Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung von kleinen und mittleren Unternehmen
1.2 Zielsetzung und Vorgehen
2 Kleine und mittlere Unternehmen in Osterreich
2.1 Definition und Abgrenzung von KMU
2.2 Herausforderungen fur kleine und mittlere Unternehmen
3 Datenanalyse
3.1 Deskriptive Analyse
3.1.1 Verteilung nach Branchen, Bundeslandern und BetriebsgroBenklassen
3.1.2 Darstellung der Unternehmensentwicklung
3.1.3 Darstellung der Herausforderungen und der Wettbewerbsfahigkeit
3.2 Inferenzstatistische Untersuchungen
3.2.1 Prufung auf Normalverteilung
3.2.2 Einfluss der geographischen Lage auf den Unternehmenserfolg
3.2.3 Erfahrung mit aktuellen Managementkonzepten
3.2.4 Bedeutung unternehmensspezifischer Kompetenzen
3.3 Untersuchung der internen Konsistenz
3.4 Explorative Faktorenanalyse
4 Diskussion und Fazit
4.1 Ergebnisse der Arbeit und kritische Reflexion
4.2 Praktische Relevanz der Ergebnisse
5 Literaturverzeichnis
6 Abkurzungsverzeichnis
7 Anhang
1 Einleitung
1.1 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung von kleinen und mittleren Unternehmen
Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) spielen in der Europaischen Wirtschaft eine zentrale Rolle. Rund 99% aller Unternehmen in der Europai- schen Union zahlen zu den KMU.[1] Diese tragen wesentlich zur Entstehung von Arbeits- platzen bei, fordern den Unternehmergeist und die Innovationsfahigkeit und leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Wettbewerbsfahigkeit und Beschaftigung.[2] Den- noch verfugen sie im Vergleich zu GroBunternehmen uber einen bedeutend geringeren Markteinfluss und sind auBerhalb ihres Standortes und Kundenkreises oftmals kaum be- kannt.[3] So ergeben sich insbesondere in der Grundungsphase oft Probleme beim Zugang zu Kapital und Krediten. Durch die begrenzten Ressourcen wird der Zugang zu Techno- logie und Innovationen ebenfalls erschwert. Eine der Prioritaten der Europaischen Kom- mission ist es demnach die KMU zu unterstutzen.[4] Besonders in Osterreich haben die KMU einen wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaftsstruktur, da hier der Mittelstand besonders stark ausgepragt ist. Zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts werden von den KMU erwirtschaftet.[5] Daraus wird ersichtlich, welch enorme wirtschaftliche, soziale sowie gesellschaftliche Bedeutung die kleinen und mittleren Unternehmen haben.
1.2 Zielsetzung und Vorgehen
Im Zuge dieser Arbeit soll die Wettbewerbsfahigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen in Osterreich anhand quantitativer Analysen untersucht und interpretiert werden. Als Basis dafur wird eine schriftliche Befragung der IMAD GmbH aus dem Jahr 2005 zum Thema Wettbewerbsfahigkeit herangezogen. Mithilfe eines Fragebogens wurden die Da- ten von 500 Geschaftsfuhrern von kleinen und mittleren Unternehmen in Osterreich er- hoben.
Im theoretischen Teil dieser Arbeit wird dargestellt, was unter kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) verstanden wird und welche Bedeutung die KMU fur die osterreichi- sche Wirtschaft haben. In Kapitel 3 erfolgt eine Datenanalyse, die in die deskriptive Analyse, inferenzstatistische Untersuchungen, Untersuchung interner Konsistenz sowie explorative Faktorenanalyse zu der Wettbewerbsfahigkeit aufgrund interner Funktionen un- terteilt ist. Im Rahmen der deskriptiven Analyse wird die Struktur der Stichproben in Bezug auf unterschiedliche Variablen verdeutlicht. Neben der Branchen-, Lander- oder BetriebsgroBenklassenverteilung wird auch die Entwicklung des Unternehmens in Hin- blick auf Umsatz, Gewinn und Marktanteil interpretiert und bewertet. Daruber hinaus wird die subjektive Bewertung der Geschaftsfuhrer zu den wettbewerbsrelevanten Her- ausforderungen analysiert. Dabei wird explizit auf die wichtigsten und weniger wichtig angesehenen Herausforderungen eingegangen. Ebenso wird eine Auswertung zur Ein- schatzung der Geschaftsfuhrer der Wettbewerbsfahigkeit aufgrund interner Funktionen sowie unternehmensspezifischer Kompetenzen durchgefuhrt. Bei dieser Betrachtung werden besonders die wichtigsten Funktionen beziehungsweise Faktoren erlautert. Die inferenzstatistische Untersuchung befasst sich mit folgenden Fragestellungen:
- Hat die geographische Lage einen Einfluss auf den Unternehmenserfolg der KMU?
