Verrechnungspreise sind ein viel diskutiertes Problem in der Betriebswirtschaftslehre. Bereits 1909 ging Eugen Schmalenbach näher auf dieses Thema ein.1 Seed behauptete sogar: „Es gibt wahrscheinlich kein einziges Problem des Controlling, das mehr Managementzeit und Energie in dezentralisierten Unternehmen benötigt, als akzeptable Verrechnungspreise festzulegen. Die verausgabte Energie für diesen Bereich ist weit höher als etwa für die Preisfestlegung für Produkte, die am Markt verkauft werden.“2 Tatsächlich gestaltet sich für ein Unternehmen die Bildung von Verrechnungspreisen als äußerst erfolgskritisch. Deshalb ist es von großer Bedeutung, aus welchen Größen die Verrechnungspreise gebildet werden. Wesentliche Bestimmungsgrößen in Theorie und Praxis bilden Marktpreise, sowie die Herstellkosten eines Gutes. Letztere sollen in diesem Essay den thematischen Schwerpunkt bilden.
Kostenorientierten Verrechnungspreisen finden vor allem dann Anwendung, wenn für das Produkt am Markt keine Äquivalenzen aufzufinden sind oder die Nachteile der Marktpreise überwiegen. Als möglichen Wertansatz findet man hierzu in der Literatur ein breites Spektrum möglicher Preise wieder, die von der Verrechung von variablen Kosten bis hin zur Verrechnung von Vollkosten mit Gewinnaufschlag reichen. Aus dieser Bandbreite wird bereits ersichtlich, dass ein wesentliches Problem der kostenorientierten Verrechnungspreisgestaltung die Behandlung der Fix- bzw. Gemeinkosten darstellt. 3 Diese Problematik soll in diesem Essay anhand der Einführung einer Prozesskostenrechnung für die Ermittlung von Verrechnungspreisen näher dargestellt werden. Im ersten Teil des Essay wird zunächst ein kurzer Überblick über die Prozesskostenrechnung und Verrechnungspreise gegeben. Im zweiten Teil wird daraufhin erörtert, ob durch die Einführung der Prozesskostenrechnung die Probleme der kostenorientierten Verrechungspreise verringern kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen der Prozesskostenrechnung
- Entstehung der Prozesskostenrechnung und Vorteile gegenüber der Zuschlagskalkulation
- Das System der Prozesskostenrechnung
- Grundlagen der Verrechnungspreise
- Diskussion
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit der Prozesskostenrechnung und deren Einsatz für die Ermittlung von Verrechnungspreisen. Er analysiert die Herausforderungen der kostenorientierten Verrechnungspreisgestaltung, insbesondere die Behandlung von Fixkosten und Gemeinkosten.
- Entstehung und Vorteile der Prozesskostenrechnung im Vergleich zur traditionellen Zuschlagskalkulation
- Die Problematik der Fixkosten und Gemeinkosten bei der kostenorientierten Verrechnungspreisgestaltung
- Potenzial der Prozesskostenrechnung zur Verbesserung der Verrechnungspreisfindung
- Einsatz der Prozesskostenrechnung zur Erhöhung der Kostentransparenz und zur Vermeidung strategischer Fehlentscheidungen
- Bewertung der Möglichkeiten und Grenzen der Prozesskostenrechnung im Kontext der Verrechnungspreise
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Problematik von Verrechnungspreisen vor und erläutert den Kontext, in dem die Prozesskostenrechnung als Lösungskonzept betrachtet wird. Es wird deutlich, dass die kostenorientierte Verrechnungspreisgestaltung mit Herausforderungen im Zusammenhang mit der Behandlung von Fixkosten und Gemeinkosten verbunden ist.
Das zweite Kapitel erläutert die Entstehung der Prozesskostenrechnung und ihre Vorteile gegenüber der Zuschlagskalkulation. Es werden die Gründe für die veränderte Kostenstruktur in Unternehmen und die daraus resultierenden Probleme bei der traditionellen Kostenrechnung dargestellt. Darüber hinaus wird das System der prozessorientierten Kostenrechnung vorgestellt.
Schlüsselwörter
Prozesskostenrechnung, Verrechnungspreise, Kostenorientierung, Fixkosten, Gemeinkosten, Zuschlagskalkulation, Kostentransparenz, Kapazitätsauslastung, strategische Entscheidungen.
- Quote paper
- Michael Fischer (Author), 2003, Prozesskostenrechnung als Grundlage für Verrechnungspreise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43459