Die Kleinsiedlung, eine preußische Erfindung, die erstmals im Reichsheimstättengesetz der Weimarer Verfassung zum Tragen kam, stellt den Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit dar. Ihre Entwicklung beginnt in der Weimarer Republik und erreicht ihren Höhepunkt unter den Nationalsozialisten, wo sie zu Propagandazwecken missbraucht wurde. Dies geschah infolge ihrer ideologischen Aufladung und den übergeordneten siedlungs-, sowie bevölkerungspolitischen Zielen der NSDAP.
„Siedeln heißt nicht bauen, sondern viel mehr!“ (J.W. Ludowici)
Das Zitat des stellvertretenden Reichskommissars für das Siedlungswesen spiegelt die Leitfrage der folgenden Untersuchung zusammenfassend wider. Warum avancierte gerade die Kleinsiedlung zum Vorzeigeprojekt der Nationalsozialisten? Was unterschied diese Wohnform maßgeblich von anderen Wohnprojekten?
Der Grundgedanke des Nationalsozialismus war der Rassengedanke. Hitler war überzeugt von dem Gedanken, dass jeder Rasse ein individueller sittlicher sowie kultureller Wert zukam. Die nordische Rasse befand sich, seines Erachtens nach, an der Spitze der Hierarchie und stellte somit die hochrangigste da. Sie galt es daher zu schützen und zudem war dieser Rasse jegliche Art kultureller Reichtümer zu verdanken.
Diese Rasse oder auch Herrenrasse galt es zu schützen und ihren Fortbestand zu sichern. Inwiefern sich dieser Gedanke in Bau- und Wohnprojekten des Dritten Reichs wiederfindet, wird an einigen Mustersiedlungen deutlich: Dr.-Robert-Ley-Siedlung, München-Ramersdorf, Stuttgart-Weilimdorf, Lehrsiedlung Braunschweig-Mascherode, oder Hamburg-Wellingsbüttel. Die Siedlerauswahl am Beispiel München-Ramersdorf liegt dieser Arbeit zugrunde und dient zur Veranschaulichung der tatsächlichen Umsetzung des nationalsozialistischen Siedlungsgedankens.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung der Kleinsiedlung
- Die Indienstnahme durch die Nationalsozialisten
- Die Blut & Boden Theorie Darrés
- Die Überlagerung des Fürsorgecharakters durch den Rassegedanken
- Siedlerauswahl am Beispiel München-Ramersdorf
- Die politische Indienstnahme eines Siedlungsgedankens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung der Kleinsiedlung im Kontext der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Indienstnahme dieses Konzepts. Dabei wird insbesondere die Rolle des Blut und Boden Gedankens von Richard Walther Darré und die Umwandlung des ursprünglichen Fürsorgecharakters der Kleinsiedlung in ein rassistisches Projekt beleuchtet. Die Arbeit zeigt auf, wie die Kleinsiedlung zu einem propagandistischen Instrument des nationalsozialistischen Regimes wurde und welche Rolle sie in der Umsetzung der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik spielte.
- Entstehung und Entwicklung der Kleinsiedlung
- Die nationalsozialistische Indienstnahme der Kleinsiedlung
- Die Blut und Boden Theorie Darrés
- Die Überlagerung des Fürsorgecharakters durch den Rassegedanken
- Die Umsetzung des nationalsozialistischen Siedlungsgedankens am Beispiel München-Ramersdorf
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der Kleinsiedlung im Kontext der Weimarer Republik. Es wird die Rolle des Reichsheimstättengesetzes und der Brüningschen Notverordnungen hervorgehoben und die ursprünglichen Ziele des Konzepts erläutert. Das zweite Kapitel analysiert die Indienstnahme der Kleinsiedlung durch die Nationalsozialisten. Hier wird die Blut und Boden Theorie Darrés als zentrale Ideologie dargestellt und die Überlagerung des ursprünglichen Fürsorgecharakters durch den Rassegedanken beleuchtet. Anhand des Beispiels München-Ramersdorf werden die konkreten Mechanismen der Siedlerauswahl und die problematische Umsetzung des nationalsozialistischen Siedlungsgedankens veranschaulicht.
Schlüsselwörter
Kleinsiedlung, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Blut und Boden Theorie, Darré, Rassegedanke, Siedlungspolitik, Bevölkerungspolitik, München-Ramersdorf, Fürsorge, Propaganda.
- Quote paper
- Nadine Vetter (Author), 2015, Die Kleinsiedlung. Ihre Entstehung und ihre nationalsozialistische Indienstnahme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/442752