Der Nationalheld der Schweizer ist zweifelsohne Wilhelm Tell. In zahlreichen Erzählungen, Dramen und Geschichtschroniken wird der historischen Kampf der Schweizer Urkantone, unter der Führung des Wilhelm Tell gegen die Tyrannenherrschaft der Österreicher geschildert. Die Tellskapelle und die Rütliwiese stehen stellvertretend für die große Zahl der Denkmäler rund um den Vierwaldstädter See, für einen Helden, der den Schweizer Urkantonen ihre Freiheit brachte. Geschichtserzählungen, wie das „Chronicon Helveticum“ von Tschudi, scheinen für die Authentizität des Wilhelm Tell zu bürgen. Doch bei genauerer Analyse der historischen Fakten, muss man zu dem Schluss kommen, dass eine historische Persönlichkeit Wilhelm Tell niemals gelebt hat.
Ob die Authentizität Wilhelm Tells für Schiller von Bedeutung war zeigt ein ersten Hinweis auf seine Geschichtstheorie, nach dieser ist es völlig legitim „leere Stellen“ der Geschichte aufzufüllen. Wie der Titel dieser Arbeit schon sagt, geht es in der Untersuchung hauptsächlich um das Motiv des Apfelschusses als ein internationales, literarisches Wandermotiv. Es begegnet uns zum ersten Mal in der nordischen Sage und ist in ganz Europa verbreitet, es gibt sogar Forscher, die in der Apfelschusssage eine alte orientalische Erzählung sehen.2 Ich werde mich hier, aus Gründen der Überschaubarkeit vor allem mit den nordischen Überlieferungen der Apfelschusslegende beschäftigen. Deshalb beschäftigt sich die Arbeit auch nicht mit den unmittelbaren Schweizer Quellen Schillers, sondern mit den verschiedenen literarischen Erscheinungen des Apfelschussmotivs in ganz Europa. Ziel ist es durch die Untersuchung von Gemeinsamkeiten und Abweichungen festzustellen wie der Apfelschuss den Weg in die schweizerische Geschichtsschreibung fand.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung:
- Die Rezeption des „Wilhelm Tell“ als historische Persönlichkeit:
- Der Apfelschuss als literarisches Wandergut:
- Die internationalen Quellen der Apfelschusslegende
- Die nordischen Quellen:
- Die englischen Quellen:
- Die deutschen Quellen:
- Der Weg der Apfelschusslegende in die Schweiz:
- Analyse der dritten Szene im dritten Aufzug des „Wilhelm Tell\":
- Die Stellung der Apfelschussszene innerhalb des Dramas:
- Der „Popanz“ auf der Stange:
- Der Apfelschuss:
- ,,Wäre ich besonnen, so hieß ich nicht der Tell\":
- Schlussbemerkungen:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Apfelschusslegende als internationales, literarisches Wandermotiv und beleuchtet die Frage, wie dieses Motiv in die schweizerische Geschichtsschreibung gelangte. Dabei wird die historische Existenz des Wilhelm Tell in Frage gestellt und die Bedeutung des Stoffes für Schillers „Wilhelm Tell“ analysiert.
- Die Rezeption des Wilhelm Tell als historische Persönlichkeit
- Die internationale Verbreitung der Apfelschusslegende
- Die Rolle des Apfelschusses in Schillers „Wilhelm Tell“
- Die Analyse der Apfelschussszene innerhalb des Dramas
- Die unterschiedlichen Attribute des Meisterschützen in verschiedenen Überlieferungen der Apfelschusslegende
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Frage der historischen Existenz von Wilhelm Tell und führt in das Thema der Apfelschusslegende als internationales Wandermotiv ein. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Rezeption Wilhelm Tells als historische Persönlichkeit, wobei die unterschiedlichen Auffassungen von Geschichte in der Zeit der Entstehung der Schweizer Chroniken und in der heutigen Zeit beleuchtet werden. Das dritte Kapitel untersucht die internationalen Quellen der Apfelschusslegende, wobei der Fokus auf den nordischen Überlieferungen liegt. Das vierte Kapitel analysiert die dritte Szene im dritten Aufzug von Schillers „Wilhelm Tell“, wobei die Stellung der Szene innerhalb des Dramas und die Darstellung der Figur Wilhelm Tells im Vergleich zu anderen Überlieferungen der Apfelschusslegende beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Apfelschuss, Wilhelm Tell, Schweizer Nationalheld, literarisches Wandermotiv, historische Rezeption, Schiller, Goethe, „Wilhelm Tell“, Apfelschussszene, Meisterschütze, Tyrannenherrschaft, Schweizer Urkantone.
- Arbeit zitieren
- Jan Beckers (Autor:in), 2005, Friedrich Schillers 'Wilhelm Tell' - Die Apfelschusslegende als internationaler Wanderstoff, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44265