Narzissmus. In den letzten Jahren begegnet einem dieser Begriff immer häufiger in diversen Zusammenhängen. Die schlechte Arbeitsatmosphäre liegt am narzisstischen Chef, für das Scheitern der Beziehung ist der narzisstische Partner verantwortlich, wer ständig auf Social Media Plattformen Fotos von sich hochlädt, ist genauso narzisstisch, wie bestimmte politische Führer. Wenn man Menschen bittet, zu diesem Begriff ihre ersten Assoziationen zu nennen, sind diese in der Regel negativ besetzt: selbstverliebt, rücksichtslos und eigennützig. Das Verhalten des Narzissten wird als krankhaft bezeichnet und mit ihm möchte man ungern Zeit verbringen, da sich scheinbar alles nur um ihn drehe. Es ist ein Modebegriff der heutigen Zeit geworden. Im Zuge von Wirtschaftskrisen wurden immer wieder Manager oder Banker als narzisstisch beschrieben – sowohl von den Medien als auch von der Gesellschaft. Sie seien profitorientiert oder kümmern sich nicht um die Bedürfnisse von anderen Menschen. Dieses Verhalten wird in ihrer Persönlichkeit begründet und nicht in ihrem ökonomischen Interesse für das Unternehmen und die Mitarbeiter. In der Realität ist zu beobachten, dass häufig Menschen mit einer narzisstischen Akzentuierung in ihrer Persönlichkeit Führungspositionen leiten, globale Unternehmen aufbauen und in der Gesellschaft als zukunftsdenkende Menschen angesehen werden. Prominente Beispiele hierfür sind z. B. Steve Jobs oder Bill Gates. Dementsprechend stellt sich die Frage, ob narzisstische Verhaltensweisen schädlich sind oder ob diese nicht sogar notwendig sind, um hohe Führungspositionen in einem Unternehmen zu bekleiden. Das Konstrukt des Narzissmus erlebt in unserer heutigen Gesellschaft eine Stigmatisierung, die verhindert, dass Laien diesen Teil einer gesunden Persönlichkeit als Chance sehen können.
An Führungskräfte haben die meisten Menschen klare Anforderungen, die diese erfüllen müssen, um als subjektiv „gut“ eingeschätzt zu werden. Dies sind neben den Hardskills, wie fundiertes Fachwissen, vor allem Softskills wie Wertschätzung, eine gute Feedback-Kultur, die Stärken der Mitarbeiter stärken und helfen, die Schwächen zu verbessern. Idealerweise ist eine Balance zwischen Führen und Verantwortung, Kontrolle und Vertrauen sowie Leiten und Einbinden gegeben. Man verlangt von seiner Führungskraft Selbstbewusstsein, innovatives Denken und eine starke Überzeugung von sich, seinem Können und schließlich auch von seinen Mitarbeitern.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Aufbau der Arbeit und Vorgehensweise
- 2. Was ist Narzissmus?
- 2.1 Theorien
- 2.1.1 Sigmund Freud – Primärer und sekundärer Narzissmus
- 2.1.2 Sándor Ferenczi – Pathologisierung des Narzissmus
- 2.1.3 Michael Balint und die primäre Liebe
- 2.1.4 Objektbeziehungstheorie nach Melanie Klein
- 2.1.5 Narzissmus Begriff nach Otto F. Kernberg
- 2.1.6 Heinz Kohut - Selbstpsychologie
- 2.2 Abgrenzung Narzissmus und narzisstische Persönlichkeitsstörung.
- 2.2.1 Die Persönlichkeit eines Menschen
- 2.2.1.1 Grundlegende Merkmale der Persönlichkeitsentwicklung.
- 2.2.1.2 Charakteristische Anpassungsweisen der Persönlichkeitsentwicklung
- 2.2.2 Wie ist eine Persönlichkeitsstörung definiert?
- 2.2.3 Exkurs: Kritik an der Bezeichnung Persönlichkeitsstörung
- 2.2.4 Entstehung und Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung
- 2.2.4.1 Vulnerabilitäts-Stress-Modell
- 2.2.4.2 Modell der doppelten Handlungsregulation nach Sachse
- 2.3 Die narzisstische Persönlichkeitsstörung
- 2.3.1 Entstehung und Verlauf einer narzisstischer Persönlichkeitsstörung
- 2.3.1.1 Ablehnung in der Kindheit
- 2.3.1.2 Überversorgung in der Kindheit
- 2.3.1.3 Veranlagungen des Kindes
- 2.3.2 Abgrenzung Narzissmus und narzisstische Persönlichkeitsstörung
- 2.4 Abgrenzung Narzissmus, Egoismus, Egozentrik, Egomanie
- 2.4.1 Egozentrik
- 2.4.2 Egoismus
- 2.4.3 Egomanie
- 3. Persönlichkeit und Führungsverantwortung
- 3.1 Persönlichkeitstypen
- 3.1.1 Intelligenz, Kreativität und soziale Kompetenz
- 3.2 Narzissmus und Führungsverhalten
- 3.2.1 Exkurs: Was bestimmt den Führungserfolg?