- Weisen „erfolgreiche Unternehmen“ im Vergleich zu „nicht erfolgreichen Unter-
nehmen“ einen Unterschied mit aktuellen Managementkompetenzen auf?
- Stellt die Einschatzung unternehmensspezifischer Kompetenzen fur die Wettbewerbsfahigkeit ein Unterscheidungsmerkmal zwischen „erfolgreichen Unterneh- men“ und „nicht erfolgreichen Unternehmen“ dar?
Die anschlieBende Bestimmung der internen Konsistenz wird auf die Variablen Wettbe- werbsrelevante Herausforderungen, Wettbewerb aufgrund interner Funktionen sowie Wettbewerbsfahigkeit aufgrund unternehmensspezifischer Kompetenzen bezogen und gibt Aufschluss uber die Reliabilitat der Befragung fur diesen Bereich des Fragebogens. Zuletzt wird eine explorative Faktorenanalyse fur die Daten der Frage zu Wettbewerbsfahigkeit aufgrund interner Funktionen durchgefuhrt, um eine Dimensionsreduzierung zu erzielen.
Im Diskussionsteil der vorliegenden Arbeit (siehe Kapitel 4) werden die Ergebnisse der Auswertungen im Hinblick auf die theoretischen Erkenntnisse und abgeleiteten okono- mischen Fragestellungen diskutiert. AbschlieBend wird die praktische Relevanz der Ergebnisse beurteilt und dargestellt.
2 Kleine und mittlere Unternehmen in Osterreich
2.1 Definition und Abgrenzung von KMU
Um in einem gemeinsamen Markt ohne Binnengrenzen die wirtschaftlichen Rahmenbe- dingungen fur KMU zu verbessern sowie die unternehmerische Initiative, Investitionsta- tigkeit und Wachstum zu fordern, bedarf es einer einheitlichen Definition zur eindeutigen Abgrenzung von GroBunternehmen. Dies ist insbesondere fur die offentliche Verwaltung und die Europaische Kommission fur die Vergabe von Fordermitteln notwendig.[6] Zur Regulierung der Forderanspruche wurde von der Europaischen Kommission eine gemein- same Definition von KMU aufgestellt, welche am 01. Januar 2005 in Kraft trat und fur alle KMU-spezifischen Politikfelder, Programme und MaBnahmen der Kommission gilt. Die Definition von Kleinstunternehmen, kleiner und mittlerer Unternehmen wird in der EU-Empfehlung 2003/361 festgeschrieben.[7] Die Definition der Schwellenwerte beruck- sichtigt die unterschiedlichen Kategorien von KMU und ermoglicht, dass zahlreiche Unternehmen ihren KMU-Status beibehalten sowie weiter Anspruch auf regionale und nati- onale UnterstutzungsmaBnahmen haben.[8] GemaB Definition differenziert die Europaische Kommission kleine und mittlere Unternehmen anhand der drei quantitativen Kriterien Anzahl der Beschaftigten, Jahresumsatz und Jahresbilanzsumme. Die Einhal- tung der Mitarbeiterzahl ist eine zwingende Voraussetzung, um als KMU eingestuft zu werden. Weiterhin steht es dem Unternehmen frei, entweder die Obergrenze fur den Jahresumsatz oder die Jahresbilanzsumme einzuhalten, um noch als KMU und nicht als GroBunternehmen definiert zu sein.[9] Die Schwellenwerte fur die jeweiligen Unterneh- menskategorien fur KMU sind in Tabelle 1 (siehe Anhang B) dargestellt.
