Es gab Zeiten vor der Wende zur digitalen Fotografie, in denen der internationale Markt rund um fotografische Ausrüstung von einem Unternehmen dominiert wurde: der US-amerikanischen Eastman Kodak Company, kurz Kodak. Jahre bevor sich professionelle FotografInnen und Fotografie-AmateurInnen mit Digitalkameras von Canon, Leica, oder Nikon ausstatteten, als man Momente noch auf Film und Fotopapier und nicht auf SD-Karte festhielt, schossen hunderttausende AmateurfotografInnen ihre Bilder mit Kodak-Kameras. 2012 musste Kodak Insolvenz anmelden und ist heute auf dem Markt der Digitalfotografie nur noch ein unbedeutender Spieler. Stattdessen hat sich die Firma hauptsächlich auf die Produktion von Druckmaschinen und dazugehöriger Software spezialisiert. Zwar hatte Kodak-Techniker Steve Sasson 1975 den ersten Prototyp der Digitalkamera gebaut – und somit hält die Firma das Patent für diese Entwicklung – die Firmenleitung verkannte allerdings zu lange das wirtschaftliche Potential der neuen Technologie und ließ sich von Konkurrenten, die die Innovation nutzten und weiterentwickelten, überholen.
Die Digitalkamera war nur der Letzte einer Reihe technischer Fortschritte auf dem Gebiet der Fotografie, die die Entwicklungsabteilung der Eastman Kodak Company seit Gründung der Firma 1889 für sich verbuchen konnte. Dabei orientieren sich die Bestrebungen der Kamerafirma stets am Grundgedanken des Kodak-Gründers George Eastman. Eastmans Ziel – ja sein Antrieb zur Firmengründung – war es am Ende des 19. Jahrhunderts gewesen, die Fotografie so zu vereinfachen, dass sie einem möglichst großen Publikum technisch und finanziell zugänglich gemacht werden konnte.
Kurz: Nahezu jeder Amerikaner und jede Amerikanerin, so Eastmans Idee, sollte eine Kamera kaufen und bedienen können. George Eastman war also einer der ersten, der erkannte, dass die Fotografie enorme wirtschaftliche Potentiale als Massenprodukt versprach, wenn es gelang, das im 19. Jahrhundert sehr aufwendige Prozedere des Fotografierens zu simplifizieren. Das Fotoequipment der Eastman Kodak Company richtete sich damit seit Firmengründung an ein Publikum, das für private Zwecke fotografieren sollte, dem zunächst jedoch beizubringen war, warum es reizvoll sein könnte im privaten Rahmen Fotos zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung.
- 2. Methodische Herangehensweise....
- 3. Die Coloramas und die US-amerikanische Mittelschichtfamilie der 1950er
und 1960er Jahre.........
- 3.1 Von der „,erweiterten“ zur „nuklearen“ Familie......
- 3.2 Männer, Frauen und Kinder in der nuklearen (Colorama-)Familie....
- 4. Die Colorama-Frau
- 4.1 Die Colorama-Familie feiert, wenn die Mutter fotografiert.
- 4.1.1 Die Anfangsjahre der Kodak-Werbung: Fotografieren als Familienwert...
- 4.1.2 Die Erfindung des Kodak Girl.
- 4.2 Die Colorama-Frauen als Fortsetzung des Kodak Girl.
- 5. Das Colorama als Konsumphantasie der Nachkriegszeit?.
- 5.1 Konsum als Teil der amerikanischen (Medien-)Kultur der Nachkriegsjahre...
- 5.2. Die Coloramas als Warenpalette?
- 5.3 Die private Fotografie als konsumierbares Gut.
- 5.3.1 Nostalgie: Kodaks Werbefotografie und die Erinnerung an das Schöne.
- 5.3.2 Der nostalgische Wert der Coloramas
- 6. Veränderungen im Familienbild der 1960er Jahre und die Colorama-Kampagne ....
- 6.1 Betty Friedans The Feminine Mystique
- 6.2 Weniger,,Feminine Mystique“ in den Coloramas der 1960er? .....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit „Der Traum vom schönen Leben in der amerikanischen Werbefotografie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ untersucht die Rolle der Kodak-Werbung in der Gestaltung des Familienbildes und der Konsumkultur der Nachkriegszeit. Insbesondere die „Colorama“-Kampagne der 1950er und 1960er Jahre, die durch großformatige Fotoinstallationen in öffentlichen Bereichen bekannt war, steht im Zentrum der Analyse.
- Die Entwicklung der Kodak-Werbung und ihre Auswirkungen auf das Alltagsleben der AmerikanerInnen.
- Die Konstruktion von Geschlechterrollen und Familienidealen in der Werbefotografie.
- Die Bedeutung von Konsum und Nostalgie in der amerikanischen Kultur der Nachkriegszeit.
- Die Verbindung von Werbefotografie und privater Fotografie.
- Die Veränderung des Familienbildes in den 1960er Jahren und ihre Rezeption in der „Colorama“-Kampagne.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Geschichte der Eastman Kodak Company ein und beleuchtet die Entstehung des Massenmarktes für Fotografie. Kapitel 2 skizziert die methodische Herangehensweise der Arbeit, die sich auf qualitative Inhaltsanalyse von Werbefotografien und Sekundärliteratur stützt. Kapitel 3 analysiert die „Colorama“-Kampagne und ihre Darstellung der „nuklearen Familie“ der 1950er und 1960er Jahre. Kapitel 4 konzentriert sich auf die Rolle der Frau in der Werbefotografie und zeigt die Entstehung des „Kodak Girl“ auf. Kapitel 5 beleuchtet die „Coloramas“ als Ausdruck der Konsumphantasie der Nachkriegszeit und die Verknüpfung von Fotografie und Konsum. Kapitel 6 untersucht die Veränderungen im Familienbild der 1960er Jahre und ihre Rezeption in der „Colorama“-Kampagne.
Schlüsselwörter
Amerikanische Werbefotografie, Kodak-Werbung, Colorama-Kampagne, Familienbild, Konsumkultur, Geschlechterrollen, Nostalgie, Nachkriegszeit, Medienkultur.
- Arbeit zitieren
- Friederike Piotrowski (Autor:in), 2017, Der Traum vom schönen Leben in der amerikanischen Werbefotografie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/443728