Die Auswirkungen von Armut auf die Kindergesundheit


Studienarbeit, 2018

31 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist Armut?
2.1 Versuch zu einer Begriffsdefinition von Armut
2.2 Welche Dimensionen umfasst Armut bei Kindern?
2.2.1 Armutserfahrungen im Vorschulalter
2.2.2 Armutserfahrungen im Grundschulalter

3 Kindergesundheit
3.1 Gesundheit in Gefahr ?
3.2 Fehlende Aufklärung über „gesund leben“
3.2.1 Hygiene
3.2.2 Ernährung
3.2.3 Möglichkeiten zur Bewegung
3.3 Gesundheitsförderung
3.3.1 Voraussetzungen des Schulsettings
3.3.2 Das Schulprogramm der Fridtjof-Nansen-Schule

4 Folgerungen für pädagogisches und soziales Handeln

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

7 Anlagen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Sozialstrukturelle Merkmale Armutsberechnungstabelle

Abb. 2: Vier Dimensionen von Armut bei Kindern

1 Einleitung

Den Entschluss meiner Studienarbeit den Titel „Auswirkungen von Armut auf die Kindergesundheit“ zu geben, fasste ich bei einem interessanten Zitat über die Welt. Ein chinesischer Philosoph Namens Laotse sagte einmal: „Betrachte die Welt als dein Selbst, habe Vertrauen zum Sosein der Dinge, liebe die Welt als dein Selbst; dann kannst du dich um alle Dinge kümmern (Laotse).“ Dieses Zitat ist ein Gedanke der uns Menschen in Verbindung zur Armut eine andere Welt vorlebt als die Jetzige. Das Ausmaß von Kinderarmut in Deutschland, besonders in fernöstlichen Ländern ist alarmierend. Ein Aufwachsen in Armut ist eine schwere Hypothek, mit der Kinder ihr Leben starten. Diese Zielgruppe erlebt einen Zustand der Unterversorgung, Vernachlässigung, Risikoinkaufnahmen und Gesundheitsgefährdung. Die eigene Kraft reicht nicht aus um sich selbst aus dieser prekären familiären Lebenslage zu befreien. Sie bemerken jedoch die Hilflosigkeit und die extremen Folgen im späteren Leben. Mit der Armut kommen die schlechteren Bildungschancen, die gesundheitliche Beeinträchtigung und ein geringeres psychischen Wohlbefinden. Dieser verkehrlichen Situation möchte ich entgegenwirken. Für mich stellt sich immer die kuriose Frage, Ist es wirklich so prägnant? Mit dieser Arbeit möchte ich zu verstehen geben, was für ein Ausmaß die Thematik Armut umfasst und in wieweit sich der „Virus-Armut“ schon in unsere Gesellschaft eingenistet hat. Im ersten Teil der Arbeit befasse ich mich mit dem Begriff Armut und versuche die aktuelle Situation und ihr gewaltiges Ausmaß zu veranschaulichen. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden Verhaltensweisen bei Grundschülern und Vorschulkindern genauer beleuchtet. Im 3. Punkt „Kindergesundheit“ werden Gesundheitliche Faktoren und ihre Funktion im Bereich der Armut beschrieben. Zu guter Letzt werden auch präventive Maßnahmen vorgestellt.

