Versunkene Kulturen der Welt: von 13.000 bis 6.000 v.Chr.

Das Ende der Eiszeit in Europa, Levant und Amerika


Forschungsarbeit, 2005

39 Seiten


Leseprobe


Kontinent: Asien

Gegend: Levant, "Fruchtbarer Halbmond", die Ostzone des Mittelmeeres, mit Südwest-Anatolien, Syrien, Libanon, Israel und Jordanien

Kultur: Natufian, Natoufian

Weiter führende Informationen: Es erscheinen die ersten Häuser. Sie sind rund und halb unterirdisch[1] , und prägen eine vor-landwirtschaftliche Kultur. Die Natufian sammeln wildes Getreide, Hülsenfrüchte, Mandeln, Eicheln und Pistazien. Sie verfügten bereits über Stampfkessel und Mühlensteine, um diese Schalenfrüchte zu Mehl zu zermahlen. Das reichhaltige Nahrungsangebot machte sie unabhängig von den Wanderrouten der Beutetiere (im Gegensatz zu den Inuit), und das gute Klima, von den Jahreszeiten. So wurden sie sesshaft und domestizierten zum ersten mal den Hund. In Ain Mallaha, Nordisrael, fand man eine 14.000 Jahre alte Leiche, mit einem Hund in den Armen. Zu jener Zeit endete die letzte Eiszeit und es begann ein Tauwetter, das die Eismassen zurückdrängte. Dann, vor ca. 10.000 Jahren, domestizieren sie auch noch die Ziege, so dass zuerst ein Kuscheltier, und erst dann ein Nutztier domestiziert wurde, was die entspannte Lage jener Menschen verdeutlicht.

Altersbestimmungs-Grundlage: Natoufian von 12.500 v.Chr. bis 10.000 v.Chr. Radiokarbon-Datierungen um 10.200 - 12.500 v.Chr. - die letzte Kultur des Pleistozäns.

Vermutliches Alter: 12.000 - 14.500 Jahre

Kosmologie

Die Natufian erstellen Ornamente und Ohrringe aus Stein und Knochen. Einige Statuetten haben eine menschliche Gestalt (Kalkstein: (El-Wad, Ain Mallaha, Ain Sakhri), die meisten sind aber von der Gazelle, dem Haupt-Beutetier der Natufian. In der Negev-Wüste im Süden Israels finden sich auβerdem Behälter aus Strauβeneiern.[2]

In der Hayonim-Grotte, in Nahal Oren, und in Ain Mallaha werden Schädel abgetrennt (Schädelkult). In El-Wad wurden die Schädel sogar mit Perlen (?) (bzw. mit Muscheln) geschmückt. Den Toten wurden Grabbeilagen zugegeben, wie Perlen (?), Muscheln, Hirschzähnen, Knochen oder Stein, sowie Ohrringe, Armreifen, Halsreifen und Gürtelornamente.[3]

Der Menschenschädelkult war daher wahrscheinlich das zwölfte (vor der Swastika) übertragene Glaubenselement auf Erden, vermutlich von den Natufian vor 12.000 - 14.500 Jahren, im Levant.

Laut Prof. Dr. Dr. Peter Antes und Dr. Ina Wunn von der Universität Hannover gab es bereits Bärenkult und Bärenbestattung, sowie Anthropophagie (Kannibalismus) und Schädelkult im Mittleren Paläolithikum des Neandertalers um 30.000 - 40.000 v. Chr.[4] Laut dem Anthropologen Herbert Ullrich von der Berliner Charitéé gab es Kannibalismus und Leichenzerstückelung bereits beim Neandertaler in Krapina, Zagreb, Kroatien.[5] Der weiter oben aufgeführte Bärenschädelkult der Neandertaler endete scheinbar zwangsmäβig mit der Zeit in einen Menschenschädelkult, da sowohl der Neandertaler als auch die Höhlenlöwen ausstarben und der Homo sapiens den sicherlich übernommenen oder selbst entwickelten Kult weiterführte. Selbst in der frühen Christenzeit trank man noch aus Menschenschädeln, um somit schneller gesund zu werden.

