Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
A. Einleitende Worte
B. Kooperative Beratung
I. Analyse eines Fallbeispiels
II. Reflektion der Sitzung
C. Soziale Kommunikation
I. Erfolgreiche und gestörte Kommunikation
II. Die fünf Axiome der Kommunikation nach Paul Watzlawick
III. Reflektion zur Auseinandersetzung mit Paul Watzlawick und dem Thema Kommunikation
D. Empirische Forschung und ihre Vorgehensweise
I. Auffassung von Wissenschaft
II. Empirischen Untersuchungen und ihre Arbeitsschritte
III. Reflektierendes Fazit
E. Reflektion der Lernprozesse in den Veranstaltungen und der Portfolioarbeit
F. Literaturverzeichnis
I. Literarische Quellen
II. Quellen aus dem Internet
1. mit Angaben des Autors
2. ohne Angaben des Autors
G. Anhang
I. Glossar
II. Selbstständig gewonnene empirische Erkenntnis
1. Gesprächsplanung: Kooperative Beratung – kooperativ im Sinne von gleichberechtigt
2. Beratungsgespräch am 16.12.2016
A. Einleitende Worte
Das vorliegende Portfolio ist in vier Hauptteile gegliedert. Die ersten zwei Themen sind aus dem Seminar "Grundlagen der Pädagogische Beratung", der nachfolgende Teil hat den Fokus auf einem Thema aus der Veranstaltung "Erwachsenenbildung". Zuletzt wird die Arbeit mit einer Reflexion über die Lernprozesse in den Veranstaltungen und über das Portfolio abgeschlossen.
Die Portfolioarbeit dient zur Vertiefung und zur individuellen Auseinandersetzung mit Veranstaltungsthemen. Inhalte werden mit anderen vernetzt sowie eigene Erfahrungen reflektiert.
B. Kooperative Beratung
Im heutigen Kommunikationszeitalter ist Beratung präsenter und relevanter als je zu vor. Es gibt kaum eine Branche, die nicht auf Beratung zurückgreift.[1] Unter Beratung wird ein wissenschaftlich fundiertes Vorgehen verstanden, mit dem Ziel, persönliche und soziale Probleme zu beseitigen bzw. den Umgang mit ihnen zu erlernen.[2] Es existieren zahlreiche Beratungsformen. Da es einige Schnittstellen gibt, ist es schwierig jede einzeln voneinander abzugrenzen.[3] Deshalb werden, auch wenn bei einem Beratungsgespräch ein bestimmtes Konzept im Fokus steht, grundlegende Kommunikations- und Beratungstechniken (Aktives Zuhören, Verbalisieren, Paraphrasieren, Ich-Botschaften, Zirkuläres Fragen etc.) verwendet. Diese sind besonders wichtig, da ein Berater nur dann eine erfolgreiche Beratung durchführen kann, wenn er mit den richtigen Mitteln arbeitet.
Im folgenden Teilbereich der Portfolioarbeit wird die Kooperative Beratungsform genauer erarbeitet. Dafür wurde ein Beratungsgespräch durchgeführt (vollständiges Gespräch siehe Anhang), welches nun analysiert und im Anschluss reflektiert wird. Die Kooperative Beratungsform stützt sich auf das humanistische Menschenbild. Sie sieht den Menschen als sozial-kognitives Wesen an, welches dazu fähig ist, sein Verhalten zu überdenken und sich bewusst mit seinen Problemen auseinander zu setzen. Daher wird der Klient bei diesem Ansatz dazu aufgefordert, aktiv teilzunehmen.[4] Wie bei den meisten Beratungsformen steht dabei das Erreichen der "Hilfe zur Selbsthilfe"[5] im Fokus.