Demnach zahlt ein Unternehmen zu den KMU, wenn es nicht mehr als 249 Beschaftigte hat und einen Jahresumsatz von hochstens 50 Millionen € erwirtschaftet oder eine Bi- lanzsumme von maximal 43 Millionen € pro Jahr aufweist. Die Schwellenwerte gelten fur Einzelunternehmen und beziehen sich auf den letzten durchgefuhrten Jahresab- schluss.[10]
2.2 Herausforderungen fur kleine und mittlere Unternehmen
Kleine und mittlere Unternehmen bilden das Ruckgrat der Unternehmenslandschaft und haben einen wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaftsstruktur. Dies gilt fur die gesamte Europaische Union und besonders fur Osterreich. Im Jahre 2014 zahlten rund 99,7% der osterreichischen Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft zu den KMU. Die 326.900 KMU beschaftigen mehr als 1,9 Millionen Personen und erwirtschaften einen Umsatzanteil von 63% (456 Milliarden €). Mit rund 61% (114 Milliarden €) tragen die KMU zur gesamten Bruttowertschopfung in Osterreich bei. Weiterhin lasst sich die be- triebswirtschaftliche Situation der KMU sowohl im langfristigen (2008 bis 2014) als auch im kurzfristigen Zeitvergleich (2012 bis 2014) positiv beschreiben. Langfristig lasst sich hier eine deutliche Zunahme der Anzahl von KMU von uber 9% sowie ein Umsatzwachs- tum von mehr als 12% verzeichnen. Die positive Entwicklung wurde maBgeblich durch Ein-Personen-Unternehmen getrieben, die mit 12,6% ein uberdurchschnittlich hohes Wachstum erzielen konnten. Trotz des Krisenjahres 2009 konnten die KMU stabile Wachstumsraten sowohl bezuglich der Anzahl der Beschaftigten als auch im Bereich des Umsatzes vorweisen. Dies verdeutlicht die stabilisierende Wirkung von KMU fur die os- terreichische Wirtschaft.[11] Neben den wirtschaftlichen Funktionen erfullen die kleinen und mittleren Unternehmen auch beschaftigungs- und bildungspolitische Funktionen. Von 2008 bis 2014 ist ein positiver Trend der Beschaftigungszunahme mit uber 7% zu verzeichnen.[12] MaBgebliche Treiber fur die Erhaltung und den Ausbau der Wettbewerbs- fahigkeit der KMU in Osterreich sind die Innovation sowie Digitalisierung.[13] Die Digita- lisierung gilt als wesentlicher Treiber von Veranderungen in nahezu allen Unternehmens- bereichen. Im EU-weiten Vergleich nutzen osterreichische KMU digitale Technologien fur den Geschaftsverkehr relativ wenig.[14] Um sich jedoch an den standigen Wandel und Wettbewerb erfolgreich anzupassen, bedarf es eines ausgereiften Prozessmanagements, das auf die kontinuierliche Verbesserung und Steuerung jeglicher Geschaftsprozesse aus- gerichtet ist. Daruber hinaus spielt das Qualitatsmanagement fur KMU eine bedeutende Rolle. Es ist besonders Fuhrungsaufgabe eines Unternehmens, dieses System aufrechtzu- erhalten und strategisch weiterzuentwickeln. In Osterreich sind im Jahr 2007 bereits uber 4.000 Unternehmen nach der Qualitatsmanagementnorm ISO 9001 zertifiziert. Dieser Internationale Standard gibt jeglichen Organisationen (auch KMU) die Moglichkeit, quali- tativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen nachzuweisen. Dies dient dazu die Kun- denzufriedenheit zu erhohen sowie interne Prozesse zu verbessern.[15] Um die Herausforderungen der standig wechselnden Kundenbedurfnisse sowie angleichender Produkte und Dienstleistungen zu meistern, mussen sich Geschaftsfuhrer und Mitarbeiter kontinuierlich weiterbilden und relevante Fachkompetenzen auszubauen.[16]
3 Datenanalyse
Im folgenden Kapitel werden auf Basis der Datenerhebung der IMAD GmbH in Innsbruck sowohl deskriptive als auch inferenzstatistische Untersuchungen durchgefuhrt. Der Datensatz stammt aus einer Erhebung von 500 kleinen und mittleren Unternehmen aus Osterreich. Im Rahmen der schriftlichen Befragung wurden die Geschaftsfuhrer der KMU von Juli bis Oktober 2005 personlich mittels Fragebogens zu verschiedenen Berei- chen der Wettbewerbsfahigkeit befragt. Als Abgrenzungskriterium wurde dabei lediglich die BetriebsgroBenklasse und nicht der Jahresumsatz oder die Jahresbilanzsumme heran- gezogen, sodass sich die Interpretation der folgenden Analysen auf das Kriterium der Mitarbeiteranzahl beschrankt. Einige der Fragen wurden nicht von allen 500 Geschafts- fuhrern beantwortet, sodass bei den Analysen zu diesen Bereichen die StichprobengroBe bewusst auf die jeweilige Anzahl reduziert wurde, zu denen es Aussagen gab. Dabei wurde der listenweise Fallausschluss herangezogen. Bei den einzelnen Teilstichproben sind zum groBen Teil genugend gultige Daten vorhanden, sodass nahezu alle Auswertun- gen eine genugend kleine Fehlermenge von unter 5% aufweisen.
