Als wir im Seminar über den Montanismus sprachen, beeindruckte mich besonders die Korrespondenz zur Gegenwart: Die Adventisten und die Pfingstbewegung weisen nicht nur gewisse Analogien auf, sondern stellen auch den gegenwärtig am stärksten wachsenden Zweig des Christentums dar. Vor diesem aktuellen Hintergrund war es mir ein besonderes Anliegen, mehr über die Bewegung der Kataphrygier, wie sie sich selbst nannten, herauszufinden.
Der Montanismus weist ein breites Spektrum auf; verschiedene Entwicklungsphasen, Enthusiasmus, Chiliasmus, Rigorismus, Kirchenorganisation, etc.. Ich habe mich auf die Behandlung der Frühphase beschränkt, da diese Bewegung nach Ausbleiben des prophezeiten Weltendes durch Anpassung stark modifizierte und sich danach hauptsächlich über seinen Rigorismus definierte.
In dem Bemühen, meiner Abhandlung Seriosität und Eigenständigkeit zu geben, werde ich zuerst kurz die Quellenlage erörtern und dann zur Herstellung des Kontexts eine Kurzbeschreibung dieser Bewegung geben. Unter Berücksichtigung der Aspekte urchristlicher prophetischer Tradition, der Ekstase montanistischer Prophetie und der daraus abgeleiteten rigoristischen Forderungen möchte ich den Kampf der sich institutionalisierenden Großkirche gegen diese prophetische Bewegung in ihrer Motivation und den kirchenpolitischen Konsequenzen erläutern, um damit den Bezug zur Gegenwart herzustellen:
· Wie haben die damals getroffenen Entscheidungen die Kirchengeschichte beeinflusst?
· Was treibt so viele junge Menschen in charismatische oder pfingstkirchliche Bewegungen?
· Wie kann die Ökumene von diesen Bewegungen profitieren?
Da meine Literatur und die benutzten Quellen schlussendlich weitaus zahlreicher waren, als ich anfänglich zu vermuten wagte, möchte ich an dieser Stelle nur auf das Literaturverzeichnis verweisen. Anzumerken bleibt, dass ich in meiner Hausarbeit bewusst nicht auf die Benutzung von Quellen aus dem Internet verzichtete (obwohl diese mir zu polarisiert erscheinen), da sie für mich wichtige Zeugnisse des gegenwärtigen Zeitgeistes sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Erörterung der Quellenlage
- 3. Der Montanismus
- 3.1.1 Kurze Zusammenfassung
- 3.1.2 Die „Neue Prophetie“ - Wiederbelebung des Urchristentums?
- 3.1.3 Die Prophetien der Montanisten
- 3.1.4 Die Form der „Neuen Prophetie“ – Ekstase
- 3.1.5 Die Forderungen der Montanisten - Askese
- 3.2 Die Abwehr des Montanismus
- 3.3 Kirchengeschichtliche Konsequenzen
- 4. Bezug zur Gegenwart
- 4.1 Das freie Wirken des Heiligen Geistes heute - am Beispiel der Pfingstbewegung
- 4.2 Erwählungsbewusstsein und Ökumene
- 5. Persönlicher Kommentar zur aktuellen Situation - Geist und Amt im Widerspruch?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Montanismus, eine frühchristliche prophetische Bewegung des 2. Jahrhunderts, und seine Relevanz für die Gegenwart. Sie beleuchtet die Quellenlage, die Lehren und Praktiken der Montanisten, die Reaktion der etablierten Kirche und die langfristigen kirchengeschichtlichen Folgen. Die Arbeit analysiert Parallelen zu heutigen charismatischen Bewegungen und diskutiert die Bedeutung des Verhältnisses zwischen dem Wirken des Heiligen Geistes und der kirchlichen Autorität.
- Die Quellenlage des Montanismus und die Herausforderungen der Rekonstruktion seiner Lehren.
- Die „Neue Prophetie“ der Montanisten und ihre Verbindung zur urchristlichen Tradition.
- Der Konflikt zwischen dem Montanismus und der institutionalisierenden Kirche.
- Der Vergleich des Montanismus mit gegenwärtigen charismatischen Bewegungen (z.B. Pfingstbewegung).
- Die Bedeutung des Montanismus für das Verständnis von Geist und Amt in der Kirche.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und erklärt das besondere Interesse der Autorin am Montanismus aufgrund von Parallelen zu gegenwärtigen, stark wachsenden Strömungen im Christentum wie der Pfingstbewegung und den Adventisten. Sie skizziert den Umfang der Arbeit, die sich auf die Frühphase des Montanismus konzentriert, bevor dessen Modifikation durch Anpassung nach dem Ausbleiben des prophezeiten Weltendes.
2. Erörterung der Quellenlage: Dieses Kapitel beschreibt die Herausforderungen bei der Erforschung des Montanismus aufgrund der spärlichen und oft gegnerischen Quellenlage. Die Schriften der Montanisten selbst sind größtenteils verloren gegangen und sind nur fragmentarisch durch Zitate ihrer Gegner bekannt. Die Autorin erläutert die Schwierigkeiten der unparteiischen Quellenrekonstruktion und betont die Bedeutung der wenigen erhaltenen prophetischen Aussprüche und der Werke von Tertullian, der später zum Montanismus konvertierte.
