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Schiitischer Islamismus und soziale Bewegungen im Iran

Title: Schiitischer Islamismus und soziale Bewegungen im Iran

Essay , 2018 , 16 Pages

Autor:in: Enosh Dariush (Author)

Sociology - Politics, Majorities, Minorities
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Es gibt seit Dezember 2017 Proteste im Iran. Der Funke der Proteste befand sich erst in Maschhad und nach einem Tag erfasste er weitere Städte. In Maschhad, wo erst der Protest gegen die Teuerung unter dem Titel „Nein zu Teuerung“ durch unbekannte Personen über die Kommunikationsapplikation Telegram organisiert wurde, haben die Menschen während der Protestversammlung am 28. Und 29. Dezember 2017 nicht unter dem Motto „Nein zu Teuerung“, sondern unter den Mottos „Tod der Diktatur“ und „Lass Syrien los, denke an uns“ protestiert.

Aufgrund der Lage im Iran möchte der vorliegende Essay der Frage nachgehen, welche Rolle der schiitische Islamismus bei den sozialen Bewegungen im Iran spielt. Um diese Frage beantworten zu können, muss zunächst der Begriff schiitischer Islamismus im Hinblick auf das politische System des Irans erklärt werden (1). Danach werden soziale Bewegungen im Iran (2) und die Bewegung von Frauen gegen das obligatorische Tragen des Hijabs (2.1) und die Bewegung von Grenzkurieren (2.2) als zwei Beispiele dafür skizziert. Zum Schluss wird die Rolle des schiitischen Islamismus in einem Fazit (3) resümiert.

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung und Fragestellung

1. Der schiitische Islamismus im Iran

2. Soziale Bewegungen im Iran
2.1. Bewegung von Frauen gegen das obligatorische Tragen des Hijabs
2.2. Bewegung von Grenzkurieren

3. Fazit

Quellenverzeichnis

Einleitung und Fragestellung

Es gibt seit Dezember 2017 Proteste im Iran. Der Funke der Proteste befand sich erst in Maschhad und nach einem Tag erfasste er weitere Städte. In Maschhad, wo erst der Protest gegen die Teuerung unter dem Titel „Nein zu Teuerung“ durch unbekannte Personen über die Kommunikationsapplikation Telegram organisiert wurde, haben die Menschen während der Protestversammlung am 28. Und 29. Dezember 2017 nicht unter dem Motto „Nein zu Teuerung“, sondern unter den Mottos „Tod der Diktatur“ und „Lass Syrien los, denke an uns“ protestiert.

Manche Beobachter[1] aus dem Iran sind der Meinung, dass die konservativen Kräfte[2] in Maschhad, die zu den Gegnern von Rouhani zählen, den Protest organisiert haben, um den Staat unter Druck zu setzen, aber sie konnten den Protest nicht mehr weiter kontrollieren. Das bedeutet, dass die Entscheidung der Konservativen für einen Protest gegen Rouhani unter politischer Nutzung der schlechten Lebensbedingungen als Begründung dafür, zu einer Protestwelle im ganzen Land führte, in der die Menschen ihre Unzufriedenheit mit dem ganzen politischen System zeigen möchten, wie zum Beispiel der Widerstand der Frauen gegen das obligatorische Tragen von Hijab.

Das lässt sich so verstehen, dass diese Proteste erstens die Unzufriedenheit eines großen Teils der Bevölkerung des Irans widerspiegeln und zweitens sich diese Unzufriedenheit nicht nur auf den wiedergewählten Präsidenten und die Politik des neuen Staates von Hasan Rouhani, sondern auf das ganze politische System, das unter der Leitung des obersten religiösen Führers Ayatollah Chamenei steht, bezieht.

Aufgrund der Lage im Iran möchte der vorliegende Essay der Frage nachgehen, welche Rolle der schiitische Islamismus bei den sozialen Bewegungen im Iran spielt. Um diese Frage beantworten zu können, muss zunächst der Begriff schiitischer Islamismus im Hinblick auf das politische System des Irans erklärt werden (1). Danach werden soziale Bewegungen im Iran (2) und die Bewegung von Frauen gegen das obligatorische Tragen des Hijabs (2.1) und die Bewegung von Grenzkurieren (2.2) als zwei Beispiele dafür skizziert. Zum Schluss wird die Rolle des schiitischen Islamismus in einem Fazit (3) resümiert.

Es soll auch darauf hingewiesen werden, dass es hier nicht um die schiitischen islamistischen Aktivitäten des Irans, die weit über die Grenzen des Landes, z.B. in Syrien, Irak, Libanon usw. durchgeführt werden, geht, obwohl die Skizzierung dieser Aktivitäten in den Medien die sozialen Bewegungen im Land stark beeinflusst[3].