Diese religiösen Bräuche sind dann offensichtlich ins mediterrane Jungpaläolithikum übergeflossen, während sie offensichtlich im schamanistischen Transhimalaja (Olmo, Zentralasien) nicht mehr auftauchen. Scheinbar übernahmen den Schädelkult eher die, von Südeuropa über Kleinasien nach Levant ziehenden, religiösen Menschen, als die Menschen weiter nördlich. Leichenzerstückelung gab es zwar auch in der tibetischen Region (siehe Bön weiter oben), doch ohne einen ersichtlichen Schädelkult. Scheinbar trennt die südlicheren Kulturen von den Nördlicheren der Glaube daran, man könne Kraft auf dem Schädel eines Feindes schöpfen. Vermutlich hat dies mit dem warmen Klima zu tun, denn Schädelkulte erscheinen wieder in Mittelamerika, obwohl sie in Nordamerika überhaupt nicht vorkamen.

Weder Kinder, noch Frauen wurden mit Grabbeigaben beschmückt. Das ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass der Kult der Groβen Mutter noch nicht in Levant im Natoufian angekommen war. Erst im Khiamian (siehe weiter unten) erscheinen wieder weibliche Statuetten, wie zuvor im Gravettien vor ca. 23.000 - 30.000 Jahren. Die Reise der Groβen Mutter, vom Südlichen Mitteleuropa zum Vorderen Orient dauerte daher ungefähr wie folgt:

Vom Gravettien (ca. 28.000 - 21.000 v.Chr.) zum Khiamian (10.000 - 9.500 v.Chr.) = ca. 11.000 Jahre. Distanz Südliches Mitteleuropa - Vorderer Orient = ca. 3.400 km Þ Lineare Verbreitungsgeschwindigkeit = ca. 309 km pro 1.000 Jahre.

Da dies eine typische Lineare Verbreitungsgeschwindigkeit des Gravettien ist (siehe weiter oben), kann man davon ausgehen, dass sich die Groβe Mutter mit einer urtümlichen, langsamen Geschwindigkeit ausbreitete, was darauf hindeutet, dass sie viele Hindernisse überwältigen musste, um bis zum Vorderen Orient zu gelangen. Man könnte auch sagen, die typische Lineare Verbreitungsgeschwindigkeit der Religion der Groβen Mutter war durchgehend ca. 300 - 350 km je 1.000 Jahre, wie aus obigen Zahlen ersichtlich.

Obige Daten stützen die Hypothese, dass die Natoufian Nachfahren der zurückgewanderten Inuit aus Mal'ta und Mezhirich sind, da sie keinen Gottesmutterkult praktizierten und zudem runde Häuser bauten, die dem Prinzip der Rundhüten der Ur-Inuit ähneln.

Weitere Quellen: O. Bar-Yosef, F. R. Valla, D.V. Campana, P. J. Crabtree, Michael Balter, Jason McQuinn, Jonathan Slyk

Kontinent: Asien

Gegend: Nord- und Zentral-Israel

Kultur: Khiamien, Khiamian, Khéamien

Geschichte: Vor etwa 12.000 Jahren begannen die Gletscher der letzten Würmeiszeit im Norden Europas zu schmelzen. Das Schmelzwasser erhöhte den Meeresspiegel aller Ozeane um 130 Meter, weswegen ca. acht Prozent der damaligen Erdfläche überflutet wurden. Das Mittelmeer ergoss sich vor 12.000 Jahren ins Marmarameer. 4.500 Jahre später - vor 7500 Jahren -, auch über den Bosporus ins Schwarze Meer, das bis dahin ein Süßwassergewässer gewesen war. Einigen Forschen nach zu urteilen, soll dies als Sintflut in der semitischen Mythologie überliefert worden sein.[6]

Weiter führende Informationen: Es finden sich in Khiam, Palästina, die ersten Pfeilspitzen mit seitlichen Haken. Die Häuser sind weiterhin rund und tiefliegend - offensichtlich noch eine Weiterführung der Rundhütten der Ur-Inuit aus Kiev und Mal'ta (siehe weiter oben). Die Häuser werden nun aber in Zellen gruppiert. Später werden die Häuser auch rechteckig, was auf ein Verschwinden des Einflusses der Inuitbauweise hindeutet. Mit den rechteckigen Häusern erscheinen auch die ersten wahren Zimmer und Vorratskammern im Haus.[7]

Altersbestimmungs-Grundlage: Khiamian-Datierungen 10.000 - 9.500 v.Chr.

