Während des 3. Reiches zwischen 1933 und 1945 waren unter der halben Million Menschen, die Deutschland oder den deutschsprachigen Raum verlassen mußten, auch ca. 9250 sogenannte „Geistesarbeiter“, also Personen, die direkt mittels ihrer geistigen Fähigkeit oder sprachlichen Ausdrucksfähigkeit ihr Geld verdienten. Dazu zählen Schriftsteller, Publizisten, Wissenschaftler aller Fachrichtungen, Ärzte, Psychiater, Psychoanalytiker, aber auch Künstler wie Schauspieler, Dichter, Maler etc. Im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen, die auch schon vor der Flucht ihr Geld durch körperliche Arbeit verdienten, waren diese Menschen unmittelbar auf ihren Verstand, auf das Wort, auf die deutsche Sprache als Mittel zum Lebensunterhalt angewiesen -mit augenscheinlicher Ausnahme der bildenden Künstler, wobei natürlich auch diese (oder sogar gerade diese) unter den veränderten Lebensbedingungen zu leiden hatten.
Sofern sich diese Menschen, um die es sich in der Hauptsache in dieser Hausarbeit handeln soll, keine körperliche Tätigkeit ausübten, mußten sie in ihrem Gastland ihre alte Arbeit unter komplett anderen Bedingungen wieder aufnehmen. In diesem Moment wurden sie kulturell wirksam. Wichtige und wissenschaftlich relevante Faktoren sind dabei auf der einen Seite die Bedingungen und Umstände des einzelnen Individuums, d.h. die Frage nach der Motivation und den Einflüssen auf den Autor, und auf der anderen Seite der Output, d.h. was für ein Produkt wurde geschaffen, welchen Zweck hatte es und wie wurde es von den verschiedenen Rezipienten aufgenommen? Kulturelle Wirksamkeit, wie in der Überschrift angegeben, kann eigentlich nur ein Sammelbegriff für sämtliche Zeugnisse deutschsprachiger Exilarbeit sein. In dieser Hausarbeit soll anhand einer kleineren, spezifischen Gruppe, der SAP in Norwegen, auf diese Input- und Outputfaktoren eingegangen werden. Hinzu kommt hierbei die Frage nach der Einbindung dieser politischen Flüchtlinge in ihre Organisation: Wie wirkt sich die Einbindung auf die kulturelle Wirksamkeit aus? Eine weitere Frage ist, welche Auswirkung die Wahl Norwegens als Exilland hatte? Wie waren die dortigen Arbeitsbedingungen? Welche Unterstützung erhielten politische Flüchtlinge, speziell die SAP-Mitglieder? Zeitlicher Rahmen soll hier die Machtergreifung Hitlers für den Beginn der allgemeinen Fluchtbewegung und der Überfall Deutschlands auf Norwegen am 09.04.1940 sein, welches de facto das Ende der SAP-Exilarbeit in Norwegen bedeutete.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bedingungen des norwegischen Asyls für politische Flüchtlinge
- Asylpolitik, -praxis und Flüchtlingszahl
- Leben in Norwegen
- Spezifische Einbindung von Mitgliedern politischer Strukturen
- Die SAP in Norwegen
- Geschichte der Osloer Gruppe
- Sozialstruktur der Osloer Gruppe
- Wirken der SAP in Norwegen
- Allgemeine Arbeit, Ziele, Durchführung
- Willy Brandt
- ,,Nazi-Boeddelen“, „Solidaritet“ und „Det skjulte Tyskland“
- Sonderaufgaben und Finanzleistung
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der kulturellen Wirksamkeit deutschsprachiger Emigration am Beispiel der SAP-Gruppe in Norwegen während des Dritten Reichs. Sie analysiert die Bedingungen des norwegischen Asyls für politische Flüchtlinge und untersucht die spezifische Einbindung der SAP-Mitglieder in die norwegische Gesellschaft. Die Arbeit beleuchtet auch das Wirken der SAP in Norwegen, ihre Ziele, Arbeitsweisen und den Einfluss ihrer Aktivitäten auf die norwegische Gesellschaft.
- Die Bedingungen des norwegischen Asyls für politische Flüchtlinge
- Die Einbindung der SAP-Mitglieder in die norwegische Gesellschaft
- Die kulturelle Wirksamkeit der SAP-Gruppe in Norwegen
- Die Arbeitsbedingungen und die Unterstützung, die politische Flüchtlinge in Norwegen erhielten
- Die Auswirkungen der Wahl Norwegens als Exilland auf die Aktivitäten der SAP
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der kulturellen Wirksamkeit deutschsprachiger Emigration im Kontext des Exils in Norwegen ein und stellt die SAP-Gruppe als Fallbeispiel vor.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Bedingungen des norwegischen Asyls für politische Flüchtlinge. Es analysiert die Asylpolitik und -praxis, die Zahl der Flüchtlinge und die spezifischen Herausforderungen, die jüdische und politische Flüchtlinge zu dieser Zeit in Norwegen erlebten.
Kapitel 3 befasst sich mit der SAP in Norwegen und gibt einen Überblick über die Geschichte und die Sozialstruktur der Osloer Gruppe.
Das vierte Kapitel analysiert das Wirken der SAP in Norwegen, ihre allgemeinen Ziele, Arbeitsweisen und die Rolle von Willy Brandt innerhalb der Gruppe. Es geht auch auf die Bedeutung von Begriffen wie „Nazi-Boeddelen“, „Solidaritet“ und „Det skjulte Tyskland“ sowie auf die Sonderaufgaben und Finanzleistungen der SAP ein.
Schlüsselwörter
Deutschsprachige Emigration, SAP-Gruppe, Norwegen, Asylpolitik, Exil, kulturelle Wirksamkeit, politische Flüchtlinge, Willy Brandt, „Nazi-Boeddelen“, „Solidaritet“, „Det skjulte Tyskland“
- Arbeit zitieren
- Jan Oswald (Autor:in), 2001, Kulturelle Wirksamkeit deutschsprachiger Emigration am Beispiel der SAP-Gruppe in Norwegen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44222