Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kunsthistoriche Einordnung
Kurzbiografie
Lebensstationen
Der Kunsthändler
Der Hilfspfarrer
Die Anfänge als Maler
Paris: Farbe bekennen
Arles, Südfrankreich
Die legendäre Nacht
Saint-Rémy
Das tragische Ende
Werk und Wirkung
Der Bauernmaler und die Kartoffelessser
Von Portraits und Menschentypen
Julien Tanguy
Joseph Roulin
Selbstportraits
Von Sonnenblumen und Landschaften
Ein Leben in Leidenschaft
Ersetzt und Zurückgewiesen - die Zeit vor Paris
Theo
Freundschaften - die Zeit in Frankreich
Der gebrochene Mann 2
Der Selbstmord
Leidenschaft, Genie und Wahnsinn
Quellen
Bücher :
Internet :
Film:
Vorwort
Vincent Willem van Gogh, im Folgenden van Gogh genannt, zählt heutzutage zu den bedeutensten und beliebtesten Malern aller Zeiten. Er wird als Vorläufer der Expressionisten und Mitbegründer der modernen Malerei bezeichnet. Er fertigte über 1000 Zeichnungen und über 860 Gemälde an.1 Seine zahlreichen Bilder werden für mehrere Millionen versteigert - viele sind sogar unverkäuflich. Die meisten seiner Werke kann man im namhaften Van Gogh Museum in den Niederlanden bestaunen, einige finden sich auch im Musée d'Orsay in Paris. Doch zu Lebzeiten gab es keinen anderen Künstler, der so wenig anerkannt wurde, wie van Gogh.
"Dieser Mann wird entweder verrückt, oder er lässt uns alle hinter sich."2
Dass Pissaro mit seiner Prophezeiung über van Gogh in jeglicher Form richtig liegen würde, hätte keiner zu van Goghs Lebzeiten geahnt. Der niederländische Pfarrerssohn, der erst mit 27 Jahren zum Künstlerberuf kam, blieb sein Leben lang ein einsamer und verzweifelter Einzelgänger, dessen selbstzerstörischer Charakter ihn bis an den Rand des Wahnsinns trieb. In seiner gesamten Zeit als Maler hatte sein Bruder Theo, sein einziger wirklicher
lebenslanger Freund, der seine Werke oft ausstellte, tatsächlich nur eines sicher verkauft3.
Durch die Veröffentlichung der Briefe von van Gogh, besonders die zwischen ihm und seinem geliebtem Bruder Theo, die ebenfalls von literarischem Wert zeugen, kann man einen ganz guten Eindruck von van Goghs schwierigem Charakter und seinem tragischen Leben bekommen.
Setzt man sich mit van Gogh auseinander muss man sich notgedrungen einige Fragen stellen: Warum konnte van Gogh nur ein Gemälde zu Lebzeiten verkaufen? Weshalb wurde er nicht anerkannt? Lag dies an seinem schwierigen Charakter? An seiner angeblich zu schnellen Malweise? Warum wird van Gogh heute zu den größten Malern aller Zeiten gezählt? Was macht ihn aus? War van Gogh ein Genie? War er wahnsinnig? Oder war es einfach nur die Leidenschaft, die ihn antrieb?
Zunächst möchte ich eine kunsthistorische Einordnung seiner Werke vornehmen und dann einen kurzen Überblick über sein Leben wiedergeben. Im Folgenden werde ich dann auf sein Leben und dessen Umstände eingehen. Dabei werde ich nicht jede Station des Malers aufgreifen. Desweiteren möchte ich anhand einiger Briefe van Goghs Charakter analysieren und zu bedeutenden Werken und deren Perioden im Leben des Malers Stellung nehmen. Abschließend wird ein persönliches Fazit folgen.
