Vor sechzig Jahren ging der zweite Weltkrieg zu Ende und mit ihm die grausamste Diktatur Europas, wenn nicht gar der Welt. Sechzig Jahre Kriegsende, sechzig Jahre Befreiung aus der nationalsozialistischen Diktatur - die Medien jedweder Art bringen zu diesen Themen Berichte und Dokumentationen, die Bücher von Guido Knopp stehen in jedem Buchladen. Bei all dieser Fülle an Information und Aufklärung bleibt schlussendlich aber immer eine Frage offen: Wie konnte das alles geschehen? Damit ist nicht etwa der Aufstieg Hitlers gemeint, nicht die Grausamkeiten auf dem Schlachtfeld während des Krieges. Gefragt wird nach Aufsehern der Konzentrationslager, die in nie bekannter sadistischer Art Millionen von Menschen ums Leben brachten. Gefragt wird nach der Bevölkerung, die größtenteils die Rassenpolitik des Regimes unterstützte. Gefragt wird nach der Motivation kleiner Kinder und Jugendlicher, die im brennenden Berlin versuchten, mit Panzerfäusten die erdrückende Übermacht der Sowjets in einem längst verlorenen Krieg zu stoppen. Es war eine Jugend, die keine Jugend besitzen sollte. Nach dem Willen ihres Führers Adolf Hitler kam bei den letzten Kriegshandlungen der größte Teil von ihnen zu Tode. Dieser „Volkssturm“ wurde in der Soldatensprache „HJ-Spätlese“ genannt - ein grausamer Euphemismus.
Die vorliegende Arbeit erhebt nicht den Anspruch, diese Fragen klären zu wollen oder zu können. Aber sie soll untersuchen, auf welche Art und Weise die Jugend des Dritten Reiches zu solch einem Fatalismus erzogen werden konnte - denn ganz außer Frage steht, dass Erziehung und Bildung einen großen Teil dessen ausmachen, was ein Mensch ist.
Im ersten Teil dieser Arbeit werden grundlegende Begriffe der Pädagogik und ihrem dazugehörigen Umfeld erklärt.
Der zweite Teil soll dann einen kurzen Abriss über die Geschichte und Entwicklung der Pädagogik von der Aufklärung bis zum Dritten Reich zeichnen.
Im dritten Teil werden dann die wichtigsten Erziehungs- und Bildungstheorien erläutert. Hitlers eigene Vorstellung von Erziehung steht hierbei am Anfang, da er sich auch in Fragen der Erziehungspolitik die Entscheidungsmacht vorenthielt. Im weiteren Verlauf sollen die Theorien der beiden wichtigsten Vertreter der Pädagogik im Dritten Reich, Ernst Krieck und Alfred Baeumler, dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Begriffe
- Zur Begrifflichkeit der Pädagogik
- Zur Begrifflichkeit der Erziehung
- Zur Begrifflichkeit der Sozialisation
- Zur Begrifflichkeit der Bildung
- Entwicklung der Pädagogik in Deutschland von der Aufklärung bis zum Beginn des Dritten Reiches
- Von der Aufklärung bis zur Bildung der bürgerlichen Gesellschaft um 1860
- Wilhelminisches Kaiserreich und Weimarer Republik
- Zusammenfassung
- Erziehungs- und Bildungstheorien im Dritten Reich
- „Erziehung“ und „Bildung“ aus nationalsozialistischer Sicht
- Die Sichtweise des „Führers“ Adolf Hitler
- Exkurs - Eliteschulen im Dritten Reich
- Nationalpolitische Erziehungsanstalten (NPEA, auch NAPOLA)
- Die Adolf Hitler-Schulen (AHS)
- Ordensburgen (OB)
- Die Sichtweise des Pädagogen Ernst Krieck
- „Persönlichkeit“ bei Krieck
- Staat und Gesellschaft bei Ernst Krieck
- Kriecks Erziehungs- und Bildungstheorie
- Zusammenfassung
- Die Sichtweise des Pädagogen Alfred Baeumler
- Totalität, Irrationalität und Aktivität
- Germanismus
- Symbolismus
- Schule und Bildung
