Die Schriftstellerin Assia Djebar revolutionierte die maghrebinische Literatur mit ihren Werken, da das gegenwärtige Algerien mit dem der Vergangenheit konfrontiert wird und zwar aus der Sicht einer privilegierten arabisch-berberischen Frau. Das Werk "L’amour, la fantasia" zählt zu der Romanreihe des Algerischen Quartetts. In "L’amour, la fantasia" verwebt die Autorin Schilderungen ihrer persönlichen Lebensgeschichte mit der historischen Ereignisgeschichte Algeriens. Des Weiteren implementiert sie die Erinnerungen und Perspektiven von Frauen beziehungsweise marginalisierter Gruppen an ihre Erfahrungen im Befreiungskrieg gegen die Kolonialmacht Frankreich, in den Roman.
Das weibliche Sprechen ist eine der wesentlichen Thematiken im Werk Djebars, wie auch die Frage nach der Handhabung mit der Sprache der Kolonisatoren: dem Französischen, also die Sprache, in der die Autorin selbst schreibt. Sie verschränkt parallele Erzählstränge, alternierend in autobiographische und historische Episoden. Zudem verbindet sie die eigene Initiation in die französische Sprache mit der ihrer Landesgenossen. Indem sie die eigene Vergangenheit mit der des Kollektivs aufruft, kreiert sie damit eine "double autobiographie". Sie rückt besonders den Blick auf den ,Anderen‘ beziehungsweise auf das ,Andere‘ ins Zentrum und erzeugt zu dem eine Reimagination der möglichen Beobachter auf algerischer Seite.
Für ihr Werk benutzt sie geschichtliche Quellen – vorzugsweise die Briefe und Berichte der französischen Kolonisatoren – und nimmt mit ihnen mittels der relecture eine literarische Fortschreibung der Geschichte vor. In ihrem Werk beginnt sie eine ‚Ausgrabung‘ und bringt hervor, was die Geschichtsschreibung vernachlässigt oder vergessen hat. Mit ihrer réécriture der Geschichte, also der poetischen Geschichtsschreibung, verleiht sie den Menschen, insbesondere den Frauen, eine Stimme, die in dieser Zeit ungehört blieben und wiedersetzt sich somit der Erkenntnis der Historiker, dass Geschichte meist von Siegern geschrieben wird.
In dieser Ausarbeitung sollen die Geschichtskonzeptionen Assia Djebars in ihrem Werk "L’amour, la fantasia" genauer betrachtet und analysiert werden. Die literarische Verwendung der Geschichte soll hierbei im Fokus stehen und es soll herausgearbeitet werden, wie die Autorin die Geschichtsschreibung in ihrem Werk verwendet.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführender Gedanke
- Algerische Geschichte
- Darstellungsformen Autobiographischer Geschichte in L'amour, la fantasia
- Sprache
- Blick
- Körper
- Subversion historischer Quellen - Assia Djebars Interpretation von Geschichtsschreibung
- Das textuelle Palimpsest bei L'amour, la fantasia
- Geschichte als Mittel zur (Selbst)Inszenierung
- Geschichte als Installation im Roman
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Geschichtskonzeptionen Assia Djebars in ihrem Werk L'amour, la fantasia und untersucht, wie die Autorin die Geschichtsschreibung in ihrem Roman verwendet. Dabei steht die literarische Verwendung der Geschichte im Fokus.
- Die Verwendung von persönlichen Erfahrungen und der Geschichte Algeriens im Werk L'amour, la fantasia
- Die Subversion historischer Quellen und die Interpretation von Geschichtsschreibung durch Assia Djebar
- Die Rolle der Sprache, des Blicks und des Körpers in der Darstellung der Geschichte
- Die Konstruktion von Geschichte als Mittel zur (Selbst)Inszenierung
- Die Installation von Geschichte im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt Assia Djebars Werk L'amour, la fantasia im Kontext der algerischen Literatur und Geschichte vor. Der Fokus liegt auf der Verknüpfung von persönlicher Lebensgeschichte und der Geschichte Algeriens.
Das zweite Kapitel beleuchtet die algerische Geschichte, insbesondere die französische Kolonialisierung und den Befreiungskrieg. Es wird deutlich, wie diese historischen Ereignisse die kulturelle und sprachliche Identität Algeriens prägten.
Das dritte Kapitel analysiert verschiedene Darstellungsformen autobiographischer Geschichte in L'amour, la fantasia, insbesondere die Verwendung von Sprache, Blick und Körper. Die Autorin zeigt, wie diese Elemente eine wichtige Rolle bei der Rekonstruktion und Inszenierung der Geschichte spielen.
Das vierte Kapitel untersucht, wie Assia Djebar historische Quellen subvertiert und ihre eigene Interpretation von Geschichtsschreibung entwickelt. Sie verwendet Briefe und Berichte französischer Kolonisatoren, um die Sichtweise der Unterdrückten hervorzuheben.
Das fünfte Kapitel konzentriert sich auf das textuelle Palimpsest von L'amour, la fantasia und zeigt, wie die Autorin verschiedene Schichten der Geschichte überlagert und miteinander verknüpft.
Das sechste Kapitel analysiert, wie Assia Djebar Geschichte als Mittel zur (Selbst)Inszenierung verwendet. Sie nutzt die Vergangenheit, um ihre eigene Identität und die ihrer algerischen Landsleute zu konstruieren.
Das siebte Kapitel befasst sich mit der Installation von Geschichte im Roman. Assia Djebar präsentiert die Geschichte Algeriens als eine komplexe und vielschichtige Konstruktion, die nicht nur aus Fakten besteht, sondern auch aus Emotionen, Erinnerungen und Interpretationen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Assia Djebar, L'amour, la fantasia, Algerien, Geschichte, Geschichtsschreibung, postkoloniale Literatur, Kultur, Identität, Sprache, Blick, Körper, Reimagination, Erinnerung, Subversion, Palimpsest, Inszenierung, Installation.
- Arbeit zitieren
- Benedikt Eibl (Autor:in), 2017, Die literarische Verwendung von Geschichte und Geschichtsschreibung in Assia Djebars "L'amour, la fantasia", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434745