Kunsthistoriche Einordnung
Stilistsich werden van Goghs Hauptwerke dem PostImpressionismus zugeordnet. Dieser Kunststil folgte unmittelbar auf den Impressionismus selbst und die Grenzen sind verschwommen. Es gibt Künstler, wie beispielsweise Camille Cézanne, die beiden Kunststilen zugeordnet werden. Der Post-Impressionismus zielt darauf ab, dass das Gemälde für sich selbst steht und nicht nur ästhetische sondern auch subjektive Eindrücke vermitteln soll.4
Bevor van Gogh nach Frankreich kam bezeichnete er sich selbst als Bauernmaler5. Er verbrachte viel Zeit damit, Menschen, die ihn faszinierten, so zu malen, dass man ihnen die harte Arbeit ansehen konnte. Seine Farbpalette war dabei eher düster, dennoch vielfältig. Als er schließlich in Paris den Impressionismus kennenlernte, wurde seine Farbpalette heller, freundlicher und viel kräftiger. Er malte weiterhin Portraits, aber auch Landschaften, Stillleben und vor allem Blumen und Bäume. Er benutzte kräftigere Farben, die nicht mehr den realen Farben entsprachen, aber das Wiedergaben, was er erlebte. Auch scheint es, als könne man in seinen Bildern sein immer mehr aufgewühltes Inneres sehen, ganz so, als habe er sich mit der Kunst selbst therapiert.
Er malte viel und gerne im Freien, weswegen er unter anderem schließlich nach Südfrankreich zog und dort die berühmtesten und beliebtesten Bilder, wie beispielsweise die Sonnenblumen und das Nachtcafé auf die Leinwand brachte. Inspiriert hat er dabei die Expressionisten, da van Goghs Kunst sehr ausdrucksstark war.6
Kurzbiografie
Vincent van Gogh wurde am 30. März 1853 in Groot-Zundert, Niederlande, als der älteste Sohn eines Pfarrers geboren. Es heißt, dass ein Jahr zuvor die Familie schon einmal einen Sohn gebar, der nicht lebensfähig war und ebenfalls den Namen Vincent trug. Es wurde oft behauptet, dass van Gogh sich wie ein "Ersatzkind" fühlte und sich wohl auch deshalb psychische Krankheiten entwickelten. Nach ihm folgten weitere Kinder. Die beste Beziehung entwickelte van Gogh zu seinem vier Jahre jüngeren Bruder Theo, der ettliche Jahre für Vincents Lebensunterhalt aufkam.
Van Gogh beschloss früh, ebenfalls wie sein Vater Pfarrer zu werden, entschloss sich aber letztendlich dagegen, da ihm die christliche Kirche immer mehr wie Heuchelei vorkam. Letztendlich probierte er Einiges aus, darunter der Versuch als Kunsthändler und Verkäufer, in dessen Tätigkeit er vollkommen versagte, weil er nicht mit Kunden umgehen konnte, bis er sich schließlich mit 27 Jahren entschied, Maler zu werden, wie bereits erwähnt, konnte van Gogh für seinen Lebensunterhalt nicht selbst aufkommen und begab sich sein Leben lang in Abhängigkeit anderer. Sei es, als er um die Liebe von Damen buhlte oder um die Anerkennung seiner Eltern, sowie der von anderen Malern. Dazu kam die finanzielle Abhängigkeit von seinem Bruder, die er mit Bildern, die er seinem Bruder schickte, zu kompensieren versuchte. Tatsächlich ist aber nur ein einziger Verkauf eines seiner Werke zu Lebzeiten bekannt.
Vincent zog vorerst nach Paris, um dort zu malen und lernte die dort lebenden Impressionisten, unter anderem Paul Gaugin und Emile Bernard kennen. Schließlich zog er nach Arles in Südfrankreich und malte dort viele Bilder im Stil des Post-Impressionismus und setzte viele helle Farben ein. Später zog Gaugin zu ihm, doch die Wohngemeinschaft hielt nur zwei Monate. Nach einem streit schnitt sich van Gogh aus umstrittenden Ursachen einen Teil seines linken Ohrs ab und begab sich später dann freiwillig in die Psychatrie. Gegen Ende seines Lebens zog van Gogh wieder nach Paris zu seinem Bruder, erlebte noch eine kreative Phase, ehe er sich am 27. Juli 1890 angeblich selbst in die Brust schoss und zwei Tage später seinen Verletzungen erlag.7
Lebensstationen
Der Kunsthändler
Vincent van Gogh wuchs auf dem Land auf und verlor nie seine Liebe zur Natur. Schon im Kindesalter kam er mit der Kunst in Kontakt, da drei seiner Onkel Kunsthändler waren. Er begann schließlich eine Ausbildung in der Den Haager Filiale der Kunsthandlung Goupil & Cie. Nach Abschluss der Ausbildung wurde er nach London versetzt, wo seine Liebe zu der Tochter seines Vermieters begann und auseinanderbrach. Noch Jahre später soll Van Gogh unter diesen ZurückWeisungen gelitten haben. Als seiner Familie auffiel, wie unglücklich van Gogh zu sein schien, versetzten sie ihn zunächst nach Paris. Dort beschäftigte sich van Gogh viel mit dem christlichen Glauben und seinen Werten und las angeblich nur noch die Bibel. Schließlich wurde ihm gekündigt, da dieser Mann, der jegliche Heuchelei verabscheute, für den Verkauf gänzlich ungeeignet war. Seine Karriere als Kunsthändler war also beendet.