1. Der schiitische Islamismus im Iran

Der schiitische Islamismus als ein begrifflicher Ausdruck besteht aus einem Kernbegriff: Islamismus. Was bedeutet Islamismus und wie lässt sich das im Iran erklären? „Islamismus wird fast einhellig als „politische Ideologie“ oder „politische Bewegung“ verstanden, die „Pluralismus, Individualismus und Demokratie“ grundsätzlich ablehnt“ (Lang 2006: 43). Der „antidemokratische Charakter“ (Lang 2006: 43) des Islamismus lässt sich in Zusammenhang mit dem Fundamentalismus und dem Extremismus bringen. Während Kandel der Meinung ist, dass „die ideologischen Grundprinzipien und die daraus folgenden Politikentwürfe des Islamismus eine Spielart des politischen Extremismus sind“ (Kandel 2011: 8), weisen Jesse und Thieme auf Islamismus als „die wohl bekannteste Spielart des Fundamentalismus“ (Jesse & Thieme 2011: 17) hin.

Im Hinblick auf das politische System des Landes, wie sich im Folgenden zeigen wird, passt Wentkers Verständnis von Islamismus zum Iran. „Unter Islamismus versteht man die politische Richtung des islamischen Fundamentalismus, in dem es um die Errichtung eines islamischen Systems, als die Errichtung eines islamischen Staates geht“ (Wentker 2008: 37) Und Fundamentalismus bezieht sich hier auf die wesentlichen Inhalte islamistischer Ideologie, die beispielweise keine Trennung von Staat und Religion zulässt (Wentker 2008: 38).

Als ein Ausgangspunk für die Darstellung des schiitischen Islamismus im Iran soll vor allem darauf hingewiesen werden, dass die Religion und das politische System in diesem Land nicht voneinander getrennt sind. Es darf auch nicht vergessen werden, dass das politische System im Iran mindestens zwei Bedeutungen hat: erstens, eine allgemeine Bedeutung, die alle politischen Organisationen wie der Staatsapparat, das Parlament, die Parteien usw. umfasst; und zweitens, eine besondere Bedeutung, die ein Sammelbegriff für die gesamten Entscheidungen ist, die beim obersten religiösen Führer Ayatollah Chamenei für Innen- und Außenpolitik[4] des Landes getroffen wurde/wird.

Die zweite besondere Bedeutung des politischen Systems im Iran wird durch das Büro des obersten religiösen Führers verkörpert, auf Farsi Beyt-e Rahbari. Beyt-e Rahbari stellt sich auf den ersten Blick als ein paralleles Zentrum für die gesetzlich definierten Institutionen dar, die offiziell für die Gesetzgebung und die Durchführung der Innen- und Außenpolitik zuständig sind, wie Parlament und Innen- und Außenministerium. Aber der Unterschied liegt darin, dass Beyt-e Rahbari in den meisten Fällen das letzte Wort hat.

Das bedeutet, dass die im Beyt-e Rahbari unter Aufsicht des obersten religiösen Führers getroffenen Entscheidungen im Vergleich zu den von Ministerien und sogar dem Parlament getroffenen Entscheidungen eine stärkere Position einnehmen. Als ein aktuelles Beispiel dafür soll hier auf den Widerstand von Ayatollah Chamenei gegen FATF-Regelungen, die erst vor Monaten im Parlament bearbeitet wurden, hingewiesen werden. Er erachtete schließlich den Beitritt des Irans zur FATF nicht als erforderlich (Euronews 2018).

Ohne ein genaues Verständnis der oben dargestellten Bedeutungen vom politischen System im Iran wäre das Gespräch über den Islamismus bzw. den schiitischen Islamismus im Iran unklar. An dieser Stelle muss die Problematik der Definition von Islamismus als einer verfassungsfeindlichen Handlung unter der Berücksichtigung der zweiten Bedeutung des politischen Systems im Iran mit einem Vergleich näher erläutert werden.

Die Verfassung spielt beim Definieren von Islamismus in demokratischen Staaten wie Deutschland eine zentrale Rolle. In Deutschland versteht der Verfassungsschutz den Islamismus als „eine religiös motivierte Form des politischen Extremismus“ (Verfassungsschutz 2013: 10). Und das Bundesamt für Verfassungsschutz bezeichnet als extremistisch „die Bestrebungen, die gegen den Kernbestand unserer Verfassung - die freiheitliche demokratische Grundordnung - gerichtet sind“ (Verfassungsschutz).

Diese Definition von Islamismus gilt tatsächlich für den Iran nicht, weil nach Reformen im iranischen Grundgesetz von 1989 -ungefähr zehn Jahre nach der islamischen Revolution von 1979 - Ayatollah Chamenei die einzige Person im ganzen Land ist, die als oberster religiöser Führer und im Sinne der Voraussetzung der Führung eine Stellung besetzen darf, die außerhalb des Grundgesetzes des Landes bzw. darüber steht. Das bedeutet, dass nach oben erwähnten Grundgesetzreformen vom Parlament genehmigt wurde, die Stellung bzw. Position Welayat-e Faqih und Waliy-e Faqih als Positionsträger, als absolut anzuerkennen. Absolut bedeutet hier also außerhalb bzw. über dem Grundgesetz des Landes stehend. Die Wurzel dieser Ausnahme geht zurück auf die schiitische Ideologie, die bei Ayatollah Chomeini erstens in der Theorie der Welayat-e Faqih und später als Manifest der islamischen Revolution von 1979 entwickelt wurden. Laut dieser Theorie wurde die Stellung des religiösen Führers als eine Stellung in der Zeit der Abwesenheit des zwölften Imams der Schiiten verstanden. Trotz der Stellung des religiösen Führers am Ende einer Reihe von elf vorherigen Imams der Schiiten, wurde der religiöse Führer - Waliy-e Faqih - nicht als Imam, sondern als der richtige Vertreter des zwölften Imams verstanden. Seine Amtszeit an dieser Stelle ist unbegrenzt und prinzipiell dauert sie bis zum Wiedererscheinen des zwölften Imams. Nach Chomeinis Tod im Jahr 1989 hat der Expertenrat Ayatollah Chamenei als zweiten religiösen Führer für diese Stelle[5] ausgewählt.