Vermutliches Alter: 11.500 - 12.000 Jahre

Kosmologie

Es gab im Khiamien eine wahrhaftige 'Explosion' an symbolischen Frauen - und Stierfiguren. Wie bereits oben angedeutet, hängt das sicherlich damit zusammen, dass hier endlich die Vorherrschaft der Magdalénien endet, die von den rückgewanderten Inuit aus Mezhirich, Ukraine, tief beeinflusst waren. Ihr Einfluss dauerte ca. 4.000 Jahre. Doch schlieβlich kamen die Menschen aus Europa, hier in Palästina, zurück zu ihrer matriarchalischen Religion, die sie im Gravettien, vor ca. 30.000 Jahren entwickelten, und bis zur Rückkehr der Auswanderer Südostsibiriens beibehalten hatten. Man könnte diese Entwicklung etwa als die erste Revolte auf Erden bezeichnen. Sie zeugt vom Sieg der Religion der Gottesmutter über den Schamanismus im Nahen Osten. Dass die Häuser am Ende des Khiamien rechteckig wurden, passt gut zu dieser These und würde bedeuten, dass die Nachfahren der matriarchalischen Gravettien erst am Ende des Khiamien den damals starken Einfluss der zurückgewanderten Ur-Inuit brechen konnten.

Die symbolischen Figuren werden ab 10.000 v.Chr. immer häufiger und von besserer Qualität, was auch gut zu obigem Modell und zur späten Ablösung der runden Häuser durch rechteckige Häuser passt. Zuerst sind die Venusfiguren nur allegorisch, dann aber kommen immer mehr Details hinzu, was vermutlich die langsame Wiederaneignung der religiösen Symbole nach der Entmachtung der Schamanen und der Wiedereinsetzung der Priester wiederspiegelt. Um 9.500 v.Chr. wird die Groβe Mutter bereits als Göttermutter verehrt - Herrscherin über das gesamte Universum - und löst somit den aus Ostasien eingeführten schamanistischen Glauben endgültig ab.

Schon in der 'schamanistischen' Grotte Chauvet im Aurignacien vor 32.000 Jahren wurden Stiermenschen, Pferde mit Stierhörnern und Stiere dargestellt. Nun aber wird der Stier zu einer wahren Gottheit unter dem Dach der neuen Religion. Er ist naturgemäβ der Göttermutter untergeordnet und verbleibt zoomorph (tierähnlich) - wird also nicht menschenähnlicher, wie die Göttermutter. Die Khiamian aβen kein Stierfleisch, obwohl es in Levant viele Stiere gab , was die Heiligkeit des Stieres unterstreicht. Das Bild der "Frau und des Stieres" verbreitet sich über ganz Levant auf Bildern und Reliefs, Lehmskulpturen und Säulen. Es werden zu dieser Zeit keine anderen Tierdarstellungen gefunden , was die Exklusivität des Stieres unterstreicht und eine heftige Reaktion der Khiamian gegen die schamanistischen Bräuche aus dem verhassten Osten nahe legt. Diese neue Aufbruchstimmung erzeugt auch Speerspitzen, Steinwerkzeuge, Schneiden und Mörser mit mehr Dekorationen als je zuvor.[8]

Weitere Quellen: Jonathan Slyk, Jason McQuinn, Michael Sperling, Trevor Watkins

Kontinent: Nordamerika

Gegend: New Mexico, westliches Nordamerika

Kultur: Clovis

Volk: Clovis

Geschichte: Die zweite Einreisewelle nach Nordamerika kam ebenfalls über die Behringstraβe vor ca. 13.350 Jahren, ca. 4.000 bevor die Würm-Eiszeit endete.[9] Dieses Alter stimmt hervorragend mit dem von mir berechneten Alter von 13.817 Jahren überein, was bedeutet, dass die Eismassen tatsächlich mit ungefähr der selben Geschwindigkeit zurückwichen, wie sie entstanden waren (siehe Bön weiter oben).

