Die Arbeit befasst sich mit dem Versuch des Beweises einer Außenwelt von George Edward Moore. Dazu ist es nötig, zunächst verschiedene Begriffe zu klären, die Moore zum Teil von Kant übernimmt aber gleichzeitig versucht, sie genauer zu definieren. Nach diesem Abschnitt wird zur Verdeutlichung Moores Beispiel der Seifenblase vorgestellt und anschließend sein Beweis der Außenwelt nachvollzogen. Der letzte Teil der Arbeit setzt sich mit diesem kritisch auseinander und zeigt mit der Hilfe von Wittgenstein die Probleme dieser Vorgehensweise auf.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Person G. E. Moore
3 Moores Definition der Aussenwelt
3.1 Begriffsunterscheidung: Außendinge – Dinge außer uns – Dinge, die außerhalb unseres Bewusstseins existieren
3.2 Begriffsunterscheidung: im Raume vorgestellt – im Raume anzutreffen
3.3 Begriffsunterscheidung: außerhalb unseres Bewusstseins – innerhalb unseres Bewusstseins
4 Das Beispiel der Seifenblase
5 Der Beweis einer Aussenwelt
6 Kritische Bemerkungen zu Moores Beweis
6.1 Kritik aus logischer Sichtweise
6.2 Wittgensteins Kritik
6.2.1 Wittgensteins Kritik am Beweis Moores
6.2.2 Wittgensteins Kritik am Zweifel
7 Abschlußbetrachtung
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
In dieser Arbeit werde ich mich mit dem Versuch des Beweises einer Außenwelt von George Edward Moore befassen. Dazu ist es nötig, zunächst verschiedene Begriffe zu klären, die Moore zum Teil von Kant übernimmt aber gleichzeitig versucht, sie genauer zu definieren. Nach diesem Abschnitt werde ich zur Verdeutlichung Moores Beispiel der Seifenblase vorstellen und anschließend seinen Beweis der Außenwelt nachvollziehen. Im letzten Teil meiner Arbeit möchte ich versuchen, mich mit diesem auseinanderzusetzen und mit der Hilfe von Wittgenstein die Probleme dieser Vorgehensweise aufzuzeigen.
Zunächst allerdings werde ich kurz auf G. E. Moores Biografie eingehen. Er war eine wichtiger britischer Philosoph in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und zusammen mit Bertrand Russell und Ludwig Wittgenstein bildete er die „Trinity of Philosophers“ am Trinity College in Cambridge und trug so wesentlich dazu bei, dass Cambridge zu einem Zentrum der Analytischen Philosophie avancierte.[1]
2 Die Person G. E. Moore
George Edward Moore wurde am 4. November 1873 als Kind des Arztes Daniel Moore und Henrietta Sturge im Süden von London geboren, wo er auch aufwuchs. Ab 1892 besuchte er das Trinity College Cambridge, an dem er im Zuge seiner Altphilologie Studien J. M. E. McTaggart sowie Bertrand Russell kennen lernte. Durch ihre Einflussnahme entschied er sich, Philosophie als weiteres Studienfach hinzuzufügen und schloss dieses 1896 mit Auszeichnung ab. Aufgrund seiner Studien über Kant (1996-98) erhielt er ein Forschungsstipendium am Trinity College, wo er sich bis 1904 aufhielt. Mittels einer Erbschaft finanziell unabhängig, war er zunächst in Edinburgh und Richmond Privatlehrer bevor er 1911 erst den Posten eines Lektors und 1925 eine Professur in Cambridge erhielt, dort gehörte unter anderem Ludwig Wittgenstein zu seinen Schülern. 1921 bis 1947 war er zudem Herausgeber der bedeutenden Philosophiezeitschrift Mind.[2]
Seine bedeutendsten Werke sind Principa Ethica (1903), Ethics (1912) sowie zahlreiche Aufsätze wie A Defense of Common Sense (1925) und Proof of an External World (1939), welchen ich in dieser Arbeit behandle.
