Minnesang - wer hat noch nicht davon gehört? Der Ritter, der sich seiner Dame zu Diensten verpflichtet sieht und dies in aller Vollkommenheit darbieten will. Die Dame, die wunderhübsch, lieblich und rein und in einem Idealbild konzentriert dem minnenden Sänger lauscht, der ihr im Zuge seiner sehnsüchtigen Werbung holde Liebeslieder vorträgt und letztlich doch abgewiesen wird, und durch diese Ablehnung sogar noch Reifung und Ehre erfährt.
Doch mittelalterliche Liebeslyrik ist weitaus mehr als nur Minnesang mit seinen charakteristischen Idealvorstellungen. Sie beinhaltet nicht nur ein perfektes Spiel um Minne, Frauen, Dienst und Lohn. Vielmehr beinhaltet Sie vielerlei Gattungen. Neben der klassischen Minnekanzone geht das Spektrum über sogenannte Tagelieder, Pastourellen, Parodien, Gegengesänge und auch über die sogenannten Frauenlieder. Worum es sich bei einem Frauenlied handelt, soll einleitend erörtert werden.
Eine besondere Form von Gedichten der Liebeslyrik macht es der Forschung schwer, sie einer bestimmten Gattung zuzuordnen: Der Wechsel. Seine Einzigartigkeit resultiert schon aus der Tatsache, dass der Inhalt in etwas ungewöhnlicher Art und Weise dargeboten wird, nämlich mittels zweier nebeneinander stattfindender Monologe. Und wenn er dann auch noch so vielfältig in seiner Form und seinem Inhalt ist, dann wird es schwer, einheitliche Kriterien zu finden, um einen Gattungsbegriff zu definieren.
Im Folgenden soll der Wechsel mit all seiner Vielfältigkeit aufgezeigt werden, wie er sich insbesondere in den Frauenliedern bzw. Frauenstrophen darstellt. Es soll eine Abgrenzung gezeigt werden zwischen dialogisch und monologisch aufgebauten Liedern, und die charakteristischen Merkmale und Funktionen des Wechsels sollen verdeutlicht werden. Und selbstverständlich gibt es auch hier einen Sonderling, und so soll auch der Sonderfall des Botenliedes nicht zu kurz kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Frauenstrophe im Frauenlied
- Frühe Forschungen über das Frauenlied
- Das Frauenlied heute: Die Problematik der Frauenrede
- Eine Ausprägung der Frauenstrophe: Der Wechsel als Liedtypus/Subgattung
- Ursprung
- Rollenzuweisung
- Der zeitliche Aspekt im Wechsel
- Dialog
- Einzelfallbetrachtung: Dietmar von Eist: SLÂFEST DU, VRIEDEL ZIERE?
- Monolog
- Der Sonderfall des Monologs: Das Botenlied
- Einzelfallbetrachtung: DIETMAR VON EIST: SENEDER VRIUNDINNE BOTE
- Funktion des Wechsels
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Wechsel, einer besonderen Form von Gedichten der Liebeslyrik. Sie analysiert die Einzigartigkeit des Wechsels, der sich durch seine Darstellung mittels zweier nebeneinander stattfindender Monologe auszeichnet. Die Analyse betrachtet den Wechsel im Kontext des Frauenliedes und untersucht die verschiedenen Ausprägungen und Funktionen dieser Liedform.
- Der Wechsel als Subgattung im Frauenlied
- Die Problematik der Frauenrede in mittelalterlichen Texten
- Die Funktion des Wechsels als Dialog- und Monologform
- Der Sonderfall des Botenliedes
- Charakteristische Merkmale und Funktionen des Wechsels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Kontext des Frauenliedes innerhalb der mittelalterlichen Liebeslyrik und führt den Leser in die Thematik des Wechsels ein. Das Kapitel "Die Frauenstrophe im Frauenlied" erörtert die Herausforderungen der eindeutigen Identifizierung der Frauenrede und beleuchtet verschiedene Forschungsansätze. Es stellt frühe Forschungen zum Frauenlied vor und analysiert die Problematik der Zuordnung von Sprechrollen anhand der komplexen sprachlichen Strukturen.
Schlüsselwörter
Liebeslyrik, Frauenlied, Wechsel, Dialog, Monolog, Botenlied, Frauenrede, mittelalterliche Literatur, Minnesang, Rollenlied.
- Quote paper
- Jana Frömbgen (Author), 2002, Der Wechsel - Eine Subgattung im Kontext des Frauenliedes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43573