Laut Werner Hartmut geht der Bullwhip-Effekt auf die Untersuchungen Forresters zu den „Industrial Dynamics“ aus dem Jahr 1958 zurück. Seinerzeit zeigte Forrester folgendes auf: Wenn innerhalb einer Wertschöpfungskette (bestehend aus den Stufen Produzent, Distributor, Händler und Kunde) eine ungeplante Nachfragesteigerung um 10% festgestellt wird, reagieren die Hersteller über. Diese möchten nicht, dass der potenziellen Umsatz verloren geht. Folglich erhöhen sie ihre Produktion bis zu 40%. Erst nach ungefähr einem Jahr pendelt sich das Angebot dann bei der vorgegebenen Nachfragesteigerung von 10% ein. Das Problem besteht nach Forrester darin, dass ein Marktpartner lediglich die Bedarfe seiner jeweils vorgelagerten Stufe konkret weiß.
Die Ergebnisse Forresters wurden insbesondere von Lee et al. fortgetragen und zum Bullwhip-Effekt ausgeweitet. Im Grunde führen sie den Bullwhip-Effekt, auch Peitschenschlag-Effekt genannt, auf die Informationsdefizite innerhalb der Lieferketten zurück.
Aus der Sicht von Syska Andreas entdeckte Forrester, als er die Nachfrageschwankungen untersuchte, den Bullwhip-Effekt (dt.: Stierpeitscheneffekt) schon Ende der fünfziger Jahre. Seitdem wird dieser Effekt unter anderem auch Forrester-Effekt genannt. Beschrieben wird bei diesem Effekt, dass sich Nachfrageschwankungen in Lieferketten vergrößern. Diese werden umso höher, je weiter die Partner einer Lieferkette vom Endverbraucher entfernt sind.
1. Erkläre den Begriff Bullwhip-Effekt (Entstehung und Ursache!^
Der Bullwhip-Effekt
Laut Werner Hartmut geht der Bullwhip-Effekt auf die Untersuchungen Forresters zu den ״Industrial Dynamics" aus dem Jahr 1958 zurück. Seinerzeit zeigte Forrester folgendes auf:
Wenn innerhalb einer Wertschöpfungskette (bestehend aus den stufen Produzent, Distributor, Händler und Kunde) eine ungeplante Nachfragesteigerung um 10% festgestellt wird, reagieren die Hersteller über. Diese möchten nicht, dass der potenziellen Umsatz verloren geht. Folglich erhöhen sie ihre Produktion bis zu 40%. Erst nach ungefähr einem Jahr pendelt sich das Angebot dann bei der vorgegebenen Nachfragesteigerung von 10% ein. Das Problem besteht nach Forrester darin, dass ein Marktpartner lediglich die Bedarfe seiner jeweils vorgelagerten stufe konkret weiß.1
Die Ergebnisse Forresters wurden insbesondere von Lee et al. fortgetragen und zum Bullwhip-Effekt ausgeweitet. Im Grunde führen sie den Bullwhip-Effekt, auch Peitschenschlag-Effekt genannt, auf die Informationsdefizite innerhalb der Lieferketten zurück.2
Aus der Sicht von Syska Andreas entdeckte Forrester, als er die Nachfrageschwankungen untersuchte, den Bullwhip-Effekt (dt.: Stierpeitscheneffekt) schon Ende der fünfziger Jahre. Seitdem wird dieser Effekt unter anderem auch Forrester-Effekt genannt.
Beschrieben wird bei diesem Effekt, dass sich Nachfrageschwankungen in Lieferketten vergrößern. , Diese werden umso höher, je weiter die Partner einer Lieferkette vom Endverbraucher entfernt sind.3
Laut Lödding Hermann entdeckte ebenfalls Forrester den Bullwhip-Effekt. Der Effekt beschreibt, dass Nachfrageschwankungen in Lieferketten stetig steigen. Durch ihn werden die logistischen Leistungen eines Netzwerkes vermindert und die Logistikkosten erhöht. Er schadet somit der Wettbewerbsfähigkeit des Netzwerkes.4
Albert Beer beschreibt den Bullwhip-Effekt mit einem ״Aufschaukeln" von Schwankungen der Nachfrage- oder Bestellmengen. Diese werden auf Seite der Endkunden einer Lieferkette von geringfügigen, oftmals erratischen Nachfrage- bzw. Bestellmengenvariationen ausgelöst. In der betriebswirtschaftlichen Fachliteratur hat sich die bildliche Metapher des ״Peitschenschlags" für diesen Aufschaukelungseffekt durchgesetzt. Dies führte zu der Bezeichnung Bullwhip-Effekt.
