Zwischen den Geschlechtern wird der Unterschied der gegensätzlichen Stile im Gespräch besonders deutlich. Männer richten sich nach dem System des „report talk“, Frauen dagegen nach dem System des „rapport talk“.
Das Hauptaugenmerk des „report talk“ liegt allein auf dem Informationsaustausch. Das heißt, der Sprecher gibt in seiner Rede nichts anderes preis als eine einfache Information, die pure Aussage eines Satzes. Wichtig dabei ist noch eine gewisse Macht. Männer versuchen, im Gespräch ihre Macht auszudrücken und zu bewahren. Frauen hingegen legen mehr wert auf Gefühle. Der „rapport talk“ gibt dem Zuhörer wesentlich mehr Informationen über den Sprecher, sowie über den Gegenstand des Gesprächs selbst. Dies geschieht überwiegend auf einer reinen Gefühlsebene. Ziel dieser Taktik der Gesprächsführung ist stark harmonisierend, ganz im Gegenzug zur Machtbesessenheit des männlichen Sprechers. Daher sind Missverständnisse im Gespräch unumgänglich.
Hinzu kommt das Verhalten beider Geschlechter im Gespräch. Männer sind immer die dominierenden Teilnehmer eines kommunikativen Aktes. Sie behaupten sehr stark, unterbrechen sehr oft und geben zusätzlich kaum oder verspätet „backchanel“. Frauen hingegen geben ihr Rederecht schnell auf, lassen sich also gerne unterbrechen und behaupten weit weniger stark als ihr männlicher Gegenüber. Der verspätete „backchanel“ des Mannes vermittelt dem harmoniebedürftigen „rapport talker“ den Eindruck, der andere höre nicht zu, worauf er seine Rede sofort unterbricht. Aus diesen und noch einigen weiteren Gründen gibt es nicht selten Störungen in der Kommunikation zwischen den Geschlechtern.
Der extreme Unterschied zwischen den jeweiligen Stilen im Gespräch entsteht zunächst vor dem Hintergrund einer sozio – kulturellen Entwicklung, die ihre Begründung in der Erziehung findet. Das bedeutet also, Männer und Frauen werden von Kindesbeinen an zu „report“ bzw. „rapport talker“ erzogen.
Doch wie wirkt sich nun das Phänomen der geschlechtsspezifischen Stile im Gespräch auf das Thema der bewertenden Konzepte des kommunikativen Verhaltens aus? Beurteilen Frauen bestimmte Situationen einer Interaktion anders als Männer? Falls es so ist, wie groß ist der Unterschied in den Einschätzungen? Anhand von Interviews sollen diese Fragen beantwortet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Bewertende Konzepte des kommunikativen Verhaltens in Bezug auf geschlechtsspezifische Stile im Gespräch
- Begriffsklärung der BKKV
- Grundsätzliches zu den geschlechtsspezifischen Stilen im Gespräch
- Einführende Worte zum Bewertungsbogen und methodischem Vorgehen
- Auswertung
- Allgemeine Auffälligkeiten und Unterschiede
- Interaktion 1
- Interaktion 2
- Interaktion 3
- Interaktion 4
- Interaktion 6
- Zusammenfassende Erkenntnisse der Auswertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die bewertenden Konzepte des kommunikativen Verhaltens (BKKV) in Bezug auf geschlechtsspezifische Stile im Gespräch. Dabei werden unterschiedliche Bewertungen des kommunikativen Verhaltens innerhalb einer Sprachgemeinschaft beleuchtet, die vor allem von den spezifischen Stilen im Gespräch abhängen. Die Untersuchung fokussiert dabei auf den Unterschied zwischen „report talk“ und „rapport talk“, die unterschiedlichen Gesprächsstile von Männern und Frauen repräsentieren.
- Untersuchung der bewertenden Konzepte des kommunikativen Verhaltens (BKKV)
- Analyse geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Bewertung von Kommunikationssituationen
- Vergleich von „report talk“ und „rapport talk“ als Ausdruck unterschiedlicher Gesprächsstile von Männern und Frauen
- Bedeutung des soziokulturellen Hintergrunds und der Erziehung für die Entwicklung von Gesprächsstilen
- Analyse des Einflusses von Faktoren wie sozialer Distanz und Generationsunterschied auf geschlechtsspezifische BKKV
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel definiert den Begriff der BKKV und erläutert die Unterschiede zwischen den geschlechtsspezifischen Stilen „report talk“ und „rapport talk“. Es wird außerdem das methodische Vorgehen der Untersuchung beschrieben, die auf Interviews basiert, in denen Studenten verschiedene Interaktionen mit Hilfe eines vorgegebenen Wortfeldes beurteilen sollen. Die folgenden Kapitel präsentieren die Ergebnisse der Auswertung. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der Unterschiede in der Bewertung der Interaktionen zwischen männlichen und weiblichen Befragten.
Die Auswertung der ersten Interaktion analysiert die allgemeine Auffälligkeit und die Unterschiede in der Bewertung. Es werden weitere Einzelinteraktionen mit den zugehörigen Auswertungen vorgestellt. Durch die Analyse der verschiedenen Interaktionen werden die Einflüsse des Geschlechts auf die Bewertung von Kommunikationssituationen sichtbar.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den bewertenden Konzepten des kommunikativen Verhaltens (BKKV), geschlechtsspezifischen Stilen im Gespräch, „report talk“, „rapport talk“, soziokultureller Hintergrund, Erziehung, Interview, Auswertung, soziale Distanz, Generationsunterschied.
- Quote paper
- Christina Zopp (Author), 2002, Bewertende Konzepte des kommunikativen Verhaltens in Bezug auf geschlechtsspezifische Stile im Gespräch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43668