Weiter führende Informationen: Die Speerspitzen der Clovis-Indianer sind beidseitig zugehauen, so dass sie, sowohl zum Jagen, als auch zum Zerteilen der Beute genutzt werden konnten. Sie sind nur halb so groß, wie damalige Speerspitzen in Mitteleuropa (Solutréen) und zeugen daher von der Überlegenheit der Ausgewanderten. Die Clovis waren weit verbreitet und transportierten Rohstoffe bereits über weite Strecken. Sie waren Jäger und Sammler, die bevorzugt das Mammut, das Gras von der eisigen Tundra fraβ, das Mastodont, das Kiefernsprösslinge fraβ, den Riesentapir, das Riesenbison und andere große Tiere jagten.

Die Clovis-Steingeräte sind ziemlich einzigartig, ausgenommen, zum Beispiel die, der Solutréen vor 16.500 - 22.000 Jahren in Frankreich, Portugal und Spanien. Die Techniken der Steinbearbeitung in Südeuropa und Nordamerika sind sehr ähnlich.[10] Auch der Archäologe Michael Collins hat Produkte der Clovis- und der Solutréen-Kultur verglichen. Es gibt eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen den Clovis- und den Solutréen-Speerspitzen.[11] Paula Baker Sten von Atlantic Mine, Michigan, glaubt, dass es tatsächlich eine konkrete Solutréen-Verbindung nach Nordamerika gibt.[12]

Demnach wäre die Lineare Verbreitungsgeschwindigkeit zwischen Europa und Amerika wie folgt:

Solutréen (vor 16.500 - 22.000 Jahren) nach Clovis (vor 11.000 - 12.000 Jahren) = 4.500 - 11.000 Jahre. Distanz Südliches Westeuropa - Clovis = ca. 16.430 km Þ Lineare Verbreitungsgeschwindigkeit = 1.494 - 3.651 km pro 1.000 Jahre.

Zum Vergleich: Von Aurignacien (Mitteleuropa) vor ca. 30.000 - 37.000 Jahren Þ bis nach Albuquerque, New Mexico, vor etwa 25.000 Jahren = 5.000 - 12.000 Jahre. Distanz Mitteleuropa - Albuquerque = ca. 14.359 Km Þ lineare Verbreitungsgeschwindigkeit = ca. 1.196 - 2.872 Km je 1.000 Jahre.

Die Lineare Verbreitungsgeschwindigkeit beider Gruppen aus Europa ist nahezu identisch. Daher ist eine Einwanderung vom Solutréen nach Clovis, auch chronologisch gesehen, denkbar. Dies wäre somit der Beweis für eine zweite Einwanderungswelle von Europa nach Nordamerika. Für einen Zwischenstopp in Olmo Lungring würde die Zeit aber ziemlich knapp werden. Daher denke ich, dass die Solutréen sicherlich nicht massiv den Himalaja überquerten, sondern vornehmlich gen Nordosten, am Rande des ewigen Eises, reisten.

Dass die Solutréen die Groβe Mutter durch einfachere Frauenfiguren ersetzten, und somit nicht mehr die Göttermutter verehrten, spiegelt sich in der Abwesenheit von Göttinnen bei den Clovis wieder. Der ehemalige Sternenkult der Solutréen verwandelte sich während der Durchquerung Asiens sicherlich in eine Art Sternendeutung, wohl möglich gefördert durch Kontakte mit Olmo Lungring und China, dessen Vorfahren aus Mal'ta bereits vor ca. 22.000 Jahren über fortschrittliche Kalender verfügten. Dieses Wissen ist noch heute den wandernden Inuit bekannt.

Altersbestimmungs-Grundlage: Radiokarbonanalyse von Überresten von Menschen, Tieren und Pflanzen datieren die Clovis-Kultur um 9.000 - 10.000 v.Chr.[13]

Vermutliches Alter: 11.000 - 12.000 Jahre

Kosmologie

In einem Graben im südlichen Ontario fanden sich gebrannte Quarzitsteine - möglicher Weise Beigaben zu einer Leichenverbrennung. Zwei junge, in Montana Beigesetzte Clovis und ihre Grabbeilagen waren zusammen mit rotem Ocker beerdigt worden - eine Tradition, die aus früheren Zeiten in Europa und Sibirien bekannt ist, und bis zum 19. Jh. noch anhielt.[14]

Weitere Quellen: Dr. Bruce Bradley, Francois Bordes, Wolfgang Bauer, Regina Kaute, Manitoba Archaeological Society

