Wenn es um die Behandlung bedeutender Denker und Wegbereiter der politischen Theorie geht, kommt man um den deutschen Reformator Martin Luther nicht herum. Martin Luther war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten seiner Zeit, dessen theologisches und auch politisches Werk bis in die Gegenwart tiefe Spuren hinterlassen hat. Durch die Übersetzung der Bibel ins Deutsche schuf er eine einheitliche deutsche Sprache und ist damit ein Vater der deutschen Nation. Er gilt zwar nicht als Systemtheoretiker an sich, dennoch entwickelte er in einigen seiner theologischen Werke Ideen zur politischen Gestaltung der Gesellschaft. Er vertrat in seinem Werk „Von weltlicher Obrigkeit und wieweit man ihr Gehorsam schuldig sei“ (1523)1 schon früh den Gedanken der Aufspaltung der Gesellschaft in zwei Teilbereiche, nämlich in den weltlichen Teil und in den religiösen Teil, die durch Gott miteinander verbunden sind. Ist Luther deshalb ein Vordenker der Aufklärung, und deren Ideen von Glaubensfreiheit und Trennung von Staat und Kirche, wie sie heute in den abendländischen Gesellschaften gelebt wird?
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Luthers Biographie
2.1. Die jungen Jahre
2.2. Mönch und Professor
2.3. Thesenanschlag und Kampf gegen Rom
2.4 Wartburgzeit und Luthers Kampf für seinen Glauben
III. Herausforderungen der Zeit
3.1. kirchlich – religiöses Leben
3.2. politisches Leben
3.3 geistig – kulturelles Leben
IV. Luthers politisches Werk
4.1. Thesenanschlag und Aufstand gegen die Obrigkeit
4.2. Zwei-Reiche-Lehre
4.2.1. Erster Teil
4.2.2. Zweiter Teil
4.2.3. Dritter Teil
4.2.4 Luthers Idee und die Zwänge der Zeit
V. Auswirkungen und Zusammenfassung
Literatur- und Quellenverzeichnis
I. Einleitung
Wenn es um die Behandlung bedeutender Denker und Wegbereiter der politischen Theorie geht, kommt man um den deutschen Reformator Martin Luther nicht herum.
Martin Luther war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten seiner Zeit, dessen theologisches und auch politisches Werk bis in die Gegenwart tiefe Spuren hinterlassen hat. Durch die Übersetzung der Bibel ins Deutsche schuf er eine einheitliche deutsche Sprache und ist damit ein Vater der deutschen Nation.
Er gilt zwar nicht als Systemtheoretiker an sich, dennoch entwickelte er in einigen seiner theologischen Werke Ideen zur politischen Gestaltung der Gesellschaft. Er vertrat in seinem Werk „Von weltlicher Obrigkeit und wieweit man ihr Gehorsam schuldig sei“ (1523)[1] schon früh den Gedanken der Aufspaltung der Gesellschaft in zwei Teilbereiche, nämlich in den weltlichen Teil und in den religiösen Teil, die durch Gott miteinander verbunden sind. Ist Luther deshalb ein Vordenker der Aufklärung, und deren Ideen von Glaubensfreiheit und Trennung von Staat und Kirche, wie sie heute in den abendländischen Gesellschaften gelebt wird?
II. Luthers Biographie
Um seine Ideen und sein Werk richtig einordnen und nachvollziehen zu können, muss man auch Luthers Leben an sich näher betrachten. Martin Luther war der geistige Vater der protestantischen Reformation, einer der gefragtesten Männer seiner Zeit und ein Mensch, dessen Lehre bis in die Gegenwart hineinwirkt. Diese Entwicklung war aber nicht vorprogrammiert, wie sein Lebenslauf eindeutig bescheinigt.