Der Hilfspfarrer
Schließlich folgten weitere berufliche Versuche, unter anderem die als Hilfslehrer und -pfarrer. Van Gogh entschloss sich zu einem Theologiestudium, brach dieses jedoch wieder ab, da er die theologische Universität ״für einen unbeschreiblichen Schwindel halte, wo lauter Pharisäertum gezüchtet wird."8 Als er schließlich eine Anstellung als Hilfspfarrer in Belgien fand, war er erschüttert von den ärmlichen Verhältnissen der dort lebenden Bergarbeiter. Er begann ihnen Kleidung zu schenken und lebte schließlich selbst in ärmlichsten Verhältnissen. Dies entsprach nicht den Vorstellungen seines Vorgesetzten, der ihm schließlich verkündete, er würde die Anstellung
nicht verlängern. Erneut zurückgewiesen von der Kirche kehrte van Gogh dieser schließlich den Rücken zu und wollte nichts mehr vom christlichen Glauben wissen. Seine Auffassung der Nächstenliebe schien eine andere zu sein.
Während dieser ganzen Zeit zeigte van Gogh bereits einen schwierigen Charakter und seine Unfähigkeit, für ihn empfundene Ungerechtigkeiten hinzunehmen. Er konnte sich schlecht unterordnen und wollte keinen Beruf ausüben, hinter dem er nicht vollständig stehen konnte. Sein Mitgefühl gegenüber den Arbeitern war es schließlich, das ihn als Pfarrer ungeeignet machte. Ein Umstand, der uns heute paradox erscheint.
Er blieb noch ein Jahr in Borinage und zeichnete viel, bis er schließlich beschloss, einen Künstlerberuf zu erlernen.
Die Anfänge als Maler
Als van Gogh im Alter von 27 Jahren schließlich beschloss, Maler zu werden, lernte er das Meiste autodidaktisch. Er besuchte zwar auch einige Kurse in Kunstakademien, jedoch ist unbekannt wie oft er tatsächlich in den Kursen erschien. Sein Bruder Theo kam ab dieser Zeit für den Rest seines Lebens für den Lebensunterhalt seines Bruders auf. Theo hatte hingegen zu seinem Bruder ein Talent für den Beruf des Kunsthändlers.
In Brüssel führte van Gogh zunächst sein Selbststudium fort, wo er auch Anton van Rappard kennen lernte und sich von ihm unterrichten ließ. Schließlich musste Vincent noch einmal für eine Weile ins Elternhaus zurück, wo er für seine Cousine schwärmte. Als er weiterhin um sie warb, obwohl sie ihn bereits abwies, war das bereits angespannte Verhältnis zwischen ihm und seiner Familie endgültig überspannt und van Gogh zog zu seinem angeheirateten Cousin Anton Mauve nach Den Haag. Dort hatte er eine Beziehung zu
[...]
1 Belinda Thomson: Van Gogh - Gemälde - Die Meisterwerke, s. 84.
2 Vgl. Van Gogh. Taschen Portfolio, s. 4.
3 Genaues kann nicht belegt werden, es könnten auch etwas mehr sein, aber nur eines konnte nachverfolgt werden. Es handelt sich dabei um das Gemälde "Roter Weinberg" an die Malerin Anna Boch (vgl. Wikipedia)
4 Vgl. Wikipedia: Post-Impressionismus.
5 Vgl. Lebensbilder, Lebenszeichen, s. 114.
6 Vgl. http://www.kunst-zeiten.de/vincent van Gogh-Werk.
7 Vgl. Wikipedia: Vincent van Gogh.
8 Brief an Theo. Lebensbilder, Lebenszeichen, s. 83.