I. Analyse eines Fallbeispiels
Das vorliegende Beratungsgespräch wurde mit Frau Acker (Fr. A., 37) durchgeführt, welche unter immer wieder auftretende Konfliktsituationen mit einer Kollegin leidet. Die für das Beratungsgespräch gewählte Sitzordnung ist die sogenannte "Über Eck", dadurch wird ein durchgehender und zwingender Blickkontakt vermieden.[6]
Zu Beginn der Sitzung findet eine Kontaktaufnahme und Klärung der momentanen Lebenssituation der Klientin statt.[7] Durch den als Einstieg gewählten "Small Talk", wird eine positive Atmosphäre geschaffen, in der die Klientin sich wohlfühlen und öffnen kann.[8] Die Beraterin sammelt für die Sitzung relevante Daten über die Klientin. Zudem informiert sie sich darüber, welcher Anlass Fr. A. dazu angetrieben hat, eine Beratungsstelle aufzusuchen.[9] Durch gezielte Fragen ist es möglich, das Problem zu analysieren. ("Wie definieren Sie das nicht faire Behandeln ihrer Kollegin?" / "Das hört sich an, als ob Sie nicht gerne in die Arbeit gehen?" / "Erschwert es Ihnen den Alltag?", Transkription Z. 14, 19, 22 ; "Spricht die Kollegin auch mit anderen schlecht über Sie?", Transkription Z. 37)
Bereits die sogenannte "Problemphase"[10] wird von zahlreichen Gesprächstechniken begleitet, welche über das gesamte Gespräch verteilt verwendet werden. Beispielsweise vermittelt die Beraterin der Klientin durch verschiedene Signale, dass sie ihr zuhört, sich in ihre Lage hinein fühlt und ihr Aufmerksamkeit und Interesse entgegenbringt.[11] Dafür verwendete Hilfsmittel sind, ein interessiertes "Aha!“, ein "soziales Geräusch" wie "Mhm" oder einfach eine aufmunternde Geste oder ein Nicken (vgl. Transkription, Z. 92, 156, 197).[12] Außerdem wird auf Zusammenfassen ("Ich fasse nochmal kurz zusammen, [...].", Transkription Z. 140), "Verbalisieren" ("Das hört sich an als ob [...]"; " Ich merke, [...]." Transkription Z. 32, 92)[13] und "Paraphrasieren" ("Habe ich das jetzt richtig aufgefasst, dass [...] beteiligt war?", Transkription Z. 164)[14] zurückgegriffen.
Anhand der Beobachtung bestimmter Artikulation ("stottert"; "stockend", Transkription Z. 31, 51, 207), Mimik ("lacht verlegen"; Transkription Z. 31, 76) und Gestik ("die Arme sind verschränkt" Transkription Z. 97) der Klientin, nimmt die Beraterin wahr, dass die gegebene Problematik am Arbeitsplatz die zu Beratende in negative Emotionen versetzt.[15] Die verschränkten Arme der Klientin dienen als metaphorische Barriere.[16]
Sie spricht nicht gerne über ihre Kollegin und die Konfrontation mit dem Thema ist ihr unangenehm. Deswegen wird ein Spiel aus dem Lösungsorientierten Ansatz mit der Klientin durchgeführt, um Alternativen aufzuzeigen.[17] Bei diesem werden Wunderfragen gestellt, welche zu besseren Lösungsansätzen in der Zukunft anregen sollen. ("Wie wäre dieser Tag? Wie würde sie sich verhalten? Wie wäre ihr Umgang gegenüber Ihnen? Gegenüber anderen Kollegen? Wie wäre die Atmosphäre?", Transkription, Z. 189 ff.; "Wie würde sich das für Sie anfühlen?", Z. 206)[18] Nachdem die Klientin ihren idealen Arbeitstag vorgestellt hat, gibt die Beraterin ihr ein positives Feedback. Lob ist ein positiver (sozialer) Verstärker, der dazu führt, dass die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöht wird - in diesem Fall wird die aktive Mitarbeit seitens des Beratenden animiert.[19] Durch eine sehr typische Herangehensweise der Kooperativen Beratung namens "Perspektivenwechsel"[20], wird die Klientin dazu aufgefordert, sich ihre Kollegin gegenüber sitzend vorzustellen. Danach bekommt sie die Aufgabe, ihre Situation nachzuempfinden. Nachdem sich beim Hineinversetzen herausgestellt hatte, dass die Kollegin familiäre und gesundheitliche Schwierigkeiten hat, wird gemeinsam nach Ressourcen zu ihrer Unterstützung gesucht. Dabei werden durch "zirkuläre Fragen"[21] herausgearbeitet, welche Sichtweise das restliche Kollegium auf die Kollegin hat, und wie dieses zur Unterstützung miteinbezogen werden kann.
