Internationalisierung, Globalisierung und Strukturwandel – Westeuropas beliebteste Schlagworte des vergangenen Jahrzehnts. Die beste Möglichkeit, den Inhalt und die Bedeutung dieser Prozesse täglich hautnah zu erleben, bietet jedoch nicht West-, sondern gerade Mittel- und Osteuropa (MOE).
Durch den Ende der 80iger Jahre beginnenden politischen Umbruch in Mittel- und Osteuropa wurde ein wirtschaftlicher Transformationsprozess in Gang gesetzt, der bis heute anhält. Die Folge ist ein dynamisches Wirtschaftswachstum der MOE-Länder vor allem durch die Öffnung neuer, bislang verschlossener Märkte. Zu den erfolgreichsten dieser Länder zählt Polen, zurzeit der attraktivste Standort für Direktinvestitionen deutscher Unternehmen und größtes Abnehmerland deutscher Produkte der Region. Diese Spitzenreiterposition konnte Polen trotz zunehmender Konkurrenz bis heute behaupten. So fanden in den letzten Jahren fast ein Viertel aller Investitionen ausländischer Unternehmen in der Region ihren Weg nach Polen.
Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung sind die günstigen Standortbedingungen, die ausländische Investoren in Polen vorfinden. So sind bspw. die polnischen Lohnkosten im nationalen Durchschnitt um 80 bis 90 Prozent niedriger als in Westdeutschland. Natürlich gibt es auch andere osteuropäische Länder mit ähnlich günstigen, wenn nicht sogar besseren Investitionsbedingungen, wie z. B. Tschechien oder Slowenien, aber keines dieser Länder kann einen vergleichbar großen Binnenmarkt von knapp 39 Millionen Einwohnern aufweisen. Unter den zehn neuen EU-Mitgliedsstaaten verfügt nur Polen über diese Kombination aus großem Binnenmarkt und gleichzeitig günstigen Standortbedingungen.
Eine Besonderheit in der polnischen Wirtschaftsförderung stellen vor allem die Sonderwirtschaftszonen (SWZ) in den wirtschaftlich schwachen Regionen dar, in denen sich erhebliche steuerliche Einsparungen erzielen lassen. In Abhängigkeit von der Branche, der Unternehmensgröße und der Lage der SWZ können die steuerlichen Einsparungen zwischen 30 und 75 Prozent der Investitionssumme liegen.
Für Deutschland spielt der Investitionsstandort Polen infolge der räumlichen Nähe und gemeinsamen Grenze eine besondere Rolle. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Polen - ein attraktiver Investitionsstandort
- 2. Rechtliche Rahmenbedingungen für Direktinvestitionen in Polen
- 2.1. Gesellschaftsrechtliche Entwicklungen
- 2.2. Das neue Doppelbesteuerungsabkommen mit Polen
- 3. Ziel und Eingrenzung der Untersuchung
- 4. Gang der Untersuchung
- II. Laufende Besteuerung der Investitionsalternativen
- 1. Beteiligung an einer Tochter-Kapitalgesellschaft
- 1.1. Besteuerung in Polen
- 1.1.1. Besteuerung der Tochtergesellschaft
- 1.1.2. Besteuerung der Muttergesellschaft
- 1.2. Besteuerung in Deutschland
- 1.2.1. Nationales Recht
- 1.2.2. Abkommensrecht
- 1.3. Steuerliche Belastungsrechnung der Tochter-Kapitalgesellschaft
- 2. Beteiligung an einer polnischen Personengesellschaft
- 2.1. Besteuerung in Polen
- 2.1.1. Nationales Recht
- 2.1.2. Abkommensrecht
- 2.2. Besteuerung in Deutschland
- 2.2.1. Nationales Recht
- 2.2.2. Abkommensrecht
- 2.2.3. Aktuelle Entwicklungen in der Rechtsprechung
- 2.2.3.1. Bisherige Besteuerungsgrundsätze
- 2.2.3.2. Neuausrichtung der Rechtsprechung
- 2.2.3.3. Steuerliche Konsequenzen
- 2.2.3.4. Anmerkungen hinsichtlich der Planungssicherheit
- a.) Allgemeingültigkeit der neuen Rechtsprechung
- Ib.) Theoretische und praktische Bedenken
- c.) Der ,,fehlerhafte" Aktivitätsvorbehalt
- 2.3. Steuerliche Belastungsrechnung der Personengesellschaft
- 3. Steuerlicher Belastungsvergleich und Ergebnis
- 3.1. Belastungsvergleich mit Hilfe der Endwertmethode
- 3.1.1. Modellannahmen und -herleitung
- 3.1.2. Vorteilhaftigkeitsvergleich
- 3.1.2.1. Direktinvestition der deutschen Personengesellschaft
- 3.1.2.2. Zwischenschaltung einer deutschen Kapitalgesellschaft
- 3.2. Ergebnis
- III. Einfluss der Fremdfinanzierung auf die Entscheidung
- 1. Die Gesellschafter-Fremdfinanzierung der Kapitalgesellschaft
- 1.1. Belastungsvergleich zwischen Eigen- und Fremdfinanzierung
- 1.1.1. Konsequenzen für die Besteuerung in Polen
- 1.1.2. Konsequenzen für die inländische Besteuerung
- 1.1.3. Gesamtsteuerliche Einheitsbetrachtung
- 1.2. Begrenzung der Zinsabzugsfähigkeit in Polen
- 1.2.1. Die Regelungen des Art. 16 Abs. 1 Nr. 60 u. 61 KStG-PL
- 1.2.2. Verträglichkeit der Vorschrift mit dem DBA-PL
- 1.2.3. Steuerliche Folgen aus dem Abzugsverbot
- 1.3. Steuerlicher Einfluss der Refinanzierungskosten
- 1.3.1. Berücksichtigung der Kosten im Inland
- 1.3.2. Belastungsvergleich bei Refinanzierungskosten
- 2. Die Kapitalausstattung der polnischen Personengesellschaft
- 2.1. Anforderungen an die Kapitalausstattung
- 2.1.1. Die Bestimmung des angemessenen Dotationskapitals
- 2.1.2. Die steuerliche Zuordnung der Darlehensmittel
- 2.2. Steuerliche Berücksichtigung der Kapitalkosten
- 2.2.1. Die Berücksichtigung der Zinsen in Polen
- 2.2.2. Abzugsbeschränkungen der Refinanzierungskosten im Inland
- 2.3. Die Behandlung schuldrechtlicher Verträge
- 2.3.1. Steuerliche Behandlung der Leistungsentgelte in Polen
- 2.3.2. Steuerliche Behandlung der Vergütungen im Inland
- 2.3.3. Weiße Einkünfte oder Doppelbesteuerung?