2 Was ist Armut?

Wenn man von Armut spricht, werden häufig negative Lebenszustände assoziiert. Vereinfacht kann man sagen, dass Armut ganz allgemein bedeutet, nicht genug von etwas zu haben. Im Bereich der Armut kann man zwischen zwei Formen unterscheiden. Es gibt die absolute Armut und die relative Armut. Im Verlauf dieses Kapitels werde ich auf beide Formen noch spezifischer eingehen. Zunächst betrachte ich die Meinung der Öffentlichkeit. Die Menschen stellen eine Debatte auf, welche den Zustand „Armut“ abschaffen soll (vgl. Zeyer 2013, S.15). Betrachtet man diese Debatte aus wissenschaftlicher Perspektivee, wird deutlich, dass Kinder inzwischen diejenige Altersgruppe bildet, die am häufigsten von Armut betroffen ist. In Deutschland spricht man derzeit von einer gewaltigen Zahl von etwa 2,7 Millionen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Das bedeutet, dass jedes sechste Kind bzw. Jugendliche in Armut aufwächst. Um Armut abschaffen zu wollen, braucht es weitaus mehr als einen Wunsch in die Welt zu setzten. Es ist wichtig zu wissen, wie vielseitig sich das Thema „Armut“ gestaltet (vgl. Klocke 2001, S. 9). Dazu erläutere ich die zwei Formen von Armut, absolute Armut und relative Armut. Beide Formen führen zu keiner Begriffsdefinition. Eine genaue Definition verschwindet trotz aller Befunde, hinter Vorurteilen der Menschen und beherrschenden Scheinargumenten. Die Bevölkerung tendiert dazu, dass Thema Armut zu pauschalisieren. Dabei gilt es zu beachten, dass Armut nicht gleich Armut ist. Wenn wir von der absoluten oder extremen Armut sprechen, dann bezieht sich dieser Lebenszustand auf Menschen, denen pro Tag weniger als zwei Euro zur Verfügung stehen. Grundbedürfnisse, wie ein Zuhause, Kleidung oder ausreichend Lebensmittel können nicht bzw. nur mangelhaft erfüllt werden (vgl. Zeyer 2013, S. 15-17). Diese Menschen leben am äußersten Rand der Existenz. Vergleicht man die relative Armut mit der absoluten Armut, bewegt man sich in einem ganz anderen sozialen Bereich. Von relativer Armut spricht man in der Wohlstandsgesellschaft. Diese bilden eine arme „Unterschicht“. In Deutschland gibt es eine Armutsgefährdungsquote. Die Armutsgefährdungsquote definiert den Anteil der Menschen, deren Äquivalenzeinkommen weniger als 60% des Durchschnittseinkommens beträgt. Auch für diesen Zustand gibt es gewisse Sozialindikatoren, welche eine Vielzahl von Kriterien beinhalten. Solche Kriterien sind. z.B. Jemand kann seine Miete oder andere Rechnung nicht rechtzeitig bezahlen. Kinder und Jugendliche können ihren Hobbys nicht nachgehen. Familien müssen beim Einkauf von Lebensmittel auf hochwertige Produkte bzw. vollwertige Nahrungsmittel wie, Fleisch, Fisch oder vegetarische Mahlzeiten verzichten (vgl. Zeyer 2013, S. 17 ff.). Diese Indikatoren wirken etwas bizarr sind aber für höhere Institutionen die einzige Möglichkeit den Ermessensspielraum zu bestimmen. Als dritten Bereich der Armut erwähne ich die „gefühlte Armut“. Für diesen Zustand gibt es keine genauen Sozialindikatoren oder Bewertungsmaßstäbe, dennoch umfasst dieser Bereich eine beachtliche Dimension, nicht gemessen an den Betroffenen, sondern an der Wirkung und der Beeinflussbarkeit von Personen und deren Sozialverhalten. Bei gefühlter Armut geht es um das Bewusstsein, dass diese Art der Armut konstruiert. Es betrifft die Menschen, die sich aufgrund ihrer gesellschaftlichen Position ausgegrenzt oder unterdrückt fühlen. Sie haben Angst vor wirtschaftlichen Umbrüchen bzw. Angst vor Armut. Diese Anzahl von armen Menschen, egal welcher Zugehörigkeit wächst immer mehr. Besonders Kinder und Jugendliche sind zeitgleich betroffen. Das heißt, mit der wachsenden Zahl von armen Eltern (Deutschland 2016, 19,7%) wächst auch die Zahl von betroffenen Kinder und Jugendlichen. Trotz der vielen Indikatoren und Bewertungsmaßstäbe, der Richtlinien anhand des Einkommens, gestaltet es sich schwierig, eine klare Definition zu finden.

