Liberia hat eine der höchsten Arbeitslosenquoten der Welt, Infrastruktur und Wirtschaft wurden im Bürgerkrieg fast gänzlich zerstört. Dennoch ist Liberia ein Land, auf das die westliche Welt mit Hoffnung blickt. Trotz hoher ethnischer Diversität, einer erst langsam wiederkehrenden Zivilgesellschaft und brennenden sozialen und ökonomischen Problemen scheint sich die Lage unter der neuen Regierung zu stabilisieren. Verschiedene empirische Indikatoren, zur Messung von Demokratisierung und verschiedener Aspekte von Governance im Ländervergleich zeichnen diese Entwicklung Liberias durch einen Anstieg in den Bewertungen aus. In dieser Arbeit soll der Indikator von Freedom House Freedom in the World und dessen Messungen anhand des in Transformation befindlichen Liberia untersucht werden.
Ein besonderes Augenmerk soll daraufgelegt werden, wie das Projekt zum empirischen Ländervergleich mit den offensichtlichen Veränderungen in Liberia umgehen, ob diese überhaupt einleuchtend erfasst werden können und ob die Bewertungen einzelner Aspekte der Transformation zu negativ oder auch zu positiv ausfallen. Hierbei soll durchaus kritisch geprüft werden in wie weit die Methode der Untersuchung ein annähernd realistisches Bild der Regierungsführung in Liberia abgeben kann. Ein Land, mit einer einzigartigen Geschichte, indem effektive Regierungsführung durch undurchsichtige Kriege und Konflikte für Jahrzehnte zwischen gewalttätig autoritär und de facto nicht-existent hin und her wechselte. In dieser Arbeit soll die Transformation Liberias zwischen den Jahren 2003 und 2006 Gegenstand des Vergleichs von numerischer Bewertung und qualitativen Aussagen von Freedom in the World sein.
Der Zeitraum ist zum einen zum Vergleich gewählt, zum anderen ist dieser Zeitraum für die Transformation Liberias äußerst interessant. Mit der Flucht des autoritären Warlords Charles Taylor im Jahre 2003 beginnt in Liberia eine neue Ära. Mit dem Gewaltmonopol in den Händen der VN-Schutztruppe (UNOMIL) gelingt es eine Entwicklung in Gang zu bringen, die im Oktober 2005 zu demokratischen Wahlen führt. Wie dieser Weg von dem Indikator von Freedom House bewertet wird soll hier untersucht werden. Im nächsten Kapitel soll kurz die Geschichte der Entwicklung Liberias vom quasi-kolonialen artifiziellen Staatsgebilde zu einem der schrecklichsten Kriegsschauplätze in den 1990er Jahren und zu einem der westafrikanischen Hoffnungsträger für Frieden und demokratischer Transformation, dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Liberia - ein afrikanischer Sonderfall?
- Wahrnehmung Liberias und dessen Entwicklungsprozess in der empirischen Studie Freedom in the World
- Methoden und Forschungsziele
- Qualitative und numerische Bewertung Liberias 2003 und 2006
- Liberia anno 2003
- Liberia anno 2006
- Bewertung der Ergebnisse und spezifische Schwierigkeiten mit dem Fall Liberia
- Das Problem der Staatlichkeit
- Das ökonomische Problem: Freiheit in Armut?
- Gegenbeispiel: Bertelsmann Transformations Index
- Das Methoden-Problem: Messen von individuellen Freiheiten ohne das Individuum
- Schluss - Land of the free?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die Transformation Liberias zwischen 2003 und 2006 im Kontext der empirischen Studie „Freedom in the World" von Freedom House. Sie untersucht, wie die Studie die Transformation Liberias erfasst und bewertet, und hinterfragt die Methoden und Ergebnisse der Studie im Hinblick auf die spezifischen Herausforderungen des Landes.
- Der Wandel Liberias von einem Bürgerkriegsland zu einem demokratischen Staat unter der Führung von Ellen Johnson-Sirleaf.
- Die Methodik und die Bewertungskriterien von Freedom House im Hinblick auf die Messung von individuellen Freiheiten in Ländern wie Liberia.
- Die Herausforderungen der Staatsbildung und die ökonomischen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Entwicklung von Freiheit und Demokratie.
- Die Frage nach der Vereinbarkeit von Freiheit und Armut.
- Die Relevanz von historischen und sozioökonomischen Besonderheiten für die empirische Erfassung von Regierungsführung.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt die aktuelle Entwicklung Liberias nach zwei Bürgerkriegen dar. Es zeigt die Bedeutung der demokratischen Wahl von Ellen Johnson-Sirleaf und die Hoffnung auf eine Stabilisierung des Landes.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Geschichte Liberias und dessen einzigartige Staatsbildung durch amerikanische Siedler. Es analysiert die historische Entwicklung von autoritärer Herrschaft und die Folgen des Bürgerkriegs für die Staatlichkeit Liberias.
Das dritte Kapitel analysiert die empirische Studie „Freedom in the World" und deren Methodik zur Bewertung von Freiheit und Demokratie. Es zeigt, wie Liberia in der Studie bewertet wird und wie die Studie die Transformation des Landes erfasst.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den spezifischen Schwierigkeiten der empirischen Erfassung von Freiheit und Demokratie in Liberia. Es beleuchtet die Herausforderungen der Staatlichkeit, die ökonomischen Probleme und die Methodenschwierigkeiten, die die Bewertung von individuellen Freiheiten in einem Land mit einer komplexen Geschichte und schwierigen sozialen Verhältnissen mit sich bringt.
Schlüsselwörter
Liberia, Bürgerkrieg, Demokratisierung, Staatsbildung, Freedom House, Freedom in the World, empirische Studie, Ländervergleich, individuelle Freiheiten, Staatlichkeit, ökonomische Entwicklung, Armut, Methodologie, Transformation, Hoffnungsträger, UNOMIL.
- Quote paper
- Benjamin Peschke (Author), 2008, Liberia. Land of the free? Liberias Transformation zwischen 2003 und 2006 in der empirischen Studie "Freedom in the World", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/443776