Das japanische Unterhauswahlsystem fand seinen Ursprung im 19. Jahrhundert. Mit einer kurzen Unterbrechung am Anfang des 20. Jahrhunderts und kurz nach dem zweiten Weltkrieg, blieb es bis 1993/4 bestehen. Das Wahlsystem übte einen negativen Anreiz auf die Parteien und Politiker aus und förderte die politische Korruption in Japan. Nach einigen Reformversuchen in der Nachkriegszeit, gelang eine Reform des Unterhauswahlsystems 1993/4. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, ob sich das Unterhauswahlsystem inkrementell gewandelt hat, oder ob es durch eine „Critical Juncture“ ausgelöst worden ist. Entspricht also die Reform des japanischen Unterhauswahlsystems den Definitionskriterien einer „Critical Juncture“ nach Hogen? Um diese Frage zu beantworten, wird in Kombination mit Hogans Critical Juncture Ansatzes und der Fachliteratur eine qualitative Analyse durchgeführt. Dieses Thema ist in zweierlei Hinsicht besonders interessant. Wahlsysteme sind typischer Weise nicht primäre Ziele von Reformen. Da Wahlsysteme einen Einfluss auf verschiedene Strukturen und Institutionen wie z.B. dem Parteiensystem und Wahlkampf ausüben können, ist dessen Änderung ein sensibles Thema. Eine verabschiedete Wahlsystemreform kann dem Politiker bei der nächsten Wahl den Sitz kosten. Wenn sich ein Parlament dazu entscheidet die „Spielregeln“ zu ändern, sollte man dem Beachtung schenken. Aus theoretischer Sicht, ist die Anwendung von Hogans Critical Juncture Ansatz interessant. Hogan hat seinen Ansatz basierend auf politikökonomischen Annahmen entwickelt und viele Arbeiten, die seinen Ansatz Nutzen, gibt es bisher nicht. Ob seine Kriterien die Analyse von anderen Politikfeldern auch möglich macht, ist eine spannende Frage. Der erste Teil der Arbeit bietet eine kurze Einleitung über den Historischen Institutionalismus und geht dann in die Thematik des Critical Junctures und Hogans Ansatz über. Anschließend wird die historische Entwicklung des japanischen Wahlsystems dargelegt und die Parteien eingeführt. Darauf folgt die Analyse der Auswirkung des Wahlsystems auf den Wahlkampf, Politiker und die LDP. Anschließend wird mit Hilfe von Hogans Ansatz analysiert, ob die Reform des Unterhauswahlsystems 1993/4 durch einen Critical Juncture ausgelöst worden ist.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Rahmen
- Critical Juncture
- John Hogans Critical Juncture Ansatz (2006)
- Generative Cleavage und Change
- Das Wahlsystem
- Die Wurzeln des Wahlsystems
- Das Wahlsystem nach dem zweiten Weltkrieg
- Wahlen und die LDP
- Parteien und die Dominanz der LDP
- Wahlen unter dem SNTV MMD-System
- Kôenkai
- Faktionalismus
- Fraktionen der LDP
- Vorteile der Faktionsmitgliedschaft
- Wahl des LDP Präsidenten
- Schwachstellen des Faktionalismus
- Generative Cleavage
- Skandale
- Lockheed-Skandal
- Recruit-Skandal
- Miyazawa und das Misstrauensvotum
- Change
- Parteigründungen
- Unterhauswahl vom 18. Juli 1993
- Reform des Unterhauswahlsystems
- Das neue Wahlsystem
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entwicklung des japanischen Unterhauswahlsystems und analysiert, ob dessen Reform im Jahr 1993/4 als "Critical Juncture" betrachtet werden kann. Dabei wird der Critical Juncture Ansatz von Hogan (2006) angewendet.
- Historisches Wahlsystem Japans und dessen Auswirkungen auf das politische System
- Der Critical Juncture Ansatz von Hogan
- Die Reform des Unterhauswahlsystems im Jahr 1993/4
- Die Rolle von Skandalen und Generative Cleavage
- Die Auswirkungen der Wahlsystemreform auf das japanische Parteiensystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in den Historischen Institutionalismus und den Critical Juncture Ansatz von Hogan (2006). Anschließend wird die historische Entwicklung des japanischen Wahlsystems dargestellt, angefangen von seinen Ursprüngen im 19. Jahrhundert bis zur Reform im Jahr 1993/4. Es werden die Wurzeln, die Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg und die dominierende Rolle der LDP (Liberal Democratic Party) beleuchtet.
Die Kapitel beleuchten die Auswirkungen des Wahlsystems auf den Wahlkampf, Politiker und die LDP, inklusive der Rolle von Kôenkai und Faktionalismus. Weiterhin wird die Rolle von Skandalen und Generative Cleavage im Kontext der Reform des Unterhauswahlsystems analysiert.
Abschließend werden die Parteigründungen und die Unterhauswahl vom 18. Juli 1993 sowie die Reform des Unterhauswahlsystems im Detail betrachtet.
Schlüsselwörter
Wahlsystem, Japan, Critical Juncture, Generative Cleavage, LDP, Faktionalismus, Skandale, Reform, Unterhaus, Historischer Institutionalismus, Hogan, Wahlkampf, Parteien, Kôenkai, SNTV/MMD.
- Quote paper
- Christian Leibrandt (Author), 2017, Das Wahlsystem des japanischen Unterhauses. Critical Juncture oder inkrementeller Wandel?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/439367