Die oben dargestellten Themen spiegeln die Lage des schiitischen Islamismus im Hinblick auf das politische System und die Stellung des religiösen Führers im Iran wider. Als Zwischenfazit soll an dieser Stelle auf folgende Punkte hingewiesen werden:

1. Die Definition, die Islamismus als eine verfassungsfeindliche Handlung in Bezug auf Extremismus versteht bzw. erklärt, spiegelt den Islamismus im Iran nicht wider, weil Islamismus im Iran nicht verfassungswidrig, sondern gesetzlich erlaubt ist.

2. Wenn mit Islamismus die Ablehnung von „Pluralismus, Individualismus und Demokratie“ (Lang 2006: 43) im Rahmen der Errichtung eines islamischen Systems (Wentker 2008: 37) gemeint wäre, würde die Ablehnung dieser Werte sich erst in den sozialen Spaltungen des Irans und dann in den daraus resultierten sozialen Bewegungen widerspiegeln, wie z.B. in der Frauenbewegung.

2. Soziale Bewegungen im Iran

Soziale Bewegungen haben eine lange Geschichte im Iran. Die Bewegungen, die zur islamischen Revolution von 1979 geführt haben und die unter dem Titel „Grüne Welle“ bekannt gewordenen Bewegungen, die nach der iranischen Präsidentschaftswahl von 2009 zum Protest gegen das Wahlergebnis angefangen wurden, gehören zu den zwei bekanntesten zeitgenössischen sozialen Bewegungen im Iran. Zurzeit gibt es im Iran weitere sozialen Bewegungen, die nicht auf eine kleine soziale Klasse oder Gruppe begrenzt sind, sondern die auch mehrere soziale Gruppen aus der Mittel- und Unterschicht der Gesellschaft umfassen.

Theoretisch gesehen, entwickeln Deprivation und die daraus resultierende Unzufriedenheit die Basis der sozialen Bewegungen (Beyer & Schnabel 2017: 59). Die Frage, die sich hier stellt, bezieht sich auf das Verhältnis zwischen Islamismus und Deprivation, wie und welche Rolle Islamismus bei Deprivation im Iran spielt. Um diese Frage zu beantworten, soll im Folgenden versucht werden, Deprivation im Hinblick auf die sozialen Bewegungen, als Erscheinungsform der Deprivation, zu skizzieren.

Es geht hier um zwei soziale Spaltungen, die einerseits die Deprivation und damit verbundener Unzufriedenheit, und andererseits die zwei daraus resultierenden Bewegungen im Iran widerspiegeln: 1. Die soziale Spaltung, die sich auf Ungleichheit zwischen Frauen und Männern bezieht. 2. Die soziale Spaltung, die sich auf Ungleichheit in der Entwicklung von Regionen, die mehrheitlich nicht von Schiiten, sondern Sunniten bewohnt werden, bezieht.

Die aus der ersten sozialen Spaltung resultierende Bewegung ist die Bewegung von Frauen gegen das obligatorische Tragen des Hijabs. Die Bewegung der Grenzkuriere, die aus Armut und Arbeitslosigkeit begrenzte Lebensbedingungen haben, ist die Bewegung, die aus der zweiten sozialen Spaltung resultierte.

2.1. Bewegung von Frauen gegen das obligatorische Tragen des Hijabs

Die soziale Frauenbewegung ist im Iran mehr als hundert Jahre alt. Nach der konstitutionellen Revolution von 1905 verfolgte diese Bewegung das Ziel der Bildung von Frauen. Als ein Beispiel dafür soll auf die Gründung von Schulen für Frauen bzw. Mädchen hingewiesen werden, die bei den damaligen gebildeten Frauen institutionalisiert wurden. Die Entscheidung zur Gründung von Frauenschulen ist daher so wichtig, weil die religiös-konservativen Gruppen von Bevölkerung und Klerikern mit der Bildung der Frauen und Gründung dieser Schulen nicht einverstanden waren.

Da es in diesem Teil um die Bewegung von Frauen gegen das obligatorische Tragen des Hijabs geht, soll hier auf die Zeit nach der islamischen Revolution von 1979 fokussiert werden. Nur als eine kurze Bemerkung soll darauf hingewiesen werden, dass die iranische Regierung vor der islamischen Revolution versuchte, die Aktivitäten von Frauen in der Gesellschaft zu institutionalisieren und dadurch anzuerkennen. Daher waren die wesentlichen Maßnahmen, die zur Ermächtigung der Frauen in dieser Zeit durchgeführt wurden, staatlich[6].