3.1 Deskriptive Analyse
Die deskriptive Statistik beschaftigt sich mit der Organisation, Darstellung und Zusam- menfassung von Daten.[17] In diesem Kapitel werden verschiedene deskriptive Analysen durchgefuhrt, die Aufschluss uber die Verteilung statistischer Merkmale geben.
3.1.1 Verteilung nach Branchen, Bundeslandern und Betriebsgrofienklassen
Im Folgenden wird die Verteilung der befragten 500 KMU nach Branchen, Bundeslan- dern und BetriebsgroBenklassen erlautert und grafisch dargestellt.
Branchenverteilung
Die meisten der befragten KMU lassen sich der Branche Erbringung von unternehmens- bezogenenDienstleistungen zuordnen. In dieser Branche sind 135 und damit fast 30% der Unternehmen tatig. Dazu gehoren Bereiche wie Verwaltung und Fuhrung von Unterneh- men sowie Public Relations, Frachten- und Personentransport, EDV- und Informations- dienstleistungen, wirtschaftliche Beratungstatigkeiten, Leistungen der Forschung und Entwicklung.[18] Um eine hohere Flexibilitat zu gewahrleisten lagern Unternehmen Tatig- keiten, die nicht zu deren Kernkompetenz gehoren, vermehrt aus (Outsourcing). Dadurch entstehen in diesem Sektor neue Unternehmen und Arbeitsplatze, wodurch sich die hohe Anzahl an KMU in der Dienstleistungsbranche in Osterreich erklaren lasst.[19] Durch die vorgegebene Branchendefinition in dem Fragebogen handelt es sich bei der Kategorie Erbringung von unternehmensbezogenen Dienstleistungen, im Vergleich zu den weiteren Branchen, vielmehr um eine Branchengruppe, die diverse Branchen umfasst. Demnach ist es moglich, dass alle Unternehmen, die in jeglichen Dienstleistungsbranchen tatig sind, sich aufgrund der nicht vorhandenen Differenzierung in die Kategorie der unternehmensbezogenen Dienstleistung eingeordnet haben und so eine sehr heterogene Gruppe ent- steht. Die Verzerrung kann besonders durch die personenbezogene Dienstleistung der Tourismusbetriebe hervorgerufen worden sein, da 99,9% der Tourismusbetriebe in Osterreich KMU sind.[20] Auffallig ist, dass im Bereich der Herstellung von Chemikalien und chemischen Erzeugnissen nur drei der 500 kleinen und mittleren Unternehmen und damit weniger als 1% tatig sind. Die Ursache fur die geringe Anzahl der KMU in dieser Branche, lasst sich darauf zuruckfuhren, dass die Branchenbezeichnung im Vergleich zur Branche Herstellung von unternehmensspezifische Dienstleitung sehr eng gefasst und sehr homogen ist. Ebenso ist es moglich, dass sich spezialisierte GroBunternehmen auf diesen Bereich fokussiert haben und somit diese Branche dominieren. Die Betrachtung der Branchenverteilung in drei Kategorien macht deutlich, dass der groBte Anteil der Un- ternehmen mit 67% und damit zwei Drittel der Unternehmen in den Branchen der Erbrin- gung von unternehmensbezogener Dienstleitung, Einzelhandels bzw. Reparatur von Ge- brauchsgegenstanden sowie des Bauwesens tatig sind. In der zweiten Kategorie lassen sich die KMU in den Branchen der Datenverarbeitung undDatenbank, Kfz-Handel bzw. Reparatur von Kfz bzw. Tankstellen, Herstellung von sonstigen Erzeugnissen sowie Her- stellung von Nahrungs-, Genussmitteln und Getranken zusammenfassen. Diese haben mit ca. 27% einen deutlich geringeren Anteil an der gesamten Branchenverteilung. Dem drit- ten Bereich, der Herstellung von Metallerzeugnissen, Maschinenbau sowie der Herstellung von Chemikalien und chemischen Erzeugnissen lassen sich nur knapp 10% der 500 KMU zuordnen. Abbildung 1 (siehe Anhang A) stellt die Branchenzugehorigkeit der 500 KMU grafisch dar.
