Zentralbankkommunikation und ihr Einfluss auf Finanzmärkte und geldpolitischen Entscheidungen


Seminararbeit, 2017

19 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

II Abkurzungsverzeichnis

III Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Finanzstabilitat und Zinsentscheidungen

3 Formen der Kommunikation
3.1 Zentralbankton
3.2 Dissens

4 Auswirkungen der Kommunikation

5 Empirische Befunde

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kommunikation und Finanzmarktstabilitat

1 Einleitung

In Phasen von niedrigen kurzfristigen Zinsen wird die Kommunikation ein immer wichtigeres Instrument fur Zentralbanken in hochentwickelten Okonomien (Lucca & Trebbi 2009, S. 2). Zentralbankkommunikation dient als Instrument den anderen Marktteilnehmern die Hintergrunde der durchgefuhrten Geldpolitik, der geldpolitischen Strategie und Aussichten auf zukunftige geldpolitische Entscheidungen zu geben.

In der folgenden Arbeit soll untersucht werden, inwiefern Zentralbanken uber ihre verschiedenen Kommunikationskanale Einfluss auf die Finanzmarkte und geldpolitischen Entscheidungen nehmen kann. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt dabei auf dem Dissens, also abweichenden Meinungen innerhalb des Zentralbankkomitees und dem Zentralbankton, also dem Unterton in Veroffentlichungen und Pressekonferenzen der Zentralbank. In Kapitel 2 werden dafur die Begriffe Finanzstabilitat und Zinsentscheidungen definiert und ihre Bedeutung fur unterschiedliche Zentralbanken verdeutlicht.

Kapitel 3 beschaftigt sich mit den Kommunikationsformen der Zentralbanken. Hier geht es um die Europaische Zentralbank (EZB), die Federal Reserve (FED) und die Bank of England. Die Zentralbanken nutzen unterschiedliche Kommunikationsinstrumente. Die Grundzuge und -modelle der beiden Formen Dissens und Zentralbankton werden hier vorgestellt.

Im nachsten Kapitel (4) werden mogliche Auswirkungen der Kommunikation der Zentralbanken aufgezeigt. Hierbei wird sich auf die Auswirkungen auf den Finanzmarkten, im Speziellen Aktienmarkte, konzentriert.

Das Kapitel 5 stellt verschiedene empirische Ergebnisse zu den Kommunikationsformen von Zentralbanken vor. Dabei werden die Grundmodelle um bestimmte Faktoren erweitert oder die Auswirkungen naher untersucht. Zum Abschluss werden die Ergebnisse in einem Fazit zusammengefasst.

2 Finanzstabilität und Zinsentscheidungen

Zentralbanken konnen unterschiedliche Ziele mit ihrer Geldpolitik verfolgen. Durch geldpolitische Entscheidungen versuchen Zentralbanken die Hauptziele der Geldpolitik zu erreichen. Dazu gehoren unter anderem Entscheidungen uber den Leitzins, die Hohe der bereitgestellten Liquiditat aber auch die Hohe der Mindestreserve an Zentralbankgeld. Beispielsweise verfolgt die Federal Reserve (FED) die Ziele hoher Beschaftigungsgrad, moderate langfristige Zinsen und Preisniveaustabilitat (Federal Reserve, 2013). Die FED nutzt hierfur eine Division of Financial Stability, die dafur zustandig ist, Finanzmarkte zu beobachten und Risiken und Bedrohungen fur die Stabilitat aufzudecken. Dafur werden Stresstest und Szenarioanalysen verwendet. Unter Berucksichtigung der langerfristigen Folgen stellt die Division alternative geldpolitische Vorschlage zur Verminderung dieser Risiken (Federal Reserve, 2017).

