Die Lektüre des Romans gibt dem Rezipienten das Gefühl, Zeuge eines unaufhaltsamen Niedergangs zu sein, des Niedergangs der Idee vom Vielvölkerstaat Österreich/Ungarn. Metaphorisch zeichnet Joseph Roth den sukzessiven Untergang der Monarchie am Verfall der fiktiven Familie Trotta, die eng verwoben mit dem Schicksal des Kaiserreiches ist, nach. Der Todeskampf der Monarchie zwischen Solferino und Sarajewo wird in den Biographien dreier Generationen der Trottas nachgebildet. Dieses Gefühl des Lebendig- Totseins durchzieht den gesamten Roman. Die Suche nach Leben, die Verdrängung des unvermeidlichen Endes stehen vor der Allgewalt des Todes.
Die Ambivalenz, der Kampf ums Dasein und doch den Hauch des Todes schon im Nacken zu spüren, hat mich beim Lesen des Romans besonders fasziniert. Ich möchte daher in meiner Arbeit diese Ambivalenz, anhand der Verbindung der Familie Trotta zum Haus Habsburg, betrachten. Denn die Familie Trotta, wie auch der Kaiser, konnten Österreich nicht überleben.
Das Hauptaugenmerk wird dabei auf der Analyse der Hauptfiguren des Romans liegen. Ich werde dabei verschiedene Aspekte in den Mittelpunkt meiner Untersuchung rücken, um die Verhältnisse der einzelnen Familienmitglieder zur Armee, Bürokratie, Krieg und den Bezug zur Figur des Kaisers zu beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- DER HELD VON SOLFERINO - DER ANFANG VOM UNTERGANG
- Die Rettung des Kaisers - Geburt und beginnender Verfall der Familie Trotta von Sipolje
- Die Schulbuchaffäre - der Auslöser für die Rückkehr zu den eigenen Wurzeln?
- Das Vater-Sohn-Verhältnis
- Tod und doch am Leben
- DER BEZIRKSHAUPTMANN - DIE MACHT DER BÜROKRATIE
- Ein Leben für Österreich
- Der Tod als Auslöser von Zweifeln
- Der Bezirkshauptmann - „Kaiser im kleinen Rahmen“
- CARL JOSEPH - „WIDERSPRUCH ZWISCHEN REALITÄT UND
- Leben im Schatten eines Helden
- „Wieder liegen Tote auf seinem Weg.“
- Kritik am Stand der Armee
- Versuch der Selbstfindung
- EXKURS: „EINMAL IN DER WOCHE, AM SONNTAG, WAR ÖSTERREICH.\" - DER RADETZKYMARSCH
- „ES WAR SEHR SCHÖN, ES HAT MICH SEHR GEFREUT.“ - JOSEPH FRANZ
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert das Gefühl des „Lebendig-Totseins“ im Roman „Radetzkymarsch“ von Joseph Roth, indem sie den Niedergang der Idee vom Vielvölkerstaat Österreich/Ungarn am Beispiel der Familie Trotta beleuchtet. Die Arbeit konzentriert sich auf die Hauptfiguren des Romans und ihre Beziehung zur Armee, Bürokratie, Krieg und der Figur des Kaisers, um die Ambivalenz der Familie Trotta zum Haus Habsburg aufzuzeigen.
- Der Niedergang der Monarchie Österreich/Ungarn
- Die Ambivalenz des „Lebendig-Totseins“
- Die Familie Trotta als Spiegelbild der Monarchie
- Die Beziehungen der Familienmitglieder zur Armee und Bürokratie
- Die Rolle des Kaisers im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
DER HELD VON SOLFERINO - DER ANFANG VOM UNTERGANG
Das erste Kapitel schildert die Schlacht von Solferino und die Rettung des österreichischen Kaisers durch Leutnant Joseph Trotta. Diese Heldentat führt zur Verleihung des Adelsstandes und zur Ernennung zum Hauptmann von Sipolje. Der Titel unterstreicht die innere Zerrissenheit des jungen Helden zwischen seinem bäuerlichen Ursprung und seiner neuen Rolle im kaiserlichen Gefolge. Die Ignoranz seines Vaters verstärkt dieses Gefühl der Selbstentfremdung. Trotz seines Ruhms kann sich Hauptmann Trotta aufgrund der „Schulbuchaffäre“ nicht mit der Armee und dem Mythos Österreich identifizieren.
DER BEZIRKSHAUPTMANN - DIE MACHT DER BÜROKRATIE
Dieses Kapitel untersucht die Karriere des Bezirkshauptmanns Trotta. Er lebt für Österreich und dient der Monarchie treu. Der Tod des Kaisers löst jedoch Zweifel in ihm aus. Trotz seiner Macht ist er nur ein „Kaiser im kleinen Rahmen“, gebunden an die Bürokratie und die Regeln des Systems.
CARL JOSEPH - „WIDERSPRUCH ZWISCHEN REALITÄT UND
Das Kapitel fokussiert auf Carl Joseph, den Sohn des Bezirkshauptmanns. Er lebt im Schatten seines Vaters und kämpft mit seiner Identität. Sein Leben wird von den Erfahrungen des Krieges geprägt, und er kritisiert die Armee und das Militärwesen. Er sucht nach Selbstfindung und versucht, seinen eigenen Weg zu finden.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Niedergang, Monarchie, Österreich/Ungarn, Familie Trotta, Haus Habsburg, Armee, Bürokratie, Krieg, Kaiser, "Lebendig-Totseins", Ambivalenz, Selbstentfremdung, Identität.
- Arbeit zitieren
- Isabel Liebig (Autor:in), 2002, Sie konnten Österreich nicht überleben - Zum Gefühl des 'Lebendig-Totseins' in Joseph Roths Roman 'Radetzkymarsch', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44128