Nach der islamischen Revolution von 1979 wurden die Frauen mit religiös basierten Sozialbegrenzungen in der Gesellschaft konfrontiert, die bis heute im Iran gelten. Das obligatorische Tragen des Hijabs[7] und Geschlechtertrennung stehen im Zentrum dieser Sozialbegrenzungen. Obwohl es vor 1983 kein Gesetz zum obligatorischen Tragen des Hijabs gab, durften die Frauen sich seit Anfang der 80er Jahre auf Befehl Chomeinis nicht mehr in der Öffentlichkeit frei bzw. ohne islamischen Hijab kleiden. Besonders Staatsangestellte, mussten den islamischen Hijab tragen, ansonsten drohte der Verlust des Arbeitsplatzes.

Das Strafgesetz von 1983 sah bis 74 Peitschenhiebe als Strafe für Frauen vor, die ohne einen islamischen Hijab an öffentlichen Orten erscheinen. Das heute für den Hijab geltende Strafgesetz, das auf dem Gesetz von 1983 basiert, wurde 1991 im Rahmen des Gesetzes über die islamischen Strafen beschlossen. Laut Artikel 638 dieses Gesetzes werden „Frauen, die ohne einen islamischen Hijab an öffentlichen Orten erscheinen, [werden] entweder zu zehn bis 60 Tage Haft verurteilt oder von fünfzigtausend bis zum fünfhunderttausend Rials bestraft“ (Strafgesetz 1991).

Frauen dürfen sich weiterbilden, müssen aber während der Schulzeit (für 12 Jahre, ab dem 6. Lebensjahr) geschlechtergetrennte Schulen für Mädchen besuchen. Frauen dürfen nach der Teilnahme an der Aufnahmeprüfung für Hochschulen bzw. Universitäten ihr Studium fortsetzen. Im Gegensatz zu den Schulen, in denen Schülerinnen und Schüler voneinander getrennt geworden sind, gab es bis 2010 die Geschlechtertrennung in den Universitäten nicht. Daher durften Studentinnen und Studenten gleichzeitig und miteinander an Vorlesungen und Kursen teilnehmen[8]. Ab Januar 2011 begann die Allameh-Tabataba'i-Universität als eine staatliche Universität, Vorlesungen und Seminare geschlechtergetrennt abzuhalten[9].

Das obligatorischen Tragen des Hijabs und die systematische Geschlechtertrennung beziehen sich auf die Elemente einer sozialen Spaltung, in der es um a) die Entwicklung der strukturierten und nicht strukturierten[10] religiös basierten Sozialbegrenzungen für Frauen und b) die daraus resultierenden Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern geht. Daher drehen sich die Inhalte der sozialen Bewegung von Frauen im Iran um die Achse der sozialen, rechtlichen und politischen Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern.

Im Mittelpunkt dieser Bewegung stehen beispielsweise Themen wie: a) persönliche Freiheit bei der Bekleidungsauswahl und Widerstand gegen das obligatorische Tragen des Hijabs in der Öffentlichkeit; b) Gleichberechtigte Entscheidungsmöglichkeiten für die Frauen in Bezug auf Scheidungsrecht, Weiterbildung, Wahl des Wohnortes, Reise ohne Erlaubnis des Ehemannes usw.; c) Gleiche Rechte und Chancen zur Teilnahme an politischen Möglichkeiten, nicht nur als Wähler, sondern auch als Kandidatin.

Die Frauenbewegung basiert auf den Aktivitäten von Frauen, die entweder selbstständig oder im Rahmen von Teamarbeit versuchen, andere Frauen und Männer durch z.B. individuell motivierte Aktionen[11] und/oder Medien- und Lobbyarbeit über die Inhalte dieser Bewegung zu informieren und zu beeinflussen. Die meisten der Frauenaktivistinnen, die ihre Aktivitäten erst im Iran begonnen haben, befinden sich heute im Ausland, weil die Regierung Intoleranz gegen die feministischen Diskussionen und Arbeiten von Frauenaktivistinnen zeigte. Diese Intoleranz bezieht sich nicht nur auf die Medienarbeit von Frauenaktivistinnen, sondern auch auf die weiteren Bereiche, wie die akademischen feministischen Diskussionen an der Universität. Die Aufnahmesperre von Studierenden für den Masterstudiengang „Frauenstudien“ mit der Behauptung der anti-islamischen[12] Inhalte dieses Faches und das Ersetzen durch das Fach „Familienstudien und die Rechte der Frauen im Islam[13] “ ist ein Beispiel für die Lage der feministischen Diskussionen auf der akademischen Ebene im Iran.

2.2. Bewegung von Grenzkurieren

Bewegung von Grenzkurieren ist eine Bewegung, die man in Grenzprovinzen wie Kurdistan, Sistan und Balutschistan vorfindet. Diese Provinzen zählen zu den benachteiligten Provinzen des Landes, in denen ein großer Teil der Bevölkerung nicht Schiiten, sondern Sunniten sind.

Grenzkuriere sind Menschen, die ihren Lebensunterhalt in den Grenzregionen zwischen Iran und seinen Nachbarländern wie Irak, mit dem Tragen von Waren bestreiten. Sie tragen die Waren entweder auf den Rücken oder mit einem Pferd über gebirgige Übergänge. Da offiziell diese Aktivität als Schmuggel betrachtet wird, benutzen sie keine Autos. Auf diesen Wegen sehen sie sich unterschiedlichsten Gefahren, wie tödliche Schießereien mit der Polizei[14] oder natürlichen Unfällen, ausgesetzt[15].

