Die Annäherung zwischen der Türkei und Israel, welche sich im Laufe der 1990er Jahre rasch und stetig entwickelte, war - grob gesagt - eine Reaktion auf den Zusammenbruch des systemischen Konfliktes zwischen Ost und West und geschah hauptsächlich vor dem Hintergrund einer ähnlichen Perzeption der jeweils eigenen geostrategischen Situation. Interessanterweise wurde im Westen und gerade in Europa dieser Zusammenbruch ganz anders gesehen: man war auf dem Weg in eine bessere und sichere Welt. Sicherlich auch im Zusammenhang mit der stetigen Aufmerksamkeit für den Nahostkonflikt, rückten die Sicherheitsbedürfnisse der Türkei, immerhin ein wichtiger und bewährter Partner in der NATO, aus dem Blickfeld von Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik. Und diese Sicherheitsbedürfnisse waren gekennzeichnet durch die Wahrnehmung, dass man von Feinden umgeben ist und dass sich die Situation im Nahen und Mittleren Osten durch die Golfkrise und durch den Zugewinn an autonomen Handeln der Kurden sehr bedrohlich für die Türkei ist.1
In dieser Arbeit soll es um die vielschichtigen Bedingungen und Konstanten der türkischen Außenpolitik und ihrer Einbettung in den Mittleren Osten gehen, da nur so deutlich wird, welchen Stellenwert das sogenannte Bündnis zwischen der Türkei und Israel hat. Der Schwerpunkt der Analyse soll dabei in der Hauptsache auf der Türkei liegen, da hier aus einer euro-zentristischen Sichtweise ihre Probleme und ihr Sicherheitsbedürfnis in Relation zu Israel als wesentlich unwichtiger erachtet wurden, da der Konflikt im Nahen Osten ein sehr dominanter Aufmerksamkeitsfilter ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Faktoren der türkischen Außenpolitik
- Geschichte des Osmanischen Reiches und Stellung in der islamischen Welt
- Kurdenfrage
- Schwierige Nachbarn: Syrien, Griechenland, Russland und Iran
- Rolle des Militärs
- Der Westen: die Frage des EU-Beitritts und die Rolle der USA
- Die Beziehungen zu Israel
- Situation vor 1990
- Militär und Geheimdienst
- Zivilgesellschaftliche Annäherung: Wirtschaft und Kultur
- Erklärungsansätze für die Annäherung der beiden Staaten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Annäherung zwischen der Türkei und Israel in den 1990er Jahren und beleuchtet die Faktoren, die diese Entwicklung geprägt haben. Die Arbeit betrachtet die Annäherung als Reaktion auf den Zusammenbruch des Ost-West-Konflikts und zeigt die geostrategischen Überlegungen beider Länder auf.
- Die Rolle der Türkei als Erbe des Osmanischen Reiches in der islamischen Welt
- Die Bedeutung der Kurdenfrage für die türkische Innen- und Außenpolitik
- Die Sicherheitsbedrohungen der Türkei durch ihre Nachbarn und die Rolle des Militärs
- Die Beziehungen der Türkei zum Westen, insbesondere zur EU und den USA
- Die verschiedenen Dimensionen der Annäherung zwischen der Türkei und Israel: Militär, Wirtschaft und Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung zur Annäherung zwischen der Türkei und Israel in den 1990er Jahren und beleuchtet die geostrategischen Hintergründe. Das zweite Kapitel analysiert die wichtigsten Determinanten türkischer Außenpolitik, darunter die Rolle des Osmanischen Reiches, die Kurdenfrage und die Beziehungen zu den Nachbarn. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Beziehungen der Türkei zu Israel und untersucht die Situation vor 1990, die Rolle des Militärs und die zivilgesellschaftliche Annäherung. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den Erklärungen für die Annäherung der beiden Staaten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen türkische Außenpolitik, Annäherungsprozess, Israel, Osmanisches Reich, Kurdenfrage, Sicherheitspolitik, NATO, EU, Militärkooperation, wirtschaftliche Beziehungen, kultureller Austausch, geostrategische Interessen.
- Arbeit zitieren
- Jan Oswald (Autor:in), 2005, Türkei - Israel? Faktorenanalyse eines Annäherungsprozesses vor dem Hintergrund der außenpolitischen Neuausrichtung der Türkei in den 1990er Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44224