„Was ist eine Nachricht?“
Mit dieser Frage befassen sich täglich Journalisten auf der ganzen Welt; Journalisten, die zu entscheiden haben, welche Informationen relevant sind und an ihr Publikum weitergegeben werden sollten.
Letztendlich legen sie damit auch fest, über welche Themen die Empfänger der Nachricht, also die Rezipienten, nachdenken werden. Sie bestimmen zu einem bestimmten Grade die Tagesordnung der Rezipienten, sie „setzen die Themen auf die Agenda“.
Dass es sich bei der Informationsauswahl also um eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe handelt, welche durchaus oft weitreichende Konsequenzen zur Folge hat, dürfte somit für jeden erkennbar sein.
Die Entscheidung, welche Information zur Nachricht wird, wird in der Regel von mehreren Instanzen getroffen. Demnach sind mehrere Personen für eventuelle Konsequenzen verantwortlich. Der Reporter vor Ort, der das Ereignis aufschnappt und an die Nachrichtenagenturen weitermeldet, die Mitarbeiter der Nachrichtenagenturen, die die Information redigieren und entscheiden, in welcher Form bzw. in welches Ressort sie die Meldung in ihren Dienst setzen, die Redakteure in Presse-, Funk-, Fernsehen- und Online-Medien, die sich ihre Nachrichten aus dem riesigen Fundus der Agenturmeldungen heraussuchen und dann noch die leitenden Redakteure, die eine Endauswahl treffen bzw. generelle Richtlinien der Nachrichtenauswahl vorgeben.
Welche Meldungen an die Öffentlichkeit gelangen, hängt nicht nur davon ab, was die Redakteure für wichtig halten, sondern auch davon, was sie glauben, was die Rezipienten für wichtig und interessant halten.
Zusätzlich sind die Redakteure durch ihre politische Einstellung, persönliche Vorlieben, die Einbindung in die Organisationsstruktur des jeweiligen Mediums sowie redaktionelle Grundprinzipien in ihrer Entscheidung beeinflusst, sowohl bewusst als auch unbewusst.
Es gibt aber auch eine Reihe von bewusst anwendbaren Kriterien, nach denen Nachrichten ausgewählt werden. Diese Kriterien sind die Nachrichtenfaktoren.
Ich werde im Folgenden erläutern, wie diese Faktoren entstanden sind, wie sie definiert und weiterentwickelt wurden, und ich werde anhand ausgewählter Meldungen einer Sendewoche des Radiosenders "Antenne Thüringen" zeigen, welche Schwerpunkte hier bei der Nachrichtenauswahl gesetzt worden sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Nachrichtenwert-Theorie
- 2.1 Grundlagen und Entstehung nach Walter Lippmann
- 2.2 Verbreitung in Europa durch Einar Östgaard
- 2.3 Weiterentwicklung durch Joan Galtung und Marie Holomboe Ruge
- 2.4 Die Nachrichten-Faktoren nach Winfried Schulz
- 2.5 Kritik am theoretischen Fundament des Nachrichtenwert-Modells und weiterführende Entwicklungen
- 3. Beispiel Radio: Relevanz der Nachrichtenfaktoren bei ANTENNE THÜRINGEN
- 3.1 Profil und Nachrichten des Radiosenders ANTENNE THÜRINGEN
- 3.2 Grundlage für die Untersuchung
- 3.3 Auswertung
- 4. Resümee
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Nachrichtenwert-Theorie und deren Anwendung im praktischen Journalismus. Ziel ist es, die Entstehung und Entwicklung des Konzepts der Nachrichtenfaktoren zu beleuchten und deren Relevanz anhand von Beispielen aus dem Programm des Radiosenders Antenne Thüringen zu analysieren.
- Entstehung und Entwicklung der Nachrichtenwert-Theorie
- Nachrichtenfaktoren nach Lippmann, Östgaard, Galtung und Ruge
- Anwendung der Nachrichtenfaktoren im Radiojournalismus
- Einfluss von internen und externen Faktoren auf die Nachrichtenauswahl
- Analyse der Nachrichtenauswahl bei Antenne Thüringen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Frage nach dem, was eine Nachricht ausmacht und wie Journalisten täglich Entscheidungen über die Relevanz von Informationen treffen. Sie betont die weitreichenden Konsequenzen dieser Auswahlprozesse und die Verantwortung der beteiligten Akteure, vom Reporter bis zum Chefredakteur. Die Einleitung führt in die Thematik ein und kündigt die Analyse der Nachrichtenfaktoren und deren Anwendung bei Antenne Thüringen an.