2.1 Versuch zu einer Begriffsdefinition von Armut

Den Begriff Armut zu definieren, gestaltete sich sehr komplex. Gehen wir zurück zum Ursprung. Laut der Germanischen Schrift bedeutet „arm“, vereinsamt, verwaist. Um Armut zu definieren, ist es wichtig, Werturteile mit einfließen zu lassen, die den Unterschied zwischen „arm" und „nicht arm“ darstellen. In der Moderne wird sich ausschließlich auf Wohlstand und Lebensstandard bezogen, obwohl sich Armut vielseitiger präsentiert. Walter Hanesch bezeichnet „Armut“ als eine soziale Kategorie, deren exakte Ausgestaltung von verschiedenen sozialen Definitionsprozessen abhängt (Hanesch 2002, S. 47). Die Versuche Armut zu definieren werden immer schwammiger und die Maßstäbe zur Armut werden immer relativer. Prozesse stellen immer eine Veränderung dar, doch kann man einige Prozesse nicht selbst verändern oder beeinflussen. Sie passieren indirekt in unserer Umgebung, beeinflussen unser Denken, Handeln, Fühlen und unsere Lebensumstände. Damit ist gesagt, dass ein Kind oder ein Jugendlicher nicht auf freiwilliger Basis den Weg zur Armut eingeschlagen hat. Den Weg zur Armut gestaltet sich aus Entscheidungen, Indikatoren und soziokulturellen Umständen, die wir Menschen nicht beeinflussen können. Um Armut zu definieren, bräuchte man genaue Maßstäbe oder Richtlinien. Es gibt eine Vielzahl an verschiedensten Ansätzen der Armutsermessung und jeder Ansatz bringt unterschiedliche Ergebnisse. Ein völlig ökologisches Leben, ein Leben in Gesundheit, ein sozial nachhaltiges Leben oder ein Leben in Bescheidenheit, bedeutet nicht zeitgleich, ein Leben in Armut. Es ist nur eine Frage der Dimension und der Prävention in Bezug auf die direkt betroffenen Kinder und Jugendlichen in einer Familie.

2.2 Welche Dimensionen umfasst Armut bei Kindern?

Wenn man von Dimensionen spricht, bewegt man sich in einem sehr weitreichenden Bereich. In diesem Abschnitt soll es deshalb spezifisch um die Kindesentwicklung gehen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Bildungserfolg und den kognitiven Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen (im fortlaufenden Text: Kinder). Armut bringt zeitgemäß ein bestimmtes Milieu mit sich. Im Bereich der Kinderarmut lässt sich aus neuen Studien schlussfolgern, dass Kinder aus solchen Kreisen durch kumulative Risiken in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden. Soziokulturelle Sozialforschungen können diese Erkenntnisse bestätigen. Dieses Risiko bildet sich aus den spezifischen Anforderungen an die familialen Interaktionsstrukturen in den Milieus. Jeder Tag verbirgt verschiedene Aufgaben bzw. Anforderungen an die jeweiligen Familien. Diese Sozialisationsbedingungen beeinflussen die kindliche Entwicklung. Zusätzlich beeinträchtigt die soziale Lage und die familiale Sozialisation auch die kognitive Entwicklung (vgl. Grundmann 2001, S. 209). Damit lässt sich festhalten, dass Armut nicht nur abhängig ist von Individuum zu Induviduum, sondern einen viel größeren Wirkungsradius besitzt. In der Armutsforschung wird Armut als ein multidimensionaler Vorgang bezeichnet. Es stehen materielle, kulturelle und psycho-soziale Merkmale im Zusammenhang. Kinderarmut geht demzufolge weit über materielle Armut hinaus. Für Kinder ist der familiäre Hintergrund von zentraler Bedeutung. Die Familie ermöglicht dem Kind den Zugang zu verschiedenen Ressourcen. Die Eltern-Kind-Beziehung und der Erziehungsstil haben einen direkten Einfluss auf die Entwicklung- und Aneignungsprozesse. In Familien gibt es ein Rollensystem. Man spricht dann von einem gewissen Familienstatus. Verarmung kann zur Veränderung solcher Systeme führen. Gemeinsame Aktivitäten wie zusammen essen, einkaufen, spielen, fernsehen oder ein Ausflug in den Freizeitpark haben großen Einfluss auf die Lebenslage der Kinder und Eltern. Können solche Sozialisationsformen nicht eingehalten werden oder finden eher problematische, materiell betonte Erziehungsformen statt, z.B. Kinder bekommen Geld oder Süßwahren als Belohnung, kann es zu starken Sozialisations- bzw. Entwicklungsstörungen kommen. Arme Kinder bekommen häufig weniger Zuneigung als nicht arme Kinder. Arme Kinder sind häufiger Zeuge von Gewalt als nicht arme Kinder. Diese Tatsachen charakterisieren dieses bestimmte Milieu, aus dem nur Wenigen die „Flucht“ aus eigener Kraft gelingt. Angesichts der Mehrdimensionalität von Armut sind arme Kinder und Jugendliche gezwungen, ihre Sozialisation unter erschwerten Bedingungen zu bewältigen (vgl. Hock 2000, S. 15-18).

