Leseprobe
Hartmut von Aue
- literar. Schaffen ca. 1180-1210
- sprachl. Hinweise zu geograf. Zuordnung: Schwaben, Portraits geben Hinweise (Wappen u. Falkenköpfe blau, ähnl. des Herzogs v. Zähringen, hat vl. an seinem Hof gedient
Werke
- 2 Artusromane (erster in dt. Sprache „Iwein“ nach frz. Vorlage von Chrétien de Troyes, „Erec et Enide“ ca 1180)
- „Gregorius“ (kurze Erzählung über unschuldiges Schuldigwerden, Inzest)
- „Klagebüchlein“ (Streitgespräch zw. Herz u. Leib)
- „Hartmann´sches Unmutslied“
Der arme Heinrich
- Prolog: Dichter stellt sich vor, verweist auf Quellen, wirbt um Gunst der Leser
- am Anfang Hinweise zum Autor: Ritter (Reiter, hat Pferd), gelehrt (lesen, schreiben, Latein), Dienstmann (Beamter), Quellenberufung (Geschichte m. Tradition und Authentizität)
- Verweise: Hiob als Bsp. für geduldiges Leiden, Vgl. zum alten u. neuen Testament (Hiob – Christus), Montpellier u. Salerno als Zentren d. abendländ. Heilkunst
- Heinrich war ein Fürst, reich und angesehen, Gott zeichnet ihn mit Aussatz und er kann nur durch das Herzblut einer Jungfrau im heiratsfähigen Alter gerettet werden, er zieht sich auf einen Meierhof zurück, die Tochter des Meiers will sich für ihn opfern.
- „Oheim, waz wirret dir?“ – Mitleidsfrage aus Parzival
Allgemeines
- MITTEL (zeitl. zw. Althochdeutsch und Neuhochdeutsch)- HOCH (geograf. in Bayern, Benrather Linie als Grenze, Niederdeutsch im Norden)- DEUTSCH (Sprachbezeichnung
- ca. Mitte 11. bis Mitte 14.Jhd. (1050-1350)
- ca. 1200 – Blütezeit d. Literatur durch Wolfram v. Eschenbach, Walther von d. Vogelweide, Gottfried v. Straßburg, Hartmann v. Aue
- 750 erste Überlieferungen in Althochdeutsch (750-1050)
- 10.Jhd. kaum Überlieferungen, erst ab ca. 1050 wieder (Wiener Genesis)
- 1453-1454 Druck m. bewegl. Lettern (Frühneuhochdeutsch 1350-1650)
- Sprachentwicklung: Indogermanische Sprachen: a) Griech., Lat., Germanisch,… b) Sanskrit, Persisch, Russ.,… - German. Sprachen: Nordgerman. (Norweg., Dän., Schwed.), Westgerm. (Angelsächs., Fries., Fränkisch, Alemannisch,…), Ostgerman. (Gotisch)
1. Lautverschiebung
- Ausgliederung des Germanischen aus den indogermanischen Sprachen (germanische Lautverschiebung)
- ca. 1.-2. Jtsd. v. Chr., Abschluss erst 500-300 v. Chr.
- betrifft Verschlusslaute p-t-k, b-d-g
- aspiriert zu stimmhaft (dh – d, dhoras – door)
- stimmlos zu Reibelaut (p, ph – f, pater – fadar)
- stimmhaft zu stimmlos (b – p, verber – warp)
2. Lautverschiebung
- Eigenständigkeit des Hochdeutschen (hochdeutsche Lautverschiebung)
- ca. 500-800 n. Chr.
- betrifft stimmlose Verschlusslaute (p-t-k) nach Vokalen im Auslaut (p – ff, t – zz, opan – offen)
- nach Konsonant im Auslaut (p – pf, t – tz, ploh – pfluoc); d – t (dag – tac)
Aussprache
- ähnlich dem heutigen Hochdeutsch
- a-e-i-o-u mit Zirkumflex = lang gesprochen
- iu = langes ü
- bei Diphthongen beide Laute, Betonung auf erstem: ei, ou,…
- z = ts, nach Vokal s
- sp/st… = schp/schp
- h = ch (nur im Anlaut h)
- ph = pf
- c = k
Codex Manesse
- große Heidelberger Liederhandschrift
- 1150-1170: Der von Kürenberg
- donauländ. Minnesang, Falkenlied
- keine Vers- u. Strophenteilung
- diplomat. Edition, histor.-kritische Edition (Idealversion berücksichtigt versch. Auslegungen)
- problematisch: keine normierte Orthografie u. Grammatik
Sprachphänomene
Neuhochdeutsche Diphthongierung
- Langvokale werden diphthongiert
- Bsp: mîn niuwes hûs = mein neues Haus
- beginnt 12.Jhd. in Kärnten
- wandert nördl. bis mitteldt. Raum
- im Schweizerdeutsch erhalten
Neuhochdeutsche Monophthongierung
- Diphthonge werden zu Langvokalen
- Bsp: liebe guote brüeder = liebe gute Brüder
- von Nord nach Süd bis zum mitteldt. Raum (bayr. u. oberdt. Raum nicht!)
Neuhochdeutsche Dehnung
- beginnt 12.Jhd. im mitteldt. Raum
- Dehnung in betonter offener Silbe (vane – Fahne)
- Dehnung einsilbiger Wörter (tac – Tag)
- keine Dehnung bei Verdoppelung des Konsonanten (komen – kommen)
Neuhochdeutsche Kürzung
- Langvokale vor best. Konsonantenverbindungen
- wâpen – Wappen, wâfen – Waffen
Neuhochdeutsche Rundung
- mit stärker gerundeten Lippen gesprochen
- konsonantische Umgebung
- a-e-i- = o-ö-ü
- Bsp: helle - Hölle
Neuhochdeutsche Entrundung
- umgekehrter Lautwandel
- Bsp: güpfel – Gipfel
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