Das vorrangige Ziel der Europaische Zentralbank EZB ist in ihrem Vertrag als Preisniveaustabilitat festgelegt. Artikel 127 des Vertrags uber die Arbeitsweise der Europaischen Union (AEUV) besagt, dass die EZB neben dem als „vorrangig“ bezeichneten Ziel auch „die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft“ unterstutzt werden soll. Mit dieser ungenauen Formulierung bleibt es dem EZB-Rat uberlassen, welche weiteren Ziele er auswahlen mochte und mit welcher Gewichtung er diese verfolgt. Somit konnte die EZB auch das Ziel der Finanzmarktstabilitat verfolgen, solange „dies ohne Beeintrachtigung des Ziels der Preisstabilitat moglich“ ist (AEUV, 2009, Art. 127, Absatz 1). Finanzstabilitat wird von der Deutschen Bundesbank (2016) als Zustand bezeichnet, in dem sowohl die Beschaffung als auch die Abwicklung des Zahlungsverkehrs auch unter unvorhergesehen Ereignissen effizient erfullt werden kann. Durch die Implementierung von Finanzstabilitat in die Zielformulierung von Zentralbanken soll die Gefahr von Blasenbildung auf den Finanzmarkten und damit einhergehenden Finanzkrisen wie zuletzt 2007 verringert werden.[1]

3 Formen der Kommunikation

Die Kommunikation zur Offentlichkeit wurde von Zentralbanken lange als weniger wichtig betrachtet im Verhaltnis zur eigentlichen Geldpolitik. Jedoch kam mit der Einsicht, dass die Geldpolitik lediglich die „Overnight-Rate“, also die kurzfristigen Zinssatze beeinflusst auch der Wendepunkt zu zeitnaher und ehrlicher Kommunikation (Blinder et al., 2008, S. 916). Die Geldpolitik der Zentralbanken nimmt maBgeblichen Einfluss auf die Erwartungsbildung der anderen Marktteilnehmer. Die Wirkung der geldpolitischen MaBnahmen aus der kurzen Frist in langfristige okonomische Entscheidungsvariablen ist davon abhangig, wie hoch die Vorhersagbarkeit der Geldpolitik ist. Diese flieBt in die Erwartungsbildung ein und hat damit einen Einfluss auf die Volatilitat der Erwartungen.

3.1 Zentralbankton

Zentralbanken nutzen das Instrument der Pressekonferenzen um ihre geldpolitischen Ziele der Offentlichkeit mitzuteilen. Im Folgenden wird die EZB betrachtet, da sie die erste Zentralbank war, die umfassende Pressekonferenzen direkt nach den Meetings hielt. Es soll untersucht werden, inwiefern der Ton in der Pressekonferenz Einfluss auf Finanzmarkte und Zinsentscheidungen haben konnte. Die Pressekonferenzen finden seit Grundung der EZB statt und bestehen aus einem Einleitungsfazit gefolgt von Fragen und Antworten. Weiterhin veroffentlicht die EZB einen Monatsbericht mit Informationen und Hintergrunden uber die Entscheidungen (Issing, 2014, S. 71).[2]

So hat z.B. die EZB erstmalig einen deutlichen Hinweis uber ihre zukunftige Zinspolitik gegeben, mit dem Statement, dass die Erwartungen fur den zukunftigen Zins auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben (EZB, 2013, S.5). Schmeling & Wagner (2016) wahlen als Messinstrument fur den Kommunikationston (r) folgende Gleichung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

wobei N die Anzahl der negativen Worter und T die gesamte Anzahl an Wortern der Pressekonferenzen der EZB. Um moglichst objektiv zu sein wird zur Bewertung von Wortern keine eigene, sondern eine Bewertung von Loughran & McDonald (2011) vorgenommen. Des Weiteren werden die Vermogenspreise im Zeitfenster einer Sitzung oder einer Pressekonferenz betrachtet. Dies konnte anzeigen, ob die Anderung eines Vermogenspreises auf neue Informationen zuruckzufuhren ist. Um einen dauerhaften Einfluss dieser zusatzlichen Information zu untersuchen, wird ebenfalls die langerfristige Entwicklung der Vermogenspreise betrachtet.