Laut Albert Beer handelt es sich nicht nur um eine theoretische Spielerei oder ein Artefakt abstrakter Modelle. Vielmehr handelt es sich dabei um ein vielfach empirisch belegtes Phänomen. Die wirtschaftliche Relevanz des Bullwhip-Effekts ist unbestritten. Es wurde in vielen Studien aufgezeigt, dass sich durch eine Vermeidung bzw. Verringerung des Bullwhip-Effekts erhebliche Kostenreduzierungen, in geringerem Umfang auch Senkungen des Kapitaleinsatzes und Erlössteigerungen erzielen lassen.5
Laut Albert Beer wird der Bullwhip-Effekt meist als mit zunehmendem Abstand von den Endkunden auftretende Verstärkung oder Zunahme von Varianz, Variabilität, Fluktuationen, Schwankungen oder Oszillation der Nachfrage definiert. Selten wird hingegen der Definition des Effektes, der Begriff ״Verzögerung" hinzugefügt.6
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Visualisierung des Bullwhip-Effekts7
Das ..Beer Game"
In Universitäten und Unternehmen greift man gerne auf das ״Beer Game" zurück um den Bullwhip- Effekt und seine Folgen aufzuzeigen. Bereits Ende der 50er Jahre wurde dieses Game am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt. Hierbei handelt es sich um ein Planspiel eines Produktions- und Distributionssystems bei dem vier Personen als Brauerei, Auslieferungslager, Großhändler und Einzelhändler agieren. Durch einen Stapel Karten repräsentieren sich die Endkunden. Auf den Karten sind die Nachfragen der Endkunden für jede Periode verzeichnet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Lieferkette für das ״Beer Game"8
Die Nachfrage fliest von rechts nach links immer von einem Teilnehmer zum unmittelbar benachbarten Lieferanten. Von außen vorgegeben sind die Flöhe sowie der zeitliche Verlauf der Nachfrage der Endkunden. Die Einzelhändler, Großhändler und Auslieferungslager entscheiden komplett selbständig über die Flöhe ihrer Nachfrage. Die Brauerei entscheidet unabhängig über die Produktionsmenge, welche nach einer Produktionszeit von 3 Perioden im Lager der Brauerei eintrifft.
Von links nach rechts erfolgen die Lieferungen aus dem Lagerbestand. Immer von einem Teilnehmer zum Direkt benachbarten Kunden. Liefer- und Informationsübertragungszeiten zwischen den Teilnehmern betragen immer 1 Periode.
Die Teilnehmer sind wegen Fehlmengenkosten bestrebt, immer sofort die Nachfrage ihres direkten Kunden zu befriedigen. Es ist keine direkte Kommunikation erlaubt, außer bei der Übertragung der Nachfrage. Nicht möglich sind Stornierungen von Aufträgen oder Rücksendungen von Lieferungen.
Das Ziel ist es, die Gesamtkosten bestehend aus Lagerbestands- und Fehlmengenkosten zu minimieren und gering zu halten.