Das Verbot der Grenzkurieraktivität durch die Regierung, indem sie die westlichen Grenzen des Landes sperrte, führte im März 2018 zu Streiks bzw. Protesten in Baneh, Sardasht und Piranshahr, als Städte der iranischen Provinz Kurdistan, wo die Grenzkuriere wohnen.

Es geht um die Arbeitslosigkeit von ca. 80.000 Menschen[16], die sich als Grenzkuriere betätigen. Es fragt sich, warum ein Teil der Bevölkerung sich mit einer Arbeit, die gefährlich und illegal ist, beschäftigen soll? Um diese Frage beantworten zu können, soll an dieser Stelle die sozioökonomische Lage der oben vorgestellten Grenzprovinzen, in denen die Bewegung der Grenzkuriere aktiv ist, betrachtet werden.

Tabelle 1: Arbeitslosenquote drei Provinzen von Iran (in Prozent)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Selbsterstellte Tabelle basierend auf den Zahlen des Statistikzentrums des Irans (Arbeitskräfte-Statistik 2011- 2016)

Die Arbeitslosigkeit liegt seit 2013 in drei Provinzen über dem Landesdurchschnitt. Die Arbeitslosenquote ist in Kermanshah mit 22 Prozent fast doppelt so hoch wie der Landesdurchschnitt (12,4 Prozent) im Jahr 2016. Es darf nicht vergessen werden, dass man den staatlichen Statistiken immer noch skeptisch gegenüberstehen soll. Bezugnehmend auf das Thema Arbeitslosigkeit gibt es weitere Dokumente wie Interviews von Abgeordneten dieser Provinzen im Parlament, die zeigen, dass die Arbeitslosenquote in diesen Regionen größer, sogar doppelt so hoch ist, als die durch staatliche Stellen veröffentlichten Zahlen[17].

Um das Problem zu beleuchten, soll die Lage dieser Provinzen im Hinblick auf die weiteren Kriterien betrachtet werden. Der Index der menschlichen Entwicklung bzw. der Human Development Index steht neben der Arbeitslosenquote als ein weiteres Kriterium, das den Vergleich zwischen den Provinzen eines Landes unter Berücksichtigung des Entwicklungsstandes von Provinzen ermöglicht, zur Verfügung.

„Der Human Development Index (HDI) ist eine Messzahl für den Entwicklungsstand eines Landes und setzt sich aus drei Komponenten zusammen: „Lebenserwartung, Ausbildung und Kaufkraft“ (Ribbeck 2008). Die Vereinten Nationen (UN) veröffentlichten 1999 den „Human Development Report“ des Irans, in dem der HDI auf der Provinzenebene dargestellt wurde.

Laut des Reports „gibt es einen großen Unterschied zwischen der menschlichen Entwicklung auf der Provinzenebene“ (Human development report of Iran 1999: 20) im Iran. Kermanshah gehörte damals zu der Kategorie, in der die Provinzen mit der mittleren menschlichen Entwicklung standen, während Kurdistan und Sistan und Balutschistan sich in der Kategorie befanden, in der die Provinzen mit der niedrigen menschlichen Entwicklung standen (Human development report of Iran 1999: 20).

Außer des Reports der UN gibt es aktuelle wissenschaftlichen Arbeiten (Safaei Pour & Maveddat 2014; Zanganeh 2016) auf Farsi, in denen es um die Analyse des Entwicklungsstandes der Provinzen im Iran durch die Berechnung des HDI geht. Zanganeh berechnete in seinem Beitrag basierend auf den Daten und Zahlen von 2011, die durch das Statistikzentrum des Irans erhoben und veröffentlicht wurden, erst den HDI der städtischen Regionen von Provinzen im Iran (Zanganeh 2016). Er teilte die Provinzen in fünf Gruppen ein: privilegiert, ziemlich privilegiert, durchschnittlich, benachteiligt und stark benachteiligt (Zanganeh 2016: 157).

Das Ergebnis zeigt, dass Kermanshah sich in der Kategorie der benachteiligten Provinzen befindet, während Kurdistan, Sistan und Balutschistan zur Kategorie der am stärksten benachteiligten Provinzen gehören (Zanganeh 2016: 157).

3. Fazit

Es sieht so aus, dass der schiitische Islamismus, der als politisches System seit Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts im Iran herrscht, zu einer systematischen Deprivation und Ungleichheit in diesem Land führte. Das zeigt sich vor allem in zwei sozialen Spaltungen: 1. Ungleichheit zwischen Frauen und Männern; 2. Deprivation und Ungleichheit in der Entwicklung von Regionen mit mehrheitlich sunnitischer Bevölkerung.

Als gesellschaftliche Erscheinungsform der beiden dargestellten sozialen Spaltungen wurden im vorliegenden Beitrag die Frauenbewegung gegen das obligatorische Tragen des Hijabs und die Bewegung der Grenzkuriere erörtert. Das lässt sich die Rolle des schiitischen Islamismus bei den dargestellten sozialen Bewegungen im Iran als ein systemisches Verfahren verstehen. Ein Verfahren, in dem die politisch orientierten Interpretationen des Islams vor allem zu der landesweiten Trennung und Ungleichheit von Frauen und Männern sowie der regionalen Deprivation von Sunniten als religiöser Minderheit führte.

