Seit ihrer Ankunft in Europa fasziniert das Volk der Bohémiens die europäische Gesellschaft und insbesondere ihre Schriftsteller. Diese Faszination ist besonders in der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts wiederzuerkennen. Vor allem die Figur der Zigeunerin gilt als „poetisches Ideal“ vieler Autoren dieser Zeit. Sie fremdartig, exotisch und schön, eine Kontrastfigur zur mitteleuropäischen Frau und sie trägt somit die Wünsche der Autoren dieser Zeit in sich.
Frankreich, im 19. Jahrhundert, ist geprägt von sozialen, kulturellen und industriellen Umbrüchen. Die Französische Revolution und die Industrialisierung verändern das gesellschaftliche Klima des Landes und rufen bei einigen Schriftstellern den Wunsch hervor, sich zu verwirklichen und den Enttäuschungen der eigenen Realität zu entkommen. Sie sehnen sich nach Weisheit, Mysterium, Orgien und Exotik; diese Dinge glauben sie im Orient wiederfinden zu können. Spanien wird, aufgrund der dort herrschenden Trockenheit und Hitze, aber auch aufgrund des maurischen Einflusses, als orientalisches Land definiert. Es gilt als zivilisationsfern, „terre de la couler et de la passion“, als Land der Banditen, Schmuggler und Zigeuner.
Der Wunsch nach dem Exotismus und dem Ausbruch aus der eigenen Realität ist allerdings von den eigenen kulturellen Normen befrachtet, sodass sich, um die eigene kulturelle Norm zu bewahren, vom Fremden wertend distanziert wird. Aus diesem Grund gelten die Bohémiens als marginalisierte, von Stereotypen geprägte Gruppe, was sich ebenfalls auf die Literatur des 19. Jahrhunderts auswirkt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Das Zigeunerbild in Frankreich
- 1.1. Zur Geschichte der Zigeuner und ihr Bild in der europäischen Gesellschaft bis zum 19. Jahrhundert
- 1.2. Das Zigeunerbild Frankreichs im 19. Jahrhundert
- 2. Zigeunerfiguren in der französischen Literatur
- 2.1. Von den ersten Zigeunererscheinungen in der französischen Literatur bis zum 19. Jahrhundert
- 2.2. Zigeunerfiguren in der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts
- 3. Die Konstruktion der „Zigeuner“-Figur in Prosper Mérimées Carmen
- 3.1. Die Darstellung von Carmen
- 3.2. Die Konstruktion der „Zigeuner“-Figur durch Mérimée
- 4. Die Dekonstruktion der „Zigeuner“-Figur in George Sands La Filleule
- 4.1. Die Darstellung von Moréna
- 4.1.1. Der gesellschaftskritische Einfluss von George Sand auf die Darstellung von Moréna
- 4.2. Vergleich von Carmen und Moréna
- 4.2.1. Die Dekonstruktion der Zigeunerfigur in La Filleule
- 4.1. Die Darstellung von Moréna
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion der „Zigeuner“-Figur in Prosper Mérimées Carmen und ihre Dekonstruktion in George Sands La Filleule. Ziel ist es, die Darstellung der Zigeunerinnen in beiden Werken zu analysieren und den Einfluss gesellschaftlicher Vorurteile und der jeweiligen Autoren auf diese Figuren zu beleuchten. Der Vergleich soll zeigen, wie sich die Darstellung der Zigeunerfigur im Laufe des 19. Jahrhunderts verändert hat.
- Entwicklung des Zigeunerbildes in Frankreich bis zum 19. Jahrhundert
- Darstellung der Zigeunerfigur in der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts
- Konstruktion der Zigeunerfigur in Mérimées Carmen
- Dekonstruktion der Zigeunerfigur in Sands La Filleule
- Vergleich der Figuren Carmen und Moréna und deren gesellschaftliche Bedeutung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die Faszination der europäischen Gesellschaft, insbesondere der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts, für die Figur der Zigeunerin. Sie stellt den historischen Kontext dar, geprägt von sozialen und kulturellen Umbrüchen, und erklärt, wie der Wunsch nach Exotik und Flucht aus der Realität zur Konstruktion stereotypisierter Zigeunerfiguren führte. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Zigeunerbildes und dem Vergleich der Darstellungen in Mérimées Carmen und Sands La Filleule.
1. Das Zigeunerbild in Frankreich: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Zigeunerbildes in Frankreich bis ins 19. Jahrhundert. Es untersucht die Herkunftsgeschichte der Roma und Sinti und die ambivalenten Reaktionen der europäischen Gesellschaft auf deren Ankunft. Es wird gezeigt, wie sich anfängliche Achtung und Neugier in Stereotypisierung und Marginalisierung verwandelte, die in der Literatur des 19. Jahrhunderts ihren Niederschlag fand.