Zu Beginn liegt eine konstante Nachfrage des Endverbrauchers im Gleichgewicht. Es werden immer 4 Kästen Bier pro Periode bestellt. Es gibt einen ausreichenden Lagerbestand in Flöhe von 12 Kästchen Bier auf jeder stufe. In den meisten Fällen erhöht der Einzelhändler folglich seine Nachfrage um den gewünschten Lagerbestand in Flöhe von 12 Kästen wiederherzustellen. Wie eine Untersuchung empirischer Daten gezeigt hat, wird er allerdings zunächst nur einen Teil der Erhöhung der Nachfrage der Endkunden von vier auf acht Kästen Bier an den Großhändler weitergeben. Der Lagerbestand des Einzelhändlers sinkt in der nächsten Periode noch weiter ab, da der Nachfrage des Endkunden von 8 Kästen Bier erneut ein geringerer Zufluss gegenübersteht. Nun vergrößert sich nochmals die Differenz zwischen dem gewünschten und verfügbaren Lagerbestand. Der Einzelhändler wird seine Nachfrage nochmals erhöhen und in der Periode 7 seine Nachfrage über die Nachfrage der Endkunden erhöhen. Auch in folgenden Perioden wird die Nachfrage des Einzelhändlers über der Nachfrage des Endkunden liegen, denn es besteht weiterhin eine Differenz zwischen dem gewünschten und verfügbaren Lagerbestand. Der Einzelhändler bezieht des Weiteren nur einen Teil seiner unbefriedigten Nachfrage in seine Überlegung mit ein. Da der Lagerbestand des Großhändlers irgendwann nicht mehr ausreicht, um die Nachfrage des Einzelhändlers zu befriedigen, verschlimmert sich die komplette Situation. Der Einzelhändler ist gezwungen länger auf die Befriedigung seiner Nachfrage zu warten und wird in diesem Zeitraum weiterhin eine überhöhte Nachfrage an den Großhändler übermitteln, da er seine unbefriedigte Nachfrage nur teilweise berücksichtigt.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Nachfrage des Einzelhändlers oszilliert. Oszillation bedeutet, dass die Nachfrage und die Lagerbestände der Teilnehmer Schwankungen aufweisen. Der Bullwhip-Effekt tritt auf. Der Großhändler, das Auslieferungslager und die Brauerei zeigen ein ähnliches Verhalten. Auch sie verstärken die Nachfrage auf ihren stufen.9
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Oszillation der Nachfrage und der Lagerbestände in einer dreistufigen Lieferkette10
Ursachen für die Entstehung des Bullwhip-Effekts
Laut Werner Hartmut nennt Forrester folgende Ursachen für das Entstehen des Bullwhip-Effekts:
Fehlende Bedarfstransparenz
Änderungen des Bedarfes des Endkunden werden nicht direkt bei der Produktion sichtbar. Deshalb kann der Produzent auch nicht direkt darauf reagieren und den Produktionsvorgang sofort anpassen. Innerhalb der Zeitspanne zwischen den Bedarfsänderungen und den daraus resultierenden Reaktionen können enorme Überbestände in der kompletten Supply Chain Kette aufgebaut werden.11
Informationsverzerrung
Jede eigene Organisation hat ihre eigenen Bestellsysteme und Dispositionsentscheidungen. Bedarfsänderungen von Verbrauchern werden nur mit Zeitverzug in das System gebracht.12
Anpassung des Bestandsniveaus
Durch die Anpassung des Bestandsniveaus resultieren Änderungen im Bestand. Dies bewirkt ein schwankendes Bestellmuster von den vorgeschalteten Wertschöpfungsstufen des Herstellers. Die Beschaffungsroutine fehlt.13
Bedarfsprognosen
Bedarfsinformationen werden mit einem langen zeitlichen Verzug an die Lieferanten weitergegeben. Lieferanten erhalten daher keine direkte Mitteilung über Änderungen in den Abrufen. Deshalb verlieren die Lieferorganisationen die Sicht auf die tatsächliche Marktlage.14
Beschaffungspolitik
Bei einer Versorgungsknappheit kommt es augenblicklich zu einer Verhaltensänderung des Bestellverfahrens vom Kunden und Endverbraucher. Beispiele hierzu wären selten verfügbare Ressourcen (wie Impfstoffe) oder Saisonwaren. Die Kunden neigen dazu sich diese Kapazitäten beim Lieferanten anzuhäufen. Die Folge davon ist ein Bestandsaufbau innerhalb der Supply Chain.15