Quellenverzeichnis

Alavi, A. (2016). Arbeitslosigkeit ist über 45 Prozent in Kurdistan. Verfügbar unter: http://kordestan.isna.ir/Default.aspx?NSID=5&SSLID=46&NID=23756 (letzter Besuch 04.08.2018)

Arbeitskräfte-Statistik. 2011. Statistikzentrums des Irans. Verfügbar unter: https://www.amar.org.ir/Portals/0/Files/abstract/1390/Abs-nirouye.pdf (letzter Besuch 04.08.2018)

Arbeitskräfte-Statistik. 2012. Statistikzentrums des Irans. Verfügbar unter: https://www.amar.org.ir/Portals/0/Files/abstract/1391/Abs-norouye%20kar-91.pdf (letzter Besuch 04.08.2018)

Arbeitskräfte-Statistik. 2013. Statistikzentrums des Irans. Verfügbar unter:https://www.amar.org.ir/Portals/0/Files/abstract/1392/ch_niru_sal_92.pdf (letzter Besuch 04.08.2018)

Arbeitskräfte-Statistik. 2014. Statistikzentrums des Irans. Verfügbar unter:https://www.amar.org.ir/Portals/0/Files/fulltext/1393/n_ank_93.pdf (letzter Besuch 04.08.2018)

Arbeitskräfte-Statistik. 2015. Statistikzentrums des Irans. Verfügbar unter:https://www.amar.org.ir/Portals/0/Files/abstract/1394/ch_ntank_94-2.pdf (letzter Besuch 04.08.2018)

Arbeitskräfte-Statistik. 2016. Statistikzentrums des Irans. Verfügbar unter:https://www.amar.org.ir/Portals/0/Files/abstract/1395/ch_ntank_95-3.pdf (letzter Besuch 04.08.2018)

Beyer, H., & Schnabel, A. (2017). Theorien Sozialer Bewegungen: Eine Einführung. Campus Verlag.

Biglari, M. (2017). Tote 2 Grenzkurieren bei Schießerei der Sicherheitskräfte. Verfügbar unter: http://www.kurdistan24.net/fa/news/558cdfc2-22be-4366-92e7-1dda296fec28 (letzter Besuch 04.08.2018)

DW. (04.01.2014). Wie wurde Hijab am Anfang der Revolution obligatorisch? Verfügbar unter: https://p.dw.com/p/1B2j8 (letzter Besuch 04.08.2018)

DW. (29.01.2017). 16 Grenzkuriere befinden sich in Lawine. Verfügbar unter: https://p.dw.com/p/2Waqf (letzter Besuch 04.08.2018)

Euronews. (20.06.2018). Chamenei: Anstatt den internationalen Verträgen beitreten, sollen wir selber Gesetz schaffen. Verfügbar unter: http://fa.euronews.com/2018/06/20/khamenei-slammed-iran-parliament-member-join-fatf (letzter Besuch 04.08.2018)

Haddad Adel, Q. A. (2014). 88. Sitzung des Rates für die Entwicklung in den Humanwissenschaften. Verfügbar unter: http://oe.farhangoelm.ir/News/23394 (letzter Besuch 04.08.2018)

Human development report of the Islamic Republic of Iran. (1999). Verfügbar unter: http://hdr.undp.org/sites/default/files/iran_1999_en.pdf

Jesse, E., & Thieme, T. (2011). Extremismus in den EU-Staaten. Theoretische und konzeptionelle Grundlagen. In Extremismus in den EU-Staaten (pp. 11-34). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Kandel, J. (2011). Islamismus in Deutschland: zwischen Panikmache und Naivität. Verlag Herder GmbH.

Lang, J. P. (2006). Was ist Extremismusforschung? –Theoretische Grundlagen und Bestandsaufnahme. na.

Moxber Dezfuli, M. R. (2014). 86. Sitzung des Rates für die Entwicklung in den Humanwissenschaften. Verfügbar unter: http://oe.farhangoelm.ir/News/22567 (letzter Besuch 04.08.2018)

Ribbeck, E. (2008). Human Development Index (HDI). Verfügbar unter:http://www.bpb.de/themen/26g2cn,0,0,human_development_index_

Safaei Pour, M., Maveddat, E. (2014). Assessment of areas with an emphasis on social indicators - economic and human development indicators in combination with the use of GIS techniques and TOPSIS., 1(3), 11-27.

Strafgesetz (1991). Verfügbar unter: http://www.alqaza.com/far/index.php/1389-01-19-15-19-45/119-1389-01-22-18-20-12/739-----1370--1375 (letzter Besuch 04.08.2018)

Verfassungsschutz, B.f. (2013). Islamismus: Entstehung und Erscheinungsformen. Köln. Verfügbar unter: https://www.verfassungsschutz.de/embed/broschuere-2013-09-islamismus-entstehung-und-erscheinungsformen.pdf (15.07.2018)

Verfassungsschutz, B.f. Häufig gestellte Fragen (FAQs): Was ist der Unterschied zwischen Radikal und extremistisch. Verfügbar unter: https://www.verfassungsschutz.de/de/service/faq (15.07.2018)

Wentker, S. (2008). Fundamentalismus und Islamismus – Definition und Abgrenzung. In: Islam, Islamismus und islamischer Extremismus, Eine Einführung (pp. 33-44). Böhlau Verlag.