Am Ende der ersten Sitzung wird Fr. A. ordnungsgemäß über die Schweigepflicht informiert.[22] Daraufhin bekommt sie eine knappe Zusammenfassung über das Besprochene, um sicherstellen zu können, dass alles richtig verstanden wurde.[23] Außerdem wird eine gemeinsame Zielsetzung festgelegt und ein Überblick über die nachkommenden Sitzungen verschafft. Dafür schlägt die Beraterin auch vor, ein Gespräch mit der Arbeitskollegin zu führen, um Fr. A. eine moderierte Unterhaltung mit ihrer Kollegin zu ermöglichen.[24]
Die Sitzung wird mit einer freundlichen Verabschiedung und dem Versprechen, als Beraterin das Beste für die Klientin zu geben, abgeschlossen. Damit soll dieser suggeriert werden, dass sie verstanden wird und nicht mehr mit ihrem Problem auf sich allein gestellt ist.
II. Reflektion der Sitzung
Aufgrund von ausgiebiger Recherche und Vorbereitung werden viele wichtige methodische Vorgehensweisen angewendet und eine professionelle Gesprächsführung im Sinne der Beratung erreicht. Es wird versucht, die Klientin verständnisvoll und auf Augenhöhe zu behandeln. Durch den Prozess des "Sich-in-die-Lage-der-Klientin-versetzen", wird ihr ermöglicht, sich von einem anderen Blickwinkel aus mit der Problematik auseinanderzusetzen. Dadurch kommt Frau A. zu dem Schluss, dass das ihr gegenüber gezeigte Verhalten keine selbstverschuldete Ursache hatte, sondern den Erkenntnissen des ersten Beratungsgesprächs zufolge in der familiären und gesundheitlichen Situation ihrer Kollegin begründet ist.
Die verantwortungsvolle Aufgabe, alle Beteiligten in das Lösungsverfahren zu integrieren, ist ebenfalls gelungen, da sowohl nach Kollegen gefragt, als auch ein moderiertes Gespräch mit der problematischen Kollegin selbst angeboten wurde.
Es gibt aber auch ein paar Problematiken während des Beratungsgesprächs. Beispielsweise weicht die Beraterin durch sehr lange Redeanteile ihrerseits ein wenig vom Weg der "Hilfe zur Selbsthilfe" ab. Durch das Stellen von vielen Fragen, die dem Verständnis dienen sollen, könnte sich die Betroffene überfordert oder sogar von Fragen bedrängt fühlen. Andererseits sind diese, besonders für die erste Sitzung, sehr wichtig, um sich einen Überblick zu verschaffen und erfolgreich den weiteren Verlauf planen zu können.
Für mich persönlich ergab sich außerdem eine schwierige Situation aufgrund des Altersunterschieds und der sozialen Rolle - da es sich um ein Lehrer-Schüler Verhältnis handelt. Aufgrund des Altersunterschieds war es zu Anfang bei der Kontaktaufnahme eine ungewöhnliche Situation eine Person mit deutlich mehr Lebenserfahrung zu beraten. Doch nach kurzer Zeit wurde schnell Vertrauen in die eigene Professionalität zurückgewonnen.[25]
Weil der "Fokus auf das Positive" als Ziel gelegt wurde, wäre es gut gewesen, die Klientin nach Ausnahmen zu befragen. "Wann das unerwünschte Verhalten [der Kollegin] nicht [auftritt]."[26]
Der rote Faden des Gesprächs war aufgrund von Beachten der Schrittreihenfolge kooperativer Beratung stets vorhanden.[27]
Zusammenfassend kann man das Beratungsgespräch als gelungen bewerten, da die "beteiligten Personen durch [dieses] ihre Ziele erreichen [konnten] und die gewünschte und beabsichtigte Wirkung [eingetroffen ist]." Fr. A. konnte die innere Anspannungen ablegen und der Beraterin war es möglich, die Klientin und ihre Problematik kennenzulernen, um die nächsten Sitzungen hinsichtlich des Zieles auszurichten und vorbereiten zu können.
