Leseprobe
Inhaltsverzeichnis ะ
1. Zusammenfassung
2. Einleitung
3. Definition
4. Theoretische Ansätze der Work-Life-Balance
4.1 Kompensationshypothese
4.2 Spillover-Hypothese
4.3 Konfliktmodell
4.4 Bereicherungsmodell
4.5 Heidelberger ressourcenorientierte Ansatz der Gesundheitsförderung
5. Diskussion
Literaturverzeichnis
1. Zusammenfassung
Das Konzept der Work-Life-Balance zielt auf eine Vereinbarkeit der beiden Lebensbereiche Arbeit und Privatleben, um das subjektive Wohlbefinden und die Gesundheit positiv zu beeinflussen. Innerhalb dieser Hausarbeit werden verschiedene theoretische Ansätze der Work-Life-Balance vorgestellt, die jeweils die Wechselwirkung zwischen dem Beruflichen und Privaten erklären. Zu den Ansätzen der Kompensationshypothese, der SpilloverHypothese, dem Konfliktmodell, dem Bereicherungsmodell und dem Heidelberger ressourcenorientierte Ansatz der Gesundheitsförderung wird zusätzlich eine Studie dargelegt. Grundsätzlich ist bei allen Ansätzen zu erkennen, dass sich die beiden Lebensbereiche positiv und negativ beeinflussen und sich die Ansätze in der Richtung und Art der Beeinflussung unterscheiden. Eine zentrale Komponente für die Work-Life-Balance stellt dennoch das Individuum mit seinen persönlichen Lebensumständen dar.
2. Einleitung
Die Welt unterliegt heutzutage immer häufiger Globalisierungseffekten und technologischen Fortschritten, wodurch sie einem ständigem Wandel ausgesetzt ist. Es wird von den Menschen eine stärkere Flexibilität und Mobilität erwartet, um diesen Veränderungen standzuhalten. Vor allem bei kontinental übergreifenden Organisationen wird von den Mitarbeitern eine ständige Erreichbarkeit erwartet, wodurch sich oftmals die Grenze zwischen dem Arbeits- und Privatleben auflöst. Hinzu kommt die westliche suggerierte Leistungsgesellschaft, woraufhin der Arbeitsdruck und die Arbeitsbelastung enorm steigen.
Zudem bestehen auch Anforderungen im privaten Bereich. Aufgrund des demografischen Wandels entsteht ein erhöhter Bedarf an Pflegeleistungen von älteren Angehörigen. Eine weitere Anforderung besteht durch die veränderte Struktur des Familienlebens. Das traditionelle Familienmodell, welches sich durch den Geld verdienenden Vater und der Mutter als Hausfrau kennzeichnet, verändert sich. Zunehmend sind beide Partner berufstätig oder sogar alleinerziehend, wodurch der Bedarf an einer Kinderbetreuung steigt. So stellte das statistische Bundesamt zur Mikrozensus-Befragung 2012 für verschiedene Lebensformen fest, dass 29% der Eltern minderjähriger Kinder das traditionelle Familienmodell verfolgen und in bereits 55% der Familien auch die Frau berufstätig ist. Hiervon hat in 70% der Familien der Vater einen Vollzeit- und die Mutter einen Teilzeitjob und in 25% der Familien üben beide Partner einen Vollzeitjob aus.
Eine immense psychische Belastung ist das Resultat, welches sich auch im Fehlreport wiederspiegelt. So berichtet die Bundes Psychotherapeuten Kammer, dass sich der Anteil der psychisch bedingten Fehltage seit dem Jahr 2000 (7,0%) bis zum Jahr 2014 mehr als verdoppelt hat (BDtK, Artikel vom 07.12.2015, Titel Bedeutung psychischer Erkrankungen für Fehlzeiten steigt weiter an, gefunden am 27.03.16). Folglich erlangt eine Verminderung von ressourcenreduzierenden Belastungen und ein Gleichgewicht zwischen dem beruflichen und privaten Bereich eine wichtig werdende Bedeutung.
3. Definition
Um das Thema der Work-Life-Balance sind zahlreiche Definitionen zu finden. Die wirtschaftliche Perspektive versteht unter diesem Begriff die Vereinbarkeit vom Beruf und Familie, wodurch die Zeit- und Ressourcenverteilung zwischen dem Beruflichen und Privaten im Fokus steht (Michalk & Nieder, 2007). Kritik des Begriffes basiert auf der Trennung zwischen Arbeit (work) und Leben (life), wodurch die Arbeit zu etwas negativem und belastenden abgewertet wird. Aufgrund dessen wurde unter anderem alternativ die Life- Domain-Balance konzipiert, die nicht nur das Berufsleben zu den Lebensdomänen zählt. Das Konzept verdeutlicht, dass bei einer Person mehrere zentrale Lebensdomänen existieren, die im Laufe des Lebens unterschiedlich gewichtet sein können (Hoff, Grote, Hohner & Olos, 2005).
