Der Diskurs über den moralischen Status war stets auch ein Diskurs über den moralisch richtigen Umgang mit dem nicht-menschlichen Tier (hiernach: Tier) und reicht bis in das antike Griechenland zurück. Doch systematische Ausarbeitungen tierethischer Reflexionen entstanden erst in den 1970er Jahren; als Ryder den Begriff des Speziesismus vorstellte und Singer diesen mit der Publikation von Animal Liberation (1975) öffentlich prägte. Infolgedessen entstand ein mannigfaltiger, jährlich wachsender Diskurs der Tierethik, der im Falle von Peter Singers utilitaristischer Theorie auf einer Konzeption des moralischen Status der Entitäten basiert.
Demgegenüber vertritt Rosalind Hursthouse eine tugendethische Theorie, die das Konzept des moralischen Status in Gänze verwirft und kontextsensitiv für moralische Berücksichtigung von Tieren argumentiert. „Moral status is a concept that moral philosophy is better off without“ (Hursthouse). Ebendiese tugendethische Kritik an der Konzeption des moralischen Status bildet das zentrale Thema dieser Arbeit. Ich werde sie über den Kontext der Tierethik hinaus als Kritik am Utilitarismus Peter Singers betrachten und die Frage beantworten, inwieweit Hursthouses Kritik an der Zuschreibung eines moralischen Status zugleich Kritik am Utilitarismus darstellt und ob diese Kritik überzeugen kann. Ich werde letztlich zu dem Schluss kommen, dass die tugendethische Statuskritik gleichsam eine überzeugende Kritik am Utilitarismus darstellt.
Dazu führe ich in Kapitel 2 zunächst in die Konzeption des moralischen Status ein, um dann in Kapitel 3 Singers Präferenzutilitarismus zu umreißen. Nachfolgend werde ich in Kapitel 4 darlegen, wie Singer im Rahmen seines Utilitarismus den moralischen Status einer Entität ermittelt und welche Funktionen er dort erfüllt. In Kapitel 5 werde ich Hursthouses Tugendethik skizzieren und ihre Kritik am moralischen Status in Kapitel 6 folgen lassen. Anschließend werde ich ihre Kritik in Kapitel 7 auf den Utilitarismus beziehen, indem ich einige utilitaristische Probleme, welche sich aus der Konzeption des moralischen Status ergeben, mittels Hursthouses Tugendethik auflöse. Abschließend werde ich in Kapitel 8 meine Evaluation der Hursthouseschen Kritik formulieren und dabei die Leitfrage beantworten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der moralische Status
- Singers Präferenzutilitarismus
- Der moralische Status in Singers Utilitarismus
- Hursthouses Tugendethik
- Hursthouses Kritik am moralischen Status
- Problem der Ersetzbarkeit
- Problem der Parteilichkeit
- Problem des Schwangerschaftsabbruchs
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die tugendethische Kritik am Konzept des moralischen Status, wie sie von Rosalind Hursthouse formuliert wird. Sie betrachtet die Kritik im Kontext der Tierethik und als Kritik am Utilitarismus von Peter Singer. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob und inwiefern Hursthouses Kritik an der Zuschreibung eines moralischen Status zugleich eine Kritik am Utilitarismus darstellt und ob diese Kritik überzeugen kann.
- Kritik am moralischen Status aus tugendethischer Perspektive
- Analyse der Konzeption des moralischen Status in Singers Utilitarismus
- Beurteilung der Auswirkungen von Hursthouses Kritik auf Singers Theorie
- Bewertung der Überzeugungskraft der tugendethischen Kritik am Utilitarismus
- Entwicklung einer eigenen Position zur Rolle des moralischen Status in der Ethik
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 führt in das Konzept des moralischen Status ein und erläutert dessen Bedeutung für verschiedene ethische Theorien. Kapitel 3 skizziert Singers Präferenzutilitarismus und dessen zentrale Prinzipien. Kapitel 4 analysiert die Funktion des moralischen Status im Rahmen von Singers Utilitarismus und beleuchtet die Kriterien, anhand derer er den moralischen Status von Entitäten ermittelt. Kapitel 5 stellt Hursthouses Tugendethik vor und erläutert ihre grundlegenden Prinzipien. Kapitel 6 behandelt Hursthouses Kritik am moralischen Status und argumentiert, dass die Konzeption des moralischen Status für die ethische Reflexion hinderlich sein kann. Kapitel 7 setzt sich mit den Auswirkungen von Hursthouses Kritik auf Singers Utilitarismus auseinander und analysiert einige utilitaristische Probleme, die sich aus der Konzeption des moralischen Status ergeben.
Schlüsselwörter
Der moralische Status, Tugendethik, Utilitarismus, Tierethik, Peter Singer, Rosalind Hursthouse, Präferenzutilitarismus, Speziesismus, Selbstbewusstsein, Empfindungsfähigkeit, Lebenswertklassen, Ersetzbarkeit, Parteilichkeit, Schwangerschaftsabbruch, praktische Ethik.
- Arbeit zitieren
- Daniel Zimmermann (Autor:in), 2018, Rosalind Hursthouses tugendethische Kritik an der Konzeption des moralischen Status als Kritik an Peter Singers Utilitarismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437393