Für die Entwicklung zahlreicher, moderner Story Generators sind theoretische Ansätze zur Frage, aus welchen Bestandteilen sich ein literarisches Werk überhaupt zusammensetzt, von fundamentaler Bedeutung. Die zwei am meist berücksichtigten Ansätze der „Story Grammars“ und der „Ereignis & Aktionstheorie“ sind dabei bis heute wegweisend für die Entwicklung aktueller Erzählmaschinen. Dies ist zum Beispiel bei der Erzählmaschine „MEXICA“ des mexikanischen Wissenschaftlers Rafael Pérez y Pérez von 2004 und beim Geschichtengenerator „TALE-SPIN“ von James R. Meehan aus dem Jahre 1970 der Fall. Vertreter der Aktionstheorie haben in zahlreichen Publikationen gezeigt, dass man die Gesamthandlung in literarischen Werken als einzelne Handlungselemente und somit als kleinstmögliche konstitutive Bausteine einer Geschichte verstehen kann. Trotzdem ist die Aktionstheorie in sich so weit ausdifferenziert, dass man nur schwer von einem bestimmten Konzept von „Aktion“ sprechen kann. Der Versuch, die zahlreichen Theorien zum Aktionsbegriff zu durchdringen gestaltet sich daher sehr schwierig. In dieser Arbeit soll jedoch trotzdem ein Versuch unternommen werden, die verschiedenen Formen von Aktionen in einem literarischen Werk näher zu erläutern, und darzustellen, welche unterschiedlichen Positionen in der heutigen Forschung vertreten werden, an welchen Stellen sie übereinstimmen und welchen Wert sie im Gesamtkonzept der Aktionstheorie besitzen. Diese Arbeit wird sich zunächst in einem ersten Abschnitt mit den aktionstheoretischen Ansätzen des Hamburger Literatur- und Medienwissenschaftlers Jan Christoph Meister auseinandersetzen. In einem zweiten Schritt werden die zuvor dargestellten Ansätze mit den Aktionstheorien James R. Meehans und Nicholas Reschers verglichen. In einem dritten Teil wird zudem das Aktionskonzept David Hermans zu den vorherigen Überlegungen in Beziehung gesetzt. Als Fazit werden alle Erkenntnisse zum Aktionsbegriff noch einmal zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literaturwissenschaftliche Aktionstheorien im Überblick
- Die dreigliedrige Aktionstheorie von Jan Christoph Meister
- Aktion als Figurenhandlung nach James R. Meehan und Nicholas Rescher
- Der isolierte Aktionsbegriff nach David Herman
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie der Begriff „Aktion“ in der Literaturwissenschaft verstanden werden kann und welche Rolle er für die Entwicklung von Story Generators spielt. Die Analyse der verschiedenen Theorien zum Aktionsbegriff soll zeigen, wie vielfältig und gleichzeitig komplex dieses Konzept ist.
- Die verschiedenen Ansätze der Aktionstheorie in der Literaturwissenschaft
- Die Bedeutung des Aktionsbegriffs für die Entwicklung von Story Generators
- Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Theorien zum Aktionsbegriff
- Die Rolle der Figuren- und Autorenhandlung in der Aktionstheorie
- Die sprachspezifischen Unterschiede im Verständnis des Aktionsbegriffs
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Aktionstheorie für die Entwicklung von Story Generators und stellt die wichtigsten Vertreter dieser Theorie vor. Im zweiten Kapitel wird die dreigliedrige Aktionstheorie von Jan Christoph Meister vorgestellt, die den Aktionsbegriff in drei Ebenen einteilt: Figurenhandlung, Ereignisse und Autorenhandlung. Das dritte Kapitel setzt sich mit der Theorie von James R. Meehan und Nicholas Rescher auseinander, die den Aktionsbegriff hauptsächlich auf Figurenhandlungen beschränken.
Schlüsselwörter
Aktionstheorie, Story Generators, Figurenhandlung, Ereignisse, Autorenhandlung, Literaturwissenschaft, Narratologie, Erzähltheorie, Sprachspezifität, „TALE-SPIN“, „MEXICA“, „Computing Action“, „Story Logic“.
- Quote paper
- Bernd Appel (Author), 2011, Ein Überblick über Aspekte des literaturwissenschaftlichen Aktionsbegriffs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/444127