Das methodische Vorgehen ist insofern gelungen, dass entnommen werden konnte, wo die Klientin Hilfe benötigt. Es wurde gelernt, wie man Beratungsgespräche aufbaut und führt sowie welch große Rolle die ausgewählten Kommunikationstechniken in einem Gespräch spielen.
C. Soziale Kommunikation
Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow zeigte in seiner Bedürfnispyramide bereits, dass Kommunikation eine der fünf Existenzbedürfnisse des Menschen ist.[28] Ohne zwischenmenschlichen Kontakt würde er nicht überleben.[29] Unter sozialer Kommunikation versteht man "die Vermittlung, die Aufnahmen und der Austausch von Informationen zwischen zwei oder mehreren Personen."[30]
Kommunikation findet bereits im Mutterleib über die Nabelschnur statt und begleitet einen Menschen ein Leben lang.[31] Obwohl unsere heutige Gesellschaft zunehmend digitalisiert und dementsprechend zahlreich auf soziale Netzwerke und mediale Kommunikation zurückgreift, ist die persönliche Kommunikation weiterhin vorrangig. Sie untermalt alle zwischenmenschlichen Beziehungen, egal ob im Berufs-, Alltags- oder Privatleben.[32] Aber wie sieht ein Kommunikationsprozess aus? Wann genau findet Kommunikation statt? Und geht Kommunikation immer bewusst vonstatten?
Auch in der Lehrveranstaltung "Grundlagen der pädagogischen Beratung" wurde ein Blick auf Kommunikationstheorien, wie beispielsweise die von Schulz von Thun und Paul Watzlawick geworfen. Das "Vier-Ohren Modell"[33] Thuns wurde ausführlich besprochen und anhand von Übungen gefestigt. Watzlawick wurde nur knapp angesprochen, woraus sich das Interesse zur intensiven Befassung mit ihm und seinen Theorie ergeben hat, da er einer der bedeutendsten Kommunikationswissenschaftler ist.[34] Im Verlauf dieses Teils der Arbeit, sollen Unterschiede einer gelungen und misslungenen Kommunikation und die von Watzlawick aufgestellten fünf Axiome, knapp dargestellt werden. Im Anschluss werden eigene Erfahrungen mit dem Thema und das neu erlangte Wissen im Verlauf der Recherche reflektiert.
I. Erfolgreiche und gestörte Kommunikation
Um zwischen erfolgreicher und gestörter Kommunikation unterscheiden zu können, muss man zunächst einmal wissen, wie ein Kommunikationsprozess abläuft. Man geht davon aus, dass soziale Kommunikation einen "Regelkreis"[35] bildet. Dazu "gehören eine Information, ein Sender, der mit einer bestimmten Absicht diese Information gibt, und ein Empfänger, der diese Information aufnimmt."[36] Das Kommunikationssystem hat weder einen festgelegten Anfang noch ein Ende. Es findet ein ständiger Austausch zwischen Sender und Empfänger statt. Diese beeinflussen sich gegenseitig und reagieren wechselseitig aufeinander. Wenn eine bewusste Kommunikation von statten geht, verfolgen beide daran Beteiligten bestimmte Absichten und Ziele. Gelingt es den Kommunikationspartnern durch die Interaktion ihre Ziele zu erreichen, sodass "die gewünschte und beabsichtigte Wirkung [eintritt]", spricht man von einer erfolgreichen Kommunikation. Bei Ausbleiben dieser wird von einer gestörten Kommunikation gesprochen.[37]
II. Die fünf Axiome der Kommunikation nach Paul Watzlawick
Paul Watzlawick hat fünf Grundsätze aufgestellt, die die menschliche Kommunikation erklären sollen - die fünf Axiome.[38] Das erste Axiom nach Watzlawick sagt aus, dass "jedes Verhalten, dass im Kontext mit einer anderen Person gezeigt wird",[39] egal ob verbal oder nonverbal, eine Art der Kommunikation darstellt. "Man kann nicht nicht kommunizieren"[40] nach Watzlawick. Das bedeutet, dass auch wenn man sich nur von einer Person abwendet, diese anschweigt oder bei der Begegnung mit dieser auf den Boden starrt, darin eine Mitteilung liegt.[41] Verhalten wird bereits auf nonverbaler Ebene beeinflusst. Störungen in der Kommunikation können demnach auch in einem unbeabsichtigten Verhalten (z.B. Gestik) begründet sein.