Kontinent: Asien

Gegend: Göbekli Tepe, auf der Hochebene in Südost-Anatolien, Kleinasien

Geschichte: Paläozoologische und paläobotanische Untersuchungen zeigen, dass die Menschen von Göbekli Tepe noch einer wildbeuterischen Gesellschaftsstufe angehörten. Es waren Jäger und Sammler, die sich einst, auf 'merkwürdigem Verlangen' hin, zusammentaten, um eine Anlage, wie die vom 5.000 Jahren späteren Stonehenge, zu errichten. "Zuerst kam also der Tempel, und erst dann die Stadt", wird in wissenschaftlichen Kreisen vermutet. Die verstreuten Tierknochen rings um die Anlage deuten auf eine Opfer- bzw. Zerlegungsstätte hin. Die etwa zeitgleiche Bebauung von Jericho entbehrt dem künstlerischen Schmuck und den großformatigen Skulpturen, die hier auftauchen. Zu dieser Zeit, um 9.000 v. Chr., stand die neolithische Revolution noch erst bevor.[15]

Volk: Vorsemitisch (Semiten sind eine Sprachengemeinschaft. Dazu gehören unter anderem Hebräer, Araber und Äthiopier. Diese Völker sollen der Bibel zufolge Nachkommen von Sem, dem ältesten Sohn Noahs abstammen. Daraus entstand das Wort "Sem iten".)

Schrift: Bildersprache, Piktogramme

Weiter führende Informationen: Göbekli Tepe bedeutet noch heute, "Berg mit Nabel". Die Anlage liegt etwa 700-800 m über dem Meeresspiegel, auf einem Kalkstein-Plateau in der Nähe der heutigen Stadt Sanliurfa. Die 15 m mächtige und etwa 300 m durchmessende frühneolithische Anlage liegt auf dem höchsten Punkt eines langgestreckten Bergzugs und ist eine von weither dominierende Landmarke. Die Aussicht ist hoch strategisch: Im Norden und Osten das Taurusgebirge und der Vulkan Karaca Dağ (Karacalidag). Im Süden, die Harran-Ebene, die bis nach Syrien reicht. Im Westen, nahe Höhenzüge, zwischen Şanlıurfa und dem weiter westlichen Tal des Euphrats.

Hügelflanken übersät mit zahllosen Steingeräten und großformatigen, regelmäßig geformten Werksteinen. Es handelt sich um

keine Wohnanlage oder Befestigung, sondern eine monumentale, megalithische Kreisanlage, mit ev. religiöser Funktion. Erst in späteren Schichten werden die Kreisanlagen kleiner und rechteckiger. Tonnen schwere monolithische Pfeiler sind mit inneren und äuβeren Mauerzügen kreisförmig verbunden. Im Zentrum der Anlage steht ein, alles überragendes, Pfeilerpaar. Die Pfeiler sind verziert mit großformatigen Reliefs von wilden Tieren, wie Löwen, Stiere, Keilern, Füchse und Schlangen, die auf eine Bildersprache hinweisen. Diese Piktogramme sind möglicher Weise der Ursprung von Zeichensystemen späterer Stadtkulturen des Alten Orients. Was die verstreuten Jäger aber konkret dazu gebracht hat, solch eine komplizierte Anlage zu bauen, bleibt bisher den Forschern unklar.[16]

Im Licht des hier vertretenen Standardmodells kann obiges Geheimnis mit Leichtigkeit geklärt werden:

Wie schon im Khiamien Nord- und Zentral-Israels vor 11.500 - 12.000 Jahren, so sind die Megalithbauten in Göbekli Tepe, auf der Hochebene Südost-Anatoliens, etwa 1.000 Jahre später, zuerst kreisförmig, und erst später werden sie rechteckig. Dieser Wandel geschieht, wie oben angedeutet, am Ende des Khiamiens, das sich mit dem Anfang von Göbekli Tepe überlagert.

Somit kann auch hier vermutet werden, dass es zuerst einen groβen Einfluss der von Mezhirich, Ukraine, zurückgewanderten Inuit gab, die einen runden Baustil nach ihren eigenen (ehemaligen) Mammutzahnhütten vorschrieben. Erst später sollte sich ein Wandel zum rechteckigen Baustil ergeben, vermutlich durch den massiven Einfluss der Nachfahren der matriarchalischen Gravettien. Dieser Wandel veränderte den Levant langsam aber sicher.

