Der Einfluss sozialer Netzwerke auf die Kommunikation der Bürger und die politische Kommunikation


Seminararbeit, 2018

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wie verändert Facebok den Umgang mit unseren Mitmenschen?
2.1. Einfluss auf unsere üblichen Kommunikationswege bspw. per Telefon oder Brief
2.2. Einfluss auf zwischenmenschliche Beziehugen
2.3. Einfluss auf Sozialkompetezen

3. Welche Rolle spielt Facebook für politische Partizipation?
3.1. Einfluss auf politische Kommunikation und Partiziption
3.2. Beteiligungsmöglichkeiten und Grenzen in sozialen Netzweken

4. Zusammenführen der Argumenttion

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Der Einfluss sozialer Netzwerke auf die Kommunikation der Bürger und die politische Kommunikation

1. Einleitung

Bereits seit vierzehn Jahren gibt es das soziale Netzwerk „Facebook“. Alle drei Monate werden die aktuellen Nutzerzahlen der Plattform im Facebook Börsenbericht veröffentlicht. Den offiziellen Nutzerzahlen zum Ende des ersten Quartals 2018 ist zu entnehmen, dass Facebook nun monatlich von 2.2 Milionen Menschen genutzt wird.Davon sind mehr als eine Million Menschen täglich aktiv (Facebook Q1 2018 Results, 2018, S. 3). Auch schon vor Facebook gab es andere soziale Netzwerke wie beispielsweise MySpace oder SchülerVZ. Doch trotz des kürzlichen “Datenschutz-Skandales” erreichte kein anderes soziales Netzwerk so viele Anhänger. Deshalb werde ich mich in meiner Hausarbeit vordergründig auf Facebook beziehen.

Aus den enorm hohen Nutzerzahlen schließe ich, dass das soziale Netzwerk eine große Rolle in unserem Alltag spielen müsse. Schnell stellt sich der Verdacht ein, dass unsere realen Kontakte durch die investierte Zeit für Facebook, zu knapp kommen. Ich möchte mich mit der Frage, wie sich der Umgang mit unseren Mitmenschen durch das soziale Netzwerk verändert, kritisch auseinandersetzen. Dabei werde ich mich auf das Buch „Verloren unter 100 Freunden – Wie wir in der digitalen Welt seelisch verkümmern“ von Sherry Turkle beziehen. Wie der Buchtitel bereits erahnen lässt, warnt die Autorin vor den Gefahren der sozialen Netzwerke. Sie zeigt durch sämtliche Fallgeschichten, was für einen hohen Stellenwert wir der digitalen Welt zuschreiben, wie wir an sozialen Kompetenzen verlieren und dabei seelischverkümmern.

Im Anschluss möchte ich mich damit auseinandersetzen wie und ob der hohe Stellenwert, den wir sozialen Netzwerken geben, auch die politische Kommunikation beeinflusst und welche Rolle soziale Netzwerke für die politische Partizipation spielen. Werden diese vor dem Hintergrund der immerwiederkehrenden Diskurse über Politikverdrossenheit als neue Möglichkeit politischer Partizipation wahrgenommen?Auf welche Weise werden Soziale Netzwerke von den Bürgern zur politischen Beteiligung genutzt? Werden diese von Parteien und deren Angehörigen lediglich als praktische Plattformen zur Selbstdarstellung im Wahlkampf genutzt oder werden neue Beteligungsmöglichkeiten für Bürger geschaffen? Ob soziale Netzwerke die Teilhabe und gesellschaftliches Engagement ermöglichen oder gar unsere Demokratie gefährden, möchte ich mit Hilfe des Buches “Des Bürgers neue Stimme: Möglichkeiten der politischen Partizipation in Social Networks - Ein Vergleich der Potenziale von Facebook, Hyves & Co” analysieren.

Mit dieser Hausarbeit möchte ich den Leser für das Thema sensibilisieren und dazu animieren Chancen und Grenzen sozialer Netzwerke bzgl. zwischenmenschlicher und politischer Kommunikation kritisch zu reflektieren.