Trotz der unterschiedlichen Meinungen in Bezug auf den Begriff Work-Life-Balance, wird er dennoch genutzt. Eine umfangreiche und detaillierte Definition bietet das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Work-Life-Balance bedeutet eine neue, intelligente Verzahnung von Arbeits- und Privatleben vor dem Hintergrund einer veränderten und sich dynamisch verändernden Arbeits-und Lebenswelt.
Betriebliche Work-Life-Balance Maßnahmen zielen darauf ab, erfolgreiche Berufsbiographien unter Rücksichtnahme auf private, soziale, kulturelle und gesundheitliche Erfordernisse zu ermöglichen. Ein zentraler Aspekt ist die Balance von Familie und Beruf.
Integrierte Work-Life-Balance Konzepte beinhalten bedarfsspezifische ausgestaltete Arbeitsmodelle, eine angepasste Arbeitsorganisation, Modelle zur Flexibilisierung des Arbeitsortes wie Telearbeit, Führungslinien sowie weitere unterstützende und gesundheitspräventive Leistungen für die Beschäftigten (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen du Jugend - BMFSFJ, 2005, S.4).
4. Theoretische Ansätze der Work-Life-Balance
Im Folgenden werden die klassisch-theoretischen Hypothesen und Ansätze der Work-Life- Balance aufgeführt, welche die wechselseitigen Einflüsse des Arbeits- und Privatleben beschreiben und erklären. Zudem wird zu jedem Modell die empirische Überprüfung dargestellt. Im Rahmen dieser Hausarbeit wird das Konflikt- und Bereicherungsmodell nur kurz dargelegt und anhand von Metaanalysen empirisch untermauert, da beide Modelle aufbauend für den Heidelberger ressourcenorientierte Ansatz der Gesundheitsförderung sind.
4.1 Kompensationshypothese
Die Kompensationshypothese beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben. Nach dieser Hypothese können Unzufriedenheit oder auch Defizite in einem Lebensbereich (z.B. Arbeit), durch den anderen Lebensbereich (z.B. Privatleben) ausgeglichen werden (Kauffeld, 2014).
So konnten Sonnentag & Fritz 2010 feststellen, dass der bei der Arbeit entstandene Stress durch die Erholung in der Freizeit reduziert werden kann und das individuelle Wohlbefinden stieg. Die Studie erfolgte an Grundschullehrern, mit der Voraussetzung, dass am Wochenende nicht gearbeitet, sondern sich erholt wird. Für den Erholungsprozess gab es keine genauen Angaben, sondern war für jedes Individuum selbst zu bestimmen. Von den 460 online versendeten Fragebögen wurden 229 ausgewertet. Davon waren 97,4% weiblich, arbeiteten im Durschnitt 30,82 Stunden pro Woche und das Durchschnittsalter betrug 38,19 Jahre.
Die Teilnehmer mussten an insgesamt drei Messzeitpunkten einen online-Fragebogen über ihren Affektzustand anhand der positiven und negativen Affektliste X (Watson & Clark, 1994, entnommen aus Sonnentag & Fritz, 2010) ausfüllen und zurück senden. Die Daten wurden, abgesehen von demographischen Items, über Ratingskalen mit fünf Stufen, von 1= trifft überhaupt nicht zu bis 5 = trifft voll zu, erfragt.
Es wurden die Affektzustände Fröhlichkeit, Selbstbewusstsein, Gelassenheit, Angst, Traurigkeit, Feindseligkeit und Erschöpfung abgefragt, sowie demografische Variablen. Die erste Messung fand am Freitagabend nach der Arbeit statt, die zweite Messung am Sonntagabend und die dritte Messung am darauffolgenden Freitagabend nach der Arbeit.
Um den jeweils individuellen Erholungsfaktor durch das Wochenende zu messen, wurde nur bei der zweiten Messung der Erholungs-Erfahrung-Fragebogen (Sonnentag & Fritz, 2007, entnommen Sonnentag & Fritz, 2010) mitverschickt. Jede Skala beinhaltete vier Items und die Antwortmöglichkeiten wurden über eine fünfstufige Likertskala, von 1= trifft überhaupt nicht zu bis 5= trifft voll zu, angegeben.
Es konnte gezeigt werden, dass eine verstärkte Erholung am Wochenende die positiven Affektzustände für die darauffolgende Woche verstärkt. So wirkte sich Entspannung am Wochenende positiv auf den Affekt am Wochenende, als auch auf die folgende Arbeitswoche aus. Zudem erhöhte sich dadurch die Fröhlichkeit, das Selbstbewusstsein und die Gelassenheit am Wochenende. Dieser Hypothese unterstützend konnten auch Nägel et al. (2015) beweisen, dass sportliche Aktivität die negativen Auswirkungen von Stress auf der Arbeit kompensieren kann.
