Les Polonais en France. Beweggründe und Integrationsverhalten polnischer Migranten in Frankreich


Hausarbeit, 2014

13 Seiten, Note: 2,7

Gina Wohler (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Der historische Rahmen

III. Die sozialen Gruppen: Minenarbeiter und Bauern
III.1 Die Minenarbeiter
III.2 Die Bauern:
III.3 Die Minenarbeiter und die Bauern im Vergleich

IV. Fazit

V. Bibliographie

I. Einleitung

Im Folgenden wird die polnische Immigration ab etwa 1830 nach Frankreich dargestellt, wobei der Zeitraum von 1919 bis 1939, also die Zeit zwischen den Weltkriegen, stark im Fokus liegen wird.

Die Immigration der Polen nach Frankreich hat insgesamt eine lange Traditionsgeschichte und hält bis heute an.[1] So wird insbesondere von drei großen Auswanderungswellen von Polen nach Frankreich in den letzten zwei Jahrhunderten gesprochen,[2] auf die in der vorliegenden Arbeit im folgenden Kapitel „Der historische Rahmen“ noch eingegangen wird.

Allgemein resultiert das Phänomen der Immigration meist aus der Kombination mehrerer Faktoren, die sowohl demographisch, als auch ökonomisch, politisch, administrativ oder auch psychologisch bedingt sein können.[3] Die Motivation der Auswandere besteht dabei meist darin, ihre allgemeine Lebenssituation und die ihrer Familie im Heimatland zu verbessern, sodass sie oft nur von einem temporären Aufenthalt ihrerseits im Ausland ausgehen.[4] Auf Grund dieser Einstellung, dass es sich bei der Auswanderung nur um einen temporären Zustand handelt, fehlt oft das Interesse an der Integration im Aufnahmeland und die Immigranten bleiben unter sich, bilden ihre eigenen Kolonien und sprechen ihre Sprache.[5]

Womit auch zur Fragestellung übergegangen werden soll, nämlich welches Integrationsverhalten charakteristisch für die Polen in Frankreich war. Hierbei bezieht sich die Fragestellung konkret auf die beiden sozialen Gruppen der Minenarbeiter und der Bauern.

Um also diese Fragestellung beantworten zu können, wird in der vorliegenden Arbeit zunächst einmal der historische Rahmen betrachtet, um dann im darauffolgenden Kapitel auf die beiden sozialen Gruppen, die Minenarbeiter und die Bauern, genauer einzugehen. Hierbei werden erst die Minenarbeiter und dann die Bauern getrennt voneinander betrachtet, um dann in einem weiteren Schritt im Vergleich betrachtet zu werden. Insgesamt soll in diesem Kapitel auf die Beweggründe, die zur Auswanderung führten, und auf das Integrationsverhalten eingegangen werden. Abschließend folgt dann das Fazit, in dem das Integrationsverhalten der Polen in Frankreich noch einmal kurz zusammengefasst wird.

Für die vorliegende Arbeit waren insgesamt die Publikationen «Histoire de l’immigration en France de la fin du XIXe siècle à nos jours»[6] von Ralph Schor und « Les travailleurs polonais en France, 1919-1939 » von Janine Ponty[7] sehr informativ. Des Weiteren waren die Artikel «Les Polonais»[8] von Janine Ponty, «Polnische politische Flüchtlinge in Mittel- und Westeuropa im 19. Jahrhundert»[9] von Jerzy W. Borejsza und «Les mineurs polonais dans l’histoire de la France du XXè siècle: jalons, originalités, figures» von Diana Cooper- Richet[10] sehr hilfreich.