2.2.1 Armutserfahrungen im Vorschulalter

Vorschulkinder bilden die größte Armutsgruppe in Deutschland. Die AWO Studie über „Armut bei Kindern und Jugendlichen“ stellte sich als zentrale Aufgabe die Untersuchung von Vorschulkindern im Bezug zur Armut. Der Armutsanteil von Vorschulkindern richtet sich signifikant nach der Größe der Gemeinde und der Familienkonstellation. In einer Gemeinde mit einer Einwohnerzahl von weniger als 20000 Personen liegt die Armutsquote bei 18%, steigt die Einwohnerzahl, so erreicht die Armutsquote Spitzenwerte bis zu 34% (vgl. Fuchs 2001, S.51-60). Die zweite genannte Komponente richtete sich nach der Familienkonstellation. Dabei stellte die AWO Studie fest, dass arme Kinder deutlich häufiger aus Familien mit drei und mehr Kindern stammen als nicht-arme Kinder. (Abb. 1) Die traditionelle Familie behält trotz Armut die Überhand. Laut Studie leben fast 60% der armen Kinder mit beiden leiblichen Eltern zusammen. Dennoch gibt es zwei weitere Lebensformen, welche sich zahlentechnisch mit nach vorn schieben. Zum einen die Mutter-Kind-Familie mit rund 25% und zum anderen die Mutter-Kind-Stiefvater-Familie. Diese Form des Zusammenlebens betrifft mehr als jedes zehnte arme Kind und etwa jedes zwanzigste nicht-arme Kind. Die extrem verbreitete Arbeitslosigkeit und Erwerbsunfähigkeit führen zu einem hohen Armutsrisiko. 96% der Väter von nicht-armen Kindern sind berufstätig, dagegen ist es bei den armen Kindern nur ein kleiner Teil von 50%. Armut entwickelt sich fast ausschließlich aus den finanziellen Möglichkeiten einer Familie. Aus diesem Grund reduziert die Berufstätigkeit beider Eltern das Armutsrisiko erheblich (vgl. Hock/Holz/Simmedinger/Wüstendörfer 2000, S. 70ff.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

* Kind lebt mit (mindestens) zwei Erwachsenen (Eltern, Vater/Mutter und Lebenspartnern, Pflegeeltern) zusammen. ** Nur für Mütter und Väter in Familienhaushalten.

Abbildung 1: „Armut im Vorschulalter“ 1999, Berechnungen des ISS

Mit diesem Teil des Kapitels wäre zunächst geklärt, unter welchen Voraussetzungen und mit welcher Wahrscheinlichkeit es zu welchem Armutszustand kommen kann. Was passiert mit den Lebenschancen und der Entwicklung der Kinder im Vorschulalter, wenn es in Armut „groß“ wird? Um diese Frage beantworten zu können vermag es eine Eingrenzung in vier zentrale Dimensionen der kindlichen Lebenslage. Diese vier Dimensionen von armen und nicht-armen Kinder sind, 1.Materielle Grundversorgung, 2.Kultureller Bereich, 3.Sozialer Bereich und 4.Gesundheitliche Lage. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass arme Kinder in allen Bereichen deutlich häufiger eingeschränkt bzw. auffällig sind als nicht-arme Kinder (Abb. 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: „Vier Dimensionen von Armut bei Kindern“ 1999, Berechnung des ISS