2. Zigeunerfiguren in der französischen Literatur: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung von Zigeunern in der französischen Literatur, von den ersten Erwähnungen bis zum 19. Jahrhundert. Es zeigt die Entwicklung des literarischen Zigeunerbildes und beleuchtet die verschiedenen Stereotype und Klischees, die in der Literatur verwendet wurden. Der Schwerpunkt liegt auf der Rolle der Zigeunerfigur als „poetisches Ideal“ und die damit verbundene Exotifizierung.
3. Die Konstruktion der „Zigeuner“-Figur in Prosper Mérimées Carmen: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Darstellung von Carmen in Mérimées Werk. Es untersucht, wie Mérimée die Figur der Carmen konstruiert, welche Stereotype er verwendet und wie sein persönliches Bild der Bohémiens, geprägt durch seine Spanienreisen, in die Figur eingeflossen ist. Die Analyse beleuchtet die Rolle von Carmen als exotische und verführerische Frau.
4. Die Dekonstruktion der „Zigeuner“-Figur in George Sands La Filleule: Das Kapitel analysiert die Darstellung von Moréna in George Sands La Filleule. Es untersucht, wie Sand die traditionelle Zigeunerfigur dekonstruiert und welche gesellschaftskritischen Aspekte in ihre Darstellung einfließen. Der Fokus liegt auf Sands feministischem und sozialkritischem Ansatz und dem Vergleich mit Mérimées Darstellung von Carmen. Die Analyse beleuchtet, wie Sand die Figur der Moréna als komplexere und weniger stereotypisierte Persönlichkeit präsentiert.
Schlüsselwörter
Zigeunerfigur, Carmen, La Filleule, Prosper Mérimée, George Sand, Stereotyp, Exotismus, Marginalisierung, Gesellschaftskritik, Frankreich, 19. Jahrhundert, Bohémiens, Roman, Literatur, Feminismus.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse der Zigeunerfigur in der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Konstruktion und Dekonstruktion der „Zigeuner“-Figur in der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts, insbesondere in Prosper Mérimées Carmen und George Sands La Filleule. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der Darstellung der Zigeunerinnen in beiden Werken und dem Einfluss gesellschaftlicher Vorurteile und der jeweiligen Autoren auf diese Figuren.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des Zigeunerbildes in Frankreich bis ins 19. Jahrhundert, die Darstellung von Zigeunern in der französischen Literatur, die Konstruktion der Zigeunerfigur in Mérimées Carmen, die Dekonstruktion dieser Figur in Sands La Filleule, sowie einen Vergleich der Figuren Carmen und Moréna und deren gesellschaftliche Bedeutung. Es werden die Stereotypen, der Exotismus, die Marginalisierung und die gesellschaftskritischen Aspekte der Darstellungen untersucht.
Welche Werke werden analysiert?
Im Mittelpunkt der Analyse stehen Prosper Mérimées Carmen und George Sands La Filleule. Die Arbeit vergleicht die Darstellung der Zigeunerinnen in beiden Werken und zeigt auf, wie sich die Konstruktion der „Zigeuner“-Figur im Laufe des 19. Jahrhunderts verändert hat.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, vier Kapiteln und einem Schlussteil mit Schlüsselbegriffen. Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt den historischen Kontext dar. Kapitel 1 behandelt das Zigeunerbild in Frankreich bis zum 19. Jahrhundert. Kapitel 2 analysiert Zigeunerfiguren in der französischen Literatur. Kapitel 3 konzentriert sich auf die Konstruktion der Zigeunerfigur in Mérimées Carmen. Kapitel 4 dekonstruiert die Zigeunerfigur in Sands La Filleule. Die Kapitelzusammenfassungen bieten einen Überblick über die jeweiligen Inhalte.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zeigt auf, wie sich das Zigeunerbild in Frankreich und in der Literatur des 19. Jahrhunderts entwickelt hat, von anfänglicher Neugier und Achtung hin zu Stereotypisierung und Marginalisierung. Der Vergleich von Carmen und La Filleule verdeutlicht die unterschiedlichen Ansätze der Autoren und die zunehmende gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit der Darstellung von Zigeunern. Sand dekonstruiert die traditionellen Stereotype und präsentiert eine komplexere, weniger stereotypisierte Figur.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Zigeunerfigur, Carmen, La Filleule, Prosper Mérimée, George Sand, Stereotyp, Exotismus, Marginalisierung, Gesellschaftskritik, Frankreich, 19. Jahrhundert, Bohémiens, Roman, Literatur, Feminismus.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Leser, die sich für die französische Literatur des 19. Jahrhunderts, die Darstellung von Minderheiten in der Literatur und die Entwicklung von Stereotypen interessieren. Sie ist besonders relevant für Studierende der Literaturwissenschaft und der Geschichtswissenschaft.
- Quote paper
- Sabina Basic (Author), 2018, Die Konstruktion der Zigeuner-Figur in Prosper Mérimées "Carmen" und ihre Dekonstruktion in George Sands "La Filleule", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437193