- 3. Ergebnis
- IV. Verlustnutzungsmöglichkeiten der Alternativen
- 1. Die Behandlung der Kapitalgesellschaftsverluste
- 1.1. Die Verlustabzugsregelungen in Polen
- 1.2. Indirekte Verlustanrechnung durch Teilwertabschreibung
- 1.2.1. Voraussetzungen für die Teilwertabschreibung
- 1.2.2. Steuerliche Folgen aus der Teilwertabschreibung
- 1.3. Zwischenergebnis
- 2. Die Abzugsfähigkeit der Personengesellschaftsverluste
- 2.1. Doppelte Beschränkung der Verlustabzugsfähigkeit
- 2.1.1. Beschränkung des Verlustabzugs durch § 2a EStG
- 2.1.2. Die Rechtsprechung des BFH
- 2.2. Zwischenergebnis
- 3. Aktuelle Entwicklungen in der Rechtsprechung
- 3.1. Europarechtliche Bedenken
- 3.2. Mögliche Entwicklungen der innerstaatlichen Rechtslage
- 4. Ergebnis
- V. Schlussbetrachtung
- Analyse der steuerlichen Belastung der Investitionsalternativen in Polen und Deutschland
- Beurteilung der Einflüsse der Fremdfinanzierung auf die Entscheidung zwischen Personen- und Kapitalgesellschaft
- Untersuchung der Möglichkeiten der Verlustnutzung in beiden Gesellschaftsformen
- Bewertung der jeweiligen Strukturen unter Berücksichtigung des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen Deutschland und Polen
- Analyse der aktuellen Rechtsprechung und deren Auswirkungen auf die Planungssicherheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der steuerlichen Gestaltung der Wahl zwischen Personen- und Kapitalgesellschaft bei einer Investition einer deutschen Personengesellschaft in Polen. Sie analysiert die steuerlichen Belastungen der beiden Investitionsalternativen und ermittelt die jeweilige optimale Struktur im Hinblick auf die Steuerbelastung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den polnischen Investitionsstandort vor und erläutert die rechtlichen Rahmenbedingungen für Direktinvestitionen in Polen, insbesondere im Gesellschafts- und Steuerrecht. Sie definiert zudem die Zielsetzung und den methodischen Ablauf der Untersuchung.
Kapitel II analysiert die laufende Besteuerung der beiden Investitionsalternativen, der Beteiligung an einer Tochter-Kapitalgesellschaft und der Beteiligung an einer polnischen Personengesellschaft, unter Berücksichtigung des nationalen Rechts und des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen Deutschland und Polen. Es werden die jeweiligen steuerlichen Belastungen ermittelt und miteinander verglichen.
Kapitel III untersucht den Einfluss der Fremdfinanzierung auf die Entscheidung zwischen Personen- und Kapitalgesellschaft. Dabei werden sowohl die Gesellschafter-Fremdfinanzierung der Kapitalgesellschaft als auch die Kapitalausstattung der polnischen Personengesellschaft betrachtet. Die steuerlichen Auswirkungen der Refinanzierungskosten in beiden Ländern werden analysiert und miteinander verglichen.
Kapitel IV behandelt die Verlustnutzungsmöglichkeiten der beiden Investitionsalternativen. Es werden die Verlustabzugsregelungen in Polen und Deutschland sowie die aktuelle Rechtsprechung zur Verlustabzugsfähigkeit von Personengesellschaftsverlusten dargestellt. Die europarechtlichen Bedenken und die möglichen Entwicklungen der innerstaatlichen Rechtslage werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit befasst sich mit den zentralen Themen der internationalen Steuerplanung, insbesondere mit der Wahl zwischen Personen- und Kapitalgesellschaft bei grenzüberschreitenden Investitionen. Dabei werden wichtige Steuerbegriffe wie Doppelbesteuerung, Verlustabzug, Fremdfinanzierung und Kapitalausstattung analysiert. Die Arbeit konzentriert sich auf die steuerlichen Rahmenbedingungen in Polen und Deutschland sowie auf das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen beiden Ländern.
- Arbeit zitieren
- Christian Pantke (Autor:in), 2005, Die Wahl zwischen Personen- und Kapitalgesellschaft bei einem Investment einer deutschen Personengesellschaft in Polen aus steuerlichem Blickwinkel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43697