II. Der historische Rahmen

Polen war in seiner neuzeitlichen Geschichte immer eine Land, welches mehr Auswanderer als Einwanderer zu verzeichnen hatte[11] und wie bereits erwähnt, wird die Auswanderung der Polen in den letzten zwei Jahrhunderten in drei größere und bedeutendere Phasen eingeteilt.[12]

Die erste große Auswanderungswelle wird La glorieuse Grande Émigration genannt und begann im Jahre 1830[13] auf Grund der polnischen Nationalaufstände der Jahre 1830/31, 1846/48/49 und 1863/64.[14] Hierbei sollte bedacht werden, dass das Grande sich nicht auf die hohe Anzahl der polnischen Auswanderer bezieht, sondern auf die Wichtigkeit und die große Bedeutung derer, die in dieser ersten Auswanderungswelle Polen verließen.[15] Denn in diesem Zuge wanderte besonders die polnische Bildungselite aus, die über Fremdsprachenkenntnisse verfügte, wie Politiker, Adlige, Künstler, Lehrer, Ärzte, Beamte oder Ingineure.[16] Es waren also politische Flüchtlinge, die gegen die Fremdherrschaft in Polen von Russland, Preußen und Österreich waren.[17] Die Anzahl derer betrug insgesamt 20000 bis 30000 Flüchtlinge, von denen der größte Teil nach Frankreich ging.[18] So wurde Paris schon bald zur zweiten Hauptstadt Polens.[19] Die überwiegend jungen, männlichen Flüchtlinge, von denen jedoch etwa zehn Prozent auf der Flucht starben, sei es aus Hunger, ungewohnten Bedingungen wie Klima oder Umwelt oder aus Heimweh,[20] wurden in Frankreich mit großer Begeisterung und offenen Armen aufgenommen.[21] In Frankreich selbst entstanden in diesen Jahren viele Ehen zwischen den polnischen ausgewanderten Männern und den französischen Frauen, da diese sogenannte Bildungselite sich auf Grund ihrer Fremdsprachenkenntnisse schnell den Franzosen anpassen konnte und dadurch, dass sie zu den Großverdienern zählte, für die Frauen besonders attraktiv war.[22] Zwischen 1831 und 1847 hatten etwa 11000 Polen Zuflucht in Frankreich gefunden,[23] sodass diese erste Auswanderungswelle La glorieuse Grande Émigration bis heute bei den Polen im kulturellen Gedächtnis geblieben ist und Einrichtungen wie die 1842 gegründete „Polnische Bibliothek“ in Paris hinterlassen hat.[24]

Nach dem ersten Weltkrieg 1919 kam es zu einer erneuten Massenabwanderung, genannt Stara Emigracja, aus Polen.[25] Hierbei handelte es sich vor allem um die Arbeiterschicht, die auswanderte, wie die Landwirte, Industrie- oder Minenarbeiter,[26] um ihrer Armut zu entkommen, die besonders nach dem Krieg vorherrschte.[27] Vor 1914 wanderten jene noch oftmals in die Vereinigten Staaten von Amerika aus, die sich nun aber den Emigranten verschlossen hatte, womit Frankreich zu dem neuen „Eldorado“ wurde.[28] In diesem Zuge kümmerte Frankreich sich um alles, wie die Übernahme der Reisekosten, die Stellung von Arbeit und Wohnung oder die Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr.[29]

Die dritte Auswanderungswelle, die schon 1922 folgte[30] und bis etwa 1939 anhielt,[31] wurde von mehr als 2500 Familien der Arbeiter gebildet.[32]

Insgesamt hat aber die Einwanderung nach Polen, wo es bis Anfang der 1990er Jahre fast nur Abwanderung zu verzeichnen gab,[33] in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen auf Grund des Systemwechsels von 1989 und die damit verbundene Liberalisierung des Personenverkehrs.[34] Polen ist durch seine Lage zu einem Transitland von Migrationsbewegung geworden.[35]