"Jede Kommunikation hat [sowohl] einen Inhalts- [als auch] einen Beziehungsaspekt, wobei der letztere den ersteren bestimmt."[42] lautet das zweite Axiom. Es erinnert an die Modellvorstellung von Thun, welche davon ausgeht, dass jede Mitteilung unter verschiedenen Aspekten entschlüsselt werden kann.[43] Bei Watzlawick ist der Inhaltsaspekt das, was der Sender tatsächlich mit seiner Botschaft dem Empfänger sagen will.[44] Der Beziehungsaspekt hingegen sagt etwas darüber aus, auf welche Weise der Sender die Mitteilung dem Empfänger vermittelt (Haltung, Mimik, Gestik, Tonfall).[45] Beispielsweise kann der Satz "Hast du das gemalt?" (Inhaltsaspekt) skeptisch, eifersüchtig, verärgert oder begeistert (Beziehungsaspekt) gemeint sein. In der Regel treten dann Störungen auf, wenn sich Sender und Empfänger über diese möglichen Kommunikationshürden nicht im Klaren sind.[46]
Um den dritten Grundsatz zu verstehen, ist es wichtig einen Blick auf das Wort "Interpunktion" im Zusammenhang mit der Kommunikationspsychologie zu werfen. Interpunktion meint in diesem Kontext die Interpretation vorangegangenen Verhaltens bzw. einer erhaltenen Mitteilung als Auslöser für die Art und Weise, wie selbst darauf reagiert wird.[47] Hier dient die Vorstellung von Kommunikation als ein kreisförmiger Prozess als gute Veranschaulichung. Der Sender vermittelt eine Information an den Empfänger. Dieser wird, nachdem er die Information aufgenommen hat, durch Reaktion auf die erhaltene Botschaft, selbst zum Sender. Bei diesem Vorgang verstärken sich Ursache und Wirkung gegenseitig immer weiter.
Deshalb lautet der Titel des dritten Axioms "In einem Kommunikationsablauf ist das Verhalten des einzelnen sowohl Reaktion auf das Verhalten als auch Reiz und Verstärkung für das Verhalten des anderen".[48] Wird dieser Kommunikationskreislauf durchbrochen, indem eine unterschiedliche Interpunktion der Mitteilungen stattfindet, kommt es zur Störungen der Kommunikation.[49]
Das vierte Axiom befasst sich mit den verschiedenen Mitteilungsarten. Kommunikation findet digital und analog statt. Digitale Modalitäten beziehen sich entweder auf ein Wort, Zeichen oder Satz, das dem bestimmten Objekt zugeordnet ist. Diese Sprache ist vielseitiger und komplexer, dadurch kann der Inhaltsaspekt klar, abstrakt und logisch repräsentiert werden. Die digitale Sprache fokussiert sich insbesondere auf den Inhaltsaspekt.[50]
Die analoge Kommunikation hingegen repräsentiert die Beziehungsebene, in der das "Was" steht. Sie basiert hauptsächlich auf nonverbalen Äußerungen, beispielsweise wie etwas gesagt wird, von welchen Emotionen das Gesagte begleitet wird, sowie welche Mimik und Gestik dabei zum Ausdruck gebracht werden. Diese Sprache ist einfacher gehalten, weswegen zwischenmenschliche Informationen gewonnen werden können, obwohl der Inhalt des Gesprochenen nicht erfasst wurde. Doch durch die dabei vorhandene Mehrdeutigkeit - aufgrund von mangelnder logischer Struktur - kann schnell fehlinterpretiert werden.[51] So können Freudentränen als Trauer, oder Schüchternheit als Desinteresse gedeutet werden.[52]
Bei dem letzten Axiom konzentriert sich Watzlawick auf die Beziehungsformen einer Kommunikation. Dabei unterscheidet er zwischen symmetrischer und/oder komplementärer Beziehung. "Bei einer symmetrischen Kommunikation befinden sich die Kommunikationspartner auf Augenhöhe. [Dabei ist] die Kommunikation [...] durch Gleichheit geprägt."[53] Kennzeichen dafür ist der Versuch der Gesprächspartner eine spiegelbildliche Beziehung mit möglichst wenigen Ungleichheiten zu erreichen.