2.1. Die jungen Jahre
Martin Luder (Luther) wurde am 10. November 1483 als Sohn von Hans Luder, eines Kleinunternehmers im Kupferschieferbergbau, und dessen Ehefrau Margarethe Lindemann in Eisleben, im provinziellen Mansfelder Land geboren. Während sein Großvater noch ein erbzinspflichtiger Bauer war, der zum niedersten Stand zu dieser Zeit gehörte, hat es sein ehrgeiziger und bestimmender Vater zu bescheidenem Wohlstand im Hüttenwesen gebracht.[2] Seine Familie befand sich in einem rasanten sozialen Aufstieg. Er war das erste Familienmitglied das studierte, der erste „Akademiker“, obwohl er viele Geschwister hatte.[3] Schon als Kind wurde er von den Eltern und in der kostenpflichtigen Stadt-/ Lateinschule in Mansfeld streng erzogen. Luther galt als begabter Schüler, aber auch als eingeschüchtert durch die mittelalterlichen Lehrmethoden und die strenge Ordnung. Von 1501 bis 1505 besuchte er die Universität Erfurt, zu dieser Zeit die berühmteste Universität im Reich[4], die er als lebensfroher Student mit dem „Magister Artium“ absolvierte. Dem vom stolzen Vater vorbestimmten Weg des Jurastudiums in Erfurt kam das „Blitzereignis von Stotternheim“ vom 2. Juli 1505 dazuwischen, bei dem Luther gelobte ein Mönch werden zu wollen, wenn die Blitze ihn verschonen würden. Kurz darauf trat er in das Kloster des Bettelordens der Augustiner in Erfurt ein, und zog damit den Zorn seiner Eltern auf sich.[5] Es gilt aber als sicher, dass er schon vorher den Gedanken an ein geistliches Leben in sich trug.[6]
2.2. Mönch und Professor
Im Jahr 1506 legte Luther sein Mönchsgelübde ab und wurde 1507 zum Priester geweiht. Im selben Jahr beginnt er sein Theologiestudium in Erfurt. Er studiert Scholastik, besonders die Werke von Occam und Ordensgründer Augustinus, und kommt aber auch mit den Ideen der zu dieser Zeit aufstrebenden Humanisten in Berührung, und begrüßt ihre Losung 'Ad Fontes!' - Zurück zu den Quellen. Für ihn als Theologen bedeutete dies vor allem das Studium der griechischen und hebräischen Originale der Bibel (Bibelhumanismus).[7] 1508 wird Luther ins Kloster und an die Universität Wittenberg versetzt, wo er seine Arbeiten fortsetzt. Zurückgerufen, bricht er von Erfurt aus 1510/11 zu einer Reise nach Rom auf, die interne Ordensstreitigkeiten schlichten sollte. Diese Reise prägte ihn sehr in seinem Glauben[8]. Im Jahre 1512 erhielt Luther den Titel Doktor der Theologie und die Professur für die Heilige Schrift an der Universität Wittenberg. Diese Zeit ist durch ein starkes Ringen Luthers um religiöse Erkenntnis geprägt. Die für ihn entscheidende religiöse Erleuchtung soll er 1513/14 beim intensiven Studium des Römerbriefes erlangt haben (Turmerlebnis): „der Mensch erlange Gerechtigkeit allein durch die Gnade Gottes, nicht durch gute Werke“ (Röm. 1, 17). Er übersetzte das in: „Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.“ Das war Luthers Durchbruch zu einer neuen Sicht der Bibel, die das gesamte Abendland erschütterte. 1514 wird Luther als Prediger an die Wittenberger Stadtkirche berufen.[9] Damit ist er jetzt auch für das „Seelenheil“ seiner Gemeinde zuständig. Diese kam aber immer weniger zur Beichte in die Kirche, sondern kaufte auf brandenburgischem Gebiet „Ablassbriefe“, z.B. vom wegen seiner Marktschreiermethoden berüchtigten Johann Tetzel, die vollständiges Seelenheil (auch für schon gestorbene Verwandte) bringen sollten. In Wittenberg selbst durften diese Briefe nicht verkauft werden, da der Landesherr Kurfürst Friedrich der Weise das untersagte.[10]
2.3. Thesenanschlag und Kampf gegen Rom
Da Luther ein völlig anderes Verständnis von Beichte und Buße hatte und ihm die Methoden des Ablasshandels, besonders die von Tetzel, sehr zuwider waren, schrieb er 1517 seine „disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarium“ (Erklärung der Kraft der Ablässe), auch als die „95 Thesen“ bekannt, die er am 31. Oktober des selben Jahres an viele Stellen und kirchliche Persönlichkeiten schickte. Der von Melanchthon überlieferte Thesenanschlag an der Schlosskirche ist wohl nur eine Legende.[11] Da seine Thesen auch schnell ins deutsche Übersetzt wurden, entwickelten sie eine gewaltige Sprengkraft, die das gesamte päpstliche Finanzwesen angriff und die Binde- und Lösegewalt, das wichtigste Stück päpstlicher Macht, bezweifelte. Daneben stellte er auch noch die Rechtmäßigkeit der Begründung kirchlicher Institutionen in Frage.[12]
Luther war ein revolutionär, der es auf sich allein gestellt mit der mächtigsten Institution der Welt aufnahm, die nicht nur die organisatorische Gestalt des Glaubens von Millionen darstellt, sondern auch das gesamte Abendland in seiner politischen Form umfasste.[13]
[...]
[1] Vgl. Vgl. Luther – „Von weltlicher Obrigkeit“
http://www.glaubensstimme.de/reformatoren/luther/302.htm
[2] Vgl. Moeller, S. 53
[3] Vgl. Diwald, S.16
[4] Ebd. S.11
[5] Vgl. http://www.luther.de/leben/geburt.html
[6] Vgl. Diwald, S.14
[7] Vgl. http://www.luther.de/leben/moench.html
[8] Vgl. Diwald, S.29-35
[9] Vgl. http://www.luther.de/leben/moench.html
[10] Vgl. http://geschichtsverein-koengen.de/Reformation.htm
[11] Vgl. Diwald, S.66ff.
[12] Ebd., S.67
[13] Ebd., S.82
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