Nichts prägt den Menschen so sehr, wie die Sprache, die er versteht und
verwendet. Sprache fasziniert, weil sie ein umfassendes Kommunikationssystem
darstellt, das unterscheiden und verbinden kann. In dieser Hinsicht ist
das gesprochene Wort bestimmend für die sozialen Beziehungen der
Menschen untereinander. Ferner ist es das bedeutsamste Werkzeug für
differenzierte und komplexe Denkprozesse. Hierbei handelt es sich um eine Art
von Wissen, das mit objektiven Symbolen verknüpft ist, womit erst die
Möglichkeit gegeben ist, die menschliche Erkenntnisvielfalt innerhalb einer
Verständigungsgemeinschaft zu übertragen. Das gesprochene Wort ist auf
diese Weise ein vermittelndes Medium des erworbenen Gedankenguts und
zugleich die Voraussetzung für den menschlichen Forschritt. Im Zeitalter der
medialen Vernetzung bildet die Sprache durch ihre zunehmende
Vereinheitlichung darüber hinaus den Grundstein für die weltweite
Globalisierung, die kulturelle Nischen weitgehend degeneriert. Besonders
wegen dieser Tendenzen melden sich Sprachkritiker zu Wort, die in erster Linie
ansteigende Differenzen zwischen Sprache und Wirklichkeit beklagen. Auf
diesen Bruch von Subjekt, Wort und Wirklichkeit verweist, wie eingangs
dokumentiert, auch der Dramatiker Peter Handke. Er konstatiert vor allem in
seinen frühen Sprechstücken, dass einer veränderlichen Wirklichkeit
bedeutungserstarrte Begriffe gegenüberstehen. Seine Zielsetzung, das
Publikum für diese sprachliche Uneindeutigkeit zu sensibilisieren, soll in der
zugrundeliegenden Studie am Beispiel des Sprechstückes Kaspar analysiert
werden. Hierbei werden in einem hinführenden Teil, Aspekte der linguistischen,
philosophischen und theatralischen Sprachforschung bzw. Sprachdialektik beleuchtet, um diese Ergebnisse dann auf die textimmanente Analyse, unter
Berücksichtigung von Handkes Theaterästhetik, zu übertagen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Hinführende interdisziplinäre Betrachtung der Sprache
- Die Merkmale der natürlichen Sprachentwicklung
- Sprache und Denken. Die Philosophische Dialektik im zeitlichen Abriss
- Identitätsstörung und Sprachkrise – eine theatralische Sicht der Sprache
- Denk, was du sagst! Handkes Sprechstück Kaspar
- Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms. Zum Sprachverständnis Peter Handkes
- Das Lehren der Sprache ist kein Erklären, sondern ein Abrichten
- Denken und Sprache, Sprache und Denken
- Kaspars Freiheit im Tod des Logos
- Resultate und Folgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel der vorliegenden Studie ist es, die sprachliche Uneindeutigkeit im Werk des Dramatikers Peter Handke aufzuzeigen. Am Beispiel des Sprechstückes Kaspar soll analysiert werden, wie Handke sein Publikum für die Diskrepanz zwischen Sprache und Wirklichkeit sensibilisiert.
- Die Bedeutung der Sprache für die Entwicklung des menschlichen Denkens und der Identität
- Die Kritik an der starren und bedeutungserstarrten Sprache in der modernen Gesellschaft
- Der Einfluss von Sprachforschung und Sprachdialektik auf Handkes Dramen
- Handkes Theaterästhetik und die Darstellung des Sprechstückes Kaspar
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort
Das Vorwort beleuchtet Handkes Kritik am „Neuen Realismus“ und verdeutlicht seine Sichtweise auf die Sprache als konstitutives Element der Literatur.
Hinführende interdisziplinäre Betrachtung der Sprache
Dieser Abschnitt befasst sich mit der natürlichen Sprachentwicklung des Menschen, beginnend mit der vorsprachlichen Wahrnehmung bis hin zur Entwicklung komplexer Satzstrukturen. Es wird zudem auf die philosophische und theatralische Sprachdialektik eingegangen.
Denk, was du sagst! Handkes Sprechstück Kaspar
Dieser Teil der Studie analysiert Handkes Sprechstück Kaspar. Es werden die Figuren, Themen und die Dramaturgie des Stückes beleuchtet, sowie Handkes Sprachverständnis und seine Kritik an der gängigen Sprachverwendung.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Fokusthemen des Textes sind: Sprache, Wirklichkeit, Denken, Identität, Peter Handke, Kaspar, Sprechstück, Theaterästhetik, Sprachkritik, Sprachforschung, Sprachdialektik.
- Quote paper
- Bogdan Büchner (Author), 2003, Zum legitimierten Missverhältnis von Sprache und Welt. Eine analytische Betrachtung von Peter Handkes "Kaspar", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43464