Sportstars im antiken Griechenland


Hausarbeit, 2011

13 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Milon von Kroton

3. Theogenes von Thasos

4. Schluss

5. Quellenverzeichnis

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In nahezu allen Bereichen des modernen Sports gibt es Stars, die es geschafft haben sich von der großen Masse an Athleten abzusetzen und die Menge der Bevölkerung durch ihre Leistungen zu begeistern. Aus heutiger Sicht verkörpert der Begriff „Sportstars“ Athleten, die am besten in sportlichen Ranglisten bzw. Tabellen platziert sind, sowie herausragende sportliche Leistungen über einen längeren Zeitraum erbringen, im Mittelpunkt des Medieninteresses stehen und Idole für die Menschen aller Art auf der Welt sind. Dieses Phänomen der „Sportstars“ existiert bereits seit der Antike, mit Beginn der Preis- und Kranzspiele im antiken Griechenland, insbesondere durch die erste Olympiade im Jahre 776 v. Chr. Doch wer waren diese Athleten, die im alten Griechenland Starstatus erreichten und die Bevölkerung zum Staunen anregten und was waren ihre sportlichen Leistungen? Desweiteren ist es erstaunlich, welche Anekdoten über jene existieren und verbreitet wurden.

Diese Arbeit soll Aufschluss über die „Sportstars“ im antiken Griechenland geben. Mein Hauptaugenmerk liegt dabei auf den zwei wohl bekanntesten Schwerathleten der Antike: Milon von Kroton und Theogenes von Thasos. Welche Leistungen haben diese Athleten erbracht und welche Mythen bzw. Sagen existieren über diese Sportler, dies wird Gegenstand dieser Arbeit sein. Weiterhin muss geprüft werden, ob der Begriff „Sportstar“ bei diesen beiden Athleten zutreffend ist. Der Grund warum die Auswahl auf diese zwei Sportler gefallen ist, liegt darin, dass zum einen Schwerathleten in der Antike das größte Aufsehen bei der Bevölkerung erregten und dass die Leistungen dieser beiden Athleten mehr als nur überdurchschnittlich waren.

Die aktuelle Forschungssituation legt sich folgendermaßen dar, es existieren teilweise Werke, welche schon vor Jahrzehnten publiziert wurden. Auffallend hierbei ist jedoch, dass die Thematik, über Athleten in der Antike oft im Zeitraum vor und nach Olympischen Spielen aufgegriffen wurde, wie etwa das Werk von W. Decker, „Sport in der griechischen Antike. Vom minoischen Wettkampf bis zu den Olympischen Spielen“, welches im Jahre 1995, ein Jahr vor den olympischen Spielen in Atlanta erschienen ist. Man kann daher sagen, dass dieses Thema meist nur noch im Zusammenhang mit sportlichen Großereignissen, wie etwa Olympiaden steht. Neuere Forschungen existieren daher nicht.

Problem bei der Bearbeitung des Themas ist die Quellenlage, da die vorliegenden Quellen oft erst 100 Jahre nachdem Leben der Athleten verfasst wurden, insbesondere von Pausanias. Daher sind diese im Verlauf der Arbeit kritisch zu betrachten. Zunächst soll der Athlet Milon von Kroton vorgestellt, darauf folgt der Faustkämpfer und Pankratiast Theoegens v. Thasos. Zum Schluss werden die Ausführungen noch einmal grob zusammengefasst und es wird ein Fazit gezogen.