3. Der Montanismus: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Darstellung des Montanismus, beginnend mit einer kurzen Zusammenfassung seiner Entstehung in Phrygien im 2. Jahrhundert. Es analysiert die „Neue Prophetie“, die Rolle der Prophetinnen Prisca und Maximilla, und die rigoristischen Forderungen der Montanisten. Der Fokus liegt auf der urchristlichen prophetischen Tradition, der ekstatischen Form der Prophetie und der daraus resultierenden asketischen Lebensweise. Das Kapitel beleuchtet auch die kirchenpolitischen Konsequenzen des Konflikts zwischen dem Montanismus und der sich etablierenden Kirche. Die Zusammenfassung der verschiedenen Unterkapitel vereint die Thematik der „Neuen Prophetie“, ihrer Ausprägung und der damit verbundenen Lebensweise sowie des Konflikts mit der etablierten Kirche.
4. Bezug zur Gegenwart: Dieses Kapitel untersucht die Relevanz des Montanismus für die Gegenwart. Es zieht Parallelen zu charismatischen und pfingstkirchlichen Bewegungen und diskutiert die Frage, was junge Menschen zu diesen Bewegungen führt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Erwählungsbewusstsein innerhalb dieser Bewegungen und deren Potential für ökumenische Zusammenarbeit. Dieses Kapitel verknüpft die historischen Erkenntnisse mit der aktuellen Situation und stellt Fragen nach der Bedeutung des Verhältnisses von Geist und Amt in der heutigen Kirche.
5. Persönlicher Kommentar zur aktuellen Situation - Geist und Amt im Widerspruch?: Dieses Kapitel beinhaltet eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Geist und Amt vor dem Hintergrund des historischen und aktuellen Kontextes. Hier wird die Problematik in der Gegenwart erörtert und die Relevanz des Montanismus im Kontext des persönlichen Glaubens reflektiert.
Schlüsselwörter
Montanismus, Frühchristentum, Prophetie, Prisca, Maximilla, Kirche, Amt, Heiliger Geist, Ekstase, Rigorismus, Askese, Pfingstbewegung, Ökumene, Quellenkritik, Kirchengeschichte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit über den Montanismus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den frühchristlichen Montanismus, eine prophetische Bewegung des 2. Jahrhunderts, und seine Relevanz für die Gegenwart. Sie analysiert die Quellenlage, Lehren, Praktiken, die Reaktion der etablierten Kirche und die langfristigen kirchengeschichtlichen Folgen des Montanismus. Ein besonderer Fokus liegt auf Parallelen zu heutigen charismatischen Bewegungen und der Diskussion um das Verhältnis von Wirken des Heiligen Geistes und kirchlicher Autorität.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Quellenlage des Montanismus und die Herausforderungen der Rekonstruktion seiner Lehren, die „Neue Prophetie“ und ihre Verbindung zur urchristlichen Tradition, den Konflikt zwischen Montanismus und der institutionalisierenden Kirche, Vergleiche mit gegenwärtigen charismatischen Bewegungen (z.B. Pfingstbewegung) und die Bedeutung des Montanismus für das Verständnis von Geist und Amt in der Kirche.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Erörterung der Quellenlage, ein Kapitel zum Montanismus selbst (inklusive Unterkapitel zur Neuen Prophetie, den Forderungen der Montanisten, der Abwehr und kirchengeschichtlichen Konsequenzen), ein Kapitel zum Bezug zur Gegenwart (mit Fokus auf Pfingstbewegung und Ökumene) und ein persönlicher Kommentar zur aktuellen Situation des Verhältnisses von Geist und Amt.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit beschreibt die Herausforderungen bei der Erforschung des Montanismus aufgrund der spärlichen und oft gegnerischen Quellenlage. Die Schriften der Montanisten selbst sind größtenteils verloren. Die Autorin erläutert die Schwierigkeiten der unparteiischen Quellenrekonstruktion und betont die Bedeutung der wenigen erhaltenen prophetischen Aussprüche und der Werke von Tertullian.
Was ist die „Neue Prophetie“ des Montanismus?
Die „Neue Prophetie“ ist ein zentraler Aspekt des Montanismus. Die Arbeit analysiert diese Prophetie, ihre Verbindung zur urchristlichen Tradition, ihre ekstatische Form und die daraus resultierende asketische Lebensweise der Montanisten.
Welche Parallelen zum heutigen Christentum werden gezogen?
Die Arbeit zieht Parallelen zwischen dem Montanismus und heutigen charismatischen Bewegungen, insbesondere der Pfingstbewegung. Sie diskutiert das Erwählungsbewusstsein in diesen Bewegungen und deren Potential für ökumenische Zusammenarbeit. Die Frage nach dem Verhältnis von Geist und Amt in der heutigen Kirche wird ebenfalls im Kontext des Montanismus behandelt.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Das letzte Kapitel enthält einen persönlichen Kommentar der Autorin zur Problematik des Verhältnisses von Geist und Amt in der Gegenwart, wobei die Relevanz des Montanismus im Kontext des persönlichen Glaubens reflektiert wird.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Montanismus, Frühchristentum, Prophetie, Prisca, Maximilla, Kirche, Amt, Heiliger Geist, Ekstase, Rigorismus, Askese, Pfingstbewegung, Ökumene, Quellenkritik, Kirchengeschichte.
- Arbeit zitieren
- Regine Seidel (Autor:in), 2002, Die Propheten aus Kleinasien: Montanus, Priscilla, Maximilla - Offenbarungen des Heiligen Geistes? Die Kirche des Amtes und das freie Wirken des Heiligen Geistes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4414