- 3.2.1.1 Charismatische Führung
- 3.2.2 Abgrenzung zwischen Charisma und Narzissmus
- 3.2.3 Führen Narzissten charismatisch?
- 3.3 Risiken eines destruktiven narzisstischen Führers
- 3.4 Chancen eines konstruktiven narzisstischen Führers
- 3.5 Zusammenfassung Narzissmus und Führungsverhalten
- 3.6 Männlicher und weiblicher Narzissmus
- 3.6.1 Weiblicher Narzissmus
- 3.6.2 Männlicher Narzissmus
- 3.7 Unterschiede in der Führung: Führen Frauen und Männer gleich gut?
- 3.7.1 Warum Männer sich als Führungskräfte eignen
- 3.7.2 Warum Frauen sich als Führungskräfte eignen
- 4. Die Entstehung und Entwicklung des NPI
- 4.1 Studie und Ergebnisse von Emmons
- 4.2 Studie und Ergebnisse von Raskin und Terry
- 4.3 Weitere Erkenntnisse des NPI
- 4.4 Kritische Betrachtung des NPI
- 5. Hypothesenbildung
- 5.1 Verwendetes Messobjekt – Narcisstic Personality Inventory_
- 5.2 Die Stichprobe
- 5.3 Auswertung der erhobenen Daten.
- 5.4 Probleme der Stichprobe
- 5.5 Mögliche weiterführende Forschungen
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Narzissmus und Führungsverhalten. Sie analysiert, ob und inwiefern narzisstische Persönlichkeitsmerkmale mit der Übernahme und Ausübung von Führungspositionen in Unternehmen korrelieren. Die Arbeit verfolgt das Ziel, ein tieferes Verständnis für die Rolle von Narzissmus im Kontext von Führung zu entwickeln.
- Begriffe und Theorien des Narzissmus
- Abgrenzung von Narzissmus, narzisstischer Persönlichkeitsstörung, Egoismus, Egozentrik und Egomanie
- Persönlichkeitseigenschaften und ihre Bedeutung für Führungsverhalten
- Narzissmus und Führungsstil
- Potentiale und Risiken von narzisstischen Führungskräften
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung - Diese Einleitung gibt einen Überblick über das Thema Narzissmus im Kontext von Führung, erläutert die Relevanz der Thematik und stellt den Aufbau der Arbeit vor.
Kapitel 2: Was ist Narzissmus? - Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Theorien des Narzissmus, darunter die Ansätze von Freud, Ferenczi, Balint, Klein, Kernberg und Kohut. Des Weiteren werden die Abgrenzung von Narzissmus und narzisstischer Persönlichkeitsstörung sowie die Unterscheidung von Narzissmus, Egoismus, Egozentrik und Egomanie betrachtet.
Kapitel 3: Persönlichkeit und Führungsverantwortung - Dieses Kapitel befasst sich mit der Bedeutung von Persönlichkeitseigenschaften für Führungsverhalten und beleuchtet die Rolle von Narzissmus in der Führung. Es werden verschiedene Führungsstile und die potenziellen Chancen und Risiken von narzisstischem Führungsverhalten diskutiert.
Kapitel 4: Die Entstehung und Entwicklung des NPI - Dieses Kapitel behandelt die Entwicklung des Narcissistic Personality Inventory (NPI) als standardisiertes Instrument zur Messung von Narzissmus. Es werden die Studien von Emmons und Raskin & Terry vorgestellt und kritische Betrachtungen des NPI angestellt.
Kapitel 5: Hypothesenbildung - Dieses Kapitel beschreibt die Hypothesen, die in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Es werden das verwendete Messobjekt, die Stichprobe, die Auswertung der Daten und mögliche Probleme der Stichprobe beleuchtet.
Schlüsselwörter
Narzissmus, Führung, Leadership, Persönlichkeitsstörung, Führungsverhalten, Charisma, NPI (Narcissistic Personality Inventory), Management, Wirtschaftspsychologie, Empirische Forschung, Studie, Theorien, Modell, Entwicklung, Risiken, Chancen, Untersuchung, Analyse
- Citation du texte
- Goda Marwig (Auteur), 2018, Narzissmus und Leadership. Eine wirtschaftspsychologische Untersuchung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/435460