2. Milon von Kroton

2.1. Sportliche Errungenschaften

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht zunächst Milon, von der griechischen Kolonie Kroton in Süditalien.1 Er galt als einer berühmtesten Ringkämpfer in der Antike, und beherrschte in der zweiten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. diesen Sport nahezu eine ganze Generation lang.2 Ihm wurden sechs olympische Siege im Ringkampf, davon einer unter den Knaben zugesprochen. Er trat auch noch ein siebtes Mal in Olympia zum Ringkampf an, konnte dort aber keinen Sieg gegen seinen und auch aus Kroton stammenden Landsmann Timasitheos erreichen. Gründe für das Nichterreichen des siebten olympischen Sieges waren wahrscheinlich, dass er wesentlich jünger, als der schon in die Jahre gekommene Milon und dass Timasitheos taktisch klug kämpfte und Milon auf Distanz hielt3 denn dadurch bewirkte er, dies ist anzunehmen, dass die Ausdauer Milons nachließ und der Kampf mit großer Wahrscheinlichkeit Unentschieden endete.4 Hierbei ist zu beachten, dass in diesem Fall keines der beiden Ringkampfsysteme(auf der einen Seite mehr Kraft und Gewicht und auf der anderen Schnelligkeit und Geschicklichkeit) zum Zuge kam. Deswegen konnte Milon auf der einen Seite den flinken Timasitheos nicht fassen und dieser konnte gegen den deutlich schwereren und stärkeren Milon nichts ausrichten und so kam der dreimalige Fall auf den Boden, was Bedingung für den Sieg im Ringkampf war nicht zustande und deshalb konnte dieser Kampf Unentschieden ausgehen.5 Im Verlaufe seiner überaus erfolgreichen sportlichen Karriere gelang Milon v. Kroton zudem sieben Siege, davon einer als Knabe bei den Pythischen Spielen in Delphi, die zu Ehren Apollons veranstaltet wurden, zehn Siege bei den Isthmischen Spielen, die in der Nähe von Korinth zu Ehren des Poseidon veranstaltet wurden. Desweiteren gewann er neun Kränze bei den Nemeischen Spielen, die in Delphi zu Ehren Zeus stattfanden.6 Durch diese sportlichen Erfolge bekam Milon v. Kroton den Titel Periodonike zugesprochen, da er bei den vier Panhellenischen Spielen (Olympia, Delphi, Nemea und Korinth) in einem Periodos (Zyklus) mindestens einen Sieg in der selber Sportart davon tragen konnte.

2.2 Legenden

Damals wie heute ranken sich um Stars eine Vielzahl von Anekdoten und Sagen, der Wahrheitsgehalt dieser ist jedoch schwer zu beurteilen.7 Antiken Berichten zufolge sollte Milon über eine außergewöhnliche Stärke verfügt haben, sowie einen „riesenhaften Wuchs“ gehabt haben, dies erscheint durchaus glaubwürdig, da nur ein überaus starker und großer Athlet Jahrzehnte lang den Kampfsport im antiken Griechenland hätte beherrschen können.8 Desweiteren gab es im antiken Kampfsport im Vergleich zu heute keine gültigen Gewichtsklassen, daher ist es plausibel, dass ein Athlet in so einen Format, wie es Milon v. Kroton gewesen scheint, durchaus erfolgreich sein musste. Ein Athlet in dieser Form bot natürlich viel sagenhaften Stoff um seine Person. Pausanias berichtet bzw. beschrieb dies in seinem 6. Buch zur Beschreibung Griechenlands. Danach habe Milon seine eigene Siegesstatue in die Altis von Olympia auf seinen Rücken getragen. Desweiteren soll er einen Granatapfel fest in der Hand gehalten haben ohne, dass jemand ihn diesen entreißen konnte. Das bemerkenswerte bei dieser Überlieferung ist, dass dieser Granatapfel nicht beschädigt wurde. Eine andere Erzählung besagt, dass Milon v. Kroton auf einem eingeölten Diskos stehen blieb, ohne dass jemand ihn herunterstoßen konnte. Er soll sich außerdem mal eine Darmsaite um die Stirn gebunden haben und diese durch Anstrengung mit Hilfe seiner pulsierenden Adern zum reißen gebracht haben.9 Diese Geschichten erscheinen durchaus unglaubwürdig, wenn man diese genauer betrachtet. Eine Siegesstatue bestand zur Zeit der Antike meist aus Bronze und wog schätzungsweise mehrere hundert Kilo, daher ist es nicht glaubwürdig, dass Milon seine eigene Siegesstatue in die Altis trug. Genau so unrealistisch ist die Überlieferung des Granatapfels, denn selbst, wenn niemand ihn diesen entreißen konnte, blieben wenigstens Druckstellen auf diesen zurück. Ebenfalls für nicht glaubwürdig hält man die Geschichte der Darmsaite, diese werden heutzutage Beispielsweise zur Bespannung von Instrumenten oder von Tennisschlägern benutzt, daher kann diese Geschichte nicht der Wahrheit entsprechen, dass man so eine Saite mit Hilfe der Kraft seiner pulsierenden Adern zum Zerreißen bringt.