2. Wie verändert Facebook den Umgang mit unseren Mitmenschen

Einfluss auf unsere üblichen Kommunikationswege bspw. per Telefon oder Brief

Bevor soziale Netzwerke populär wurden, haben sich die Menschen persönlich getroffen, um kommunizieren zu können oder telefonierten miteinander. Diese Kommunikationsarten werden jedoch immer häufiger durch digitale Kommunikation ersetzt.

Sherry Turkle begründet diese bevorzugte Wahl durch den empfundenen Zeitmangel der Menschen und die Bequemlichkeit, die durch Soziale Netzwerke geboten wird, mit Mitmen- schen zu kommunizieren(Turkle, 2012, S. 270-271).

Allerdings werden durch Facebook nicht nur Gespräche während eines örtlichen Zusammen- treffens immer häufiger ersetzt. Auch unsere Bereitschaft per Brief oder Telefongespräch zu kommunizieren sinkt.

Diese These wird durch sämtliche Fallgeschichten in dem Buch „Verloren unter 100 Freun- den“ gefestigt. Beispielsweise gesteht eine siebzehn jährige Schülerin, dass sie und auch andere Menschen die digitale Kommunikation präferieren, da diese ermöglicht sich zu ver- stecken. Während des Verfassens einer Nachricht bleibt laut der Schülerin mehr Zeit zum Überdenken des Geschriebenen, sodass sich Demütigungen vermeiden lassen. Der sieb- zehnjährigen sind Sprechpausen während eines Telefonats unangenehm (Turkle, 2012, S.

319). Die Möglichkeit sich stets verstecken zu können, um die damit verbundene Angst aus Scharm menschliche Schwächen preiszugeben zu umgehen, ist jedoch hemmend für eine Entwicklung einer eigenständigen, selbstbewussten Persönlichkeit. Es ist notwendig seine Meinung und Gefühle offen vertreten zu können, um Unsicherheiten zu beseitigen, intensive Beziehungen aufzubauen, Erfahrungen zu sammeln und sich frei entfalten zu können. Jedoch wird das Telefonieren nicht nur von Jugendlichen abgelehnt. Auch Erwachsene se- hen ein Telefonat als Last an, welche zu viel Zeit in Anspruch nimmt. In Turkles Buch berich- tet Randolph, Mitte vierzig, dass er sich durch ein Telefonat ausgesaugt fühlt und voreilige Versprechungen gibt, die er anschließend bereut. Randolph sowie Tara verdeutlichen in dem Buch, dass ein Telefonat einen neuen Stellenwert hat. An ein Telefonat werden hohe Erwar- tungen gestellt; es werden dringende, zeitbeanspruchende Informationen mit einem Telefon- gespräch assoziiert(Turkle, 2012, S. 320-321).Die Tatsache, dass Telefonate immer selte- ner werden, lässt sie bedeutsamer auf uns wirken. Folglich entstehen überhöhte Erwartun- gen. Um unsere eigens gestellten Erwartungen bzw. die Erwartungen des Angerufenen nichtzu enttäuschen vermeiden wir einTelefonat.

Sherry Turkle schreibt in ihrem Buch, dass Telefongespräche sich auf einen kleinen, uns sehr nahestehenden Personenkreis begrenzen. Spontane Anrufe ohne einen bedeutungsvollen Hintergrund an Bekannte sind nahezu undenkbar (Turkle, 2012, S.321).

