Seit mehr als einer Dekade starten alle Abhandlungen über aktuelle Entwicklungen im Banking mit der Feststellung, dass diese Branche einen fundamentalen Wandel mit enormen Herausforderungen durchläuft. Auch diese Ausarbeitung macht davon keine Ausnahme. War es zu Beginn der 2000er-Jahre eine Zunahme von Kreditausfällen, die einige Institutionen zum Teil in existenzielle Schieflagen brachte, hat die globale Finanz- und Wirtschaftskrise zum Ende des letzten Jahrzehnts das Bankensystem nachhaltig verändert und Teile der beobachtbaren Geschäftspraktiken und -modelle infrage gestellt. Die von den Notenbanken als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise umgesetzte Niedrigzinspolitik hat den bereits vorhandenen Ergebnisdruck durch rückläufige Margen, die im Zuge eines verstärkten Wettbewerbs aufgetreten sind, weiter erhöht. Die ebenfalls als Krisenreaktion massiv verschärften regulatorischen Anforderungen haben zudem zu einer deutlichen Erhöhung der Liquiditäts- und Eigenkapitalanforderungen geführt. Als Ergebnis dieser Entwicklung sind viele deutsche Kreditinstitute seit geraumer Zeit nicht mehr in der Lage, ihre Eigenkapitalkosten zu verdienen. Banken generieren aus der Shareholder-Perspektive deutlich weniger Wert als andere Branchen und verzehren in Teilen sogar Aktionärsvermögen. Antony Jenkins, der damalige Chief Executive Officer (CEO) von Barclays, sah im November 2015 den Uber-Moment für Banken gekommen: „The incumbents risk becoming merely capital-providing utilities that operate in a highly regulated, less profitable environment, a situation unlikely to be tolerated by shareholders”. Er fügte hinzu: “Ultimately, those forces will compel large banks to significantly automate their business”. Seinen Aussagen zufolge zwingen die derzeitigen Bedingungen Banken zur Automatisierung und Digitalisierung ihrer Geschäfte. Seit einigen Jahren deutet die zunehmende Zahl von Veröffentlichungen rund um die Digitalisierung auf die steigende Relevanz des Themas in der Wissenschaft hin. Durch die dynamische Entwicklung besteht jedoch nach wie vor umfangreicher, sich mit der hohen Geschwindigkeit eher noch vergrößernder, Forschungsbedarf zu den unterschiedlichsten Facetten der Digitalisierung. Im Bereich der Privatkunden gab es in Sachen Digitalisierung schon eine gravierende Anzahl von Veränderungen. Diese Entwicklung steht dem Firmenkundenbereich noch bevor.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Grundlagen des digitalen Wandels von Regionalbanken
- 2.1 Firmenkundenkreditgeschäft
- 2.1.1 Begriffsdefinition des Firmenkundengeschäfts
- 2.1.2 Entwicklung des Firmenkundengeschäfts
- 2.1.3 Quantitative Bedeutung des Kreditgeschäfts
- 2.2 Veränderte Rahmenbedingungen für Kreditinstitute
- 2.2.1 Handlungsdruck durch verstärkten Wettbewerb
- 2.2.2 Branchenspezifische Rahmenbedingungen
- 2.2.3 Technologische Rahmenbedingungen
- 2.3 Digitalisierung
- 2.3.1 Der Begriff der Digitalisierung
- 2.3.2 Veränderungen im Zuge der Digitalisierung
- 2.3.3 Methode und Kriterien zur Bestimmung des digitalen Reifegrads
- 3. Analyse der Auswirkungen von Digitalisierung im Firmenkundenkreditgeschäft
- 3.1 Status quo der Kreditprozesse
- 3.1.1 Aufbau- und ablauforganisatorische Rahmenbedingungen
- 3.1.2 Darstellung des Kreditprozesses nach MaRisk
- 3.1.3 Bewertung des aktuellen Status quo
- 3.2 Potenziale der Digitalisierung
- 3.2.1 Allgemeine Digitalisierungspotenziale
- 3.2.2 Digitalisierung der Informationsverarbeitung
- 3.2.3 Digitalisierung im Kreditvergabeprozess
- 3.3 Ansätze zur Hebung der Digitalisierungspotenziale
- 3.3.1 Generierung und Umsetzung einer klaren Digitalisierungsstrategie
- 3.3.2 Verbesserungen der Kreditprozesse
- 3.3.3 Nutzung des digitalen Finanzberichts sowie der elektronischen Bilanzdatenauswertung
- 4. Kritische Würdigung der Digitalisierungsbestrebungen
- 4.1 Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Digitalisierung im Firmenkundenkreditgeschäft
- 4.1.1 Einsatz von Smart Contracts mithilfe der Blockchain-Technologie
- 4.1.2 Kooperation mit FinTechs
- 4.1.3 IT-Architektur und offene Schnittstellen
- 4.2 Limitationen der Digitalisierung im Firmenkundenkreditgeschäft
- 4.2.1 Regulatorische Grenzen
- 4.2.2 Technologische Grenzen
- 4.2.3 Psychologische Grenzen
- 4.3 Handlungsempfehlungen an Regionalbanken
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Digitalisierung des Firmenkundenkreditgeschäfts von Regionalbanken. Sie untersucht sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen der Digitalisierung in diesem Bereich und analysiert die Auswirkungen auf den Kreditprozess.
- Analyse der aktuellen Rahmenbedingungen und Trends in der Digitalisierung von Banken.
- Bewertung der Potenziale und Herausforderungen der Digitalisierung im Firmenkundenkreditgeschäft.
- Untersuchung der Auswirkungen der Digitalisierung auf den Kreditprozess.
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen für Regionalbanken zur erfolgreichen Umsetzung von Digitalisierungsstrategien im Firmenkundenkreditgeschäft.
- Identifizierung von Limitationen und Grenzen der Digitalisierung im Firmenkundenkreditgeschäft.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Dieses Kapitel führt in das Thema der Masterarbeit ein und erläutert die Relevanz der Digitalisierung im Firmenkundenkreditgeschäft. Es werden die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit vorgestellt. - Kapitel 2: Theoretische Grundlagen des digitalen Wandels von Regionalbanken
Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der Digitalisierung von Regionalbanken. Es werden die Entwicklungen im Firmenkundenkreditgeschäft, die veränderten Rahmenbedingungen für Kreditinstitute und die Bedeutung der Digitalisierung im Finanzsektor beleuchtet. - Kapitel 3: Analyse der Auswirkungen von Digitalisierung im Firmenkundenkreditgeschäft
Dieses Kapitel analysiert den Status quo der Kreditprozesse und untersucht die Potenziale der Digitalisierung im Firmenkundenkreditgeschäft. Es werden verschiedene Ansätze zur Hebung der Digitalisierungspotenziale vorgestellt. - Kapitel 4: Kritische Würdigung der Digitalisierungsbestrebungen
Dieses Kapitel befasst sich mit den Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Digitalisierung im Firmenkundenkreditgeschäft und analysiert die Limitationen und Grenzen der Digitalisierung. Es werden Handlungsempfehlungen an Regionalbanken formuliert.
Schlüsselwörter
Digitalisierung, Firmenkundenkreditgeschäft, Kreditprozess, Regionalbanken, FinTechs, Blockchain-Technologie, Smart Contracts, Regulatorische Grenzen, Technologische Grenzen, Psychologische Grenzen, Handlungsempfehlungen.
- Quote paper
- Bachelor of Science Sebastian Bergmann (Author), 2018, Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung des Firmenkundenkreditgeschäfts und dessen Kreditprozess, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/442767