4.2 Spillover-Hypothese
Die Spillover-Hypothese bezieht sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit, sondern auch auf das Verhältnis zwischen Arbeit und Familie. Spillover bezeichnet damit die Übertragung von Werten, Verhaltensweisen, Stimmungen und Kompetenzen der Arbeit auf das Privatleben, als auch umgekehrt. So gibt es positives Spillover, sowie auch negatives Spillover. Dabei ergeben sich Ähnlichkeiten zwischen den Lebensbereichen durch unterschiedliche Wirkprozesse (Sonntag, 2014). įlies, Schwind, Wagner, Johnson, DeRue und Ilgen (2007) untersuchten den Einfluss der Arbeitsbelastung auf Konflikte zwischen Arbeit und Familie, die von der Arbeit ausgehen und die Familie belasten.
Sie stellten fest, dass die wahrgenommene Arbeitsbelastung der Arbeitsnehmer einen Faktor für diese Art von Konflikten darstellt und es ebenfalls die Stimmung am Arbeitsplatz und zu Hause beeinflusst.
Van Steenberg, Kluwer und Kamey (2011) befassten sich innerhalb ihrer Studie mit dem Zusammenhang von Arbeit und Zufriedenheit in der Ehe. Dafür suchten sie frisch verheiratete Paare und veröffentlichen Werbung für diese Studie in Zeitungen und Brautläden im Umkreis der Universität Florida. Per Telefon wurden die Paare nach bestimmten Kriterien ausgewählt. Die Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie war, dass es für beide Partner die erste Ehe war, sie beide über 18 Jahre alt waren, am Anfang der Studie noch keine Kinder hatten und weniger als sechs Monate verheiratet waren. 169 Paare erfüllten diese Kriterien, wovon das durchschnittliche Alter der Ehemänner 25,6 Jahre und das der Ehefrauen 23,4 Jahre betrug. 65% der Teilnehmer waren Christen, 94% der Männer und 86% der Frauen waren weiß. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen der Paare lag bei $20,000. 17% der Männer und 23% der Frauen waren Vollzeit-Studenten, 24% der Männer und 26% der Frauen haben gearbeitet und studiert und 59% der Männer und 51% der Frauen hatten eine Vollzeitstelle.
In den ersten sechs Monaten nach der Eheschließung erhielten die Paare Fragebögen, die sie unabhängig voneinander beantworten sollten. Inhaltlich befassten sich die Fragebögen mit den Themen Arbeitsbelastung, Arbeitszufriedenheit und Ehezufriedenheit. In den folgenden vier Jahren erhielten die Paare alle sechs Monate diesen Fragebogen, sodass sie bei insgesamt acht Befragungen teilnahmen. Die Ehezufriedenheit wurde mit dem Quality Marriage Index (QMI; Norton, 1983, entnommen aus van Steenberg et ab, 2011) gemessen. Anhand von sechs Items fragt der QMI über die Zustimmung zu allgemeinen Aussagen über die eigene Ehe ab. Fünf der Items haben sieben Stufen, und ein Item hat zehn Stufen. Die Arbeitsbelastung wurde durch die workload scale von Repetti (1989, entnommen aus van Steenberg et ab, 2011) über fünf Items mit vier Stufen abgefragt. Hierbei wurde geprüft, ob sich die Arbeitsbelastung des Teilnehmers jeweils auf die Arbeit, das Studium oder beides bezieht. Die Arbeitszufriedenheit wurde anhand einer Selbsteinschätzung mit sieben Stufen erfragt.
Bei jeder halbjährigen Befragung sollten die Teilnehmer angeben, ob sie seit der letzten Befragung Kinder bekommen haben. Zu Beginn der Studie hatte keines der Paare Kinder, am Ende der Studie waren 28% der Paare Eltern.
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Arbeitsbelastung einen Einfluss auf die Ehezufriedenheit hat. Grundsätzlich war zu beobachten, dass die Ehezufriedenheit am Anfang der Studie hoch war und mit der Zeit absank. Trotz dessen konnte gezeigt werden, dass Teilnehmer, die innerhalb einer Episode mit ihrer Arbeit zufriedener waren als sonst, auch ihre Ehezufriedenheit höher bewertet haben. Bei kinderlosen Paaren hatte sich eine erhöhte Arbeitsbelastung der Männer positiv auf die Ehezufriedenheit beider Paare ausgewirkt. Bei Paaren mit Kindern zeigte dies allerdings einen negativen Effekt auf die Ehezufriedenheit beider Paare. Eine positive Wirkung auf die Ehezufriedenheit bei Paaren mit Kindern, hatte eine erhöhte Arbeitsbelastung bei Frauen.
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