Schon immer haben Medien eine Verbindung zwischen der öffentlichen Sphäre und dem privaten, lokalen Lebensraum ihrer Nutzer geschaffen. Bereits die Zeitung, das Fernsehen oder das Festnetztelefon ermöglichten das Eindringen von Botschaften und Inhalten von weit entfernten Orten in das häusliche Umfeld. Das Zuhause war in den Worten David Morleys ein Ort „where the global meets the local“. Die Entwicklung neuer, mobiler Medien, allen voran des Internets und des Mobiltelefons, birgt jedoch das Potential für eine Veränderung der Rolle des Zuhauses als wichtigstem Kontext der Medienaneignung und des Medienkonsums. Denn auch wenn wir physisch nicht an zwei Orten zugleich sein können, ermöglicht das Mobiltelefon nicht nur ein Eindringen von Botschaften in den häuslichen Kontext, sondern auch eine Mobilität des Nutzers mit dem Medium.
Diese Entwicklung stellt eine besondere Herausforderung für den Domestizierungsansatz in den Cultural Studies dar. Er propagiert die Berücksichtigung des individuellen Kontextes bei der Analyse der Medienaneignung. Der Fokus lag dabei für gewöhnlich auf der Betrachtung der Medienaneignung im Kontext des Zuhauses. Besonders deutlich wird dies in den Arbeiten David Morleys, der zu den Mitbegründern des Ansatzes zählt und auf dessen Werken die vorliegende Arbeit schwerpunktmäßig aufbaut. Vor dem Hintergrund einer Herauslösung der Medienaneignung und -nutzung aus dem (alleinigen) Kontext des Zuhauses stellt sich die Frage, wie hilfreich der ursprüngliche Domestizierungsansatz für die Analyse dieser Entwicklung sein kann. Welches Potential bietet er insbesondere für die Untersuchung der Aneignung mobiler Medien? Welche Veränderungen des ursprünglichen Konzepts sind notwendig? Dies sind die leitenden Fragestellungen, mit denen sich die vorliegende Arbeit beschäftigt.
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil liegt der Fokus auf dem Werk David Morleys. Es sollen seine wichtigsten Arbeiten und Forschungsfelder in knapper Form dargestellt werden. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem ursprünglichen Konzept des Domestizierungsansatzes. Im dritten Teil wird erläutert, welche Herausforderung die Aneignung mobiler Medien für den Domestizierungsansatz und das Zuhause als Ort der Medienaneignung darstellt. Es soll diskutiert werden, welches Potential der Ansatz für die Analyse dieser Aneignungsprozesse bietet und wie mögliche Weiterentwicklungen des Domestizierungskonzepts aussehen könnten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Werk Morleys: Von Rezeptionsstudien zur Medienaneignung
- "The Nationwide Television Studies" - Rezeption eines Fernsehmagazins
- "Family Television" – Fernsehkonsum im häuslichen Kontext
- Das HICT-Projekt und neuere Arbeiten Morleys
- Der Domestizierungsansatz
- Vorbemerkung: Theoretische Grundannahmen des Domestizierungsansatzes
- Moralische Ökonomie des Haushalts
- Doppelte Artikulation
- Die Phasen des Domestizierungsprozesses
- Neue Medien als Herausforderung für den Domestizierungsansatz und das Zuhause als Ort der Medienaneignung
- Die Bedeutung des häuslichen Kontextes im Wandel
- Integration von Mobilität – Weiterentwicklungen des Domestizierungsansatzes
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie hilfreich der Domestizierungsansatz in den Cultural Studies für die Analyse der Aneignung mobiler Medien ist. Der Fokus liegt dabei auf den Arbeiten David Morleys, einem Mitbegründer des Ansatzes. Die Arbeit untersucht das Potential des Domestizierungsansatzes im Kontext der Herauslösung von Medienaneignung und -nutzung aus dem Zuhause.
- Das Werk David Morleys und seine zentralen Arbeiten zur Rezeption von Fernsehprogrammen
- Der Domestizierungsansatz: Theoretische Grundannahmen, moralische Ökonomie des Haushalts, Doppelte Artikulation und die Phasen des Domestizierungsprozesses
- Die Herausforderung der Aneignung mobiler Medien für den Domestizierungsansatz und die Bedeutung des Zuhauses
- Potentiale und mögliche Weiterentwicklungen des Domestizierungskonzepts im Kontext der mobilen Medien
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird ein Überblick über die wichtigsten Arbeiten David Morleys gegeben, mit besonderem Fokus auf "The Nationwide Television Studies" und "Family Television". Das zweite Kapitel behandelt den Domestizierungsansatz in seinen theoretischen Grundannahmen, der Moralischen Ökonomie des Haushalts, der Doppelten Artikulation und den Phasen des Domestizierungsprozesses. Im dritten Kapitel wird die Herausforderung der Aneignung mobiler Medien für den Domestizierungsansatz und die Rolle des Zuhauses als Ort der Medienaneignung diskutiert.
Schlüsselwörter
Der Domestizierungsansatz, Medienaneignung, mobile Medien, David Morley, "The Nationwide Television Studies", "Family Television", häuslicher Kontext, De-Domestizierung
- Arbeit zitieren
- Kirsten Petzold (Autor:in), 2010, Die Arbeiten David Morleys, der Domestizierungsansatz und dessen Potential zur Analyse der Aneignung mobiler Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/441860