Dies kann zu einer sogenannten "symmetrischen Eskalation"[54] führen. Damit ist ein Kampf zwischen den Kommunikationspartnern gemeint, bei dem jeder den anderen zu übertrumpfen versucht.[55]
Von einer komplementären Beziehungsform spricht man dagegen, wenn in einer zwischenmenschlichen Kommunikation, die beiden Gesprächspartner kommunikative Unterschiede aufweisen. Diese beruht meist auf Ergänzung der Persönlichkeitsattribute der Gesprächspartner. Beispielsweise kann einer der Partner sehr aktiv und aufbrausend sein, wohingegen der andere "die Ruhe in Person" ist. Die Gefahr einer gestörten Kommunikation, kann dann durch eine Abhängigkeit vom Anderen entstehen.[56] Komplementäre Kommunikation kann aber nicht nur von Unterschieden, sondern auch Hierarchien (z.B. Lehrer-Schüler, Eltern-Kind, Chef-Angestellter) bestimmt sein. Dabei ist der eine Partner dem anderen über- bzw. untergeordnet. Die Gefahr der Unselbstständigkeit, Fremdbestimmung und Unmündigkeit kann hervorgerufen werden.[57]
III. Reflektion zur Auseinandersetzung mit Paul Watzlawick und dem Thema Kommunikation
Die Auseinandersetzung mit Werken des Kommunikationsforschers Paul Watzlawick, wie zum Beispiel "Vom Schlechten des Guten"[58], "ANLEITUNG ZUM UNGLÜCKLICH SEIN"[59] und vor allem mit seinem Werk "Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien",[60], konnte einen vertieften Einblick in die Welt der Kommunikation bieten. Da Kommunikation Hauptbestandteil unseres Lebens ist und als Werkzeug jeglicher Konfrontationen dient, war es sehr nützlich, durch das Lesen von Theorien und Geschichten Watzlawicks die eigenen Kommunikationsmuster zu reflektieren und die Anderer bewusst zu überdenken. Im Verlauf der Recherche konnten zahlreiche Techniken zur "erfolgreiche[n] Kommunikation"[61] erlernt werden. Zum Beispiel wurden zirkuläre Fragen als neue Gesprächsführungstechnik angeeignet. "Worte sind Macht. Worte haben Macht. Sie können aufbauen, sie können zerstören."[62]
Sie sind Segen und Fluch zugleich. Jeder Mensch ist täglich damit konfrontiert. Die wenigsten Menschen machen sich jedoch aktiv Gedanken darüber, wann und wie Kommunikation abläuft und was sie für Auswirkungen auf uns und unser Umfeld haben kann. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Kommunikation wird das eigene Verhalten neu bedacht. Auf diese Weise werden mehr Menschen dafür sensibilisiert und zu Selbstreflektion angeregt. Wir leben in einer multikulturellen Gesellschaft, in der zu den täglichen Herausforderungen der zwischenmenschlichen Kommunikation auch die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe für Missverständnisse sorgen können. Die Analyse des eigenen Kommunikationsverhaltens und das Erkennen eventueller Defizite kann zu einem besseren Verständnis des Gegenübers und somit zu einem friedvollen Umgang miteinander beitragen.
[...]
[1] vgl. GIESEKE/KÄPPLINGRT/OTTO, 2007, S. 33.
[2] vgl. ALTENTHAN/BETSCHER-OTT/GOTTHARDT/HOBMAIR/HÖHLEIN/OTT/PÖLL, 2011, Band II, S. 129.
