Der Titel dieser Arbeit impliziert, das geschlechtliche Identitäten, die die Menschen entwickeln, grundsätzlich konstruiert werden. Was alles auf den Konstruktionsprozeß männlicher Identität Einfluß hat und wie das Thema in der Literatur behandelt wird, soll in dieser Arbeit zusammengefasst werden. Bei meinen Überlegungen, wie ich am Besten an dieses Thema herangehe, erinnerte ich mich an einen Artikel, den ich vor einiger Zeit gelesen habe. In dem Magazin wurde von einem Fall berichtet, der sich in den sechziger Jahren in Kanada ereignete. „Durch einen ärztlichen Kunstfehler verlor ein Junge seinen Penis und wurde als Mädchen aufgezogen. Der spektakuläre Fall schien zu beweisen: Erziehung ist mächtiger als Biologie“1, schrieb damals die Autorin Anke Sparmann. Aus dem Jungen Bruce Reimer wurde im Alter von knapp zwei Jahren das Mädchen Brenda. Die Eltern erzogen den Jungen von da an als Mädchen und scheinbar schien „sie“ sich prächtig zu entwickeln. Auch wenn es bei diesem außergewöhnlichen Fall um sogenannte Intersexuelle Menschen (Menschen mit keinem ausgeprägtem oder beiden primären Geschlechtsmerkmalen) ging, wurde versucht zu zeigen, dass die Erziehung bzw. der gesellschaftliche Einfluß stärker die geschlechtliche Identitätsfindung fördert, als biologisch oder genetisch vorbestimmte Geschlechtsrollen. Eigentlich ein (umgedrehtes) Paradebeispiel für eine Arbeit mit dem Titel „Konstruktion männlicher Identität“. Das die Geschlechtszuteilung so „einfach“ zu erklären und auch durchzuführen wäre, sollte später wiederlegt werden. Welche Faktoren denn jetzt aber laut Literatur alles Einfluß auf die Bildung männlicher Identität hat, wird in den nächsten Kapiteln, aus Sicht einiger verschiedener Fachrichtungen betrachtet. Ebenso das Thema, wie die Erziehung heutzutage mit den Geschlechtsrollenstereotypen umgeht und was vielleicht verbessert werden kann.
In einigen Abschnitten werde ich nur von Jungen sprechen, auch wenn die Entwicklung sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen gleich bzw. (geschlechts) umgekehrt abläuft, da sich die Arbeit in erster Linie auf die Entwicklung der männlichen Identität bezieht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biologische und Medizinische Sicht
- Psychoanalytische Sicht
- Entwicklungspsychologische Sicht
- Soziologische Gesellschaftliche Sicht
- Mann oder Maus
- Was, wer und wie sind Jungen
- Das starke Geschlecht!?
- Die Mythen und die Fakten
- Wie ist es heute?
- Jungen orientieren sich an...
- Wieso sind Jungs heute so auffällig?
- Eigene Erfahrungen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion männlicher Identität und die Faktoren, die diesen Prozess beeinflussen. Sie beleuchtet das Thema aus verschiedenen Perspektiven und fasst die relevante Literatur zusammen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Einfluss von Biologie, Psychoanalyse, Entwicklungspsychologie und Soziologie.
- Der Einfluss biologischer Faktoren auf die Entwicklung der männlichen Identität.
- Die Rolle der Psychoanalyse bei der Erklärung der männlichen Identität.
- Die Bedeutung der Entwicklungspsychologie für das Verständnis der Geschlechtsrollenentwicklung bei Jungen.
- Der gesellschaftliche Einfluss auf die Konstruktion männlicher Identität.
- Die Herausforderungen und Veränderungen in der Erziehung von Jungen im Hinblick auf Geschlechtsrollenstereotype.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Konstruktion männlicher Identität ein und skizziert den Ansatz der Arbeit. Der Fall von Bruce/Brenda Reimer wird als einleitendes Beispiel für die Komplexität der Geschlechtsidentitätsentwicklung herangezogen und verdeutlicht, dass biologische und gesellschaftliche Faktoren in einem komplexen Zusammenspiel wirken. Die Arbeit zielt darauf ab, verschiedene Perspektiven auf die Konstruktion männlicher Identität zu beleuchten und die Rolle der Erziehung im Umgang mit Geschlechtsrollenstereotypen zu diskutieren.
Biologische und Medizinische Sicht: Dieses Kapitel beleuchtet die biologischen und medizinischen Aspekte der Geschlechtsentwicklung. Es beschreibt die hormonellen und chromosomalen Unterschiede zwischen Männern und Frauen und diskutiert die Rolle des Y-Chromosoms und des Testosterons. Es wird auf die höhere Anfälligkeit von Jungen für bestimmte Krankheiten hingewiesen und die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen erläutert. Die Ausführungen betonen, dass biologische Faktoren zwar eine Rolle spielen, jedoch nicht allein ausschlaggebend für die Entwicklung der männlichen Identität sind. Stattdessen wird ein Bezug zur gesellschaftlichen Konstruktion hergestellt, wobei der Einfluss von Erziehung und Umwelt betont wird.
