Es fällt Heine-Forscher*innen heute schwer, ein eindeutiges Bild von Heines Person, aber ebenso von seinem Werk zu zeichnen. Umso mehr kann es aus heutiger Sicht erst einmal verwundern, dass sich die Heine-Veröffentlichungen kurz nach der Gründung der DDR rasant vermehrten und er dort als literarisches „Erbe“ neben Autoren wie Goethe oder Schiller herangezogen wurde. Publikationen wie „Unser Heine“ von Werner Ilberg oder die diversen Ausgaben vom „Heine-Lesebuch“ von Walther Victor, aber auch das feierlich begangene Heine-Jubiläum 1956 zeugen von der Begeisterung und positiven Wertung, die Heines Werken in der DDR zuteil wurde. Warum gerade Heine in der DDR wieder verstärkt rezipiert wurde, soll im ersten Kapitel dieser Arbeit dargestellt werden.
Im zweiten Teil der Arbeit soll weitergehend behandelt werden, in welche Richtung eine Beschäftigung mit Heine nach der Staatsgründung der DDR 1949 lief. Es gilt dabei, verschiedene Forschungslinien und Arbeitsweisen der dort arbeitenden Germanist*innen aufzuzeigen und zu erkären, was das Konzept von einem literarischen „Erbe“ Heines für die DDR konkret bedeutete. Dabei ist abschließend auf die Darstellung der Heine-Marx-Beziehung in der DDR-Sekundärliteratur zu Heine einzugehen, da diese das nächstliegende Argument für eine Rezeption Heines in der DDR darstellte.
Die Begründung für die Rezeption eines Schriftstellers in der DDR jedoch lediglich im „Marxkonformen Spannungsfeld“, wie Andreas Heyer es 2016 bezeichnet hat, zu suchen, und den DDR-Germanist*innen eine grundsätzliche politische Voreingenommenheit zu unterstellen, würde einer wissenschaftlichen Analyse nicht gerecht werden. Methodisch soll in dieser Arbeit daher immer wieder das Spannungsverhältnis zwischen Heine, seinen Werken, der historischen sowie politischen Situation sowohl zu seinen Lebzeiten als auch in der DDR dargestellt werden. Denn Geschichte, Politik und Literatur treten – in Heines Beispiel so wie in jeder rückblickenden Betrachtung eines Werkes oder Ereignisses – in eine Wechselwirkung, die es immer mitzudenken und gleichsam zu entwirren gilt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Deutsche Demokratische Republik und Heinrich Heine
- Die Heine-Rezeption in der DDR zwischen 1949 und 1956
- Die beginnende Heine-Rezeption nach der Staatsgründung der DDR
- Werkauswahl und literaturwissenschaftliche Arbeitsweise
- Das „Erbe“-Konzept der DDR in Bezug auf Heine
- Die Heine-Marx-Beziehung
- Das Heine-Jahr 1956
- Die beginnende Heine-Rezeption nach der Staatsgründung der DDR
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rezeption von Heinrich Heines Werk in der DDR zu Beginn des Kalten Krieges. Sie zielt darauf ab, die Gründe für die verstärkte Rezeption Heines in der DDR nach 1949 zu beleuchten und die verschiedenen Forschungslinien und Arbeitsweisen der dort arbeitenden Germanist*innen aufzuzeigen.
- Die Rolle von Heine als literarisches „Erbe“ in der DDR
- Die Interpretation von Heines politischer Gesinnung im Kontext der DDR-Ideologie
- Die Darstellung der Heine-Marx-Beziehung in der DDR-Sekundärliteratur
- Die Herausforderungen der Heine-Forschung im Spannungsfeld zwischen Geschichte, Politik und Literatur
- Die Entwicklung der Heine-Rezeption in der DDR von 1949 bis 1956
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt Heines Werk und seine Bedeutung in der DDR im Kontext des Kalten Krieges dar. Das erste Kapitel befasst sich mit dem besonderen Interesse an Heine in der DDR nach 1949. Es analysiert die Gründe für die „Neuwertung“ Heines in der DDR und die Bedeutung seiner Biografie im Kontext der DDR-Ideologie.
Das zweite Kapitel untersucht die verschiedenen Forschungslinien und Arbeitsweisen der DDR-Germanist*innen in Bezug auf Heine. Es zeigt, wie Heines Werk im Kontext des „Erbe“-Konzepts der DDR interpretiert wurde und welche Rolle die Heine-Marx-Beziehung dabei spielte.
Schlüsselwörter
Heinrich Heine, DDR, Rezeption, Literaturwissenschaft, „Erbe“-Konzept, Heine-Marx-Beziehung, Kalter Krieg, Germanistik, sozialistische deutsche Republik, Interpretationsmuster, Geschichte, Politik, Literatur.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2017, Die Rezeption von Heinrich Heine in der DDR zu Beginn des Kalten Krieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/436258