Einen weiteren Index stellen Eijffinger & Geraats (2006) in ihrer Arbeit dar, die einen politischen Transparenzindex fur Zentralbanken vorstellen. Der Index setzt sich aus drei Fragen zusammen und diese sind wiederrum in funf Unteraspekte eingeteilt. Alles wird gleich gewichtet und kann maximal den Wert eins annehmen. Somit ist die maximale Transparenz fur eine Zentralbank bei 15. Darunter zahlen okonomische Faktoren (Daten, Modelle und Vorhersagen), Prozessfaktoren (Strategie, Protokolle und Votings), Motive (Ziele, Zielanzahl und Institutionen), Politik (Entscheidungen, Erklarungen und Neigung) sowie operationelle Faktoren (Fehlerkontrolle und Schockbewaltigung). Als letzter Faktor zahlt ob es eine Stellungnahme und Evaluation der Ziele gibt. Vor allem sei es wichtig, dass der private Sektor uber dieselben Informationen wie die Zentralbank verfugt, sowohl was die Erwartungen als auch die Schocks belangt.

3.2 Dissens

Als Dissens wird eine abweichende Meinung in Bezug auf die Zinspolitik einer Zentralbank zur Erreichung der gewunschten Inflationsrate bezeichnet. Der Dissens wird durch den Dissensindikator gemessen. Riboni & Ruge-Murcia (2014) wahlen dafur folgende Messmethode:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

it und ij tgeben jeweils die Zinsraten an, die durch das Komitee und das einzelne Komiteesmitglied gewahlt wurden. Die gewunschte Veranderung der Zinspolitik lautet somit Mjt = ijit — fur ein einzelnes Komiteesmitglied und Mt = it — it_! fur das gesamte Komitee. Folglich kann der Dissens als

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

gemessen werden kann. J gibt dabei die GroBe des Komitees an. Folglich ist D das MaB des durchschnittlichen Dissens unter gleicher Gewichtung jeder Stimme. Es ist hierbei nicht notwendig, die Hohe des Dissens zu kennen, sondern lediglich die Richtung der Abweichung zu kennen. Eine weitere Dissensmessung mit einer hoheren Gewichtung fur Mitglieder die langer im Komitee vertreten sind, ist durch

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Mit den Auswirkungen der Zentralbankkommunikation in Krisenzeiten beschaftigt sich Tomuleasa (2015). Es scheint nicht ausreichend, sich auf Preisniveaustabilitat zu fixieren um Finanzstabilitat zu erreichen. Vielmehr musse bei der Geldpolitik langfristige Effekte berucksichtigt werden und Kommunikation auch in beide Richtungen geschehen, um die staatliche Verschuldung zu verringern und Zentralbankliquiditat sicherzustellen.

[2] Einen kritischen Bericht uber die Transparenz und Handlungsfahigkeit der EZB verfasst Buiter (1999, S. 191f.). Er sagt, dass die EZB nur operationelle Freiheiten besitzt und strategische Ausrichtungen in Vertragen festgelegt sind. Als Verbesserungsvorschlag schlagt er die Verfahrensweisen der Bank of England und FED vor, vor allem die Veroffentlichung von Protokollen und individuellen Stimmabgaben sollte schnellstmoglich erfolgen.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Zentralbankkommunikation und ihr Einfluss auf Finanzmärkte und geldpolitischen Entscheidungen
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Geld und internationale Finanzmärkte)
Note
1,7
Jahr
2017
Seiten
19
Katalognummer
V434735
ISBN (eBook)
9783668761957
ISBN (Buch)
9783668761964
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zentralbankkommunikation, Einfluss auf Finanzmärkte, Finanzmarkt, geldpolitische Entscheidungen, financial indicators, Forecasting indicators
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Zentralbankkommunikation und ihr Einfluss auf Finanzmärkte und geldpolitischen Entscheidungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434735

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