Ein Haupterfolg seines philosophischen Schaffens war die Herangehensweise an Fragestellungen mit Hilfe von Definitionen, sowie der logischen Analyse der Thesen und Argumente, wodurch er als ein Vorgänger der heutigen Analytischen Philosophie gesehen werden kann. Des Weiteren beschäftigte er sich mit einer Kritik am Idealismus, indem er sich auf den „Common Sense“ berief, sowie an anderen ethischen Richtungen, die er eines „naturalistischen Fehlschlusses“ bezichtigte.
George Edward Moore starb am 24. Oktober 1958 in Cambridge.[3]
3 Moores Definition der Außenwelt
Wie ich bereits erwähnt habe, war es für Moores Philosophie von besonderer Bedeutung, die Begriffe, die er verwendete, ganz genau zu definieren, um allen möglichen Missverständnissen vorzubeugen. Er beginnt seinen Aufsatz Beweis einer Außenwelt mit einem Zitat Kants:
„»… so bleibt es immer ein Skandal der Philosophie …, das Dasein der Dinge außer uns … bloß auf Glauben annehmen zu müssen, und, wenn es jemand einfällt es zu bezweifeln, ihm keinen genugtuenden Beweis entgegenstellen zu können.«“[4].
Mit diesem Satz beschäftigt er sich über mehrere Seiten und legt dabei mehrere Definitionen fest, die ich zunächst genauer darstellen werde, da sie für das gesamte Verstehen seines Beweises wichtig sind.
3.1 Begriffsunterscheidung: Außendinge – Dinge außer uns – Dinge, die außerhalb unseres Bewusstseins existieren
„In der Tat hat es eine lange philosophische Tradition gegeben, in der die drei Ausdrücke »Außendinge«, »Dinge außerhalb uns « und »Dinge, die außerhalb unseres Bewußtseins sind « äquivalent gebraucht worden sind, und zwar so gebraucht worden sind, als ob sie keiner Erklärung bedürften.“[5] Moore beendet diese „Tradition“ nun und versucht, diese drei Begriffe klar zu definieren.
Während Kant diese Begriffe synonym für „»Dinge, die im Raum anzutreffen sind«“[6] verwendet, macht Moore nun eine Unterscheidung.
Unter „»Dinge, die im Raum anzutreffen sind«“6 versteht er „alle Dinge der Art, die von Philosophen »physische Gegenstände«, »materielle Dinge« oder »Körper« genannt zu werden pflegen“[7]. Nun geht er noch weiter und schließt in diesem Begriff ebenfalls Schatten mit ein, die er zwar nicht als Ding verstanden wissen möchte und daher den Begriff als synonym zu „»alles was im Raume anzutreffen ist«“[8] ansieht.
Moore kommt später noch einmal auf Außendinge zu sprechen, ich werde dieses Stichwort wieder aufnehmen, bevor ich auf das Beispiel der Seifenblase eingehe, zunächst jedoch noch weitere Begriffe definieren.
3.2 Begriffsunterscheidung: im Raume vorgestellt – im Raume anzutreffen
Im Folgenden greift er eine andere Redewendung Kants, „dass ein »empirischer Gegenstand« »alsdann ein äußerer heißt, wenn er im Raume … vorgestellt wird «“[9] auf, um sie genauer zu definieren. Er widerspricht Kant, indem er solche eben nicht als „im Raume anzutreffen “ versteht und bringt hierzu drei Beispiele. Das eine ist das Phänomen von negativen Nachbildern, die man sieht, wenn man zum Beispiel einen weißen Stern vor einem schwarzen Hintergrund lange Zeit ansieht und anschließend auf ein völlig weißes Papier blickt und einen schwarzen Stern sieht. Diese Nachbilder sind für Moore nicht im Raume anzutreffen, sondern nur im Raume vorgestellt. Ähnlich verhält es sich beim zweiten Beispiel das er anbringt: Schmerzen. Diese sind jedoch nach Moore weder im Raume anzutreffen, noch im Raume vorgestellt, sondern „»innerhalb« unseres Bewußtseins“[10]. Das dritte Beispiel handelt wieder von einer Art Nachbild, das sich allerdings von dem oben genannten unterscheidet. Wenn man in eine helle Lampe blickt und anschließend die Augen schließt kommt es manchmal vor, dass man einen hellen Fleck vor dunklem Hintergrund sieht. Für Moore unterscheidet sich dieses Nachbild von dem vorherigen dadurch, dass man
„überhaupt keinen Teil des physischen Raumes sieht, wenn man die Augen geschlossen hält – des Raumes, den wir meinen, wenn wir von »Dingen, die im Raume anzutreffen sind« sprechen. Ein Nachbild, das man mit geschlossenen Augen sieht, wird sicherlich in einem Raum vorgestellt, aber man darf in Frage stellen, ob es richtig ist, zu sagen, daß es im Raume vorgestellt wird“[11].
