Gustav Meyrinks Roman DAS GRÜNE GESICHT, der in dieser Arbeit behandelt werden soll, wurde im Jahre 1916 veröffentlicht und fällt damit in eine Schaffensphase Meyrinks, die seine bekanntesten Werke mit der Thematisierung okkulter Denk- und Handlungsweisen sowie einer Behandlung verschiedener religiöser und spiritueller Richtungen hervorbrachte. Zu nennen wären in diesem Zusammenhang DER GOLEM (1915), WALPURGISNACHT (1917), DER WEISSE DOMINIKANER. AUS DEM TAGEBUCH EINE SUNSICHTBAREN (1921) und später DER ENGEL VOM WESTLICHEN FENSTER (1927). Im behandelten Roman wird der Leser in extenso mit den Ausprägungen okkulter und religiöser Modelle konfrontiert, die zwischen tief in der Person verwurzeltem okkultem Heilspotential, wissenschaftlich-rationalem Umgang mit Mythen und Glaubensstrukturen bis hin zu religiösem Wahn reichen.
Neben einer übermenschlichen Wesenheit mit grünem Gesicht weist der Roman ein vergleichsweise s ehr großes menschliches Figureninventar auf, d essen größerer Teil auffallend groteske Züge trägt und sich damit von demjenigen Teil der Figuren abhebt, die sich durch ein entscheidendes Merkmal hervortun: Sie alle scheinen funktionalisierte Begleiter des Helden, Fortunat Hauberisser, zu sein, der vom „Fremden“ zum „Bürger zweier Welten“ wird und damit letztlich das im Kontext des im Roman formulierten okkulten Systems „höchste(…) Erwachen“, das Heilsziel erreicht.
In dieser Arbeit soll anhand des von Marianne Wünsch entwickelten „‚Weg’‚Ziel’-Modells“3der Weg des Helden nachvollzogen und die diesbezügliche Funktionalisierung der katalysatorischen Größen genauer untersucht werden. Dabei soll sowohl analysiert werden, auf welche A rt die Figuren dem Helden direkt zur Seite stehen, als auch, welches Denksystem sie verkörpern und wie dieses mit der Text- und Epochenideologie vereinbar ist. Besonderes Augenmerk wird der Tatsache geschenkt werden, daß Hauberisser hier eine vorbestimmte „Gefährtin“ zur Seite gestellt bekommt, die den gleichen Weg geht, um eine Art ‚geistiger Hochzeit’ mit dem Helden zu halten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Weg-Ziel-Modell und die Eigenschaften und Funktionen der katalysatorischen Größen in Gustav Meyrinks Roman DAS GRÜNE GESICHT
- Die Ausgangsphase und das auslösende Ereignis
- Die katalysatorischen Größen
- Schlußbetrachtung
- Literaturangaben
- Versicherung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Gustav Meyrinks Roman DAS GRÜNE GESICHT unter Verwendung des „Weg-Ziel“-Modells von Marianne Wünsch. Der Fokus liegt auf der Funktionsweise der katalysatorischen Größen im Roman, wie sie den Helden Fortunat Hauberisser auf seinem Weg zur Selbstfindung begleiten und welche Denksysteme sie verkörpern. Die Arbeit erforscht dabei die Beziehung zwischen dem „Fremden“ und dem „Bürger zweier Welten“ und die Bedeutung des „höchsten(...) Erwachens“ im Kontext des im Roman dargestellten okkulten Systems.
- Das „Weg-Ziel“-Modell als Analyseansatz
- Die Eigenschaften und Funktionen der katalysatorischen Größen
- Die Verbindung von okkulten und wissenschaftlichen Perspektiven
- Die Rolle der „Gefährtin“ und die Thematik der „geistigen Hochzeit“
- Das „höchste(...) Erwachen“ als Ziel des Helden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman DAS GRÜNE GESICHT und dessen Einordnung in Meyrinks Schaffensphase dar. Sie führt den Leser in die Welt des Okkulten und der religiösen Modelle ein, die im Roman eine zentrale Rolle spielen. Außerdem wird die Bedeutung des „Weg-Ziel“-Modells als Analyseansatz für die Untersuchung des Heldenwegs von Fortunat Hauberisser erläutert.
Das zweite Kapitel analysiert die Ausgangsphase und das auslösende Ereignis, die den Helden auf seinen Weg bringen. Es werden die Kernelemente des „Weg-Ziel“-Modells vorgestellt und die Bedeutung von „Leben im emphatischen Sinne“ und „Selbstfindung“ erörtert.
Die katalysatorischen Größen und ihre Funktionen im Roman werden im zweiten Teil des zweiten Kapitels genauer betrachtet. Die Arbeit untersucht, wie die Figuren dem Helden direkt zur Seite stehen und welche Denksysteme sie verkörpern.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Roman DAS GRÜNE GESICHT von Gustav Meyrink, dem „Weg-Ziel“-Modell, katalysatorischen Größen, okkulten und religiösen Denksystemen, der Thematik der Selbstfindung, der „geistigen Hochzeit“ und dem „höchsten(...) Erwachen“ des Helden Fortunat Hauberisser.
- Arbeit zitieren
- Till Hurlin (Autor:in), 2005, Das unsichtbare Selbst: Das Weg-Ziel-Modell und die Eigenschaften und Funktionen der katalysatorischen Größen in Gustav Meyrinks Roman "Das grüne Gesicht", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43812