Perikles - Demokratie oder Herrschaft des ersten Mannes?


Essay, 2005

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Jugend und Aufstieg des Perikles
2. Ausbau der Demokratie
3. Opposition gegen Perikles
4. „In Wirklichkeit aber Herrschaft des ersten Mannes“?

III. Schlussbemerkung

IV. Quellen- und Literaturverzeichnis

I. Einleitung

„So war es dem Namen nach Demokratie, in Wirklichkeit aber Herrschaft des ersten Mannes“[1]. Diese abschließende Betrachtung von Thukydides über die Regierungs- und Lebenszeit des athenischen Politikers und Strategen Perikles beschreibt die Problematik wohl am Treffendsten. Darf die Schaffenszeit Perikles‘ mit der “Geburt der Demokratie“ gleichgesetzt werden, wie es so oft der Fall ist? War er wirklich der ideale Staatsmann, wie Thukydides ihn beschreibt und verteidigt? Oder hatte Perikles eine Tyrannis etabliert und das Volk willkürlich beherrscht, so wie es ihm seine Gegner vorwarfen?

Das überlieferte Periklesbild beruht zum Großteil auf dem Zeugnis des athenischen Geschichtsschreibers Thukydides, der dem Alkmeoniden in seinem Werk über den Peloponnesischen Krieg einen besonderen Stellenwert einräumt. Thukydides hat selbst in diesem Krieg mitgekämpft und sein Quellenwert ist prinzipiell sehr hoch einzuschätzen. Das Problem ist aber nun, dass der Nachwelt nur wenige weitere Quellen über Perikles zur Verfügung stehen, die unabhängig von Thukydides sind. An erster Stelle müssen hier die attischen Komödien genannt werden. Für die meisten Komödiendichter des 5. Jh. v. Chr. war Politik und Privatleben des Perikles stets ein dankbares Thema. Hierbei sind vor allem Kratinos, Hermippos und Aristophanes zu nennen, von denen teils noch ganze Werke erhalten sind, teils nur wenige Fragmente, die vor allem von Plutarch überliefert worden sind. Plutarch hat in seiner Reihe der Doppelbiographien einen Teil Perikles gewidmet. Auch wenn er eine Vielzahl von Quellen für seine Informationen herangezogen hat, hält er sich doch meistens sehr eng an die Darstellung des Thukydides. Plutarchs Quellenwert ist weitaus schwieriger zu beurteilen, zumal zwischen der Lebzeit Perikles‘ und Plutarchs Niederschrift mehr als sechs Jahrhunderte vergangen sind. Doch da Thukydides nur über die letzten Jahre des Wirkens von Perikles berichtet, kommt man für die Zeit seines politischen Aufstiegs nicht um eine Beschäftigung mit Plutarch herum.

Diese Arbeit soll zuerst einen Überblick über den politischen Aufstieg des Perikles sowie seine Reformen geben. Seine Außenpolitik und die Kriegsschuldfrage können hier allerdings nur sehr kurz behandelt werden. Schließlich soll die Frage bearbeitet werden, ob Perikles tatsächlich als ein Alleinherrscher bezeichnet werden kann.

II. Hauptteil

1. Jugend und Aufstieg des Perikles

Perikles stammte sowohl von väterlicher als auch von mütterlicher Seite her aus sehr vornehmen attischen Geschlechtern und wurde um das Jahr 495 v. Chr. geboren. Seine Mutter Agariste gehörte dem berühmten Geschlecht der Alkmeoniden an, welches seit mehreren Generationen regelmäßig einige der wichtigsten Staatsmänner Athens stellte. Dieses Geschlecht war jedoch seit dem 7. Jh. v. Chr. mit einem Fluch beladen, was auf den sogenannten “kylonischen Frevel“ zurückging. Ein Mitglied des Alkmeonidengeschlechts soll einen Gottesfrevel schlimmster Art begangen haben, indem er Schutzsuchende in einem heiligen Tempel ermorden ließ[2]. Auch zwei Jahrhunderte später war dieses Ereignis noch nicht vergessen und wurde versuchsweise als politisches Druckmittel gegen Perikles verwandt. Sein Vater Xanthippos errang als Befehlshaber der athenischen Flotten in den Perserkriegen hohes Ansehen[3].

In seiner Jugend erhielt Perikles, wie es in Adelskreisen üblich war, eine umfassende Ausbildung. Als seine Lehrer in jungen Jahren nennt Plutarch Damon, der ihn in der Musik sowie der Staatskunst unterrichtete, und Zenon von Elea, der sich unter anderem mit Naturphilosophie beschäftigte. Vor allem aber prägte ihn der Umgang mit dem Philosophen Anaxagoras. Von ihm lernte er die Wertschätzung des Verstandes gegenüber dem Aberglauben sowie die Kunst der Rhetorik. Jener war es nach Plutarchs Zeugnis auch, der Perikles‘ „Charakter zur Würde und Vollkommenheit erzog“[4].