Xezri, R. (2017). Arbeitslosigkeit 70 bis 80 tausend von Grenzkurieren durch Sperrung der Grenze. Verfügbar unter: https://www.khabaronline.ir/detail/770703/society/urban

Zanganeh, M. (2016). Evaluation and Analysis of Human Development Indices in Urban Areas. Journal of Geography and Urban Space Development Vol.3, No.1. S. 149-160.

Zibakalam, S. (2018). Rouhanis Gegner in Maschhad waren Befürworter von Alamolhoda. Verfügbar unter: https://www.khabaronline.ir/detail/745671/Politics/partie (letzter Besuch 04.08.2018)

[1] Wie Politikwissenschaftler Sadeq Zibakalam (2018).

[2] Wie Ebrahim Raisi und Ahmad Alamolhoda. Raisi, der die Präsidentschaftswahl von 2017 gegen Rouhani verlor, fungiert als Leiter des Imam-Reza-Schrein in Maschhad, der direkt von Ayatollah Chamenei für diese Stelle ausgewählt wurde und Alamolhoda, der sich als Vertreter von Ayatollah Chamenei in der Provinz Razavi-Chorasan und als Freitagsimam für die Stadt Maschhad, als Hauptstadt der Provinz, betätigt.

[3] Das widerspiegelte sich auch in den Mottos der Protestierenden, als sie den Wahlspruch „Lass Syrien los, denke an uns“ verwendet haben.

[4] Bezeichnung der USA als Feind, Regulierung der Wirtschaftspolitik und der Atompolitik gehören beispielsweise zu seinen Entscheidungsfeldern.

[5] Im Dezember 2017 wurde ein Video von der damaligen Sitzung des Expertenrats am 04.06.1989 veröffentlicht. Das zeigt, dass der Expertenrat Chamenei kurzfristig (bis zum Referendum über das Grundgesetz von 28.07.1989) auswählte, obwohl er die damaligen Voraussetzungen nicht erfüllen konnte. Der Vorsitzende des Expertenrats machte diese Entscheidung nicht öffentlich. Gleichzeitig wurden die Voraussetzungen für Führung vor dem Referendum geändert und so wählte der Expertenrat nach Reformen im Grundgesetz noch einmal Chamenei aus.

[6] Zum Beispiel bekamen die Frauen 1963 das Wahlrecht und das Recht der Frau auf Scheidung und Monogamie wurde im Familienschutzgesetz von 1975 anerkannt. (Es darf nicht vergessen werden, dass nach der islamischen Revolution von 1979 das Familienschutzgesetz direkt von Chomeini außer Kraft gesetzt wurde, weil er der Meinung war, dass das damalige Familienschutzgesetz im Gegensatz zum Islam steht.)

[7] Am 8. März 1979 protestierten die Frauen am internationalen Frauentag gegen das obligatorische Tragen des Hijabs. Am 7. März titelte die Zeitung Keyhan, dass die Frauen mit Hijab zur Arbeit müssen und darunter veröffentlicht das Zitat von Ayatollah Chomeini (DW 2014).

[8] Es gibt hier eine Ausnahme und zwar die Kurse der Familienplanung, die getrennt stattfinden müssen.

[9] Das Programm begann erst 2011 mit der Geschlechtertrennung in den Vorlesungen, die für Studierende aller wissenschaftlichen Fächer verpflichtet sind. Im August 2013 teilte der Vorsitzende der Universität mit, dass alle Vorlesungen und Seminaren von Bachelor ab kommendem Wintersemester getrennt werden; diese Geschlechtertrennung wurde vorher lediglich in den Masterstudiengängen der Universität durchgeführt.

[10] Wie Befehl von Chomeini bzw. dem religiösen Führer.

[11] Das aktuelle Beispiel dafür ist die Aktion der Frauen, die ihr Kopftuch auf der Straße rausziehen und so hängen sie das Kopftuch auf einem Holzstab, dass sie den Holzstab in die Luft schütteln können.

[12] Moxber Dezfuli, Mitglied des Rates für die Entwicklung in den Humanwissenschaften behauptete in der 86 Sitzung dieses Rates im Juni 2014: Frauenstudien wurde daher an unseren Universitäten gegründet, um die Prinzipien von Feminismus, die im Gegensatz zum Islam stehen, unter den Studierenden zu institutionalisieren (Moxber Dezfuli 2014).

[13] Haddad Adel, Vorsitzende des Rates für die Entwicklung in den Humanwissenschaften behauptete in der 88 Sitzung dieses Rates am 21 Juli 2014: Die Absolventen müssen in der Lage sein, die Kausalität der berechtigten Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Rahmen des Rechtssystems für Frauen im Islam zu erklären (Haddad Adel 2014).