In der materiellen Grundversorgungzeigt sich die Familienabhängigkeit von Kindern deutlich. Äußere bzw. hygienische Mangelerscheinungen sind die Folge. Die Eltern zahlen Essensgeld und andere Beiträge für Aktivitäten der KiTa nur unregelmäßig. Rund 40% der armen Kinder wiesen schwere Mängel auf. Kindertagesstätten bieten besonders für die Vorschulkinder passende Förderangebote an, um den Weg zur Grundschule so angenehm wie möglich zu gestalten. Solche Angebote können dann nur schwer von Kindern aus schwierigen Verhältnissen wahrgenommen werden. Die Folge sind Entwicklungsverzögerung und fehlende Bildung bereits in jungen Jahren (vgl. Zander 2010, S. 100). Im kulturellen Bereich wurden Spielverhalten und die Aktivität (Arbeitsverhalten) beobachtet. Dabei fanden die Forscher heraus, dass rund die Hälfe der armen Kinder Auffälligkeiten im Bereich des Spiel- und Sprachverhalten aufwiesen. Die Chance altersgerecht in die Schule zu kommen, ist damit geringer als bei nicht-armen Kindern. Die Zahlen sprechen von rund 30% der Kinder, die es nicht geschafft haben eingeschult zu werden (vgl. Hock/Holz/Wüstendörfer 2000, S. 33-38).

Der soziale Aspekt ist meiner Meinung nach besonders wichtig und hat seine zentrale Bedeutung. Wenn es um den Erwerb von Sozialkompetenzen geht, besonders im Kindesalter, bildet sich ein Konzept, dass die Grundlage für unser gesamtes Leben darstellt. Wir alle sind Sozialwesen und müssen, um zu überleben, mit anderen Sozialwesen in Kontakt treten. Ist dieser Vorgang behindert bzw. gestört z.B., durch Entwicklungsstörungen, dann kann dies zu seelischen und psychischen Belastungen führen. Aus diesem Grund wurden Sozialpsychologische Studien betrieben, die sich speziell auf solche Auffälligkeiten beschränkten. Bereits in jungen Jahren waren Kinder die von Armut betroffen sind eher von anderen Kindern abgeneigt. Sie mieden den Kontakt. Die Kinder nahmen an keinen Gruppenaktivitäten teil, zeigten kein Interesse an verschieden Themen und waren auch nicht in der Lage, ihren Standpunkt bzw. ihre eigene Gedanken oder Gefühle zu offenbaren und darüber zu sprechen. Es zeigte sich laut Zander der Anschein einer fehlenden Intelligenz. Die anderen Kinder begannen zeitgleich die armen Kinder auszugrenzen und weniger zu beachten. (vgl. Zander 2010, S. 101) Der letzte Bereich ist die Gesundheit. Dabei kommen nur geringe Unterschiede zwischen armen und nicht armen Kindern zum Vorschein. Trotz dessen waren die nicht-armen Kinder wieder tendenziell besser dran. Arme Kinder zeigten körperliche Entwicklungsverzögerungen. Dabei geht es um motorische Eigenschaften und körperliches Können.