Bundeslanderverteilung
Im Folgenden wird die Verteilung der KMU auf die acht Bundeslander Osterreichs be- trachtet. GemaB der Statistik der Unternehmensdemografie von 2007 bis 2013 ist die Verteilung reprasentativ. Eine bevorzugte Unternehmensansiedelung befindet sich gemaB der Auswertung in Wien. Mehr als ein Funftel aller befragten Unternehmen haben deren Un- ternehmenssitz in der Hauptstadt Osterreichs. Die Landeshauptstadt ist flachenmaBig zwar das kleines Bundesland, verfugt jedoch im Jahre 2016 uber die hochste Einwohner- zahl (1,8 Millionen) im Vergleich zu den anderen Bundeslandern.[21] Durch die attraktive Unternehmenssteuer, gute Infrastruktur, gutes Ausbildungssystem, hohe Lebensqualitat sowie Forschungs- und Entwicklungsstandorten gehort Wien zu den wichtigsten Wirt- schaftsstandorten Osterreichs, wodurch sich die dichte KMU-Ansiedlung erklaren lasst. Oberosterreich, Steiermark, und Niederosterreich haben hingegen eine groBe Landesfla- che von ca. 12.000 bis 19.000 km[2]. Der Bevolkerungsstand ist im Vergleich zu den wei- teren Bundeslandern (Wien ausgeschlossen) deutlich hoher. In Niederosterreich betrug die Bevolkerungsdichte im Jahr 2016 uber 1,6 Millionen. Im Vergleich zum Burgenland leben hier funf Mal mehr Menschen. Nur drei Prozent der betrachteten KMU haben Ihren Unternehmenssitz im Burgenland. Das schlechte Ranking dieses Bundeslandes lasst sich auf die geringe Bevolkerungszahl und die relativ geringe Landesflache zuruckfuhren.[22] Ein weiterer Einflussfaktor fur die geringe Unternehmensprasenz im Burgenland ist die unmittelbare geographische Nahe zur Wirtschaftsmetropole Wien. Zusammenfassend lasst sich feststellen, dass uber 50% der befragten Unternehmen im Norden Osterreichs (Wien, Niederosterreich, Oberosterreich) angesiedelt sind. Die Verteilung der KMU nach den Bundeslandern in Osterreich ist in Abbildung 2 (siehe Anhang A) grafisch darge- stellt.
Betriebsgrofienklassenverteilung
Als ein weiteres deskriptives Merkmal wird die Verteilung der KMU nach Betriebsgro- Benklassen herangezogen und in Abbildung 3 (siehe Anhang A) grafisch dargestellt. Zunachst ist anzumerken, dass die relevante StichprobengroBe 499 betragt. Aus der Gra- fik wird deutlich, dass 72% der KMU mit einer maximalen Mitarbeiterzahl von neun zu den Kleinstunternehmen zahlen. Die Kleinunternehmen nehmen mit ca. 23% den zweiten Platz der BetriebsgroBenklassenverteilung ein. Mit 3,4% gehort der geringste Anteil der KMU zu den mittelstandischen Betrieben. Bei einem Vergleich der Ergebnisse dieser Er- hebung mit der BetriebsgroBenklassenverteilung aller KMU in Osterreich, wird ersicht- lich, dass die Stichprobe das Ranking der BetriebsgroBenklassen der gesamten osterrei- chischen Wirtschaft reprasentativ widerspiegelt.[23]
3.1.2 Darstellung der Unternehmensentwicklung
