War Gaius Julius Caesar an der Catilinarischen Verschwörung beteiligt?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2017

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Historische Einordnung

3.Verlauf der Verschwörung
3.1 Die erste Verschwörung
3.2 Die zweite Verschwörung

4. Darstellung des Catilina

5. Caesars Rolle
5.1 Caesars politische Situation vor der Verschwörung
5.2 Caesars Verhalten nach Entdeckung der Verschwörung
5.3 Caesars Motiv
5.4 Beweislage und Verdacht in den Quellen

6. Fazit

7.Literaturverzeichnis

8. QuellverzeichnisS

War Gaius Julius Caesar an der Catilinarischen Verschwörung beteiligt?

1.Einleitung

Gaius Julius Caesar gilt als einer der größten Feldherren und Politiker der Antike. Seine Überquerung des Rubikon und der im Anschluss gewonnene Bürgerkrieg gegen Pompeius und den Senat leiteten das Ende der römischen Republik ein.1 Das Kaisertum wurde von den Nachfolgern Caesars gefestigt, eine Frage die sich mir während der Ausarbeitung für einen Vortrag ergeben hat, führte mich jedoch zur Frage, ob Caesar bereits schon zu einem früheren Zeitpunkt versucht hat, seine Machtübernahme oder einen politischen Umsturz, herbeizuführen.

Ich setzte meinen Fokus hierbei auf die Catilinarische Verschwörung, da diese mir im Kontext, zu der im oberen Absatz genannten Frage, besonders geeignet scheint, Caesars Willen zur Macht zu untersuchen. Caesar und Catilina waren zur gegebenen Zeit führende Popularen. Politische Verbindungen und Kooperation der beiden sind von antiken Autoren überliefert, zudem wurde Caesar beschuldigt gemeinsame Sache mit den Verschwörern zu machen und diese zu schützen.2 Diese Anschuldigungen werde ich durch Interpretation und Analyse antiker Autoren prüfen, insbesondere werde ich mich auf Sueton, Plutarch und Sallust berufen, da diese äußerst ausführlich über Caesar oder die Catilinarische Verschwörung berichten.

Eines der wohl spannendsten Themen der Geschichte, für welches sich die Menschen der Postmoderne interessieren, sind Verschwörungen - also Handlungen, die „einen revolutionären Akt in geheimen Zusammenkünften einer kleinen Personengruppe vorbereiten“3 Die Verschwörung des Catilina, hat diesen gerade durch die berühmten „ Catilinarischen Reden “ Ciceros, zu einem der großen Feinde der spätrepublikanischen Phase Roms erhoben. Die Frage wie ein Mann, der zwar aus einer der am meisten geachteten Familien Roms stammt, aber charakterlich nahezu immer, als widersprüchlich zum Werte- und Moralsystem der Römer beschrieben wird, sich zum Anführer einer groß angelegten Verschwörung aufschwang lässt Raum für Spekulationen und Fragen.4

Diesen möchte ich nachgehen und wie folgend gegliedert bearbeiten:

Zum einem stellt sich die Frage, wie glaubhaft die Quellen über Catilinas Schaffen und Persönlichkeit berichten. Dies steht vor dem Hintergrund, dass gerade Cicero ein durchweg negatives Bild von Catilina zeichnet. Da er sowohl als Hauptquelle, zugleich aber auch als Antagonist zu Catilina agierte, kann von einem großen Einfluß Ciceros, auf das von Catilina überlieferte Bild ausgegangen werden. Die Einflussmöglichkeiten anderer Personen sollten aber auch berücksichtigt werden, gerade die Nähe Caesars und Crassus zu den Ereignissen sollte berücksichtigt werden. Im Verlauf der Hausarbeit möchte ich zudem untersuchen, ob Catilina auf eigene Faust handelte oder ob es im Hintergrund Drahtzieher gab und diesen eine Beteiligung nachgewiesen werden kann.

2. Historische Einordnung

Nachdem Rom seine Vormachtstellung im Mittelmeerraum sichern konnte, Provinzen eine attraktive Einnahmequelle darstellten und das Interesse an persönlicher Macht und Reichtum stieg, berichtet Sallust, begann der Zerfall der römischen Sitten.5 Rom wurde im letzten Jahrhundert v.Chr. von innenpolitischen Konflikten erschüttert. Besonders repräsentativ für diese Zeit, waren die Konflikte zwischen Popularen und Optimaten, aus deren Machtkämpfen schließlich Sulla als Diktator hervorging.6 Die angestrebten Agrarreformen der Gracchen, die Versorgung der Veteranen und schließlich die Heeresreformen des Marius führten die römische Gesellschaft zur Instabilität. Bewaffnete Konflikte, Bürgerkrieg, Verrat und politischer Mord waren plötzlich Teil der römischen Gesellschaft geworden.7