Es waren also keine einfachen Jäger, die den Anstoβ zur Errichtung der Anlage von Göbekli Tepe gaben, sondern viel mehr die Schamanen - Nachfahren der Inuit aus Mezhirich, Ukraine - die vermutlich hier und da langsam südwärts marschierten und den Menschen ihren Glauben auferlegten.

Vermutlich kamen aber später Priester - Nachfahren der Gravettien - ins Khiamien und nach Göbekli Tepe, und lösten (vermutlich mehr oder weniger gewaltsam) die Vorherrschaft der vermutlich verhassten Schamanen ab, die vom Volk so groβe Megalithbauten abverlangten. Die Bauten wurden weitergeführt, aber nun in einem kleineren Format. Das Volk hatte sich sicherlich auf die Seite der Priester gestellt, die von ihnen keine so groβe Anstrengungen mehr verlangten.

Altersbestimmungs-Grundlage: Die Radiokarbonmethode datiert die Schicht II um 8.000 v.Chr., während die ältere Hauptbauphase (Schicht III) um 9000 v.Chr. endet. Eine frühere Besiedlung wird bis in die Altsteinzeit zurück vermutet.

Vermutliches Alter : 10.000 - 11.000 Jahre

Kosmologie

Wie ein Vorbild für Stonehenge, flankiert ein Ring von polierten, drei Meter hohen T-Pfeilern, den vorgeschichtlichen Kultraum mit einem feinen Terrazzofußboden. Am Boden befindet sich ein Steinblock mit einem hochstehenden Rahmen, der ein rechteckiges Becken bildet. In diesem Becken wurde vermutlich das Blut der erlegten Beutetiere aufgefangen, um es später in Riten wieder zu verwenden. Die drei Meter hohen Pfeiler sind mit abstrakten Piktogrammen sowie mit einem Bestiarium aus sehr sorgfältig bearbeiteten Tierreliefs, wie Zähne fletschende Füchse, Stiere mit gewaltigen Hörnern, Schlangen, schnatternde Enten, einem Wildschwein mit groβen Keilern, einem brüllenden Löwen, sowie Gazellen, Reptilien und Vögel, verziert. Einige Pfeiler haben auch Arme, was darauf schließen lässt, dass es sich um stilisierte Menschen handelt. Es gibt noch ein sog. 'Löwenpfeilergebäude' sowie das Hochrelief eines Reptils.

Über dem Gelände verteilte Knochen von Geiern (siehe dazu auch Çatal Hüyük weiter unten) und anderen Tieren lassen auf Abfallhalden schlieβen. Ich vermute, dass das "Geierheiligtum" von Çatal Hüyük (siehe weiter unten) mit Göbekli Tepe in Verbindung steht, zumal die beiden Fundstellen nahe bei einander liegen. Der einst in Göbekli Tepe vermeintlich geschlachtete Geier, wurde mit der Zeit sicherlich ein Kulttier und verwandelte sich somit in den Totenvogel von Çatal Hüyük. Die bereits hier dargestellten Stiere, finden sich später auch an anderen Orten als Symbol einer männlichen Gottheit wieder.

Der ausgeprägte Totenkult der beiden Stätten Göbekli Tepe und Çatal Hüyük ist auch in Jericho (siehe weiter unten) wieder zu finden. Wie später in Jericho, so wurden auch hier ummantelte Totenköpfe gefunden. Außerdem gab es noch "Totenplatten", unter denen ganze Leichen lagen.[17]

[...]


[1] (genauso wie einst die Rundhütten in Mezhirich, Ukraine und Mal'ta, Südostsibirien, weswegen es hier vermutlich einen Einfluss der wieder zurückgewanderten Inuit gibt).

[2] Damals war der Mittlere Osten also viel feuchter als heute - in etwa wie heute die afrikanische Savanne.

[3] O. Bar-Yosef/F. R. Valla (eds.), The Natoufian culture in the Levant (Ann Arbor 1991).

D.V. Campana/P. J. Crabtree, Communal hunting in the Natufian of the Southern Levant: The social and economic implications. Journal of Mediterranean Archaeology 3/2, 1990, 233-243.