Um die Unternehmensentwicklung der 500 befragten osterreichischen Unternehmen be- werten zu konnen, werden die Kennzahlen Umsatz, Marktanteil sowie Gewinn in den letzten funf Jahren naher betrachtet. Abbildung 4 (siehe Anhang A) stellt dar, wie sich diese Kennzahlen KMU im Zeitraum 2000 bis 2005 entwickelt haben. Die unterschiedli- chen StichprobengroBen wurden bei den jeweiligen Berechnungen berucksichtigt. Auf- grund der unterschiedlichen StichprobengroBen sind die Kennzahlen nicht direkt mitei- nander vergleichbar. Auffallig ist, dass sich bei den meisten KMU weder Umsatz, Marktanteil noch Gewinn innerhalb der letzten funf Jahre verandert hat. Im Bereich der Umsatzentwicklung zeigt sich, dass 176 (35%) der befragten Unternehmen eine Umsatz- steigerung verzeichnen konnten. Nur bei 105 (21%) der KMU hat sich das Umsatzvolu- men verringert. Weiterhin fallt auf, dass nur bei 141 (28%) der KMU eine Gewinnzu- nahme innerhalb der letzten funf Jahre verzeichnet wurde. Durch eine Gegenuberstellung der Gewinn- und Umsatzzunahme, lasst sich feststellen, dass die positive Umsatzentwick- lung um 7% hoher ist als die Gewinnzunahme. Dies kann daran liegen, dass nicht alle 500 befragten Geschaftsfuhrer der KMU die beschriebenen Fragen beantwortet haben. Es ist jedoch auch denkbar, dass es sich hier um eine negative Umsatzrentabilitat handelt, die auf sinkende Produktivitat sowie steigende Kosten zuruckzufuhren ist. Beide Annah- men lassen sich anhand der vorliegenden Informationen jedoch nicht mit absoluter Si- cherheit bestatigen. Der Gewinn hat sich bei ungefahr 22% innerhalb der letzten funf Jahre (bis 2005) verringert. Aus der Grafik wird ebenfalls ersichtlich, dass bei nahezu 50% der KMU der Marktanteil konstant blieb. Dies gilt als Indiz fur die Stabilitat der Marktverteilung. Dennoch konnten 22% der KMU an Marktanteil zulegen wohingegen knapp 17% der KMU an Markanteil verloren. Aus Abbildung 4 (siehe Anhang A) geht somit hervor, dass eine positive Umsatzentwicklung nicht zwingend zu einer Zunahme des Marktanteils fuhrt. Insgesamt lasst sich eine uberwiegend positive Entwicklung des Unternehmenserfolgs aller befragten KMU feststellen.
In Tabelle 2 (siehe Anhang B) werden jeweils der Mittelwert und die Standardabwei- chung des Umsatzes, des Markanteils sowie des Gewinns dargestellt. Die notwendige Voraussetzung zur Bildung der Mittelwerte ist mit der Intervallskala erfullt. Wie in Tabelle 2 (siehe Anhang B) dargestellt, erzielten die „erfolgreichen Unternehmen“ im Durchschnitt eine Gewinnzunahme von 35,66% (SD=59,34), Umsatzzunahme von 34,49% (SD=35,14) sowie eine Markanteilszunahme von 19,06% (SD=13,88). Durch die durchschnittlichen Wachstumsraten der drei Kennzahlen, lasst sich die positive Entwicklung der KMU bestatigen. Die hohen Standardabweichungen der drei Kennzahlen deuten auf eine hohe Streuung um den Mittelpunkt hin. Dies impliziert, dass die Mittelwerte keine reprasentativen Erwartungswerte darstellen. Bei der Betrachtung der beiden Ext- remwerte (Minimum und Maximum) lasst sich feststellen, dass hier eine enorme Spann- breite vorhanden ist. Die maximale Spannbreite bewegt sich bei der Gewinnzunahme zwischen 2% und 400%, wodurch die Mittelwerte kein representatives Ergebnis darstellen. Diese Analyse lasst sich auch fur die negative Entwicklung heranziehen, wird jedoch hier nur reprasentativ fur die positive Entwicklung dargestellt.