[3] vgl. ELBING, 2000.
[4] vgl. NESTMANN/ENGEL/SICKENDIEK, 2007, S. 91-93.
[5] ANER/HAMMERSCHMIDT, o.A.
[6] vgl. GEISLER, 1992.
[7] vgl. MITSCHKA, 2000, S.48.
[8] vgl. HESSE/SCHRADER, o J.
[9] vgl. Transkription, S. 1.
[10] MITSCHKA, 2000, S.48.
[11] vgl. ALTENTHAN/BETSCHER-OTT/GOTTHARDT/HOBMAIR/HÖHLEIN/OTT/PÖLL, 2011, Band II, S. 46.
[12] BIRKENHAN, 2000, S. 26.
[13] BIRKENHAN, 2000, S. 27.
[14] MUNICH, 2013.
[15] vgl.BLICKHAN, 2000, S.86 f.
[16] vgl. MITSCHKA, 2000, S. 14.
[17] vgl. Transkription Z.173-206.
[18] vgl. KÜCHLER, 2007, S.9.
[19] vgl. GERRIG/ZIMBARDO, 2017, 219.
[20] NESTMANN/ENGEL/SICKENDIEK, 2007, S. 697.
[21] MITSCHKA, 2000, S. 69.
[22] Transkription, Z. 218.
[23] Transkription, Z. 246 f.
[24] Transkription, Z. 250-253.
[25] vgl. KAINDL, o. J.
[26] MITSCHKA, 2000, S. 62.
[27] vgl. NESTMANN/ENGEL/SICKENDIEK, 2007, S. 697.
[28] vgl. RUDOLPH, 2016.
[29] vgl. WESTLINE REDAKTION, 2014.
[30] ALTENTHAN/BETSCHER-OTT/GOTTHARDT/HOBMAIR/HÖHLEIN/OTT/PÖLL, 2011, Band II, S.39.
[31] vgl. DBL, o.J.
[32] vgl. SPEKTRUM, 2000.
[33] STEININGER, 2006, S. 70.
[34] vgl. FRENZ/Dr. FREY/Dr. KEMPTER, 1996.
[35] Dr. HAHNZOG, o.J.
[36] ALTENTHAN/BETSCHER-OTT/GOTTHARDT/HOBMAIR/HÖHLEIN/OTT/PÖLL, 2011, Band II, S. 41.
[37] ALTENTHAN/BETSCHER-OTT/GOTTHARDT/HOBMAIR/HÖHLEIN/OTT/PÖLL, 2011, Band II, S. 43.
[38] vgl. WATZLAWICK/BEAVIN/JACKSON, 2007, S. 57ff.
[39] SPEKTRUM, 2001.
[40] SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 2011.
[41] vgl. WATZLAWICK/BEAVIN/JACKSON, 2007, S. 60.
[42] KOPREK, o.J.
[43] vgl. STEINIGER, 2006, S.70.
[44] vgl. BLICKHAN, 2000, S. 54.
[45] vgl. BLICKHAN, 2000, S. 85.
[46] vgl. Dr. HAHNZOG, o.J.
[47] vgl. WATZLAWICK/BEAVIN/JACKSON, 2007, S. 65ff.
[48] ALTENTHAN/BETSCHER-OTT/GOTTHARDT/HOBMAIR/HÖHLEIN/OTT/PÖLL, 2011, Band II, S. 64.
[49] Dr. HAHNZOG, o.J.
[50] ERNST, o.J.
[51] vgl. WATZLAWICK/BEAVIN/JACKSON, 2007, S. 92 ff.
[52] vgl. KRAMER, o.J.
[53] GEIPEL, 2016.
[54] EBNER, o.J.
[55] vgl. GEIPEL, 2016.
[56] vgl. HFU, o.J.
[57] vgl. GEIPEL, 2016.
[58] WATZLAWICK, 1986.
[59] WATZLAWICK, 1987.
[60] WATZLAWICK/BEAVIN/JACKSON, 2007.
[61] Dr. HAHNZOG, o.J.
[62] STARKMANN, 2014.