Schlussendlich lässt sich sagen, dass man Armut bei Kindern immer empirisch betrachten sollte. Kinderarmut ist ein sehr komplexes Geschehen und muss als Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren betrachtet werden. Die AWO-ISS Studie hat den empirischen Nachweis erbracht, dass das Spektrum kindlicher Lebenslagen ein sehr breites ist und Kinder sowohl im Wohlergehen trotz Armut als auch in multipler Deprivation trotz nicht-Armut aufwachsen können (vgl. Zander 2010, S. 101-102). Bei Vorschulkindern führt die familiäre Armut nicht zwangsweise zu Beeinträchtigungen oder Auffälligkeiten. Bei der AWO-ISS Studie waren ca. ein Viertel der untersuchten Kinder in keinem der vier Bereiche auffällig. Das wesentliche Problem ist nicht die Anzahl der „gesunden“ Kinder, sondern der Aspekt, dass rund doppelt so viele nicht-arme Vorschulkinder in Wohlergehen leben als arme Kinder. Für die Zukunft ist es nicht entscheidend das „Hier und Jetzt“, sondern der präventive Gedanke. Ab der Geburt bilden sich Grundlagen für die weitere kindliche Entwicklung. Dieser Prozess kann zu einer Verfestigung von Defiziten, aber auch zu einer Verbesserung der Lebenslage führen. Dieses nachgewiesene Spektrum an Lebenslagentypen ist ebenfalls im späten Kindesalter (Grundschulzeit) nachweisbar (vgl. Holz/Puhlmann 2000, S. 105). Ein Kind sollte den Prozess des „groß werden“ so angenehm wie möglich erfahren, ohne Hungernot, ohne Ausgrenzung und ohne körperlichen oder gar psychischen Beeinträchtigungen.

2.2.2 Armutserfahrungen im Grundschulalter

Wenn man die Kinder im Grundschulalter betrachtet, beschäftigt man sich mit einer relativ neuen Problematik. Erst 1998 geriet die Gruppe der Grundschüler in den Blickwinkel der Öffentlichkeit. Sofort entstanden in den Folgejahren mehrere empirische Studien zum Thema Armut bei Grundschülern. Durch die Tatsache, dass jedes Kind sich auf einem unterschiedlichen Entwicklungsstand befindet, ist es schwer eine feste Altersgrenze festzulegen. Jedes Kind befindet sich in einer anderen Entwicklungsphase. Es ist wichtig anzugeben, aus welcher Perspektive eine Phaseneinteilung stattfindet. Betrachtet man die sozialpädagogische Sicht und derer moderner Institutionalisierung, so wäre eine Phaseneinteilung mit Bezug auf die Sozialisationsinstanzen und die kindliche Lebenswelt vorzunehmen. Lothar Böhnisch sprach bereits 1997 von einer solchen Einteilung. Er betrachtete das Schulkind in einem Spannungsfeld zwischen Lockerung von elterlichen Einfluss, kindlichen Eigensinn und den Ort Schule als neue Möglichkeit sich sozial zu entwickeln(vgl. Zander 2010, S. 119). Mit dem Eintritt in die Schule ist der Abstand zu den Eltern gleich mit gewachsen. Kinder erlernen das Gefühl von Zeitstrukturen, strengen Regeln und Normen. Der Grundschüler ist nicht mehr unter dauerhaften Aufsicht der Eltern, in manchen Fällen kann nun erstmals eine armutsfreie Situation geschaffen werden. Die Kinder gewinnen sowohl räumliche als auch soziale Stärke zu ihren eigenen Erfahrungsräumen dazu. Im selben Zeitraum gibt die Schule gewisse Entwicklungsbereiche vor. Die Kinder müssen in den ersten Jahren lesen, schreiben und rechnen erlernen. Auch körperliche Beherrschung und das Erlernen von altersentsprechendem Verhalten gehört zu den Anforderungen an Grundschüler. Die Familie sollte im Ausgleich dazu eine Atmosphäre der Erholung und der Entspannung liefern. Familienbeziehungen dienen mit außerschulischen Angeboten als emotionaler und sozialer Ausgleich, dass heißt freies Spielen zu ermöglichen, kindliches Eigenleben sattfinden lassen und neue soziale Kontakte zu knüpfen und zu erhalten (vgl. Zander 2010, S. 110-119).

[...]

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Die Auswirkungen von Armut auf die Kindergesundheit
Hochschule
Duale Hochschule Gera-Eisenach (ehem. Berufsakademie Thürigen in Gera)
Note
1,9
Autor
Jahr
2018
Seiten
31
Katalognummer
V442010
ISBN (eBook)
9783668805590
ISBN (Buch)
9783668805606
Sprache
Deutsch
Schlagworte
auswirkungen, armut, kindergesundheit
Arbeit zitieren
Yannick Schmalfuß (Autor:in), 2018, Die Auswirkungen von Armut auf die Kindergesundheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/442010

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