Von den derzeit bekannten 36 (37) Handschriften des Nibelungenlieds entfallen neun Handschriften auf das 15. und 16. Jahrhundert, also auf das Spätmittelalter. Drei dieser Handschriften können als spezielle, zeitbezogene Bearbeitungen oder Fassungen (es bleibt strittig, welcher Terminus zutreffend ist) des Nibelungenlieds angesehen werden, nämlich die Handschriften b, k und n. Jede dieser drei Handschriften passt sich dem Zeitgeschmack des Spätmittelalters auf eine andere Weise an: Die Handschrift b ist als einzige Nibelungenlied-Handschrift durchgehend bebildert, während die Handschrift k das staufische Mittelhochdeutsch durch eine spätmittelalterliche Volkssprache ersetzt und mit textlichen Bearbeitungen ergänzt.
Die Handschrift n stellt dagegen eine weitgehend freie stoffliche Umarbeitung des Nibelungenlieds dar. Das 15. Jahrhundert, in welches das Spätmittelalter fällt, wird nicht zu Unrecht als „das Zeitalter der Übersetzungen, Bearbeitungen, Adaptionen“ bezeichnet, denn es handelt sich ja um den Zeitraum, in dem die Volksprachen neben dem Lateinischen die Schriftkultur mitbestimmen. Nach einer Übersicht über die drei spätmittelalterlichen Handschriften wird auf deren besondere Abweichungen vom Inhalt der Haupthandschriften A, B und C eingegangen. Das Nibelungenlied besteht in der Regel aus 39 Kapiteln, den „Aventiuren“, was sich mit „Abenteuer“ übersetzen ließe. Da „Abenteuer“ aber für den Inhalt meist nicht zutreffen ist, wird hier weiterhin der Ausdruck „Aventiure“ in seiner originalen Schreibweise verwendet.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Die spätmittelalterlichen Handschriften
- Handschrift b, Hundeshagenscher Kodex
- Handschrift k, Piaristenhandschrift
- Handschrift n, Günderrode 3740
- Die „Pulververschwörung“ in den Handschriften b und n
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert drei spätmittelalterliche Fassungen des Nibelungenliedes, die Handschriften b, k und n, um deren Bedeutung für die Rezeptionsgeschichte des Werkes im Mittelalter zu beleuchten. Der Fokus liegt auf den besonderen Anpassungen dieser Fassungen an den Zeitgeist des Spätmittelalters und deren Abgrenzung von den ursprünglichen, höfischen Textversionen.
- Rezeptionsgeschichte des Nibelungenlieds im Spätmittelalter
- Vergleich der spätmittelalterlichen Fassungen mit den Haupthandschriften A, B und C
- Spezifische Anpassungen an den Zeitgeschmack des Spätmittelalters
- Abgrenzung zwischen höfischer Dichtung und Heldenepos im Mittelalter
- Hybride Heldendichtung im Nibelungenlied
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorwort: Das Vorwort erläutert die historische Entwicklung der Rezeption des Nibelungenlieds im Spätmittelalter und betont den Wandel der wissenschaftlichen Perspektive auf diese Bearbeitungen.
- Einleitung: Die Einleitung führt die drei spätmittelalterlichen Handschriften b, k und n und deren spezifische Charakteristika ein. Sie stellt die unterschiedlichen Ansätze dieser Bearbeitungen im Kontext des Spätmittelalters dar.
- Die spätmittelalterlichen Handschriften: Dieser Abschnitt bietet eine detaillierte Analyse der drei Handschriften b, k und n, wobei auf ihre individuellen Anpassungen an den Zeitgeist des Spätmittelalters eingegangen wird.
Schlüsselwörter
Schlüsselbegriffe der Arbeit sind: Nibelungenlied, spätmittelalterliche Handschriften, Rezeptionsgeschichte, Zeitgeist, höfische Dichtung, Heldenepos, hybride Heldendichtung, Handschriften b, k, n, Haupthandschriften A, B und C.
- Arbeit zitieren
- Rainer Schoeffl (Autor:in), 2018, Drei spätmittelalterliche Fassungen des Nibelungenliedes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434768