2. Die Nachrichtenwert-Theorie: Dieses Kapitel beschreibt die historische Entwicklung der Nachrichtenwert-Theorie, beginnend mit Walter Lippmanns Konzept des „news value“ und der Unmöglichkeit einer vollständigen Wirklichkeitsbeschreibung. Es verfolgt die Verbreitung der Theorie in Europa durch Einar Östgaard, der interne und externe Faktoren der Nachrichtenauswahl hervorhebt, und die Weiterentwicklung durch Galtung und Ruge mit ihrem Katalog von zwölf Nachrichtenfaktoren. Der Abschnitt verdeutlicht die Entwicklung eines Kausalmodells, das die Eigenschaften von Ereignissen als Ursache journalistischer Selektionsentscheidungen sieht. Die verschiedenen theoretischen Ansätze und ihre zentralen Argumente werden detailliert dargestellt.
3. Beispiel Radio: Relevanz der Nachrichtenfaktoren bei ANTENNE THÜRINGEN: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die praktische Anwendung der Nachrichtenwert-Theorie bei einem konkreten Radiosender. Es analysiert, wie die Nachrichtenfaktoren die Auswahl von Meldungen bei Antenne Thüringen beeinflussen. Die Untersuchung berücksichtigt wahrscheinlich das Profil des Senders, die angewandten Kriterien und die Auswertung konkreter Beispiele aus einer Sendewoche. Dieser Teil verbindet die theoretischen Grundlagen mit empirischen Beobachtungen und stellt den praktischen Bezug her.
Schlüsselwörter
Nachrichtenwert-Theorie, Nachrichtenfaktoren, Journalismus, Medienselektion, Walter Lippmann, Einar Östgaard, Joan Galtung, Marie Holomboe Ruge, Antenne Thüringen, Radiojournalismus, Rezipienten, Agenda-Setting.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Nachrichtenwert-Theorie und ihre Anwendung bei Antenne Thüringen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Nachrichtenwert-Theorie und ihre praktische Anwendung im Journalismus, insbesondere am Beispiel des Radiosenders Antenne Thüringen. Sie beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des Konzepts der Nachrichtenfaktoren und analysiert deren Relevanz bei der Nachrichtenauswahl.
Welche Aspekte der Nachrichtenwert-Theorie werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die historische Entwicklung der Nachrichtenwert-Theorie von den Grundlagen bei Walter Lippmann über die Verbreitung durch Einar Östgaard bis hin zur Weiterentwicklung durch Galtung und Ruge. Es werden verschiedene theoretische Ansätze und ihre zentralen Argumente detailliert dargestellt, einschließlich der Kritik am Modell und weiterführender Entwicklungen. Die Arbeit fokussiert sich auf die Nachrichtenfaktoren und deren Einfluss auf die Selektion von Nachrichten.
Wie wird die Nachrichtenwert-Theorie praktisch angewendet?
Die praktische Anwendung der Theorie wird anhand einer Analyse der Nachrichtenauswahl bei Antenne Thüringen untersucht. Es wird das Senderprofil berücksichtigt und die Auswertung konkreter Beispiele aus dem Sendeprogramm zeigt den Einfluss der Nachrichtenfaktoren auf die Auswahl der Meldungen. Die Arbeit verbindet somit Theorie und empirische Beobachtung.
Welche Autoren und ihre Konzepte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Konzepte von Walter Lippmann (Grundlagen der Nachrichtenwert-Theorie), Einar Östgaard (Verbreitung in Europa), Joan Galtung und Marie Holomboe Ruge (Weiterentwicklung des Modells mit zwölf Nachrichtenfaktoren) und Winfried Schulz (Nachrichtenfaktoren). Die verschiedenen Ansätze und ihre jeweiligen Beiträge zur Nachrichtenwert-Theorie werden verglichen und analysiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Nachrichtenwert-Theorie, Nachrichtenfaktoren, Journalismus, Medienselektion, Walter Lippmann, Einar Östgaard, Joan Galtung, Marie Holomboe Ruge, Antenne Thüringen, Radiojournalismus, Rezipienten, Agenda-Setting.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Nachrichtenwert-Theorie, ein Kapitel zur Anwendung der Theorie bei Antenne Thüringen, ein Resümee und ein Literaturverzeichnis. Das Kapitel zur Nachrichtenwert-Theorie beschreibt die historische Entwicklung und die verschiedenen theoretischen Ansätze. Das Kapitel zu Antenne Thüringen analysiert die praktische Anwendung der Nachrichtenfaktoren anhand von Beispielen aus dem Sendeprogramm.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Entstehung und Entwicklung der Nachrichtenwert-Theorie zu beleuchten und deren Relevanz für die Praxis des Journalismus zu analysieren. Durch die Fallstudie von Antenne Thüringen soll die praktische Anwendung der Nachrichtenfaktoren verdeutlicht und der Einfluss von internen und externen Faktoren auf die Nachrichtenauswahl untersucht werden.
- Arbeit zitieren
- B.A. Mario Müller (Autor:in), 2001, Was macht eine Nachricht zur Nachricht? - Die Nachrichtenwert-Theorie am Beispiel ausgewählter Meldungen einer Sendewoche des Radiosenders ANTENNE THÜRINGEN, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44111