Bedarfsbündelung
Eine Bedarfsbündelung erfolgt weil der Kunde Mengenrabatte im Einkauf erzielen möchte und seine bestellfixen Kosten reduzieren will. Der Kunde bestellt unter einmal eine größere Menge, in der Hoffnung auf einen Rabatt, anstatt mehrere kleinere Einkäufe zu tätigen. Fixkosten wie zum Beispiel Lieferkosten sind bei einer großen Bestellung gleich hoch wie bei kleineren. Daher entstehen durch eine Großbestellung nur einmal Lieferkosten und man reduziert bestellfixe Kosten. Zusätzlich gibt es Chancen auf Rabatte. Der Lieferant erhält hierdurch den Trugschluss von erhöhten künftigen Bedarfen.16
Preisvariation
Verkaufsfördernde Aktivitäten führen in der Regel zu einem kurzfristigen Nachfrageschub. Es ist schwierig vor, während und nach einer solchen Aktivität eine Bestandsplanung vorzunehmen, da sich die Nachfrage schwankend verhalten kann.17
Laut Syska Andreas zählen zu den Ursachen für den Bullwhip-Effekt:
Unsichere Nachfrageprognosen
Es werden nicht genügend Prognosen über die Nachfrageentwicklung übermittelt, was eine Hauptursache für den Bullwhip-Effekt ist. Der Abnehmer verfügt jeweils über genauere und aktuellere Informationen als der Lieferant. Die Signa !Weitergabe erfolgt verzögert. Werden beispielsweise beim Zulieferer eine bestimmte Menge an Produkten bestellt, wird oft ein Sicherheitsbestand eingeschlossen. Dies soll die Unsicherheit der eigenen Nachfrageprognose abdecken.18
Losbildung bei Bestellungen
Ein Unternehmen fasst mehrere Bestellungen zusammen um dadurch Bestellkosten zu reduzieren und Transportmittel besser auszunutzen. Dieser Vorgang wird als Losbildung bezeichnet. Für den Zulieferer kommt es dadurch zu einer Unregelmäßigkeit der Nachfrage, da die Bestellungen des Unternehmens sporadisch eintreffen.19
Preisfluktuation
Kunden kaufen durch verkaufsfördernde Maßnahmen (z.B.: Werbeaktionen) nicht die Mengen ein, die sie benötigen, sondern größere. Dies soll eine Sicherheit für eine Befriedigung zukünftiger Bedürfnisse darstellen. Dadurch erfolgt eine unregelmäßige Nachfrage der Kunden.20
Nachfrageüberhänge
Bei einem Nachfrageüberhang nach einem Produkt, werden die Bestellungen der Kunden meist im Verhältnis vom Gesamtangebot zur Gesamtnachfrage befriedigt. Kommt es danach zum nächsten Überhang, bestellen die Kunden mehr als sie benötigen. Dadurch wird der Nachfrageüberhang nur noch mehr verstärkt. Sobald die echte Nachfrage gedeckt ist, wird die Bestellung durch den Kunden berichtigt. Dadurch entstehen Lagerbestände in der Supply Chain.21
Aus Sicht von Hermann Lödding gibt es mindestens 7 Ursachen, warum ein Bullwhip-Effekt entsteht.
Konstante Durchlaufzeiten
Durch sie werden Nachfrageschwankungen verstärkt, weil sie Bestandsschwankungen auf allen Stufen der Lieferkette verursachen. Plant ein Unternehmen mit einer konstanten Durch la ufzeit, so erhöht sich deren Plan-Bestand bei einer erhöhten Nachfrage. Genauso ist es umgekehrt. Die Änderungen wirken sich dann auf den Plan-Abgang der vorhergehenden stufe der Lieferkette aus.
[...]
1 Vgl. Werner, 2013, s. 47
2 Vgl. Werner, 2013, s. 48
3 Vgl. Syska, 2006, s. 34
4 Vgl. Lödding, 2016, s. 139
5 Vgl. Beer, 2014, s. 3
6 Vgl. Beer, 2014, s. 18
7 Vgl. Lödding, 2016, s. 140, Abb. 6.2
8 Vgl. Beer, 2014, s. 20, Abb. 2.1
9 Vgl. Beer, 2014, s. 20ff
10. Vgl. Beer, 2014, s. 25, Abb. 2.2
11 Vgl. Werner, 2013, s. 47
12 Vgl. Werner, 2013, s. 47f
13 Vgl. Werner, 2013, s. 48
14 Vgl. Werner, 2013, s. 48
15 Vgl. Werner, 2013, s. 48
16 Vgl. Werner, 2013, s. 48
17 Vgl. Werner, 2013, s. 48
18 Vgl. Syska, 2006, s. 35
19 Vgl. Syska, 2006, s. 35
20 Vgl. Syska, 2006, s. 35
21 Vgl. Syska, 2006, s. 36
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