3.1.3 Darstellung der Herausforderungen und der Wettbewerbsfahigkeit
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse des Fragebogens bezuglich der Kategorien der wettbewerbsrelevanten Herausforderungen, Wettbewerbsfahigkeit aufgrund interner Funktionen sowie Wettbewerbsfahigkeit aufgrund unternehmensspezifischer Kompetenz dargestellt und erlautert. Im Fragebogen der IMAD GmbH bestehen die Antwortskalen aus den funf Merkmalsauspragungen „stimme voll und ganz zu“, „stimme eher zu“, „teils/teils“, „stimme eher nicht zu“, „stimme gar nicht zu“ bzw. „sehr wichtig“, „wich- tig“, „teils/teils“, „weniger wichtig“ und „unwichtig“. Mittels der Likert-Skala werden subjektive Meinungen anhand vorgegebener Antworten gemessen, die von einem Extrem zum anderen reichen. Diese Skala ist im methodischen Sinn zwar ordinal skaliert, kann jedoch aufgrund der 5-stufigen Skala als quasi-metrisches Skalenniveau angenommen werden. Zusatzlich ist es auch moglich, sich bei dem jeweiligen Merkmal der Frage zu enthalten („Nicht beurteilbar“). Aufgrund der bipolaren Antwortskala werden die jeweiligen Merkmalsauspragungen numerisch kodiert und den Zahlen eins („stimme gar nicht zu“ bzw. „unwichtig“) bis funf („sehr wichtig“ bzw. „stimme voll und ganz zu“) zuge- ordnet. Die Merkmalsauspragung „nicht beurteilbar“ wird dabei nicht berucksichtigt, da sie keinerlei Aufschluss uber die Relevanz der jeweiligen Merkmale gibt. Innerhalb der einzelnen Merkmalsauspragungen werden anschlieBend die jeweilige absolute Haufig- keit, die Anzahl aller abgegeben Stimmen des Merkmals („nicht beurteilbar“ ausge- schlossen), der Mittelwert sowie die Standardabweichung bestimmt. Da die Streuung sehr klein ist und sich zwischen den Werten 0,6 und 1,6 bewegt, verteilen sich die Werte eng um die Mittelwerte. Daraus lasst sich schlussfolgern, dass die Mittelwerte die Tendenz der Antworten der Geschaftsfuhrer sehr gut widerspiegeln und reprasentativ sind. Die Methode ist sehr genau, da durch die Mittelwertbetrachtung deutlich wird, welche Merk- malsauspragung tendenziell am haufigsten im Durchschnitt angekreuzt wurde.
[...]
[1] Vgl. Immerschnitt, W./Stumpf, M.: 2014, S. 17.
[2] Vgl. Kommission der Europaischen Gemeinschaften: 2006, S. 5.
[3] Vgl. Pfohl, C.: 2006, S. 234f.
[4] Vgl. Europaische Kommission: 2014, S. 3.
[5] Vgl. (o.V.): (28.08.2017) http://www.stadt-wien.at/wirtschaft/kmus-in-oesterreich-bilden-
wirtschaftliches-rueckgrat.html
[6] Vgl. Europaische Kommission 2006, S. 5
[7] Vgl. Europaische Gemeinschaften: 2006, S. 6.
[8] Vgl. Europaische Gemeinschaften: 2006, S. 8f.
[9] Vgl. Employer Branding fur KMU: 2014, S. 3.
[10] Vgl. Empfehlung 2003/361/EG, Abl. EU 2010, Nr. L 95/1
[11] Vgl. Bundesministerium fur Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft: 2016, S. 14f.
[12] Vgl. Immerschnitt, W./ Stumpf, M.:2014, S. 17.
[13] Vgl. Bundesministerium fur Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft: 2016, S. 58.
[14] Vgl. Europaische Kommission (16.06.2015), http://ec.europa.eu/news-
room/document.cfm?doc id=42989
[15] Vgl. Austrian Standards (20.08.2017), https://www.austrian-standards.at/infopedia-themencenter/ specials/iso-9001/zertifizierung-nach-iso-9001/
[16] Vgl. Haubold, A.-K./ Gonschorek, T./Gestring, I.: 2014, S. 1.
[17] Vgl. Rasch, B., u.a.: 2014, S. 1.
[18] Vgl. Pegel Koln: Unternehmensbezogene Dienstleistungen. 2015, S. 2.
[19] Vgl. Burr, W.: 2014, S. 1.
[20] Vgl. Bornett (16.06.2017), http://www.forschungsnetzwerk.at/downloadpub/ KMU_austria folien_2008_KMU.pdf.
[21] Vgl. Statistika Austria (17.08.2017), http://www.stat.at/web_de/statistiken/wirtschaft/untemehmen arbeitsstaetten/unternehmensdemografie_ab_2015/103446.html
[22] Vgl. Wirtschaftskammer Osterreich: 2016, S. 12.
[23] Vgl. Mittelstandsbericht 2016, S. 15.