Einfluss auf zwischenmenschliche Beziehungen

Facebook verändert jedoch nicht nur unsere Art zu kommunizieren und ersetzt Briefe sowie Telefonate, sondern beeinflusst zwischenmenschliche Freundschaften. Durch das soziale Netzwerk ergibt sich die Frage, ob unter dem Begriff Freundschaft weiterhin dasselbe ver- standen wird, bevor Facebook eine so enorme Bedeutung für uns hatte. Facebook verändert unsere Grundvorstellung einer Freundschaft. Als Facebooknutzer ist es möglich jedem anderen Nutzer eine Freundschaftsanfrage zu senden - unabhängig davon, ob man diesen persönlich kennt, ihm nur einmal flüchtig begegnet ist oder es ein Familienmitglied ist. Der zur Freundschaft eingeladene Nutzer kann entscheiden, ob er die Freundschaftsanfrage akzeptiert oder ignoriert. Freundschaftschließungen werden also durch nur einen Mausklick arrangiert. Diese Funktion unterscheidet Facebook-Freundschaften von zwischenmenschlichen Freundschaften. Denn eine Freundschaft in der realen Welt entsteht durch einen langwierigen Prozess. In dem Verlauf der Freundschaftsentstehung sammelt man gemeinsame Erfahrungen, baut Vertrauen & Gefühle für einander auf und lernt gegenseitige Stärken & Schwächen kennen. Durch die während des Prozesses investierte Zeit, Interesse und Gefühle intensiviert sich eine Freundschaft. Bei Internet-Freundschaften investiert man lediglich einen Mausklick; diesen Freundschaften gelingt also keine Festigung, wenn sie nur auf einer digitalen Basis erfolgen. Schon der Buchtitel „Verloren unter 100 Freunden“ verdeutlicht, dass Freundschaftslisten nicht selten aus hunderten Personen bestehen, zu denen nicht zwangsläufig eine enge Verbindung bzw. eine Vertrautheit besteht und diese somit nicht gewichtig sind.

S. Turkle untermauert die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Arten von Facebook-Freundenindem sie schreibt, dass auch ursprüngliche Fans im Sozialen Netzwerk als Freunde charak- terisiert werden (Turkle, 2012, S. 310).

Durch diesen breiten Interpretationsspielraum des Begriffes Freundschaft, besteht die Ge- fahr einer Reduktion des Wertes einer realen Freundschaft. Wenn wir wahre Freundschaften und Facebook-Freundschaften nicht differenzieren, werden wir zugänglicher für die Auffas- sung, dass Freunde austauschbare Objekte sind.

In Sherrys Buch berichtet Ricki, eine fünfzehnjährige, dass sie im Fall einer ausbleibenden Rückmeldung des Erstkontaktierten die Vielzahl ihrer Online-Kontakte nutzt, um nach Ersatz für den gewünschten Gesprächspartner zu suchen. Durch Ricki wird das Risiko einer Objek- tivierung von Freunden verdeutlicht (Turkle, 2012, S. 302). Sherry Turkle warnt, dass wir Gefahr laufen, Menschen so wahrzunehmen wie wir sie benötigen, nicht wie sie wirklich sind. Denn die Onlinekommunikation ermöglicht es uns nur auf die für uns interessanten Aspekte einer Kontaktperson einzugehen (Turkle, 2012, S. 265).

Kritisch zu betrachten sind auch die mit Facebook-Freunden entstehenden Zweifel. Eine Ju- gendliche beschreibt im 9. Kapitel des Buches ihre Verunsicherung bzw. Ratlosigkeit darü- ber, wessen Facebook-Einladungen sie annehmen sollte und wie sie dadurch auf andere Personen ihrer Liste wirkt. Die Jugendliche gesteht sich Panik vor Facebook-Anfragen ein. Außerdem wird im selben Kapitel über einen regelrechten Wettstreitgedanken und Neid un- ter Erwachsenen bezüglich der Anzahl an Online-Freunden erwähnt (Turkle, 2012, S. 310- 311). Noch drastischer werden die Auswirkungen auf reale Freundschaften im 10. Kapitel des Buches „Verloren unter 100 Freunden“. Dort berichtet Audrey, wie eine Freundschaft wegen eines irrelevanten Streits endete, da dieser auf Facebook übertragen wurde. Die von Audrey ersehnten persönlichen Gespräche zur Streitschlichtung sowie auch eine persönliche Entschuldigung blieben aus, sodass die ehemaligen Freunde zu Feinden wurden (Turkle, 2012, S. 333-334).

Einfluss auf Sozialkompetenzen

Durch die meist reduzierte Kommunikation über Facebook werden desweiteren auch unsere Sozialkompetenzen beeinflusst. Denn während der digitalen Kommunikation fallen die für eine zwischenmenschliche Kommunikation wichtigen Aspekte, wie Mimik und Gestik völlig weg. Durch Facebook besteht also die Gefahr, dass sich unsere sozialen Fähigkeiten nur schwach ausprägen.