[14] Am 04.09.2017 wurden zwei Grenzkuriere im Alter von 21 und 45 Jahren bei einer Schießerei mit der Grenzpolizei getötet (Biglari 2017).

[15] Am 29.01.2017 wurden vier Grenzkuriere durch eine Lawine in Sardasht getötet (DW 2017).

[16] Das ist eine Schätzung des Abgeordneten von Sardasht und Piranshahr im Parlament (Xezri 2017). Zurzeit gibt es in diesem Bereich keine offizielle Statistik.

Häufig gestellte Fragen

Worum geht es in diesem Text?

Dieser Text analysiert die Rolle des schiitischen Islamismus in Bezug auf soziale Bewegungen im Iran. Er untersucht die Zusammenhänge zwischen dem politischen System des Iran, das vom schiitischen Islamismus geprägt ist, und den sozialen Ungleichheiten, die zu sozialen Bewegungen wie der Frauenbewegung gegen den Hijab und der Bewegung der Grenzkuriere führen.

Was ist schiitischer Islamismus im Kontext des Irans?

Im Iran sind Religion und Politik eng miteinander verbunden. Das politische System hat zwei Bedeutungen: eine allgemeine, die alle politischen Organisationen umfasst, und eine besondere, die sich auf die Entscheidungen des obersten religiösen Führers bezieht. Der oberste religiöse Führer steht außerhalb und über dem Grundgesetz des Landes. Im Gegensatz zu westlichen Demokratien wird Islamismus im Iran nicht als verfassungsfeindlich betrachtet, da er durch das politische System legitimiert ist. Er kann sich jedoch in sozialen Spaltungen äußern.

Welche sozialen Bewegungen werden im Text behandelt?

Der Text konzentriert sich auf zwei soziale Bewegungen: die Bewegung von Frauen gegen das obligatorische Tragen des Hijabs und die Bewegung der Grenzkuriere.

Was sind die Ziele der Frauenbewegung gegen den Hijab?

Die Frauenbewegung kämpft für persönliche Freiheit bei der Bekleidungsauswahl, Gleichberechtigung in Bezug auf Scheidungsrecht, Bildung, Wahl des Wohnortes, Reisen ohne Erlaubnis des Ehemannes sowie gleiche Rechte und Chancen zur Teilnahme an politischen Prozessen.

Wer sind die Grenzkuriere und was ist ihre Bewegung?

Grenzkuriere sind Menschen, die in den Grenzregionen des Irans ihren Lebensunterhalt durch das Tragen von Waren über die Grenze verdienen. Ihre Bewegung entstand aus Armut, Arbeitslosigkeit und der daraus resultierenden Benachteiligung der Grenzprovinzen, die oft von Sunniten bewohnt werden. Sie protestieren gegen das Verbot ihrer Tätigkeit und fordern bessere Lebensbedingungen.

Welche Rolle spielt der schiitische Islamismus bei diesen Bewegungen?

Der schiitische Islamismus wird als ein systemischer Faktor betrachtet, der zu Deprivation und Ungleichheit im Iran beiträgt. Politisch orientierte Interpretationen des Islams führen zu einer Trennung und Ungleichheit von Frauen und Männern sowie zur regionalen Benachteiligung von Sunniten als religiöser Minderheit, was wiederum die Entstehung der behandelten sozialen Bewegungen begünstigt.

Wie ist die Arbeitslosenquote in den Provinzen, in denen die Grenzkuriere aktiv sind?

Die Arbeitslosigkeit ist in diesen Provinzen tendenziell höher als der Landesdurchschnitt. Die Arbeitslosenquoten in Kermanshah, Kurdistan und Sistan und Balutschistan sind besonders hoch, was die wirtschaftliche Notlage der Menschen in diesen Regionen verdeutlicht.

Was ist der Human Development Index (HDI) und wie steht es um ihn in den betroffenen Provinzen?

Der HDI ist eine Messzahl für den Entwicklungsstand eines Landes und setzt sich aus Lebenserwartung, Ausbildung und Kaufkraft zusammen. Die betroffenen Provinzen Kurdistan, Sistan und Balutschistan gehören zu den am stärksten benachteiligten Provinzen im Iran, was auf einen niedrigen Entwicklungsstand hinweist.

Was sind die Schlussfolgerungen des Textes?

Der Text schlussfolgert, dass der schiitische Islamismus, der als politisches System im Iran herrscht, zu systematischer Deprivation und Ungleichheit geführt hat. Diese Ungleichheiten äußern sich in der Ungleichheit zwischen Frauen und Männern sowie in der Deprivation und Ungleichheit in der Entwicklung von Regionen mit mehrheitlich sunnitischer Bevölkerung, was die sozialen Bewegungen befördert.

Excerpt out of 16 pages  - scroll top

Details

Title
Schiitischer Islamismus und soziale Bewegungen im Iran
Author
Enosh Dariush (Author)
Publication Year
2018
Pages
16
Catalog Number
V437220
ISBN (eBook)
9783668786929
ISBN (Book)
9783668786936
Language
German
Tags
soziale Bewegungen Iran Schiitischer Islamismus
Product Safety
GRIN Publishing GmbH
Quote paper
Enosh Dariush (Author), 2018, Schiitischer Islamismus und soziale Bewegungen im Iran, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437220
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