III. Die sozialen Gruppen: Minenarbeiter und Bauern

III.1 Die Minenarbeiter

Die Immigration der Minenarbeiter, die der Arbeiterschicht angehören, nach Frankreich begann schon sehr früh,[36] etwa 1919.[37] Hierbei waren die Polen sozusagen die „Arbeiter der ersten Stunde“, die als erstes in großer Anzahl nach Frankreich kamen,[38] um den steigenden Bedarf Frankreichs von Arbeitern auf Grund der aufkommenden Industrialisierung zu decken[39] und um ihre eigene Lebenssituation und die ihrer Familien zu verbessern, da Polen von großer Armut erfasst worden war nach dem ersten Weltkrieg.[40] So wurde besonders die Region Pas-de-Calais im Norden Frankreichs von den polnischen Minenarbeitern, die in den Minen Anzin und Aniche arbeiteten,[41] besiedelt.[42] Die ersten polnischen Minenarbeiter kamen aber bereits in den Jahren 1909/1910 aus den westphalischen Minen, wo sie das Handwerk erlernt hatten.[43] Die Minenarbeiter kamen oft mit Frau, vielen Kindern und ihren Großeltern.[44]

Das Problem der Minenarbeiter der ersten Generation war nun aber die französische Sprache, die sie weder beherrschten, noch lernen wollten, sodass eine Integration nahezu unmöglich war.[45] So blieben die polnischen Minenarbeiter auch in Frankreich unter ihresgleichen, sprachen Polnisch, übten ihre Kulturen aus und lebten in polnischen Kolonien, zwar in Frankreich, aber dennoch isoliert von den Franzosen.[46] Diese Kolonien nannte man auch des petites Polognes.[47] Das Zusammenleben in diesen polnischen Kolonien gestaltete sich familiär, patriotisch und nationalistisch, sowie katholisch gesinnt.[48] Die Frauen blieben in der Regel zu Hause, um den Haushalt und die Kindererziehung zu übernehmen, weshalb diese mit dem Französischen so gut wie gar nicht in Kontakt kamen und daher noch schlechter integriert waren als ihre Männer, die zumindest das nötigste Vokabular zur Verständigung dank ihrer Arbeit beherrschten.[49] Die Polen gründeten außerdem eine große Vielzahl an eigenen Vereine, die nur für Polen und nicht für Franzosen zugänglich waren, für Musik, Theater, Kirche und Sport wie Tanzen oder Fußball beispielsweise.[50] Des Weiteren hatten sie ihr eigenes Schulwesen, damit ihre Kinder auf Polnisch unterrichtet werden konnten.[51] Dieser polnische Unterricht fand am Abend nach dem regulären Untericht, der auf Französisch war, statt[52] oder am regulären, sonst freien Donnerstag.[53] Dieser Unterricht wurde von Polen gestaltet, die von der polnischen Allgemeinheit als am kompetentesten empfunden wurden, um den Kindern die Geschichte Polens zu vermitteln, mit ihnen zu singen und hauptsächlich, ihnen die Sprache zu vermitteln.[54] Auch ihr eigenes Zeitungswesen entstand, um zu lesen, was in Polen, aber auch in Frankreich geschah:[55] Wiarus Polski, westphalische Publikation entstanden in Bochum um 1890 und 1924 nach Lille gekommen und Narodowiec.[56]

[...]


[1] Vgl. Ponty, Janine: « Les Polonais », in: Gervereau, L. (Hrsg.): « Toute la France – Histoire de l’immigration en France au XX,e ». Paris Somogy 1998, S. 104.

[2] Ebd.

[3] Vgl. Schor, Ralph: « Histoire de l’ immigration en France de la fin du XIXe siècle à nos jours ». Paris 1996, S. 7.

[4] Ebd., S. 23.

[5] Ebd., S. 24.

[6] Schor, Ralph: « Histoire de l’ immigration en France de la fin du XIXe siècle à nos jours ». Paris 1996.

[7] Ponty, Janine: « Les travailleurs polonais en France, 1919-1939 », in : « Revue des études slaves » , Tome 57, fascicule 4, 1985. Aspects des relations intellectuelles entre la France, la Russie et l'U.R.S.S., sous la direction de Robert-Henri Bautier, S. 686-692.

[8] Ponty, Janine: « Les Polonais », in: Gervereau, L. (Hrsg.): « Toute la France – Histoire de l’immigration en France au XX,e». Paris Somogy 1998, p. 104-113.