Brad erklärt in dem Buch „Verloren unter 100 Freunden“, dass es für viele Nutzer von Vorteil ist, sich online verstecken zu können. Jedoch ermöglicht dieses Verstecken auch Gefühle des Gegenübers zu ignorieren. Durch den nicht vorhandenen Blickkontakt und den fehlen- den Ton der Stimme, bemerken Menschen während der Facebook-Kommunikation eventuell nicht die wahren Gefühle des Kommunikationspartners (Turkle, 2012, S. 314). Durch den gegebenen „Sicherheitsabstand“ fühlen Menschen sich weniger miteinander verbunden und sind folglich auch geringer fürsorglich zueinander. Soziale Kompetenzen spielen bei der digi- talen Kommunikation also keine sehr wichtige Rolle. Deshalb besteht die Gefahr das Facebooknutzer den Wert von sozialen Kompetenzen verlernen zu schätzen und auch während ihrer zwischenmenschlichen Beziehung auf Grundrisse vermindern. Ein treffendes Beispiel zu diesem Risiko wurde bereits durch die Situation von Audrey dargelegt, in der sie einen guten Freund verlor aufgrund der fehlenden Wertschätzung von sozialen Kompetenzen im realen Leben. Hier hätte eine persönliche Entschuldigung und Ehrlichkeit eine Freundschaft retten können. Auch unser Empathievermögen kann unter der reduzierten Verständigung leiden, denn es fällt deutlich schwerer sich in jemanden hineinzuversetzen, den man nicht sieht und nichthört.

Konkret kann Facebook beispielsweise Umgangsformen negativ beeinflussen. Die gekürzten Unterhaltungen bieten meist kein Platz und keine Zeit für Formalitäten, wir möchten schnell, einfach und von jedem Ort aus kommunizieren.

Wir gefährden unsere Kommunikationsfähigkeit, indem wir stets den für uns unkomplizierte- ren Weg wählen, den uns Soziale Netzwerke möglich machen. Audrey berichtet, dass ein Telefonat zu viel Druck auf sie ausübt, sie fühlt sich gezwungen das Gespräch kontinuierlich fort führen zu müssen (Turkle, 2012, S. 324). Um diesen Druck zu umgehen bevorzugen wir eine abgemilderte Verständigungsweise und nehmen damit in Kauf inhaltsvolle Gespräche, Beziehungen zu Freunden und die Fähigkeit ohne Technik zu kommunizieren zu schwächen.Wir schenken nicht nur unseren Onlinekontakten geteilte Aufmerksamkeit, indem wir wäh- rend der Unterhaltung gleichzeitig andere Dinge tun, wie Fernsehen oder Hausarbeiten auch zwischenmenschliche Beziehungen pflegen wir durch Facebook und Co. nur bedingt. Wäh- rend wir uns von Displays ablenken lassen, sind wir nicht vollkonzentriert auf die Menschen in unserer realenUmgebung.

Erschreckend ist der beispielhafte Fall von Audrey, die sich ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Mutter wünscht. Die Schülerin beschreibt, dass ihre Mutter keinen Blickkontakt zu ihrer Toch- ter herstellt, wenn sie Audrey von der Schule abholt. Das Mädchen empfindet das Mobiltele- fon ihrer Mutter als Barriere, gegen welche sie machtlos ist und welche sie erduldet(Turkle, 2012, S. 323). Doch Audrey ist kein Einzelfall, Turkle schreibt über Jugendliche die sich un- geteilte Beachtung ihrer Eltern wünschen. Sie erwähnt Eltern, die bei gemeinsamen Film- abenden, während eines Familienurlaubs und selbst binnen eines Spielplatzaufenhalts stets ihre Aufmerksamkeit zwischen Familie und Mobiltelefonen bzw. Laptops aufteilen. Sherry formuliert drastisch, dass Kinder häufig den Kampf um volle Aufmerksamkeit ihrer Eltern ge- gen Mobilgeräte verlieren(Turkle, 2012, S. 448).

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss sozialer Netzwerke auf die Kommunikation der Bürger und die politische Kommunikation
Hochschule
Hochschule Coburg (FH)
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
12
Katalognummer
V442854
ISBN (eBook)
9783668810662
ISBN (Buch)
9783668810679
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, netzwerke, kommunikation, bürger
Arbeit zitieren
Marina Österreich (Autor:in), 2018, Der Einfluss sozialer Netzwerke auf die Kommunikation der Bürger und die politische Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/442854

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