In der Öffentlichkeit kursieren Zeitungsmeldungen, die nicht nur das Ansteigen des aggressiven Verhaltens männlicher Jugendlicher als ernstzunehmende Problematik darstellen. Auch Mädchen nehmen eine zunehmend wichtige Rolle im Vollzug aggressiver Verhaltensweisen ein. Im Hamburger Abendblatt vom 25. Juni 2003 befindet sich ein Artikel mit dem Titel „Die Mädchenbande von Billstedt“. Demnach hat diese „Mädchenbande“ den Stadtteil mit mehr als hundert Straftaten terrorisiert. Für die zehnköpfige Bande seien Diebstahl, Straßenraub, Körperverletzung, Hehlerei, Nötigung und Bedrohung alltäglich. Dabei seien die Mädchen unter anderem „brutal“ gegen eine 98jährige Frau vorgegangen, die sie ausrauben wollten. Die Frau wurde von einem Mitglied der Bande einfach niedergeschlagen, als sie versuchte, den Raub zu verhindern. Gleichzeitig ginge die Polizei davon aus, dass es sich offiziell noch um Einzelfälle handelt und sehe keine gestiegene Gewaltbereitschaft von Mädchen. Andere Experten aus Großstädten sehen allerdings das Problem der gestiegenen Gewaltbereitschaft von Mädchen als statistisch schwer zu erfassen.
Genau dies ist das eigentliche Problem: Wenn aggressives Verhalten von Mädchen statistisch schwer zu erfassen ist, muss nicht gleichzeitig davon ausgegangen werden, dass Mädchen ihr Aggressionspotenzial unterdrücken. Aus dieser Problematik resultiert auch der Titel der vorliegenden Arbeit. Ist vielleicht das aggressive Verhalten von Mädchen eine Herausforderung für die Heil- und Sonderpädagogik? Aggressive Verhaltensstörungen gehören auch in den Fachbereich der Heil- und Sonderpädagogik, da in ihren Institutionen wie Schule, Heim oder Jugendzentren Pädagogen mit solchen spezifischen Verhaltensweisen konfrontiert werden. Aufgrund dieses Sachverhaltes und aus Platzgründen wird nicht näher auf die Definition von Heil- und Sonderpädagogik eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen aggressiven Verhaltens
- Definition von Aggression und Gewalt
- Aggression
- Gewalt
- Ausdrucksformen aggressiven Verhaltens
- Ursachen von Aggressionen
- Psychoanalytische Triebtheorie
- Aggressions-Frustrations-Hypothese
- Ethologische Triebtheorie
- Lerntheorien und aggressives Verhalten
- Klassische Konditionierung
- Operante Konditionierung
- Lernen am Modell
- Der pädagogische Aspekt
- Der soziologische Aspekt
- Geschlechtsspezifische Unterschiede im aggressiven Verhalten
- Mädchen und aggressives Verhalten – Was sagt die Forschung?
- Definition von Aggression und Gewalt
- Interpretationen für die Unterrepräsentanz von Mädchen mit aggressivem Verhalten
- Rollen- und sozialisationstheoretischer Ansatz
- Feministisch- sozialstruktureller Ansatz
- Die relationale Aggression
- Erklärungsansatz für die Zunahme der Delinquenz von Mädchen
- Emanzipationsthese
- Empirischer Teil
- Zielsetzung der empirischen Arbeit
- Die Methode
- Die Befragung
- Die Gruppendiskussion
- Die Fragen
- Die Gruppe der Befragten
- Durchführung und Vorgehen der Befragung
- Die Methode
- Durchführung der qualitativen Inhaltsanalyse
- Was ist eine qualitative Inhaltsanalyse?
- Durchführung der qualitativen Inhaltsanalyse am Material der Interviews
- Die Transkription
- Die angepasste qualitative Inhaltsanalyse
- Zielsetzung der empirischen Arbeit
- Darstellung der Ergebnisse
- Interpretation der Ergebnisse
- Der 1. Schritt der Interpretation
- Der 2. Schritt der Interpretation
- Schlussfolgerungen
- Beantwortung der Fragestellung
- Zukunftsperspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das aggressive Verhalten von Mädchen und befasst sich mit der Frage, ob dieses eine besondere Herausforderung für die Heil- und Sonderpädagogik darstellt. Die Arbeit untersucht die verschiedenen Definitionen von Aggression und Gewalt sowie die Ursachen aggressiven Verhaltens. Im Fokus steht dabei der Forschungsstand zum aggressiven Verhalten von Mädchen und die Erörterung geschlechtsspezifischer Unterschiede. Abschließend werden die Ergebnisse einer Gruppendiskussion mit Mädchen analysiert, um deren Wahrnehmung und Erfahrungen mit aggressivem Verhalten zu beleuchten.
- Definition und Ursachen aggressiven Verhaltens
- Geschlechtsspezifische Unterschiede im aggressiven Verhalten von Mädchen
- Interpretationen der Unterrepräsentanz von Mädchen mit aggressivem Verhalten
- Erklärung der Zunahme der Delinquenz von Mädchen
- Wahrnehmung und Erfahrungen von Mädchen mit aggressivem Verhalten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Relevanz der Untersuchung des aggressiven Verhaltens von Mädchen in den Kontext der heutigen Gesellschaft. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen aggressiven Verhaltens. Es werden verschiedene Definitionen von Aggression und Gewalt vorgestellt sowie die Ursachen von Aggressionen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich der Frage, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede im aggressiven Verhalten von Mädchen gibt. Es werden Forschungsarbeiten analysiert, die die Unterrepräsentanz von Mädchen mit aggressivem Verhalten in statistischen Erhebungen erklären. Weiterhin wird der Erklärungsansatz der Emanzipationsthese für die Zunahme der Delinquenz von Mädchen diskutiert. Der empirische Teil der Arbeit besteht aus einer Gruppendiskussion mit Mädchen, die im vierten Kapitel näher beschrieben wird. Die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse der Gruppendiskussion werden im fünften Kapitel dargestellt und im sechsten Kapitel interpretiert. Die Arbeit schließt mit einem Kapitel, das die Ergebnisse der Untersuchung zusammenfasst und die Beantwortung der Fragestellung sowie Zukunftsperspektiven beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Aggression, Gewalt, Mädchen, aggressives Verhalten, Geschlechtsspezifische Unterschiede, Unterrepräsentanz, Delinquenz, Emanzipation, qualitative Inhaltsanalyse, Gruppendiskussion.
- Arbeit zitieren
- Claudia Grensemann (Autor:in), 2003, Aggressive Mädchen - Eine Herausforderung für die Heil- und Sonderpädagogik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43508