Das erste Mal trat Perikles offiziell an die athenische Öffentlichkeit, als er 472 die Funktion des Choregen für das Theaterstück “Die Perser“ von Aischylos übernahm[5]. Danach trat er erst zehn Jahre später bei dem Prozess gegen den Strategen Kimon in Erscheinung, der von der demokratischen Opposition nach militärischen Rückschlägen wegen Bestechung angeklagt worden war. Einer der Ankläger auf Seiten dieser Opposition war nun Perikles. Plutarch berichtet, dass er bis dahin die Politik gemieden habe, aber im Krieg „ein tapferer Soldat“ gewesen sei. Dann aber habe er sich entschlossen „auf die Seite des Volkes zu treten“ und „die Partei der besitzlosen Menge“ zu wählen[6]. Nun war Perikles offiziell in die große Politik eingetreten und hatte sich deutlich auf die Seite der Demokraten in der Polis und damit auf die Seite des Demos gestellt, obwohl er aus einem hohen Adelsgeschlecht stammte. Nach Kimons Verurteilung und Verbannung setzte sich außen- wie innenpolitisch die Gruppe der Demokraten durch. In der Außenpolitik wurde nun ein strikt antispartanischer Kurs verfolgt, der ganz im Gegensatz zu der Politik Kimons stand. Auch innenpolitisch standen einige Änderungen an. 462/1 wurde der Volksversammlung ein Beschluss vorgelegt, der die Entmachtung des Areopag vorsah, welcher sich aus den ehemaligen Archonten zusammensetzte. Als Antragsteller nennt Aristoteles Ephialtes. Die Volksversammlung stimmte zu und dem Adelsrat wurde die Mehrzahl seiner bisherigen Kompetenzen im öffentlich- rechtlichen und im politischen Bereich entzogen und auf die Volksgerichte, den Rat der 500 sowie die Volksversammlung verlagert. Plutarch nennt deutlich auch die Rolle des Perikles bei diesem Verfahren[7]. Es ist anzunehmen, dass Ephialtes bei der Entmachtung des Areopag auch nach außen hin die entscheidende Rolle gespielt hat, aber dass Perikles, der hinter Ephialtes zum zweiten Mann der demokratischen “Partei“ aufgestiegen war, in dieser Sache mitentschieden haben wird. Mit dieser Verlagerung von Kompetenzen hat „die demokratischen Staatsform ihre grundlegende Ausformung erhalten“[8]. Kurze Zeit später wurde Ephialtes ermordet und Perikles trat an seine Stelle.

2. Ausbau der Demokratie

Außenpolitisch strebte die demokratische Gruppe um Perikles nun einen ganz anderen Kurs an als Kimon vor ihnen. 461 kündigten sie das zur Abwehr der Perser geschlossenen Hellenenbündnis auf und vollzogen damit einen Bruch mit Sparta. Wohl drei Jahre später wurde mit dem Bau der langen Mauern begonnen, welche die Stadt Athen mit dem Hafen Piräus verbinden sollten, so dass bei einer Belagerung der Stadt immer noch der Weg zum Meer und somit zu neuen Versorgungsgütern offen stand. Auch diese Maßnahme stand ganz im Zeichen der Demokraten und widersprach der früheren Politik Kimons völlig[9]. In den nächsten Jahren kämpfte Athen nun an vielen Seiten, so auch 458 erstmals gegen den Gegner Sparta. Athen konnte viele Gebiete neu zu seinem Herrschaftsbereich dazu gewinnen, erlitt aber auch beispielsweise in Ägypten eine schwere militärische Niederlage. Die Struktur des zur Verteidigung gegen die Perser geschlossenen delisch- attischen Seebundes veränderte sich durch Maßnahmen Perikles‘ in dieser Zeit zudem erheblich. Als wichtigste Maßnahme muss hier die Verlegung der Seebundskasse, welche auf der kleinen Insel Delos gehütete wurde, nach Athen genannt werden[10]. Vordergründig war das Wiedererstarken der Perser der Grund hierfür, aber die stärkere Kontrolle, die Athen nun über die Gelder hatte, wird für Perikles und seine Anhänger sicher die größere Rolle gespielt haben. In dieser Zeit gelang es Perikles seine Machtstellung weiter auszubauen und das Volk immer wieder für seine Vorschläge zu gewinnen, was zum großen Teil wohl auch seiner Redegabe zuzuschreiben ist. In diesem Punkt sind sich die Quellen einig. Plutarch weiß zu berichten, dass er „alle anderen Redner übertraf“[11] und auch die attischen Komödien, sonst die schärfsten Kritiker und Verspotter von Perikles, loben seine Beredsamkeit[12].

[...]


[1] Thuk. 2.65,9.

[2] Zum “kylonischen Frevel“ siehe Thuk 1.126-127, zur Abstammung des Perikles auch Plutarch, Perikles, 3.

[3] Vgl. Carl W. Weber, Perikles. Das goldene Zeitalter von Athen, München 1985, S.67.

[4] Plut. Perikl. 4–5.

[5] Vgl. Weber, Perikles, 1985, S.96.

[6] Plut. Perikl. 7. Zur Beteiligung Perikles‘ am Prozess gegen Kimon siehe auch Aristoteles, Der Staat der Athener, 27,1.

[7] Aristoteles, Athenai. Polit.25,1-2 und Plut. Perikl. 9.

[8] Vgl. Hans – Joachim Gehrke/Helmuth Schneider (Hrsg.), Geschichte der Antike. Ein Studienbuch, Stuttgart, Weimar, 2000, S. 117-118.

[9] Vgl. Weber, Perikles, 1985, S.116.

[10] Vgl. Jochen Bleicken, Die athenische Demokratie, 4. Auflage, Paderborn u.a., 1995, S. 82ff.

[11] Plut. Perikl. 8.

[12] Vgl. Joachim Schwarze, Die Beurteilung des Perikles durch die attische Komödie und ihre historische und historiographische Bedeutung, München 1971, S. 131.

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Details

Titel
Perikles - Demokratie oder Herrschaft des ersten Mannes?
Hochschule
Universität Münster
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V44155
ISBN (eBook)
9783638418089
Dateigröße
423 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Perikles, Demokratie, Herrschaft, Mannes
Arbeit zitieren
Maike Berhorst (Autor:in), 2005, Perikles - Demokratie oder Herrschaft des ersten Mannes?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44155

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