Milons sozialer Status wirft interessante Fragen auf. Der ungefähr hundert Jahre später lebende Herodot berichtete davon.10 Danach soll Demokedes, der von Herodot als bester Arzt seiner Zeit beschrieben wird, die Tochter Milons geheiratet haben. Er bezahlte sogar Geld dafür um die Hochzeit zu beschleunigen und lies seinem König die Nachricht überbringen, dass er jetzt mit der Tochter von Milon verheiratet sei.11 Daraus lässt sich schließen, dass Milon keineswegs aus niederen Verhältnissen mit geringer Bildung und Intelligenz stammte, denn warum sonst sollte sich Demokedes damit rühmen Schwiegersohn des erfolgreichsten Schwerathleten seiner Zeit zu sein? Sportliche Erfolge und Bekanntheit hätten einen solchen Makel keineswegs kompensiert. Warum aber ließ er die Nachricht von der Hochzeit mit Milons Tochter dem Perserkönig Dareios überbringen? Auch wenn diese Erzählung historisch keineswegs belegbar ist, lässt sich daraus erkennen und so macht Herodot deutlich, dass diese Heirat, den sozialen Aufschwung bzw. Aufstieg des Arztes bedeutete und dass dies ein Hauptgrund der Heirat gewesen sein – „Der Name des Ringkämpfers Milon galt auch bei dem Perserkönig viel. Aus diesem Grunde, glaube ich, hat auch Demokedes die Heirat so beschleunigt und viel Geld dafür aufgewandt, damit Dareios klar werde, daß er auch in seiner Heimat ein angesehener Mann sei.“12

Weiterhin gegen die Behauptung, dass Milon von mangelnder Intelligenz und geringer Bildung gewesen sei spricht die vorliegende die Überlieferung von Diodoros, welche über den Krieg zwischen Kroton und Sybaris aus dem Jahre 511/10 v. Chr. erzählt. Nach dieser Anekdote führte Milon das Herr der Krotoniaten, welches aus nur 100 000 Kriegern bestand gegen das gegenüberstehende 300 000 starke Herr der Sybariten an und schlug jene in die Flucht. Die Quelle besagt desweiteren, dass Milon mit seinen olympischen Siegerkränzen auf dem Haupt, mit der Rüstung des Herakles, einer Löwenhaut und mit einer Keule in der Hand in den Krieg gezogen sein. „Und als Urheber ihres Sieges gewann er die Bewunderung seiner Mitbürger.“13 Daraus lässt sich schließen, dass Milon keineswegs von mangelnder Intelligenz war, denn warum sonst sollten seine Mitbürger ihm so ein wichtiges Amt, den des Feldherren anvertrauen, wenn sie von seinen geistigen Fähigkeiten nicht überzeugt waren. Jedoch ist diese Quelle kritisch zu betrachten, da Athleten zu dieser Zeit keineswegs als Krieger eingesetzt wurden. Aber vielleicht ist Milon hierbei eine Ausnahme, weil er von der Bevölkerung Krotons aufgrund seiner überragenden sportlichen Leistungen sehr geschätzt und bewunderte wurde und das jenes Volk ihm hohes Vertrauen schenkte.

[...]


1 Vgl.: Poliakoff, Michael B.: Kampfsport in der Antike. Das Spiel um Leben und Tod, Zürich – München 1989, S. 162.

2 Vgl.: Decker, Wolfgang: Sport in der griechischen Antike. Vom minoischen Wettkampf bis zu den Olympischen Spielen, München 1995, S. 131.

3 Paus.: 6, 14, 5.

4 Vgl.: Poliakoff, M.B.: Kampfsport in der Antike. S. 163.

5 Vgl.: Rudolph, Werner: Olympischer Kampfsport in der Antike. Faustkampf, Ringkampf und Pankration in den griechischen Nationalfestspielen, Berlin 1965, S. 49.

6 Vgl.: Poliakoff, M.B.: Kampfsport in der Antike. S. 163.

7 Vgl.: Günther, Rosmarie: Olympia. Kult und Spiele in der Antike, Darmstadt 2004, S. 124.

8 Vgl.: Poliakoff, M.B.: Kampfsport in der Antike. S. 163.

9 Paus.: 6, 14, 6-7.

10 Vgl.: Poliakoff, M.B.: Kampfsport in der Antike. S. 164.

11 Hdt.: 3, 137.

12 Hdt.: 3, 137.

13 Diod.: 12, 9, 5-6.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Sportstars im antiken Griechenland
Note
2,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
13
Katalognummer
V436261
ISBN (eBook)
9783668767300
ISBN (Buch)
9783668767317
Dateigröße
551 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sportstars, griechenland
Arbeit zitieren
Sascha Weidenbach (Autor:in), 2011, Sportstars im antiken Griechenland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/436261

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