[9] Borejsza, Jerzy W.: Polnische politische Flüchtlinge in Mittel- und Westeuropa im 19. Jahrhundert, in : Bade, Klaus J. (Hrsg.) : Enzyklopädie. Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Paderborn 2007, S. 885- 889.

[10] Cooper- Richet, Diana: « Les mineurs polonais dans l’histoire de la France du XXè siècle: jalons, originalités, figures », in: Synergies Pologne n° spécial. 2011, S. 45-55.

[11] Vgl. Praszatowicz, Dorota: Polen, in: Bade, Klaus J. (Hrsg.): Enzyklopädie. Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Paderborn 2007, S. 258.

[12] Vgl. Ponty: « Les Polonais », S. 104.

[13] Ebd.

[14] Vgl. Borejsza: Polnische politische Flüchtlinge, S. 885.

[15] Vgl. Ponty: « Les Polonais », S. 104.

[16] Vgl. Borejsza: Polnische politische Flüchtlinge, S. 886.

[17] Ebd., S. 885.

[18] Ebd.

[19] Vgl. Ponty: « Les Polonais », S. 105.

[20] Vgl. Borejsza: Polnische politische Flüchtlinge, S. 885.

[21] Vgl. Ponty: « Les Polonais », S. 105.

[22] Vgl. Borejsza: Polnische politische Flüchtlinge, S. 887.

[23] Ebd.

[24] Ebd., S. 885.

[25] Vgl. Ponty: « Les Polonais », S. 105.

[26] Ebd.

[27] Ebd.

[28] Ebd.

[29] Ebd., S. 106.

[30] Vgl. Cooper- Richet: « Les mineurs polonais », S. 47.

[31] Vgl. Ponty: « Les Polonais », S. 109.

[32] Vgl. Cooper- Richet: « Les mineurs polonais », S. 47.

[33] Vgl. Sakson, Andrzej: Migrationsprobleme in Polen, in: Becker, U.; Hablitzel, H.; Kreßel, E. (Hrsg.): Migration, Beschäftigung und soziale Sicherheit, Bd. 5. Berlin 2007, S. 35.

[34] Ebd.

[35] Ebd.

[36] Vgl. Cooper- Richet: « Les mineurs polonais », S. 45.

[37] Ebd., S. 46.

[38] Ebd., S. 45.

[39] Ebd.

[40] Vgl. Ponty: « Les Polonais », S. 105.

[41] Vgl. Cooper- Richet: « Les mineurs polonais », S. 46.

[42] Ebd., S. 45.

[43] Ebd., S. 46.

[44] Ebd., S. 48.

[45] Vgl. Ponty: « Les Polonais », S. 106.

[46] Ebd., S. 107.

[47] Ebd.

[48] Vgl. Cooper- Richet: « Les mineurs polonais », S. 48.

[49] Ebd.

[50] Vgl. Ponty: « Les Polonais », S. 108.

[51] Ebd.

[52] Vgl. Cooper- Richet: « Les mineurs polonais », S. 49.

[53] Vgl. Garcon, Gabriel: « A l’origine du R.C.P.: l’enseignement élémentaire du polonais dans le nord- Pas- de- Calais ». Lille 2010, S. 8.

[54] Ebd.

[55] Vgl. Cooper- Richet: « Les mineurs polonais », S. 50.

[56] Vgl. Ponty, Janine: « Les travailleurs polonais en France, 1919-1939 », in : « Revue des études slaves » , Tome 57, fascicule 4, 1985. Aspects des relations intellectuelles entre la France, la Russie et l'U.R.S.S., sous la direction de Robert-Henri Bautier, S. 689.

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Details

Titel
Les Polonais en France. Beweggründe und Integrationsverhalten polnischer Migranten in Frankreich
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
2,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
13
Katalognummer
V437405
ISBN (eBook)
9783668784048
ISBN (Buch)
9783668784055
Sprache
Deutsch
Schlagworte
polonais, france, beweggründe, integrationsverhalten, migranten, frankreich
Arbeit zitieren
Gina Wohler (Autor:in), 2014, Les Polonais en France. Beweggründe und Integrationsverhalten polnischer Migranten in Frankreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437405

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