Psychoanalytische Sicht: Dieses Kapitel befasst sich mit der psychoanalytischen Perspektive auf die Entwicklung männlicher Identität. Es beginnt mit der symbiotischen Bindung zwischen Mutter und Kind in der präödipalen Phase und hebt die Bedeutung der frühen Mutter-Kind-Beziehung für die spätere Geschlechtsidentitätsfindung hervor. Weitere Aspekte der psychoanalytischen Sichtweise auf die männliche Identität werden hier beschrieben. Die Interaktion zwischen biologischen Faktoren und der psychoanalytischen Interpretation derselben wird diskutiert.
Schlüsselwörter
Männliche Identität, Geschlechtsrollen, Konstruktion, Biologie, Psychoanalyse, Entwicklungspsychologie, Soziologie, Erziehung, Geschlechtsstereotype, Testosteron, Y-Chromosom.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Konstruktion männlicher Identität
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion männlicher Identität und die Faktoren, die diesen Prozess beeinflussen. Sie beleuchtet das Thema aus verschiedenen Perspektiven (biologisch, psychoanalytisch, entwicklungspsychologisch, soziologisch) und fasst die relevante Literatur zusammen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Einfluss von Erziehung und Umgang mit Geschlechtsrollenstereotypen.
Welche Perspektiven werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet die Konstruktion männlicher Identität aus biologischer, medizinischer, psychoanalytischer, entwicklungspsychologischer und soziologischer Perspektive. Der Fall von Bruce/Brenda Reimer dient als einleitendes Beispiel für die Komplexität des Zusammenspiels von biologischen und gesellschaftlichen Faktoren.
Welche biologischen und medizinischen Aspekte werden behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt hormonelle und chromosomale Unterschiede zwischen Männern und Frauen (Rolle des Y-Chromosoms und Testosterons), die höhere Anfälligkeit von Jungen für bestimmte Krankheiten und die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen. Es betont jedoch, dass biologische Faktoren nicht allein ausschlaggebend für die Entwicklung der männlichen Identität sind, sondern in Interaktion mit gesellschaftlichen Einflüssen stehen.
Wie wird die Psychoanalyse in die Betrachtung einbezogen?
Die psychoanalytische Perspektive konzentriert sich auf die symbiotische Bindung zwischen Mutter und Kind in der präödipalen Phase und deren Bedeutung für die spätere Geschlechtsidentitätsfindung. Weitere Aspekte der psychoanalytischen Sichtweise auf die männliche Identität und die Interaktion mit biologischen Faktoren werden diskutiert.
Welche Rolle spielt die Entwicklungspsychologie?
Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung der Entwicklungspsychologie für das Verständnis der Geschlechtsrollenentwicklung bei Jungen. Konkrete Aspekte werden im Text detailliert dargestellt, sind aber in dieser Zusammenfassung nicht explizit benannt.
Wie wird der gesellschaftliche Einfluss dargestellt?
Die Arbeit untersucht den gesellschaftlichen Einfluss auf die Konstruktion männlicher Identität und die Herausforderungen und Veränderungen in der Erziehung von Jungen im Hinblick auf Geschlechtsrollenstereotype. Konkrete Aspekte werden im Text detailliert dargestellt, sind aber in dieser Zusammenfassung nicht explizit benannt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, biologischer und medizinischer Sicht, psychoanalytischer Sicht, entwicklungspsychologischer Sicht, soziologischer und gesellschaftlicher Sicht, sowie Kapitel die sich mit der konkreten Situation von Jungen auseinandersetzen (z.B. "Mann oder Maus", "Was, wer und wie sind Jungen", "Das starke Geschlecht!?", "Die Mythen und die Fakten", "Wie ist es heute?", "Jungen orientieren sich an...", "Wieso sind Jungs heute so auffällig?", "Eigene Erfahrungen"). Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Männliche Identität, Geschlechtsrollen, Konstruktion, Biologie, Psychoanalyse, Entwicklungspsychologie, Soziologie, Erziehung, Geschlechtsstereotype, Testosteron, Y-Chromosom.
Wo finde ich weitere Informationen?
Weitere Informationen finden sich im vollständigen Text der Arbeit, der ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten und Kapitelzusammenfassungen enthält.
- Arbeit zitieren
- Joeran Torsten Daenhardt (Autor:in), 2003, Konstruktion männlicher Idendität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43593