Der Senat - in seiner Gesamtheit - verlor, trotz der Maßnahmen Sullas zur Stärkung des Senates,8 in einem immer schneller greifenden Prozess seine Machtstellung gegenüber einzelnen Politikern und Feldherren. Durch die angesprochenen Reformen, war es möglich geworden private Armeen zu mobilisieren, deren Loyalität nicht dem Senat, sondern dem Heerführer galt. Diese Beziehung, Heeresclientel genannt, beruhte darauf, dass der Heerführer sich um eine gesicherte Zukunft des Soldaten für die Zeit nach dessen Dienst kümmerte - meist in Form von Land. Der Soldat hingegen war dem Heerführer zur Treue verpflichtet.9

In dieser Zeit tritt nun Catilina als einer der Häscher Sullas auf, Sallust berichtet er hätte damals schon die verwerflichsten Freunde um sich geschart und ein verderbliches Leben geführt.10

3. Verlauf der Verschwörung

3.1 Die erste Verschwörung

Catilina war Mitte des Jahres 66 v.Chr. von seiner Proprätur aus der Provinz Africa zurückgekehrt und bewarb sich für das Konsulat im folgenden Jahr. Etwa zur selben Zeit, wurde Anklage gegen ihn erhoben, die sich auf die Ausbeutung der Provinz Africa während seiner Statthalterschaft bezog. Catilina konnte aus diesem Grund nicht für die diesjährigen Wahlen antreten, eine Kandidatur zu einem späteren Zeitpunkt war ihm aber möglich. Nach diesem gescheiterten Versuch, soll Catilina sich für den Staatsstreich entschieden haben. In seinem Gefolge fand sich ein junger Mann aus dem Adel, namentlich Gnaeus Calpurnius Piso - von Sallust „ von höchster Verwegenheit und mittellos11 (übersetzt von Karl Büchner) beschrieben. Der aufgrund von Wahlbetrug von den Konsulatswahlen ausgeschlossene Publius Autronius plante mit Catilina und Piso, die beiden eingesetzten Konsuln Costa und Torquates zu erschlagen und ihre Plätze an Catilina und Autronius zu vergeben.11 Da Gerüchte über den geplanten Umsturz in den Umlauf kamen, wurde der ursprünglich für den 5. Dezember geplante Anschlag wurde auf den 1. Januar verlegt. Anders als geplant, sollten jetzt nicht nur die beiden Konsuln, sondern auch ein Teil der Senatoren ermordet werden. Piso sollte anschließend mit einem nach Spanien ziehen und die Provinzen dort besetzten.11 Catilina sollte das Zeichen zum Start geben, es ist allerdings unklar ob er es verfrüht gab oder ob die Verschworenen zur verabredeten Zeit nicht in Position waren. Da Sallust, Sueton und Cicero, sich jeder auf seine Weise sehr unbestimmt und jeder aus seiner Perspektive die Geschehnisse überliefern, können die Geschehnisse nur sehr ungenau rekonstruiert werden.12

Die Zeitgenossen Caesars und Catilinas empfanden den missglückten Umsturzversuch Catilinas nicht in solchem Maße als frevelhaft, wie er wahrscheinlich von Menschen der Moderne bewertet werden würde. Wenige Jahre zuvor, hatten die Römer die Proskriptionen Sullas miterlebt. Da es unmöglich war einen römischen Bürger in die Sklaverei zu verkaufen, war neben der Verbannung, der politische Mord ein sehr bequemes Mittel um politische Feinde aus dem Weg zu räumen. Catilinas Handlungen während der ersten Verschwörung, sollten ihn jedenfalls nicht um seine politische Strahlkraft bringen. Als prominente Beispiele können die Proskriptionen Sullas und die des zweiten Triumvirates angeführt werden.

„ Der politische Mord wurde in der Geschichte Roms beständig und von allen Parteien ausgeübt, und man machte nicht viel Wesen davon. “ 13

Die Gerüchte um die erste Verschwörung wurden als erdacht abgetan, gegen Catilina wurden zudem keine bedeutenden Anschuldigungen erhoben. Auch über eine mögliche Beteiligung von Marcus Crassus und Gaius Julius Caesar wurde gemutmaßt. Heute wird diese erste Verschwörung eher als Mythos, denn als wirklich geschehen, bewertet.14 Piso, von Marcus Crassus unterstützt, wurde als Quästor - in der Stellung eines Prätors - nach Spanien gesandt, aber auf dem Weg dorthin, wahrscheinlich von Männern des Pompeius, ermordet.15

3.2 Die zweite Verschwörung

Der Repetundenprozess gegen Catilina hing noch immer in der Schwebe, aber trotz der überwältigenden Anklagepunkte, konnte er sich dennoch auf eine Gewisse Beliebtheit unter seinen Standesgenossen verlassen. Catilina wurde freigesprochen, der Konsul Torquates, welchen er noch einige Monate zuvor ermorden lassen wollte, zeugte von der Unschuld Catilinas. Zu dem kam es zu großen angelegten Bestechungsgeldern an Richter und Kläger, Brandes kommentiert hierzu:

„ Catilina ist heute ebenso arm wie gestern seine Richter “ 16

Catilina wurde freigesprochen, konnte aber erst zu den Konsulatswahlen im Jahr 63 v.Chr. antreten. Er verlor diese Wahl gegen Gaius Antonius Hybrida und Marcus Tullius Cicero. Caesar hatte versucht Ciceros Wahl zu verhindern, da dieser vorhersah, dass Cicero sich mit den politischen Gegnern Caesars verbünden würde. Über eine mögliche Beteiligung von Crassus zugunsten zu Catilina wird spekuliert.17

Catilina kandidierte daraufhin auch wieder für die Wahlen im folgenden Jahr. Er verlor aber auch diese Wahl, diesmal gegen Iunius Silanus und Lucius Licinius. Durch die verlorenen Wahlen in hohe Schulden getrieben und um seine weiteren Zielen fürchtend, entschied sich Catilina nun dazu, sein Ziel, an die Spitze des Staates zu gelangen, noch auf illegalem Wege zu erreichen. Im Herbst desselben Jahres ließ er, durch Helfer in der ländlichen Umgebung Roms, Truppen mobilisieren. Catilina selbst, befand sich zu dieser Zeit in Rom, umgab sich mit Gleichgesinnten und begann ein Attentat gegen etliche hohe Senatoren, vor allem aber gegen den Konsul Cicero zu planen. Im Anschluss wollte er als Diktator die Regierung übernehmen und seine Alleinherrschaft festigen.18

Nur aufgrund einer Warnung, angeblich in Form von anonymen Briefen durch Caesar und Crassus, soll Cicero dem Attentatsversuch entgangen sein.19 Die Frage die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist die ob Caesar und Crassus wirklich von den Plänen Catilinas gewusst haben und von wem sie diese erfuhren. Waren es Gerüchte oder wurden die beiden von Catilina in sein Vorhaben eingeweiht?

Am nächsten Tag, dem 21. Oktober, wurde der Staatsnotstand (senatus consultum ultimum) ausgerufen, welcher den Senat dazu ermächtigte, Staatsfeinde hinrichten zu lassen, ohne wie es bei diesem Verfahren normalerweise notwendig war, die Volksversammlung zu befragen. In Folge der nächsten Geschehnisse wurden Catilina und Gaius Manlius zu Staatsfeinden erklärt. Manlius, der bereits in Etrurien -in der Nähe von Faesulae- Truppen mobilisierte, war auf die mittlerweile in Rom stockenden Geschehnisse angewiesen. Um seine Pläne voranzutreiben versammelte Catilina seine Mitverschwörer in der Nacht vom sechsten auf den siebten November im Haus des Laeca. An diesem Abend wurde die Ermordung Ciceros am nächsten Tag beschlossen. Quintus Curius ließ Cicero durch Fluvia noch in derselben Nacht warnen, am nächsten Morgen misslang das Attentat.20

Zur Überraschung Ciceros erschien auch Catilina zur Senatssitzung desselben Tages. Überrascht oder erschrocken hielt Cicero seine erste berühmte Rede gegen Catilina, in welcher er Catilina seiner Umtriebe anklagte und diesem riet freiwillig ins Exil zu gehen.21 Am nächsten Tag wollte Catilina den Anschein erwecken, sich nach Massilia ins Exil zu begeben, reiste aber nach Faesulae um sich mit Manlius und dem dort lagernden Heer zu vereinen.

[...]


1 Suet., Iul., 31-37.

2 Emberger, Peter: Catilina und Caesar. Ein Historisch-Philologischer Kommentar zu Florus Epit. 2,12-13.

3 Pfeffer, Karl Heinz: Handwörterbuch der Politik, S. 255.

4 Wiedermann, Thomas: Cicero and the end of the Roman Republic, S.46.

5 Sall., Cat, 10.

6 Sall., Cat., 12.

7 Brandes, Georg: Cajus Julius Caesar, S. 141.

8 Linke, Bernhard: Die römische Republik von den Gracchen bis Sulla, S. 131.

9 Nemeth, Eduard und Fodorean, Florin: Römische Militärgeschichte, S.43. ,

10 Sall., Cat, 14-16.

11 Sall., Cat, 18.

12 Brandes, Georg: Caesar, S.140.

13 Brandes, Georg: Caesar, S.140.

14 Frisch, Hartvig: The first Catiline Conspiracy, S. 10 -36. Und Seager, Robin: The first Catiline Conspiracy, S. 338-347. Und Emberger, Peter: Catilina und Caesar, S.167.

15 Vgl. 11.

16 Brandes, Georg: Caesar, S.142.

17 Brandes, Georg: Caesar, S.143.

18 Appian: Bella Civilia, 2, 2-7.

19 Suet., Iul., 17,2.

20 Sall., Cat., 28.

21 Sall., Cat., 31.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
War Gaius Julius Caesar an der Catilinarischen Verschwörung beteiligt?
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
19
Katalognummer
V437131
ISBN (eBook)
9783668774124
ISBN (Buch)
9783668774131
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gaius, julius, caesar, catilinarischen, verschwörung
Arbeit zitieren
Christian Hollendieck (Autor:in), 2017, War Gaius Julius Caesar an der Catilinarischen Verschwörung beteiligt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437131

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