Balter, Michael, The Goddess and the Bull: Catalhoyuk, An Archaeological Journey to the Dawn of Civilization, Free Press (2005)

[4] Christel M. Schröder, Peter Antes, Hubert Cancik, Friedrich Heiler. Erscheinungsformen und Wesen der Religion, Die Religionen der Menschheit, 36 Bde., Bd.1, Erscheinungsformen und Wesen der Religion, Kohlhammer, 2005

[5] Herbert Ullrich. Totenriten, Bestattungen, Schädelkult und Kannibalismus im Paläolithikum (21-30). Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, Band 12, 1991

[6] Axel Bojanowski. Sintflut entzweit Wissenschaft, Der Standard, Print-Ausgabe, 6./7.12.2003

[7] Ulrich Stodiek, Harm Paulsen, Mamoun Fansa, "Mit dem Pfeil, dem Bogen..." Techniken der steinzeitlichen Jagd. Isensee

Oldenburg, 1996

[8] Jacques Cauvin. The Birth of the Gods and the Origins of Agriculture. Anarchy: A Journal of Desire Armed #52 -- Fall/Winter 2001-2002

Jacques Cauvin. The Birth of the Gods and the Origins of Agriculture, Cambridge University Press, 40 West 20th St., New York, NY 10011-4211, 2000) 259 S.

[9] Christian Nürnberger. Besiedlungsgeschichte: Wer war zuerst in Amerika? GEO Epoche Nr.4 10/00

[10] Christian Nürnberger. Besiedlungsgeschichte: Wer war zuerst in Amerika? GEO Epoche Nr.4 10/00

[11] The first Americans. http://www.itchy-q.com/firstamerican.html. 29.07.05

[12] The solutrean connection question. http://www.wfu.edu/~cyclone/THE%20SOLUTREAN%20CONNECTION%20QUESTION.htm. 29.07.05

[13] Paleo-Indian Traditions. http://www.umanitoba.ca/anthropology/Manitoba/paleo.html. 29.07.05

[14] C. J. Ellis and B. Deller - 1991 - A Small (But Informative) Early Archaic Assemblage from the Culloden Acres Site, Area B. Kewa 91(8):2-17

[15] Hauptmann, H. - K.Schmidt, Frühe Tempel - frühe Götter? in: Deutsches Archäologisches Institut, Archäologische Entdeckungen. Die Forschungen des Deutschen Archäologischen Instituts im 20. Jahrhundert, Zaberns Bildbände zur Archäologie (2000), 258-266
Schmidt, K., Zuerst kam der Tempel, dann die Stadt. Bericht zu den Grabungen am Gürcütepe und am Göbekli Tepe 1996-1999, Istanbuler Mitteilungen 50, 2000, 5-40
Schmidt, K., Göbekli Tepe, Southeastern Turkey. A Preliminary Report on the 1995-1999 Excavations, Paléorient 26.1, 2001, 45-54
Schmidt, K., The 2002 Excavations at Göbekli Tepe (Southeastern Turkey). Impressions from an Enigmatic Site, Neo-Lithics. A Newsletter of Southwest Asian Lithics Research 2/2002, 8-13

[16] Göbekli Tepe. exsudo.org. http://goebekli_tepe.exsudo.de/. 30.07.05

Kerstin Viering. Vom Jägerkult zum Ackerbau. Wissenschaft. Beilage der Berliner Zeitung, 09. August 2000

[17] Michael Zick. Der Steinzeit-Tempel vom Göbekli-Tepe. AiD Archäologie Online, Heft 5/00

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Details

Titel
Versunkene Kulturen der Welt: von 13.000 bis 6.000 v.Chr.
Untertitel
Das Ende der Eiszeit in Europa, Levant und Amerika
Hochschule
Universitat de Barcelona
Autor
Jahr
2005
Seiten
39
Katalognummer
V44349
ISBN (eBook)
9783638419673
ISBN (Buch)
9783638657532
Dateigröße
754 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Versunkene, Kulturen, Welt
Arbeit zitieren
Dr. Carlos Calvet (Autor:in), 2005, Versunkene Kulturen der Welt: von 13.000 bis 6.000 v.Chr., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44349

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