an sich auch nur bis zu einem bestimmten Punkt belastbar waren, war eine detaillierte Personaleinsatzplanung möglich. Man konnte den genauen Bedarf an Arbeitskräften zu jedem Zeitpunkt vorhersehen.
2.1.1 Vor- und Nachteile für den Arbeitnehmer
Fords Art und Weise der Arbeit hat seinen Angestellten sowohl Vorteile, als auch Nachteile gebracht. Welche überwiegen ist abhängig von den jeweiligen Interessen eines Arbeitnehmers.
Eines der überzeugendsten Vorteile für den Arbeitnehmer ist der finanzielle Aspekt. Die Arbeit bei Henry Ford war bekannt für eine überdurchschnittliche Entlohnung und faire Arbeitszeiten. „Zusammenkommen ist ein Beginn, zusammenbleiben ist ein Fortschritt, zusammenarbeiten ist ein Erfolg.“ [7] Man wurde durch den Arbeitgeber versichert, man bekam eine lange Feststellung garantiert und man hatte meistens die Möglichkeit auf eine Vollzeitstelle. Die Arbeit war nicht komplex, was dazu führte, dass auch Bürger aus der Unterschicht, die weniger gebildet waren, Chancen auf eine Festanstellung erhielten. Bürger aus der Unterschicht konnten unter diesen Bedingungen zu Bürgern der Mittelschicht aufsteigen. Aufgrund der immer weiterwachsenden Nachfrage nach Produkten, die auch durch die gute Entlohnung im Betrieb selber bedingt war, wuchs auch die Firma und es entstanden immer mehr Arbeitsplätze. Durch die industrielle Massenproduktion kam es zur Kostensenkung für die Bevölkerung. Somit senkte der Fordismus die Arbeitslosenquoten und führte zu einem gesellschaftlichen Wohlstand.
Natürlich brachte der Fordismus auch Nachteile für die Arbeitnehmer. Die menschliche Arbeit verlor an Bedeutung und durch die Monotonie der Arbeit kam es häufig zu psychischen Problemen der Angestellte. Die Arbeit am Fließband führte zur Sinnentleerung und Entfremdung von der Arbeit.[8] Dies kann sehr wohl auch im marxistischen Sinne verstanden werden. Die Arbeit selber wird zur Ware. Es kam außerdem zu keinem vielfältigen Arbeitsbereich, was zur Dequalifikation führte, da berufliche Fertig- und Fähigkeiten nicht gebraucht und dadurch entwertet wurden. Wegen der Monotonie des Berufes kam es nie zu Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten der Angestellten.
2.2 Klassenstruktur im Fordismus
Die Veränderung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitsnehmer im Fordismus hatte auch Einfluss auf deren Klassenbewusstsein bzw. auf die Struktur der Klasseneinteilung.
Im Gegensatz zum Vor-Fordismus ist nun der Unterschied zwischen den Klassen wesentlich geordneter und regulierter. Dies hatte folglich auch den Vorteil, dass nun sogenannte Verhandlungsformen entstanden sind, die regulierbar waren.[9] Es konnten nun stabile Kompromisse zwischen den Klassen vereinbart werden, die ohne eine vorherige strukturelle Veränderung so zu früheren Zeiten nicht langfristig hätten geschlossen werden können, da diese unter anderem auch nicht im Interesse der teilweise radikalisierten Arbeitnehmervertretung gewesen sind.
So ist zum Beispiel die Zunahme von Lohnabhängigen und die Herausbildung einer neuen Mittelschicht ein Kennzeichen der fordistischen Klassenstruktur. Die Quantität der Kapitalisten ging zurück und verlagerte sich verstärkt auf eine neu entstandene obere Mittelschicht, die nun der Managementebene zuzuordnen ist. In der klassischen Arbeiterschicht kam es in der Folge zu einer weiteren Differenzierung, die sich insbesondere auch nach der Größe des Betriebes richtete, der man angehörte. Denn traditionell ist die Handlungsmacht und der Einfluss von Arbeitnehmerorganisationen in größeren Betrieben signifikant höher.
3. Einfluss auf die Lebendbedingungen den Arbeitnehmer
3.1 Generelle Lebensbedingungen des Arbeitnehmers
Ursprünglich war es in den 90er und 20er Jahren üblich, dass eine strikte Aufgabenteilung in Bezug auf das Familienverhältnis herrschte. Die Frauen blieben zu Hause und erledigten die Hausarbeiten, während die Männer der Arbeit nachgingen und Geld verdienten, um die Familie zu ernähren. Dies änderte sich durch den Einfluss des Fordismus. Neben Ausländern übernahmen auch Frauen die Arbeitsstellen als Ungelernte. Ein Beispiel dafür ist das Rationalisierungsproletariat in Bezug auf den Fordismus in Deutschland. Im Jahr 1970, waren ca. 60 % der Ungelernten Frauen und Ausländer. Mehr als jede zweite deutsche Arbeiterin verübte eine ungelernte Beschäftigung, was verglichen mit den Männern, bei denen es nur jeden neunten betraf, einen deutlichen Unterschied ergab. Wenn man diese Quoten mit dem Jahr 1925 vergleicht, zeigt sich, dass der Anteil der ungelernten Männer von 34 auf 20 Prozent gesunken ist, wobei der Prozentsatz bei den Frauen ungefähr gleichblieb.[10]
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[1] Auszug zitate.net/unternehmer-zitate
[2] Auszug henry-ford.net
[3] Zit. Kohlmorgen S.133
[4] Zitat Wellhöner S.112
[5] Vgl. Kohlmorgen S.129-133
[6] Vgl. Kati Feddeler S.13
[7] Zitat Ford S.197
[8] Vgl. Kati Feddeler S.17f
[9] Vgl. Kohlmorgen, S. 129f
[10] Hachtmann, Von Saldern S.4