- Exkurs 1: Waldorfschulen im Dritten Reich
- Exkurs 1.2 Rosenbergs „Mythus des XX. Jahrhunderts
- „Rasse“ als Begriff der Bildungstheorie Baeumlers
- Schule und Bildung - Fortsetzung
- Zusammenfassung
- Die Sichtweise des Reichsjugendführers Baldur von Schirach
- Die Gründung der HJ und die Eingliederung anderer Verbände
- Die pädagogischen Konzepte der HJ
- Schule und HJ
- Dienst in der HJ
- Zusammenfassung
- Die praktische Umsetzung der Erziehungs- und Bildungstheorien in Deutschschulbüchern dieser Zeit
- „Krümel“ - eine qualitative Analyse
- Kriecks Theorie der Gemeinschaftserziehung in Deutschschulbüchern
- „Pimpfenfehde“
- Baeumlers,,männlich-heroische Zucht“ in Deutschschulbüchern
- Baeumlers Symbolismus in Deutschschulbüchern
- Schirachs pädagogische Konzepte und die HJ in Deutschschulbüchern
- Eine quantitative Untersuchung anhand von ausgewählten Schulbüchern
- Exkurs: Ziel des Deutschunterrichts (laut Lehrplan)
- Deutschschulbücher von 1935, 1939 und 1942 im Vergleich
- Lehreinheiten und Umfang
- ,,Deutschtum\" in den Schulbüchern
- Kriegsgeschichten in Schulbüchern
- Zusammenfassung
- Ausblick
- Anhang
- Abkürzungsverzeichnis
- Literatur- und Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Erziehungs- und Bildungstheorien im Dritten Reich und deren Auswirkungen auf die Gestaltung von Deutschschulbüchern der damaligen Zeit. Sie verfolgt das Ziel, die pädagogischen Konzepte des Nationalsozialismus aufzuzeigen und deren konkrete Umsetzung in der schulischen Praxis zu analysieren.
- Einfluss nationalsozialistischer Ideologie auf die Pädagogik
- Analyse von Erziehungs- und Bildungstheorien zentraler Figuren des NS-Regimes
- Zusammenhang zwischen theoretischen Konzepten und der Gestaltung von Deutschschulbüchern
- Untersuchung der Rolle von Deutschschulbüchern in der nationalsozialistischen Indoktrination
- Analyse des Einflusses von Eliteschulen wie den NAPOLA auf die Ausbildung der NS-Elite
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung des Themas und die Zielsetzung der Arbeit darlegt. Im ersten Kapitel werden grundlegende Begriffe der Pädagogik, wie Erziehung, Sozialisation und Bildung, definiert. Im zweiten Kapitel wird ein kurzer Abriss über die Geschichte und Entwicklung der Pädagogik in Deutschland von der Aufklärung bis zum Beginn des Dritten Reiches gegeben. Das dritte Kapitel analysiert die Erziehungs- und Bildungstheorien im Dritten Reich. Dabei werden die Sichtweisen von zentralen Figuren des NS-Regimes, wie Adolf Hitler, Ernst Krieck und Alfred Baeumler, sowie die Rolle der Hitlerjugend unter Baldur von Schirach beleuchtet. Das vierte Kapitel untersucht die konkrete Umsetzung der Erziehungs- und Bildungstheorien in Deutschschulbüchern der damaligen Zeit. Dabei werden sowohl qualitative als auch quantitative Analysen durchgeführt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Erziehung, Bildung, Nationalsozialismus, Pädagogik, Deutschschulbücher, Eliteschulen, NAPOLA, Hitlerjugend, Ernst Krieck, Alfred Baeumler, Baldur von Schirach, Indoktrination, Gemeinschaftserziehung, „männlich-heroische Zucht“, Symbolismus.
- „Erziehung“ und „Bildung“ aus nationalsozialistischer Sicht
- Quote paper
- Heiko Wenzel (Author), 2005, Erziehungs- und bildungstheoretische Vorstellungen im Dritten Reich und ihre Spuren in Deutsch(schul)büchern der damaligen Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44418