Weiterhin möchte er festhalten, dass „der Begriff »im Raume vorgestellt« […] viel weiter [ist] als der Begriff »im Raume anzutreffen«“[12] und dass „aus der Tatsache, daß ein »Ding« im Raume vorgestellt wird“[13], weder „folgt […] daß es im Raume anzutreffen ist“[14], noch, dass „aus der Tatsache, daß ein »Ding« im Raume anzutreffen ist folgt, daß es im Raume vorgestellt wird“[15]. Im Raume anzutreffen und im Raume vorgestellt sind also zwei unterschiedliche Begriffe, deren Mengen an Dingen sich nicht zwangsweise überschneiden müssen. Auch weist er darauf hin, dass im Raume anzutreffen impliziert, dass jeder, der im Raum anwesend ist, das Ding wahrnehmen könnte, während das bei Dingen, die im Raume vorgestellt sind nicht der Fall ist.[16]
Anschließend definiert Moore, dass Dinge zum einen „existieren können, ohne wahrgenommen zu werden“[17], wobei er hier nicht nur einen bestimmten Zeitpunkt, sondern die gesamte Dauer der Existenz des Dings zugrunde legt.
3.3 Begriffsunterscheidung: außerhalb unseres Bewusstseins – innerhalb unseres Bewusstseins
Moore macht 3 Unterscheidungen bezüglich des Bewusstseins. Innerhalb ist zum Beispiel ein Traum, ein Nachbild oder alles, was man sieht, wenn man die Augen geschlossen hält. Außerhalb des Bewusstseins dagegen befindet sich zum Beispiel der Körper oder alles, was im Raume anzutreffen ist, ebenso wie körperliche Schmerzen. Sämtliche Erinnerungen, seelische Schmerzen oder hören, riechen und schmecken finden allerdings mit dem Bewusstsein statt.[18]
[...]
[1] vgl. Baldwin, T: George Edward Moore. In: Stanford Encyclopedia of Philosophy, http://plato.stanford.edu/entries/moore/#1, 16.08.2005
[2] vgl. Büttemeyer, W: MOORE, George Edward. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, http://www.bautz.de/bbkl/m/moore_g_e.shtml, 16.08.2005
[3] ebd.
[4] Moore, G.E.: Beweis einer Außenwelt. In: Eine Verteidigung des Common Sense. Frankfurt am Main 1969 S. 153
[5] ebd. S. 155
[6] ebd. S. 156
[7] ebd. S. 156f
[8] ebd. S. 157
[9] ebd. S. 158
[10] ebd. S. 161
[11] ebd. S. 163
[12] ebd.
[13] ebd.
[14] ebd.
[15] ebd.
[16] ebd. S. 159
[17] ebd. S. 164
[18] vgl. ebd. S. 171f
- Arbeit zitieren
- Michael Pehle (Autor:in), 2005, Aber habe ich eben wirklich bewiesen, dass zwei Hände existierten - Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Beweis einer Außenwelt von George Edward Moore, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43955
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